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Peter-Paul Joopen über sein Kinderspiel-Klassiker Kayanak

Kayanak von Haba

Aufgemotzt und zeitlos gut

blankPeter-Paul, bei Haba veröffentlichst du zur Spielemesse in Essen 2013 das Kinderspiel Kayanak. Was bedeutet dieser schön klingende Titel? Wie bist du auf Thema und Name gekommen?
„Zuerst muss ich einmal klarstellen, dass Kayanak bereits seit 15 Jahren erfolgreich auf dem Markt ist und sich nun in einer neuen Überarbeitung einen festen Platz im HABA-Programm erarbeitet hat.
Kayanak ist ein Kunstwort, welches sich die damaligen Redakteurinnen ausgedacht haben, da mein Arbeitstitel Eskimo politisch nicht korrekt war. Das Thema drängte sich von selber auf. Zuerst war der Mechanismus des Angelns da, dann musste eine Ebene geschaffen werden, über welche die Spielfiguren laufen. Um zu angeln muss diese Ebene aber unterbrochen werden. Der Gedanke eine Eisfläche zu nehmen, war schnell geboren, das Thema dann nicht mehr allzu weit.“

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Bitte erkläre uns kurz den Spielablauf, was ist Aufgabe der Kinder?
„Die Kinder fangen mit einer Angel Fische, die sich unter einer Eisdecke (Papierschicht zwischen zwei Pappdeckeln) befinden. Je nach Würfelergebnis zieht die Spielfigur über das Eis, hackt Löcher oder angelt in den Löschern nach Fischen. Wer die meisten Fische hat gewinnt.“

Mit welchen Mechanismen setzt du die Spielidee um. Was macht Kayanak zu etwas Besonderem?
„Das Angeln der Fische funktioniert über einen Magneten. Das ist recht unspektakulär, jedoch nach wie vor für die Kinder faszinierend. Außerdem gab es 1998 nicht allzu viele Spiele mit Magneten zu kaufen. Erst nachdem ich nach Kayanak auch noch mit Maskenball der Käfer, ein weiteres Magnetspiel von mir, zum zweiten Mal den Preis Kinderspiel des Jahres bekommen habe wurde eine richtige Lawine an Magnetspielen ausgelöst. Das Angeln ist jedoch nicht das einzige an Kayanak, was zum Spielvergnügen und zur Stimmung im Spiel beiträgt. Das Durchstoßen der Eisfläche übt auch auf die Kinder eine Faszination aus. Oft haben mich zusehende Eltern erschrocken gefragt, ‚Das Spiel ist doch jetzt kaputt?!?‘. Die Simulation wirkt so echt, dass man gar nicht bemerkt, dass man eigentlich nur ein einfaches Blatt Papier durchstößt.“

Gibt es Unterschiede zwischen dieser Auflage und der Version von Kayanak, die bereits 1998 erschienen ist? Was hat sich verändert?
„Zum einen wurde die Grafik komplett neu und damit zeitgemäßer gemacht. Der Innenteil der Schachtel, der ja auch als Spielbrett dient, hat von außen eine stimmungsvolle Landschaft bekommen. Eine Illustration der Innenschachtel findet man auch nicht so oft, genauso wie den zweifarbig bedruckten Würfel, den ich bisher bei HABA noch in keinem anderen Spiel gefunden habe.
Zum anderen, und das ist sicherlich viel wichtiger, wurde durch Vereinfachung der Regel im Grundspiel das Einstiegsalter auf vier Jahre gesenkt. Es ist aufgefallen, dass auch sehr viele jüngere Kinder immer wieder Interesse hatten mitzuspielen. Erst bei der Profivariante, die so ist, wie das alte Spiel war, wird zusätzlich noch mit einem Aktionswürfel gespielt, der Eisschollen schmelzen oder aufgehackte Löscher zufrieren lässt. Außerdem gibt es unterschiedliche Punkte für große und für kleine Fische, was die Spannung dann noch einmal erhöht.“

Welche Bedeutung hat für dich Spielmaterial wie eine magnetische Angel für ein gutes Kinderspiel? Erleichtert das den Kindern den Zugang zum Spiel?
„Wenn man ein Spiel mit Kinderaugen betrachtet, dann ist nicht die Regel oder irgendwelche strategischen Spielzüge das, was einem als erstes auffällt, sondern in der Regel das Spielmaterial. Ist es so Interessant, dass die Neugierde auf ein erstes Mitspielen geweckt ist und dann auch noch so fesselnd, dass man immer wieder damit spielen möchte, dann hat man den Zugang zum Kind gefunden. Für mich hat das Spielmaterial nicht mehr Bedeutung als für ein Kind, aber auch nicht weniger!“

Wie schaffst du es bei Kayanak und bei deinen Kinderspielen allgemein, für einen Ausgleich zwischen den Altersgruppen bzw. unterschiedlichen Entwicklungsständen der Kinder zu sorgen?
„Zu dieser Frage könnte man eigentlich ein ganzes Buch schreiben. Aber ich versuche, es einmal auf den Punkt zu bringen. Auch wenn das, wie man an der folgenden eigentlich viel zu langen Antwort sehen kann, schwer fällt.
Wenn man ein Spiel unabhängig vom Entwicklungsstand der Spieler habe möchte, muss es zwangsweise unabhängiger von den Spielern werden. Diese Komponente ist in der Regel der Glücksfaktor. Je höher der Glücksfaktor, umso weniger kann man eigentlich beeinflussen und umso unwichtiger ist der unterschiedliche Entwicklungsstand. Da ein Spieler aber normalerweise lieber mehr Einfluss hat, und dass nimmt mit zunehmenden Alter zu, ist es genau die Schwierigkeit, die richtige Priese Glück ins Spiel zu bringen. Das Schöne ist jedoch, dass man den meisten Spielern vorgaukeln kann, sie können das Glück beeinflussen.
Nehmen wir z. B. den Würfel. Meistens ist man stolz auf sich, wenn man gut gewürfelt hat oder ärgert sich, wenn man schlecht gewürfelt hat. Aber man würfelt nicht gut oder schlecht, sondern man würfelt und den Rest macht der Zufall.
Eine andere Alternative sind die kooperativen Spiele, bei denen alle gemeinsam gewinnen oder verlieren. Bei diesen Spielen helfen sich die Spieler gegenseitig und der unterschiedliche Entwicklungsstand kommt gar nicht zum Tragen. Man sollte bei der ganzen Überlegung aber nicht außer acht lassen, dass die Kinder beim Spielen auch voneinander lernen. Es ist vielleicht gut, wenn der Entwicklungsstand bei Spielen, wenn auch nur zum Teil, zum Tragen kommt, damit die Kinder voneinander lernen und einen Ansporn haben, besser zu werden …“

Wie testest du deine Kinderspiele? Gibt es feste Kindergruppen? Welche Bedeutung haben die Tests mit den Kleinen auf die Entwicklung bei einem Kinderspiel?
„Es ist wichtig, dass die Tests mit der jeweiligen Zielgruppe durchgeführt werden. Darum teste ich Kinderspiele selbstverständlich auch mit Kindern. Dies sind zuerst einmal meine eigenen Kinder und deren Freundinnen und Freunde. Bei Spielen für jüngere Kinder unterstützen mich einige Kindergärten hier in der Nähe. Hier ist die Rückmeldung der Erzieherinnen wichtig, ob die Kinder häufig nach dem Spiel fragen, ob Kinder die zusehen auch Interesse zeigen oder wie die Kinder auf einzelne Spielelemente reagieren. Die Ergebnisse laufen dann mitunter in die einzelnen Entwicklungsversionen mit ein.“

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