Reich der Spiele
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5 Jahre Reich der Spiele

Rückblick als Plauderei aus dem Nähkästchen

„Dazu musst du was schreiben“, sagte ich mir. Mein Blick fiel gerade auf den Kalender und ich sah, dass Reich der Spiele am 1. April 2006 bereits fünf Jahre online ist. Fünf Jahre. Im Internet schon eine kleine Ewigkeit, besonders in der Spieleszene, die in den letzten Jahren viele Web-Angebote kommen und gehen gesehen hat. Dabei ist ausgerechnet Reich der Spiele nicht mal eines der älteren Web-Angebote. Aber inzwischen, das kann ich mit Stolz, aber ohne Arroganz sagen, eines der ganz wenigen Online-Magazine, die auf eine breite Akzeptanz bei Herstellern, Experten und Leserinnen und Lesern gleichermaßen stoßen. Und eines der umfangreichsten dazu.

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Doch das war nicht immer so. Im Grunde fing alles mit einer scherzhaften Idee von Gerlinde und mir an. Ursprünglich sollten nur eine Hand voll Besprechungen eigener Spiele den Weg ins Web finden. Eigentlich nur aus Spaß, gar nicht, um jemanden damit etwas bieten zu wollen. In Wirklichkeit suchte ich wahrscheinlich nur nach Inhalt für eine Webseite, die ich basteln wollte. Blau-rot war der erste Versuch, falls sich jemand erinnert. Und gruselig anzuschauen. Nachdem die ersten zehn, 20 Rezensionen online waren, eine Linkrubrik geschaffen und die ersten Artikel eingestellt waren, kamen jedoch plötzlich tatsächlich erbetene Spiele von vereinzelten Verlagen. Die Freude war groß. Doch plötzlich wurde es auch ernst, denn wer Freiexemplare bekommt, muss etwas dafür leisten. Leisten? Ja! Denn wer ein Spiel rezensiert, benötigt einige Testpartien in möglichst unterschiedlichen Spielerunden, benötigt Zeit, seine Bewertung in Worte zu fassen, diese im Web zu veröffentlichen und den Kontakt mit den Verlagen zu halten. Und ein bisschen Masochismus. Denn auch die schlechtesten Spiele müssen eine zweite Chance erhalten. Und es gibt einige schlechte Spiele (was übrigens zusätzlich frust-resistente Spielerunden erfordert). So wird aus einem Hobby schnell eine Art Nebenberuf. Auf Dauer geht das weder allein noch zu zweit. Deshalb bin ich froh, dass unser Team nach und nach auf inzwischen rund 25 Autoren angewachsen ist. Und glücklich bin ich, dass bislang fast alle unserem Online-Magazin treu geblieben sind.

Online-Magazin heißt, auf den zweiten Teil des Wortes einen Schwerpunkt zu setzen. So war die Idee von Anfang an, ganz bewusst redaktionelle Angebote zu bieten und nur wenig Community-Elemente. Auch wenn immer wieder nach Spiele-Noten oder einem Forum gefragt wird, setzen wir lieber weiter auf gefilterte Artikel, Interviews und natürlich Rezensionen. Das war von Anfang an so und soll auch so bleiben.

Als Betreiber eines Online-Magazins will man auf Messen vertreten sein. Also ging es blauäugig und völlig unerfahren in solchen Dingen 2001 erstmals zur Spiel nach Essen. Ich fasse mich kurz und zitiere einfach mal einen Verlagsvertreter, der uns ihm völlig Unbekannten und nur „zufällig“ neben ihm Stehenden sein Leid klagte: „Die kommen alle ohne Termin, da kann ich so einen Hals bekommen. So etwas von unprofessionell.“ Verlegen standen wir da, lächelten verschämt und fragten ihn: „Haben Sie eventuell zehn Minuten für uns Zeit?“ … Ich muss wohl nicht ausführen, wie das folgende Gespräch zu einer wunderbaren Lektion wurde.

Die Messen in Essen und Nürnberg, aber auch das Spieleautorentreffen in Göttingen sind für uns inzwischen zum festen Bestandteil der Jahresplanung geworden (natürlich mit Terminabsprachen). Der Austausch mit Kollegen, Verlagsvertretern, Autoren, Spielern und auch Lesern macht nicht nur viel Spaß, sondern bringt immer wieder Impulse, Ideen und Hinweise für die eigene Arbeit. Diese Resonanz sorgt zum Teil auch dafür, Ermüdungserscheinungen zu überwinden, die nach so langer Zeit wahrscheinlich einfach auftreten müssen. Jedenfalls geht es nach Messen immer wieder frisch gestärkt weiter.

Immer wieder weiter geht es auch mit der Entwicklung unserer Webseite, Inhaltlich zumindest. Die Spielecharts sind inzwischen fest etabliert und werden in Kooperation mit unseren Partnern Fairspielt, Hall 9000 und Spieletruhe angeboten. Das Spiel-E-Zine war ein Erfolg, die Erstellung ist jedoch zeitlich sehr aufwändig, weshalb die dritte Ausgabe momentan hinter den redaktionellen Standards zurückstehen muss. Denn diese nehmen mit monatlich rund 20 neuen Besprechungen sowie zusätzlich Artikeln und Interviews einiges an Kapazität in Anspruch. Schrieb ich nicht oben etwas von Masochismus?  

Ein echter Höhepunkt ist inzwischen unsere Geburtstags-Schnitzeljagd, die wir jedes Jahr anbieten. Mit fiesen und umschreibenden Fragen geben wir Hinweise, mit denen auf unserer Webseite von Lösungsbuchstaben wie Brotkrumen gesammelt werden sollen. Die Fragen zu entwickeln, ist zwar recht aufwändig und schon einige haben den Pre-Test im Team nicht bestanden und wurden – gut so – gar nicht erst veröffentlicht. Ich gebe aber zu: Wenn es gelingt, unsere Leser auf falsche Fährten zu locken, klopfe ich mir kichernd auf die Schenkel. Ich hoffe, dass auch dieses Jahr wieder die Fragen eine gesunde Mischung aus Kopfnüssen und Durchatmen ergeben und möglichst viele Teilnehmerinnen und -nehmer zur Lösung kommen. Wissen kann man das komischerweise vorher nie.

Und unsere jetzt fünfte Schnitzeljagd macht mir wieder klar, wie schnell doch die Zeit vergeht. Und wie viel sich getan hat. Spiel des Jahres 2001 – und damit „unser erstes“ – war übrigens Carcassonne. Das heißt, wir haben seit dem schon über einige Top-Spiele berichten dürfen. Und da schließ sich der Kreis. Denn aus der Idee, ein paar eigene Spiele zu besprechen und die Rezensionen ins Internet zu stellen, ist ein Projekt geworden, mit dem wir – unser Team – über Spiele und vor allem über das Drumherum berichten wollen. Berichten nicht mehr für sich selbst, sondern für dich, liebes Spielkind. So wurdest du von Anfang an genannt bei uns. Auch wenn wir Spielen nicht als Kinderkram sehen, ist doch das Verspielte, vielleicht Kindliche, das, was unseren Ansatz ausmacht. Liebe Leserin, lieber Leser, du bist es, der uns weiter antreibt, über die große Welt der Spiele im kleinen Reich der Spiele zu berichten. So lange du uns weiter dein Interesse und Vertrauen entgegenbringst, so lange wird das Team von Reich der Spiele voller Spaß für dich da sein.

Dies wäre wohl ein gutes Schlusswort gewesen. Doch bei einem kleinen Rückblick, der nun eher eine Bestandsaufnahme geworden ist, darf ich aber eins nicht vergessen. Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die uns begleitet, unterstützt und kritisiert haben, ja damit überhaupt bis hierher gebracht haben. Die Liste von Namen wäre viel zu lang. Es sind Verlage, Autoren, Kollegen, Fachleute, unsere Spielrunden, Freunde, Familie und vor allem die, für die Reich der Spiele gedacht ist: unsere Leserinnen und Leser. Danke für fünf tolle Jahre! Spielt bitte alle weiter mit uns.

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