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Verleger Carsten Reuter über das Spiel Valeria

Valeria - Foto von Schwerkraft-Verlag

Schwerkraft: fantastische Themen und schwergewichtige Spiele

Carsten, zur Spielemesse 2017 in Essen veröffentlichst du in deinem Schwerkraft-Verlag unter anderem Valeria: Königreich der Karten. Welches Thema verbirgt sich hinter diesem Titel?
„Die zwei bis fünf Spieler schlüpfen in die Rolle von Herzögen im Königreich Valeria. Sie streben alle nach der Krone.

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Vor Spielbeginn baut ein Spieler das Königreich Valeria durch eine große Kartenauslage auf dem Spieltisch aus. Hier befinden sich all die Bürger und Gebiete, die Valeria ausmachen. Darüber hinaus werden noch fünf verschiedene Monsterhorden vorbereitet. Diese bedrohen den Frieden im Land.

Im Laufe des Spiels bauen die Spieler ihre Herzogtümer mit den Bürgern und Gebieten aus. Zudem bekämpfen sie die Monsterhorden. Welcher Herzog seine Aufgabe am besten erfüllt, wird am Spielende zum neuen König gekrönt.“

Mit welchen wichtigen Mechanismen setzt Isaias Vallejo dieses Thema um? Welcher Mechanismus ist besonders prägend für den Spielspaß?
„Im Prinzip handelt es sich bei Valeria: Königreich der Karten um ein Aufbauspiel. Die Spieler haben zu Beginn nur einen Bauer und einen Ritter in ihrem Herzogtum. Ihre Möglichkeiten sind überschaubar. Aber nach ca. 20 Minuten im Spiel sieht das schon ganz anders aus.

Ein besonderer Aspekt des Spiels ist, dass der aktive Spieler mit dem Wurf zweier Würfel bestimmt, welche Bürger in diesem Spielzug arbeiten und dem Spieler die diversen Ressourcen einbringen. Achtung, Michael, hier kommt der Clou: Auch die Spieler, die nicht am Zug sind, aktivieren ihre Bürger aufgrund des Würfelergebnisses. Das bindet alle Spieler ein und die Zeit bis zu Deinem nächsten Zug kommt Dir überhaupt nicht lang vor.“

An wen richtet sich Valeria: Königreich der Karten? Wird es wieder für „Kenner“ sein oder etwas zugänglicher?
„Ich würde das Spiel im unteren Kennerbereich einordnen. Durch die Fantasy-Elemente und einige raffinierte Kombinationen, die sich nicht in der ersten Spielrunde erschließen lassen, ist Valeria schon ein bisschen mehr als Siedler. Meiner Meinung nach sollte es von der Komplexität in etwa bei unserem Räuber der Nordsee liegen.“

Gibt es einen Rat von dir, worauf Spieler speziell bei der ersten Partie achten sollten, um nicht durch Fehler den Spaß an Valeria: Königreich der Karten zu verlieren?
„Oh, bei diesem Spiel ist das absolut okay, wenn ein Spieler erst einmal stolpert. Zu zweit dauert es auch nur knapp über 30 Minuten. Zu viert auch nur ca. 50 Minuten. Was ich bei Anfängern immer beobachte ist, dass sie gerne jede Art von Bürger in ihrem Herzogtum haben wollen. Das ist auch ganz in Ordnung, aber auf Ausgewogenheit zu spielen, ist nicht die einzige zulässige Strategie.

Das Spiel enthält viel mehr Kartentypen als bei einer Partie zum Einsatz kommen. Daher empfehle ich Neulingen, zunächst die Kartenauslage aus dem Regelheft nachzubauen. Später können die Spieler die Auslage selbst gestalten und komplexere Ausgangssituationen erzeugen.“

Das Spiel enthält eine Solovariante. Wie unterscheidet diese sich vom Mehrspielerspielprinzip?
„Die Soloregeln richten sich an erfahrenere Spieler. Während beim Mehrpersonenspiel die Monster immer den Kürzeren ziehen und die Spieler untereinander wetteifern, ist es thematisch beim Solospiel möglich, dass die Monster gewinnen und Valeria so dem Untergang geweiht ist. Das stellt den Solospieler vor ein anderes Spielziel: Sei selbstlos und rette Valeria.“

Angekündigt ist Valeria: Königreich der Karten als Basisspiel. Das lässt auf Erweiterungen schließen. Hast du schon Infos für uns, wann und welche Erweiterungen zu erwarten sind?
„Ja, das Spiel lädt ja auch geradezu ein, mit neuen Bürger-, Monster- und Gebietskarten immer frisch und abwechslungsreich zu bleiben. Die geplanten Erweiterungen bestehen also zum größten Teil aus neuen Karten – teils mit neuen Eigenschaften und Symbolen. Allerdings gibt es auch Mini-Erweiterungen, die neue Regeln einführen, ohne die Grundidee des Spiels zu stören. Beispielsweise Zufallsereignisse oder Agenten, die sich anheuern lassen.“

Du hast dieses Jahr mit Terraforming Mars und Räuber der Nordsee zwei Titel auf der Nominierungsliste Kennerspiel des Jahres gehabt. Was überwiegt: Die Freude über die Anerkennung oder die Enttäuschung, dass doch ein anderes Spiel gekürt wurde?
„Hehehe, in dem Zeitraum zwischen der Nominierung und der Bekanntgabe des Gewinners habe ich mir fast täglich eine ähnliche Frage gestellt: Falls eines meiner Spiele gewinnt, überwiegt dann die Freude über den Sieg die Trauer über die Niederlage des anderen Titels? Ich liebe beide Spiele und mir ist dieses Dilemma erspart geblieben. Rückblickend muss ich sagen, dass wir den Wachstumsschub gut aufgenommen haben. Fürs nächste Jahr sind wir jetzt nicht nur bei den Titeln gut aufgestellt, sondern auch organisatorisch, falls es dann mal klappen sollte.“

Welchen Stellenwert hat im Vergleich dazu der erste Platz von Terraforming Mars beim Deutschen Spielepreis 2017?
„Das ist ein Community-Preis, den ich besonders schätze. Im Prinzip ist es das beste Feedback, das ein Verlag von den Spielern bekommen kann. Und mal ehrlich, ein erster Platz ist der Hammer, oder? Zweiter Platz ist schon verloren. Wir sind doch alles Spieler 😉 “

Kannst du unseren Lesern bitte kurz erläutern, wofür Schwerkraft steht und wie du bei der Spielauswahl vorgehst?
„Das ‚Schwer‘ im Titel steht nicht zufällig dort. Der Plan war von Anfang an, ein gehobeneres Spielerlebnis anzubieten. Mit dem Kennerspiel-Niveau würde ich die untere Grenze für Schwerkraft-Spiele ziehen wollen.
Die einzelnen Titel wähle ich nach meinem persönlichen Geschmack aus. Natürlich müssen sie auch wirtschaftlich funktionieren. Diese zwei Kriterien dominieren alles.

Diesen Sommer habe ich zwei sehr starke Titel angeboten bekommen, von deren wirtschaftlichem Erfolg ich absolut überzeugt bin. Sie werden ihren Weg nach Deutschland finden und sich für den jeweiligen deutschen Verlag sicher profitabel gestalten. Ich habe sie aber abgelehnt, da sie mir persönlich überhaupt nicht gefallen haben. Sie haben mir einfach keinen Spaß gemacht. Ich weiß aber sehr wohl um den Markt für diese Art Spiel und da belegen beide Spitzenplätze. Ich muss aber nicht alles machen.“

Was ist mit dir persönlich: Welche Spiele haben dich in den letzten zwei, drei Jahren am meisten begeistert, welche hältst du für besonders innovativ oder bedeutend?
„Michael, da bin ich Dir jetzt aber dankbar, dass Du den Zeitraum nicht auf den aktuellen Spielejahrgang eingeschränkt hast.

In Punkto Innovation bin ich immer noch total begeistert von unserem Klassiker Katakomben. Es gibt mittlerweile immer mehr Spiele mit Geschicklichkeitselementen, aber keins bleibt dabei so thematisch wie Katakomben und die Spieldauer lässt sich prima vorab steuern. Hinzu kommt, das Spiel funktioniert generationsübergreifend und unabhängig von allgemeiner Spielerfahrung der Mitspieler. Eine seltene Kombo.

An Terraforming Mars weiß ich zu schätzen, dass es mit 1 – 4 Spielern gleich gut funktioniert. Mit Spielern aus meiner Spielgruppe beende ich Zwei-Personen-Partien in 50 Minuten. Also mittlerweile ist Terraforming Mars bei mir auch ein Spiel für zwischendurch geworden.

Und hier noch ein aktueller Liebling aus den USA von mir – aber nur für wirklich hartgesottene Männerrunden: Triumph & Tragedy. Ein solides Spiel für drei Spieler, welches thematisch und mechanisch nicht ganz politisch korrekt ist, aber das ist ein Thema für ein anderes Mal …“blank

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