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Bericht zur Spielemesse 2007 in Essen – Spiel ’07

Agricola von Reich der Spiele

Für jeden etwas, für alle zu viel

Auch 2007 setzt die 25. Spiel in Essen eine Rekordmarke. Mit 758 Ausstellern aus 30 Nationen, die auf 44.100 Quadratmetern Messehallengelände ihre Produkte anboten und dabei 148.000 Besucher anlockten, ist die Messe spitze. Der eine oder andere wird sich jedoch wehmütig an die Anfangszeit der Spiel zurückerinnern, die 1983 in der Essener Volkshochschule als überschaubare Veranstaltung startete. Denn ganz und gar nicht mehr überschaubar ist die Anzahl der Neuerscheinungen.

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Mit einer neuerlichen Flut von je nach Liste und Rechnung deutlich über 400, offiziell sogar über 500 neuen Spielen ist eine Menge erreicht, die niemand mehr richtig überblicken oder gar für den Endkonsumenten aufbereiten kann. Klar ist aber, dass die Breite der Spielethemen und -bereiche zugenommen hat. So bleibt die auch vom Vorsitzenden der Fachgruppe Spiel, Ernst Pohle, geäußerte Erkenntnis: „Der Trend ist die Vielfalt. Es gibt für jeden etwas.“

Neben Randthemen sind besonders die Mitbringspiele auch aus wirtschaftlicher Sicht ein wachsender Markt. Diese legten im Handel überdurchschnittlich zu. Aber auch insgesamt kann sich die Erfolgsbilanz wieder einmal sehen lassen. Mit sechs Prozent Wachstum und einem Anteil im Segment der Spielwaren von 17,6 Prozent gehören Gesellschaftsspiele und Puzzles zu den Tops der Branche. Pohle führt dies auf den besonderen Charakter des Spiels zurück: „Spiele sind das einzige Medium, das eine Alternative zum Bildschirm darstellt.“ In diesem Sinne seien die Verlage gut aufgestellt, wenn es darum geht, zukünftig Kommunikationsbedürfnissen Raum zu geben.

Die zitierte Vielfalt als Trend macht es aber dem Endkunden immer schwerer, die Übersicht zu behalten. Wer nicht gezielt nach bestimmten Arten von Spielen sucht, wird vom Angebot nahezu erschlagen. Für die erneut gewachsene Anzahl von Neuheiten gibt es im wesentlichen zwei Gründe. Zum einen drängen immer mehr ausländische Verlage mit immer mehr dem Standard der „German Games“ entsprechenden Veröffentlichungen auf den deutschen Markt, der eh schon sehr umkämpft ist. Zum anderen ist der Gesamtkuchen für Familien- und sogenannte Freakspiele begrenzt, das Wachstum muss aus Randgebieten und Nischen generiert werden. Also versuchen sich zum Beispiel Verlage wie Kosmos an Buch- und Filmlizenzen, an Spielen für Museen und ähnliches. Hier gibt es nach Aussagen von Fritz Gruber, Kosmos-Pressearbeit, noch erhebliches Potenzial.

Eine dieser Nischen ist nach wie vor die Kombination von Elektronik und Brettspiel. Immer wieder gibt es Versuche, Produkte anzubieten, die beides verbinden. Auf der Spiel ’07 wurden Prototypen einer elektronischen Spielsteuerung gezeigt, die zukünftig bei mehreren größeren Verlagen eingesetzt werden sollen. Ein Chip übernimmt dabei eine Art Spielleiterrolle. In ähnliche Richtung geht Wer war’s von Ravensburger, bei dem die Elektronik die Spielzüge koordiniert.

Eine ganz andere Richtung dieser Entwicklung ist das Verknüpfen der klassischen Spielmaterialien mit dem Computer oder einer Onlinewelt. Bei dem Ende 2007 erscheinenden Eye Of Judgement werden Eigenschaften von Sammelkarten über eine Kameralinse in eine Playstation 3 von Sony eingelesen. Auf dem Bildschirm erwacht diese Karte zum virtuellen Leben. Die Kreaturen des Fantasy-Spiels duellieren sich in 3D-Animationen, statt auf dem Spieltisch. In den Handel sollen sowohl reine Kartenversionen sowie ein Bundle mit der Play Station kommen.

Ähnlich ist der Ansatz bei Bella Sara für Mädchen. Boosterpacks enthalten Spielkarten, über die in einer Online-Welt ähnlich wie bei Sim City ein virtuelles Pferd gehegt und gepflegt werden muss.

Auch für das klassische Pen-&-Paper Dungeons & Dragons soll es ab 2008 parallel zur Version 4.0 des Rollenspiels einen Mehrwert im Internet geben. In einer geschlossenen Benutzergruppe, in die man sich mit Codes aus den gedruckten Publikationen und gegen eine Monatsgebühr einloggen kann, soll es eine erhebliche Menge an Zusatzinformationen zu Publikationen und Abenteuern sowie Charaktergeneratoren und die Möglichkeit geben, im Multiplayer-Modus Abenteuer zu spielen.

Natürlich gibt es nach wie vor eine große Anzahl von neuen Spielen für Kinder, Familien und „Freaks“. Bei den Kinderspielen lohnt sich besonders ein Blick auf TKKG und das Phantom der Nacht (Kai Haferkampf/Schmidt), Mäusekarussell (Jaques Zeimet/Drei Magier), Capt’n Sharky – Abenteuer auf der Schatzinsel (Kai Haferkampf/Die Spiegelburg), Käptn Kuck (Christian Tiggermann/Haba), Frutirelli (Sylvia Schlösser/Selecta), Pippi Langstrumpf (Kai Haferkamp/Kosmos), Diddi Dotter (Ariel Laden/Zoch) und Little Amadeus Maestro (Rudi Hoffmann/Amigo).

Zu den interessanten Familienspielen sind Rotterdam (Hans van Tol/The Game Master), Anno 1701 (Klaus Teuber/Kosmos), Lascaux (Dominique Erhard und Michel Lalet/Phalanx), Master Labyrinth (Max Kobbert/Ravensburger), Flinke Feger (Bruno Cathala und Serge Laget/ProLudo) und Patrizier (Michael Schacht/Amigo) zu zählen. Etwas anspruchsvoller wird es bei Darjeeling (Günter Burkhard/Abacusspiele), Giganten der Lüfte (Andreas Seyfarth/Queen Games), Liebe und Intrige (Ellen Maria Ernst und Kira Verena Samol/Goldsieber), 1001 Karawane (Roland Mathar/Argentum), Galaxy Trucker (Vlaada Chvatil/Czech Game Edition) sowie Filou (Friedemann Friese/2F) zugehen.

Auch die Spielefreaks kommen auf ihre Kosten, obwohl sich das Angebot erst auf dem zweiten Blick offenbart. Neben Im Jahr des Drachen (Stefan Feld/alea), Cuba (Michael Rieneck und Stefan Stadler/Eggert Spiele) und Ming Dynastie (Robert F. Watson/Hans im Glück) sind dies unter anderem Tribun (Karl-Heinz Schmiel/Heidelberger), Brass (Martin Wallace/Warfrog), Sechsstädtebund (Vladimir Suchy/Czech Game Edition) und Agricola (Uwe Rosenberg/Lookout) sowie Hamburgum (Mac Gerdts/Eggert Spiele).

Liebhaber abstrakter Spiele werden unter anderem mit Tzaar (Kris Burm/Smart), Zoom (Frank Stark/Clemens Gerhards), Tschuk (Heinrich Glumpler/3-Hirn-Verlag), Baran (Steffen Mühlhäuser/Steffen Spiele) und besonders Druid (Cameron Browne/Rombol) bedient.

Kommunikations- und Partyspiele wurden ebenfalls jede Menge gezeigt. Zu den interessanten zählen Bezzerwizzer (Mattel), Paartie (Ursula und Franz J. Scholles/Aktuell Spieleverlag), BiWo (Ottmar Brettschneider/Karin Herrmann) und Cranium – Wer hätt’s gedacht (Jumbo).

Nach wie vor werden von den Verlagen auch die Spielefamilien gepflegt. So gab es unter anderem die Erweiterungen Die Säulen der Erde – Die Erweiterung, Zug um Zug – Schweiz, Carcassonne – Abtei und Bürgermeister sowie die Spiele Einfach Genial Junior, Ubongo Extreme, Monopoly Trauminsel und zwei Ergänzungen für Battle Lore.

Ganz egal, welche Spiele man mag, die Spiel in Essen bietet sie alle. Die riesige Vielfalt macht die Ruhrstadt Essen einmal im Jahr zum Nabel der Spielewelt. Seit 25 Jahren und mit nicht abebbender Bedeutung ist die Messe der wichtigste Termin im Spielekalender. Das zeigte sich bei der 25. Spiel wieder ganz deutlich – ein Muss für alle Spieleinteressierten.

Fotos von der Spielemesse

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