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Sag zum Abschied leise Gamemob

Frank Riemenschneider von Frank Riemenschneider

Die Spieleinternetseite Gamemob.de wurde abgeschaltet

Die Internetseite Gamemob.de wurde 2004 von der Fachgruppe Spiel mit Pauken und Trompeten aus der Taufe gehoben. Die Ambitionen waren hoch. Man wollte Jugendliche im Mofaalter bei der Stange halten, damit Gesellschaftsspiele im Fokus der Heranwachsenden blieben. Der Anfang war auch vielversprechend. Coole Redakteure schrieben über Livestyle beim Spiel. Auf der Messe Spiel in Essen wurde von 2004 – 2006 mit großen Promoteam abgefeiert. Man wollte User für die Seite werben. Was blieb davon? Überwiegend Karteileichen. Ein paar, auch ich, haben sich eingebracht. Natürlich hat es Spaß gemacht auf einer coolen Seite Spiele zu bewerten. Einige User hatten es sogar zu Kultstatus gebracht und Unmengen von Gesellschaftsspielen bewertet. Jetzt, sieben Jahre später, wurde Gamemob.de ohne viel Tam Tam im April 2012 abgeschaltet. Die Seite bringt zurzeit nur noch als Resteverwertung, mit einer Seitenumleitung, Geld ein. Deckel drauf und weg damit.

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Über die Gründe braucht nicht spekuliert werden: Geld. Nachdem sich die Fachgruppe Spiel aus der Finanzierung rausgezogen hat, die Förderung war zeitlich begrenzt, musste Gamemob.de finanziell auf eigenen Beinen stehen. Und das tat sie aufgrund des Engagements von Natalie Schneiders und ein paar Unterstützer. Die fünf Redakteure, und das ist kein Geheimnis, gab es nämlich schon lange Jahre nicht mehr. Die Seite schlief langsam ein und verschwand vom Radar der Spielewelt. Richtig traurig ist keiner aus der Szene. Die meisten wissen bis dato noch gar nicht Bescheid. Denn Gamemob.de war schon lange kein Thema mehr für uns.

Damit haben die Skeptiker dann doch Recht behalten, die damals gesagt haben, warum bekommen wir nicht die Unterstützung der Fachgruppe, zum Aufbau einer Internetpräsens für Spiele!? Das mit Gamemob bringt unserer Branche doch sowieso nichts. Aber was muss gemacht werden, damit irgendetwas es bringt? Die Antwort: Kräfte bündeln und in die gleichen Gremien kommen wie die Computerspielbranche. Da ist zum Beispiel in der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung. Vom Kulturgut Computerspiele ist da die Rede. Gesellschaftsspiele als Kulturgut gibt es in dieser Initiative hingegen nicht. Im Deutschen Kulturrat ist wenigstens die SAZ (Spieleautorenzunft) vertreten.

Ich kann nur an die Verantwortlichen der Branche appellieren: Holt euch ein Stück vom Kuchen und politisiert euch zum Vorteil unserer Branche. Der Deutsche Computerspielpreis bringt seinen Preisträgern Prämien in Höhe von 50.000 – 75.000 Euro. Beim Deutschen Spielepreis bekommen unsere Preisträger ein gutes Abendessen mit Applaus. Wir brauchen etwas, das unsere Branche stark macht und verbindet. Nur gemeinsam kann etwas bewegt werden. Wenn jemand es schafft, die Branche zu einen, würde er meiner Meinung nach ein Kulturpolitisches Schwergewicht schaffen. Die Politik könnte dann nur noch schwer vorbeisehen und würde sich auch um die Kultur der Gesellschaftsspiele kümmern müssen. 

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2 Kommentare

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admin 31. Mai 2012 at 12:00

Da steckt viel Wahres im Beitrag. Ich fand die Ausrichting von Gamemob interessant und als einige der wenigen Webseiten haben wir tatsächlich auch mit dem Portal punktuell zusammengearbeitet. Dass die Seite jetzt abgeschaltet wird, ist schade, aber andererseits zu erwarten gewesen und letztlich nur ein geringer Verlust. Warum? Weil sich keiner dafür interessiert hat. Gründe mag es viele geben. Aber die Ausrichtung ist wichtig gewesen. Nur wurde sie von der Szene nicht angenommen. Ich rede schon seit Jahren davon, dass die Spieleszene Popkultur benötigt. Dafür wurde ich übrigens oft belächelt. Aber wenn ein Fußballspieler wie Torhüter Timo Hildebrandt Brettspiele mag oder Stefan Raab oder Harald Schmidt in ihren Sendungen spielen, dann bringt das vermutlich mehr als die hundertste Rezension zu Monopoly oder einem Spiel des Jahres auf irgendeiner x-beliebigen Webseite oder auch nur in einer kleinen Tageszeitung. Gamemob hat versucht, diese Lücke zu schließen, war dabei aber nicht konsequent genug. Schade, dass dieses Experiment gescheitert ist. Nun ist es an allen anderen, Popkultur in die Spielelandschaft zu bringen.

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