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Die Internationalen Spieltage „Spiel 2011“ in Essen

Jürgen Strobel von Jürgen Strobel

Oder: „Die Pforten des Himmels öffnen sich“

Liebe Leser dieses Blogs. Es ist mal wieder so weit. Die Engel posaunen es vom Himmel herab. Vom 20.10.2011 bis 23.10.2011 öffnen die Internationalen Spieltage SPIEL ’11 in Essen ihre Pforten. Mit 786 Ausstellern aus 32 Nationen und diese auf einer Fläche von 44.100 qm verteilt ist diese wohl die weltweit größte Publikumsmesse für Spiele. Ausnahmslos werden wohl alle Verlage ihre Neuheiten vorstellen die bis dahin schon fertig Produziert sind, auch wenn es nur ein Musterexemplar zu bestaunen oder zu bewundern gibt. 154.000 Besucher können sich nicht Irren, das diese Messe wohl für viele wie Weihnachten und Ostern zu gleich auf einen Tag fällt.

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Aber schauen wir uns doch mal dieses Publikum etwas näher an. Da gibt es ein paar klar zu erkennende Typen.
 
Newbie: Ein Anfänger, Neuling oder auch Frischling genannt. Er ist eigentlich nur durch Zufall hier, weil ein Bekannter eines Bekannten seinem Bekannten davon erzählt hat. Er kommt sich total überfordert vor, und so schlurft er wie ein Zombie durch die Hallen. Sein kleines Anfängergehirn kommt mit dieser Flut von Eindrücken nicht zurecht und schaltet deswegen auf Autopilot. Man erkennt Sie auch am Sabber der Ihnen deswegen aus dem Mundwinkel läuft.

Gelegenheitsspieler: Er ist eigentlich nur auf der Messe, weil er einen ermäßigten Eintritt bekommen hat. Ansonsten wäre Ihm das zu teuer.  Er schlendert mehr durch die Hallen und ist nach drei Stunden fix und fertig. Danach beschließt er, nach Hause zu gehen und sich den neuesten Film auf DVD anzuschauen. Diese Art von Spielern spielen am liebsten Spiele mit einer überschaubaren Regel (also nicht mehr als vier Seiten) und einer genauen Spielzeit von 45 Minuten. Bevorzugt werden natürlich in erster Linie die Spiele mit der Auszeichnung „Spiel des Jahres“. Wobei das natürlich auf keinen Fall eine Abwertung sein soll.

Familienspieler: Diese Spezies pflügt meistens mit Ihrem Kinderwagen oder Buggy durch die Massen – ohne Rücksicht auf Verluste. Mit Verlusten meine ich einen stechenden Schmerz, der sich ruckartig von der Ferse aus in mein Schmerzzentrum meines Gehirnes frisst. Und sich dort explosionsartig in ein Schrei verwandelt, den ich ausstoße. Diese Typen, die dich dann auch noch vorwurfsvoll anschaun, so nach dem Motto: „Selber Schuld, was musst du auch hier im Weg stehen“. Oder „Tja, Pech gehabt!" Ich war einfach zu langsam, um mich mit einem Hechtsprung zur Seite zu werfen. Der Familienspieler spielt eine breite Palette an Spielen. Sowohl einfache Kost aber auch Anspruchsvolles kommt auf den Spieletisch. Gerne wird auch mit den lieben Kleinen gespielt.

Spielefreaks: Oder auch „Geeks“ genannt. Diese Informieren sich schon drei Monate vorher was wo zu finden ist. Sie drucken sich massenweise Tabellen aus, in denen dann explizit aufgelistet ist, wo welcher Verlag zu finden ist und was für Neuerscheinungen dieser im Programm hat. Sie drucken schon vorher einen Hallenplan aus, um Ihre Lauf-Route im Voraus zu durchdenken. Denn Zeit ist rar, und sie wollen natürlich keine Minute mit irgendwas Unwichtigem vergeuden. Diese Spezies hat auch einen leicht gehetzten Gesichtsausdruck, als ob man auf einer Treibjagd wäre. Nur anstelle eines Fuchses steht eben der Spielefreak! Diese Art von Spielern spielen nur, was sie nicht schon vorher in etlichen Foren oder Spieleseiten begutachten konnten. Denn schließlich ist man ja Informiert und es gäbe nichts Schlimmeres, als dass man auf einer Messe eine Überraschung erleben könnte.

Cosim- Spieler: Diese Art von Spezies ist eine kleine Minderheit, die aber über die Jahrzehnte hinweg einen Weg gefunden hat, zu überleben. Man erkennt sie an der bleichen Hautfarbe und den Augenringen unter den Augen. Sie bewegen sich meist sehr langsam, da der Großteil ihres Gehirnes immer noch damit beschäftigt ist, das 200 Seiten starke Regelwerk des letzten Spieles zu verinnerlichen. Sie haben deshalb auf Stand-by-Betrieb geschaltet. Diese Art von Spieler lieben Spiele, die ein episches Ausmaß annehmen können. Spiele, die unter vier Stunden liegen, werden glatt verpönt. Darüber hinaus lieben sie es, über das Neueste 1.5-Regelwerk mit 250 Seiten zu diskutieren.

Der Goodie-Jäger: Ähnlich wie der Spielefreak erstellt er eine Route, damit er ja auch kein Goodie verpasst. Er nimmt dann auch schon mal Wartezeiten von mehreren Stunden in Kauf, damit er auch dieses eine Goodie noch bekommt. Um dann in etlichen Foren zu prahlen, was für ein toller Hirsch er denn ist. Nur, um sie dann drei Monate später teuer für "Mondpreise“ bei einem bekanntem Auktionshaus zu versteigern. Diese Art von Spieler spielt eigentlich sehr wenig. Warum? Weil er immer auf der Jagd nach Goodies ist und somit bleibt Ihm keine Zeit mehr zum Spielen.

Oldies: Auch genannt Grufties, sie werden eigentlich nur zusammen mit dem Familienspieler gesichtet. Ihre Tätigkeit beschränkt sich darauf, den Kinderwagen oder Buggy zu schieben und mit den Kleinen auf das Klo zu gehen. Dass es eine Spielemesse ist, bekommen Sie dann erst abends mit, wenn Sie die ganzen Tüten sehen, die Sie dann zum Auto tragen dürfen.

Kinder: Ja, auch diese Spezies gibt es noch auf der Spielemesse. Wenn Sie nicht in einem Kinderwagen oder Buggy sitzen, sind sie meistens in der Halle für Kinder zu finden. Dort haben Sie dann genügend Auslauf und Bewegung. Denn Kinder brauchen Ihren Auslauf. Auch auf einer Spielemesse. Kinder spielen auch. Ja, es soll noch irgendwo welche geben. „Pssssst, wenn Sie welche gefunden haben, dann melden Sie es uns“.

Der Rest: Tja, diese Art von Spielern lassen sich nicht einordnen. Sie sind weder Fisch noch Fleisch und deshalb nicht zu erfassen. Wohl aber die größte Fraktion auf der Messe.

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1 Kommentar

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Frank Riemenschneider 23. September 2011 at 05:48

Standhopser: Die irgendwo ganz schnell  hin müssen. Was sie antreibt weiß keiner so genau. Vielleicht haben sie einen Verlagstermin? Vielleicht müssen sie auch ganz einfach nur schnell zu einem Treffpunkt mit Frau und Kind. Wenn man mal sitzt und spielt auf der Messe, läuft die Zeit doppelt so schnell. Man erkennt sie daran, wie sie geschickt wie ein Flamencotänzer, jede sich bietende Lücke mit grazielen Bewegungen ausnutzen. Oder über den Messehof die Massen umgehen.

Aber auch hier gibt es leider Amateure, die die mit ihren Rucksäcken eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.  Schatz!? (Ruck nach links und ein fremdes Kind wird in eine Auslage geschossen.) Können Sie nicht aufpassen!? Sie Rüpel! (Ruck nach rechts. Ehefrau bricht bewusstslos zusammen und reißt einen Stapel mit Spielen  mit sich.) Danach Rucksack Ping Pong und Massenschlägerei!     

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