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Schon jetzt 1.200 Neuheiten zur Spiel ’17 angekündigt

Spiel 17

Was zu viel ist, ist zu viel

Achtung! Achtung! Der Merz-Verlag veröffentlicht soeben auf Facebook, dass bereits jetzt offiziell 1.200 Neuheiten für die Spielemesse 2017 in Essen angekündigt sind. In Worten heißt die Zahl: Eintausendzweihundert! Das klingt toll. Natürlich. Immerhin können Nerds aus den vollen Schöpfen und jeder Spieler wird voraussichtlich in dem von ihm (und immer auch ihr) präferierten Spielesegment ein neues tolles Gesellschaftsspiel finden. So weit so gut.

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Wir sind jedoch noch nicht am Ende. Denn in der Regel füllt sich die Liste mit Neuheiten im September erst richtig. Ich würde mich nicht wundern, wenn am Ende eine Zahl um wenigstens 1.500 oder gar 1.800 Neuheiten herauskommt. Wenigstens. Das klingt noch immer paradiesisch. Aber ist es das auch wirklich?

1.200 Neuheiten – aber nicht unbedingt im Handel

Die Zahl setzt sich aus vielen Neuheiten zusammen, die dieses Jahr erscheinen sind oder eben erscheinen sollen. Darunter sind Erweiterungen, Neuauflagen und kleine Zusatzpacks ebenso wie vollwertige neue Gesellschaftsspiele im Erwachsenen- und Kindersegment. Hinzu kommt speziell auf der Spiel ’17 in Essen eine ganze Reihe von Spielen, die von ausländischen Verlagen angegeben, hier aber nur als Import oder in begrenzter Stückzahl zu haben sein werden. Teilweise vielleicht auch nur auf der Messe. Die Zahl ist also in diesem Sinne nicht mit dem tatsächlichen Angebot im Handel zu verwechseln. Dennoch ist die Angabe ein Paukenschlag.

Es ist zu viel. Wirklich!

Ich finde, dass diese Menge einfach zu groß ist. Das kann kein normaler Mensch mehr überblicken. Selbst wir als gestandene Redaktion sind von der schieren Menge erschlagen. Klar, Spielefreaks lieben die gigantische Auswahl. Und vielleicht werden auch alle Spiele einen Abnehmer finden. Das klingt nach einem Schlaraffenland. Aber der normale Spieler, der sich zwei, drei Spiele im Jahr gönnt, wird kaum noch wissen, was er kaufen soll. Es bedarf mehr als sonst einer Orientierungshilfe.

Diese Orientierungshilfe hat sich die Jury Spiel des Jahres auf die Fahne geschrieben. Einer Aufgabe, der sie in einer aus meiner Sicht immer wieder diskussionswürdigen Art und Weise nachkommt. Eine Orientierung für echte Gelegenheitsspieler kann ich da an einigen Stellen nur noch in Ansätzen erkennen. Aber darüber lässt sich natürlich trefflich streiten.

Eine andere Orientierungshilfe bieten Online-Portale wie Reich der Spiele. Ich spreche hier nicht von Bloggern, die ihre Lieblinge in die Kamera halten oder abfeiern, sondern von Angeboten, die kritisch und mit einer gewissen Regelmäßigkeit und Informationsmenge mehr als nur einen persönlichen Geschmack widerspiegeln. Diese Magazine (sowie die Jury) haben es trotz einer größeren Mitarbeiterzahl zunehmend schwerer. Denn die Masse an Neuheiten ist nicht zu bewältigen. Und zwar gar nicht erst als Rezension, Tipp oder sonst etwas, sondern in der Vorsondierung, welche Spiele überhaupt berichtenswert sind. So kommt es zwangsläufig zu einem Informationsmangel auf breiter Fläche. Denn alle Angebote – Online-Magazine, Blogs, Videokanäle, Printmagazine, Zeitungen und Radiostationen – können nur noch einen Mini-Ausschnitt des Angebots aufarbeiten. Wir werden es versuchen. Wir wissen aber, dass es nicht gehen wird.

Verlage, macht endlich mal was!

Und auch der Handel wird nur potenzielle Verkaufsschlager in die (virtuellen und realen) Regale stellen. Diese Fragmentierung des Angebots ist jedoch für niemanden ein Vorteil. Das Problem ist, dass die Verlage längst tief in einer Spirale hängen. Viele Neuheiten kämpfen um Einzelhandelslistungen. Folglich fliegen alte raus und neue Spiele kommen erst gar nicht rein. Wer hier nicht zu den großen Vertrieben gehört, hat schlechte Karten und muss sich Nischen suchen. Es ist aber noch schlimmer: Wer auf Neuheiten verzichtet, fliegt vielleicht ganz aus dem Regal. Platz schaffen für Neues. Dieses System führt zu einer Kanibalisierung.

Verlage sind aus meiner Sicht daher gefordert, ihr Programm besser zu pflegen. Die bisherigen Spiele haben doch eine enorme Klasse. Warum können die nicht noch ein zweites und drittes und vielleicht hat auch viertes und fünftes Jahr intensiv beworben werden? Denn aus Werbung erwächst natürlich Verlangen. Wie  gesagt: Die Qualität ist ja da. Immer nur Neuheiten zu veröffentlichen, kann und wird auf Dauer nicht gut gehen. So schön, dass anfangs für Spieler klingen mag, so gut vielleicht der Abverkauf klappen mag. Es ist eine unsinnige Spirale, die am Ende die Schnelllebigkeit fördert. Aber gerade Spiele brauchen Zeit. Zum Entdecken, zum Kennenlernen und zum Weiterempfehlen. Und die haben sie nicht mehr. Wer soll diesen Unsinn auf Dauer gut finden? Außer ein paar Nerds, die gern eine große Auswahl haben?

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2 Kommentare

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Andreas 22. August 2017 at 12:24

Ich sehe das Problem nicht. Es konnte doch auch kein Mensch mehr 1000 Neuheiten überblicken und auch nicht 500. Es hat doch auch keiner mehr Überblick über erschienene Filme, Bücher, Cd´s etc.
In allen anderen genannten Bereichen haben sich dann halt Magazine/Blogger entwickelt, die sich spezialisiert haben. Warum nicht einen "Euro-Gamer-Blog" betreiben?
Was man dann selbst draus macht ist jedem überlassen. Es wird ja keiner gezwungen, sich immer neue Spiele zu kaufen. Da ist man schon ein wenig selbstverantwortlich.

Viele Grüße,
Andreas.

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Taylor 14. September 2017 at 21:55

Wir gehören zu den Vielspielern. Für uns ist es immer wieder eine Überraschung, wie viele neue Spiele im Jahreszyklus von Messe zu Messe wieder erfunden werden. So unglaublich groß das Angebot auch ist, so schwierig ist es manchmal sich für den Kauf eines Spiels zu entscheiden. Uns hilft dabei die vielen Rezensionen , die im Netz zu finden sind, und die realen Spieletreffs. 

Wir finden es bewundernswert , wie viele Menschen im Zeitalter von anonymer Technik den Weg an den Tisch zum Spielen finden.

Deshalb ein Dank an alle Erfinder der analogen Spiele!

egal wieviel tausend es wieder sind……

mit bestem Spielergruss Taylor 

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