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Zwischenstand: Heiko Eller-Bilz über das neue Heidelbär Games

Heidelbär Games Logo

Der Bär holt mit der Tatze aus …

Heiko, da dich nicht alle Leser kennen werden: Wer genau bist Du und welche Aufgabe hast Du bei Heidelbär?
„Mein Name ist Heiko Eller-Bilz. Ich bin seit Februar 2019 Eigentümer und Geschäftsführer von HeidelBÄR Games. Meine Aufgabe als Geschäftsführer ist es, all die Sachen zu erledigen, die weniger Spaß machen, damit mein Team die Dinge tun kann, die Spaß machen. Zumindest kommt es mir manchmal so vor. Ist natürlich übertrieben.
Vorher war ich von 1999 bis 2016 für den Heidelberger Spieleverlag und anschließend ein Jahr für Asmodee tätig. Unter anderem für Produktentwicklung und Lokalisation, aber auch noch für alles andere, was so anfiel – und das war so einiges.“

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Und was genau ist Heidelbär. Versteht ihr euch weiter als Entwicklerstudio oder schon als Verlag? Und wo ist der Unterschied?
„Ich denke, der Unterschied ist da eher gering. Wir entwickeln Brett- und Kartenspiele, arbeiten also als Entwicklungsstudio. Aber ich verstehe uns schon eher als Verlag, da wir immerhin unsere Auflagen von Spielen selbst produzieren. Wobei der Vertrieb im In- und Ausland von unseren Partnern gehandhabt wird. Dazu kommt, dass wir ja auch die Vermarktung übernehmen, was auch eher Verlagssache ist.“

Heidelbär ist nicht ganz aus dem Himmel gefallen. Es gibt eine lange Vorgeschichte. Wichtiger Eckpunkt zuletzt: Asmodee hat zum Januar 2017 den Heidelberger Spieleverlag gekauft. Soweit dürften das viele in der Szene wissen. Ebenso, dass Heidelbär inzwischen wieder selbstständig ist. Lass uns bitte mal hinten einsteigen: Was ist aus der Marke Heidelberger Spieleverlag geworden?
„Ich habe die 2017 als Publishing-Label gegründete Marke HeidelBÄR Games und die Traditionsmarke Heidelberger Spieleverlag zusammen von Asmodee erworben, als ich Anfang 2019 bei Asmodee ausgestiegen bin. Da Heidelberger Spieleverlag aber für sehr unterschiedliche Dinge stand, unter anderem den Vertrieb in Deutschland, passte dies nicht so recht zu unserem neu gegründeten Verlag. Ich wollte ja einen sauberen Start, aber zugleich mit dem Rückenwind von über zwei Jahrzenten Erfolgsgeschichte. Also hatte ich mir jemanden gesucht, der den bei uns fehlenden Aspekt des Heidelbergers ausfüllen konnte. Und hier habe ich mit Johannes Kastner einen weiteren Ex-Heidelbären gefunden, der Asmodee schon vor mir verlassen hatte, um seinen eigenen Vertrieb namens Joekas World zu gründen. Ein Perfect Match! Also haben ich ihm die Nutzungsrechte für den Namen Heidelberger Spieleverlag übertragen. Und ich denke, das hat die öffentliche Wahrnehmung seines Vertriebes enorm verbessert.“

Heiko Eller-Bilz - Foto von Heidelbär Games

Gibt es heute einen geschäftlichen Zusammenhang zwischen beiden Firmen? Heidelbär auf der einen und Heidelberger Spieleverlag/JoeKas World heute?
„Joe und ich haben bei den alten Heidelbergern schon sehr lange zusammengearbeitet. Und das schafft eine enorme Vertrauensbasis. Wir brauchten einen Vertrieb für Deutschland und es war natürlich perfekt, dass die Spiele von HeidelBÄR Games in Deutschland jetzt offiziell vom Heidelberger Spieleverlag vertrieben wurden. Heidelberger vertreibt unsere deutschen Spiele und die unserer Partner exklusiv. Das ist gut für uns, da wir das nicht stemmen müssen und gut für ihn, da er so sein Programm mit exklusiven Titeln von einer Handvoll auf fast 60 erhöhen konnte. Es ist natürlich noch immer verwirrend für den Endkunden, aber ich hoffe, dass wir mit der klaren Trennung von Verlag und Vertrieb langfristig ein klareres Bild erzeugen können. Daumen drücken!“

Du hast dich mal dahingehend geäußert, dass die Arbeit als Studio innerhalb des Asmodee-Konzerns für dich schwierig war. Was genau war anders als erwartet und was hat dazu geführt, wieder selbstständig zu werden.
„Puh … ich versuche das mal möglichst kurz zusammenzufassen, aber das wird wohl eh nichts werden. Ich war bei Heidelberger, weil ich dort die Chance hatte, Dinge zu verändern und anzupacken. Das war ein gewachsener mittelständischer Betrieb, bei dem es immer zahlreiche Baustellen gab. Ich habe mich mit dem Verlag identifiziert. Und viele andere auch – mit all den Ecken und Kanten. Als Heidelberger mit Asmodee Deutschland zusammengeführt wurde, war klar, dass sich das ändern würde. Ich habe mich bemüht, den Transfer zu erleichtern und auch, mich dort mit dem Team einzupassen. Doch es stellte sich als schwierig heraus, hier das Beste aus 2 Welten zusammenzuführen. Und so blieb im Zweifelsfall immer weniger von dem übrig, was uns als Heidelberger ausgemacht hatte. Die Gründung des Studios HeidelBÄR Games war dann die Möglichkeit, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Hier haben wir vor allem mit dem internationalen Arm von Asmodee zu tun gehabt. Aber auch hier habe ich schnell gemerkt, dass wir für Asmodee keines der wichtigen Studios waren. Man war aus meiner Sicht viel zu sehr mit sich selbst und dem ganzen internen Wandel beschäftigt, als dass man aktiv mit uns an der Fertigstellung unserer Spiele zusammengewirkt hätte. Darin habe ich keine Zukunft für den BÄRen als Studio und als Marke gesehen. Einfach nur so weitermachen, weil jeden Monat der Lohn kommt, das sollte nicht das Resultat von 2 Jahrzenten Arbeit sein. Also habe ich mit den Verhandlungen begonnen, wie ich das, was mir vom Bären am Herzen lag, wieder aus Asmodee heraus lösen konnte.“

Wo genau ist der größte Unterschied nach der Rückkehr zur Eigenständigkeit für euch als Unternehmen in der Praxis? Haben sich die Erwartungen erfüllt?
Spicy - Foto von Heidelbär Games„Vorher war ich ja nicht wirklich Eigentümer. Harald Bilz hatte mich zwar adoptiert, aber der Verkauf von Heidelberger wurde ja kurz nach seinem Tod abgeschlossen. Das heißt, ich habe natürlich jetzt den ganzen Segen und Fluch des Eigentümers an mir, den ich vorher nur am Rand gespürt habe. Es ist auf seine Weise also nicht leichter geworden. Die Finanzierung meiner sehr ehrgeizigen Vision und dem Mitarbeiterstab von inzwischen 6 Leuten bringen große Verpflichtungen mit sich. Und natürlich auch enormen Erfolgsdruck. Aber das ist nichts Schlechtes! Zum Glück habe ich genug Quellen für gute Ratschläge – also von Menschen, die das selbst lange genug gemacht haben. Und auch finanzielle Unterstützung habe ich inzwischen gefunden, was etwas Luft verschafft. Aber das Beste ist sicherlich, dass es sich richtig und gut anfühlt, etwas mit Bedeutung für den Bären zu schaffen. Ich bereue es also überhaupt nicht.“

Inzwischen habt ihr unter anderem mit CGE und Horrible bereits wieder zusätzliche Verlage im Programm. Wird es eine Art Heidelberger 2.0? Wo wollt ihr als Firma hin?
„Das Setting ist hier ein wenig anders. Bei Heidelberger oder auch anderen Verlagen war immer der Ansatz, dass man die Veröffentlichungen des Partners unter dem eigenen Label auf den deutschen Markt bringt. Manchmal stehen beide Logos auf einer Stufe, aber sie laufen immer unter dem deutschen Partner. Das ist nicht unser Ansatz. CGE und Horrible sind starke Partner, deren jeweiliges Label für sich steht und wir stellen sie auf die gleiche Stufe wie HeidelBÄR Games selbst. Wir lokalisieren zwar ihre Spiele, aber unser Logo ist nur schüchtern auf der Rückseite, damit man uns ansprechen kann. Wir möchten es zukünftig so aufbauen, dass jede Marke für sich wahrgenommen wird. Vertrieben werden wir dabei alle vom Heidelberger Spieleverlag im deutschsprachigen Raum. Aber bei Berührung mit dem Endkunden auf Messen oder im Web soll jede Spielemarke einzeln auftauchen. Wir sind der deutschsprachige Ansprechpartner, jedoch treten wir jeweils als HeidelBÄR Games, als Horrible Deutschland und CGE Deutschland auf. Unser Kerngeschäft bleibt aber generell die Entwicklung von internationalen Spielen. Solange wir es allerdings stemmen können, werden wir auch erwägen, ob wir uns noch mit anderen Partnern erweitern können und das auch wollen.“

Mit CGE ist ein alter Bekannter dabei. Welche Aufgaben übernehmt ihr für den Verlag in Deutschland?
„Insgesamt treten wir gewissermaßen als CGE Deutschland auf. Das heißt, dass wir die Spiele auf Deutsch umsetzen und auch die Vermarktung betreuen. Wir bestellen die Produktion und organisieren die Lieferung nach Deutschland mit Heidelberger zusammen. Generell sind wir Ansprechpartner für alles, was CGE betrifft. Unsere Kooperation mit CGE ist super, so dass ich denke, dass wir selbst die kompliziertesten Anfragen auch einigermaßen zackig abarbeiten können. Aber leider kann man nicht immer alles sofort ausplaudern. Wir wollen unserem Partner ja nicht vorgreifen. Den Vertrieb und damit alles, was das sogenannte B2B angeht, macht ja Heidelberger Spieleverlag. Auf den Messen und Events treten wir gemeinsam auf.“

Welche eigenen Spielehighlights habt ihr derzeit in der Entwicklung? Worauf können sich Fans 2020 noch freuen?
Decipher - Foto von Heidelbär Games„Wir haben 2020 ja mit Spicy und Decipher schon zwei Neuheiten rausgehauen, Spicy im Ende Februar und Deciphier im März. Und angenehmerweise ist das Feedback für beide Titel international und auch in Deutschland sehr erfreulich. Da wird vom HeidelBÄR vor Herbst nicht mehr kommen außer Ankündigungen. Aber ich kann sagen, dass wir uns aktuell unter anderem intensiv mit wilden nordamerikanischen Vierbeinern und einer wirklich längst vergangenen Zeit beschäftigen.
Bei CGE wird es zum Herbst wieder zwei Neuheiten geben, aber natürlich werden wir vorher dazu schon kommunizieren. Die Through the Ages: Neue Anführer und Wunder – Erweiterung kommt, verspätet, nun auch endlich zur SPIEL DOCH in Duisburg raus.
Horrible Guild ist wiederum etwas umtriebiger als CGE und wir. Da sollte es in den nächsten Monaten konkreter zugehen, gerade erscheint mit Similo: Mythen das dritte Set des populären Personen-Ratespiel, das in die Hosentasche passt. Mit Vampire Vendetta wird es im März dann losgehen, dann gibt es noch die Veröffentlichung eines Partyspiels im Frühling und mit Unicorn Fever steht schon jetzt ein abgedrehtes Rennspiel um einprägsame Einhörner in den Startlöchern für das 2. Halbjahr 2020. Und bis Herbst wollen sie auch noch zwei, drei andere Projekte verwirklichen. Wobei ich davon ausgehe, dass da vielleicht auch mal etwas auf der Strecke bleiben könnte. Ich bin da sehr direkt mit meinen Partnern. Halbfertige Spiele leben nicht lange und machen für uns keinen Sinn. Manchmal muss man sich mehr Zeit lassen. Das ist der Weg! Und insgesamt kann man mit Sicherheit sagen, dass es uns gerade so gar nicht langweilig ist und wird.“

 

Transparenzhinweis: Das Interview führte Michael Weber. Er erklärt: „Ich bin für verschiedene Spieleverlage tätig. Mehr dazu hier. Bei diesem Blogbeitrag gibt es aus meiner Sicht keinen daraus resultierenden Interessenkonflikt.“

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