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Verleger Franz-Josf Herbst über das Spiel Kipp X

Kipp X von franjos

Wackeliges Familienspiel zum 25-jährigen Jubiläum von Franjos

Franz-Josef, der franjos Spieleverlag veröffentlicht zur Spiel in Essen Kipp X. Das klingt nach eurem Spiel Kippit. Gibt es wirklich eine Verbindung zwischen beiden Spielen?
„Durchaus. Autor beider Spiele ist Torsten Marold. Auch das Spielmaterial ist sehr ähnlich. In beiden Spielen gibt es eine Wippe und Würfel.“

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Wie muss man sich das spielerisch vorstellen? Wo sind die Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Kipp X und Kippit?
„Gemeinsam ist beiden Spielen das Spielziel, alle eigenen Würfel loszuwerden. In beiden Spielen legt der Spieler während seines Zuges Würfel auf die Wippe. Der wichtige Unterschied liegt darin, was mit den runtergefallenen Würfeln passiert, wenn die Wippe kippt.
Bei Kippit muss der Gegenspieler die Würfel nehmen, bei Kipp X muss der Spieler die Würfel selber nehmen. Während ich bei Kippit so baue, dass beim Kippen der Wippe möglichst viele Würfel herunterfallen, versuche ich bei Kipp X den Punkt zu erreichen, an dem der nächste Würfel die Wippe zum Kippen bringen würde. Dann höre ich freiwillig auf und hoffe darauf, dass der folgende Spieler die Wippe zum Kippen bringt.
Vom Spielgefühl erinnert es mich manchmal an Can’t Stop. Die Frage bei Kipp X ist: kann ich den nächsten Würfel noch unterbringen oder bringe ich die Wippe damit zum Kippen? Höre ich zu früh auf, kann es passieren, dass alle nachfolgenden Spieler noch Würfel unterbringen und ich mit einer nun noch volleren Wippe wieder am Zug bin.“

Welche Zielgruppe möchtet ihr mit dem Spiel ansprechen, für wen ist Kipp X besonders geeignet?
„Für mich ist Kipp X ein wunderbares Familienspiel. Dies ist ein Vorteil gegenüber Kippit, das ja ein reines 2-Personenspiel ist. Die Einstiegshürde ist durch die einfachen Regeln und die kurze Spieldauer niedrig. Auch Kinder ab etwa fünf Jahren können schon mitspielen. Darüberhinaus hat sich das Spiel auch bei Seniorenrunden bewährt.“

Franz-Josef Herbst mit Torsten Marold von franjosGibt es trotz des leichten Zugangs einen Tipp, worauf man im Spiel besonders achten sollte?
„Man sollte natürlich unbedingt vermeiden, derjenige zu sein, der die Wippe zum Kippen bringt. Der nachfolgende Spieler hat es dadurch meist leichter, mehrere Würfel unterzubringen. Doch das ist leichter gesagt als getan.“

Der franjos Spieleverlag hat 2012 sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Kannst du unseren Lesern bitte deinen Anspruch an gute Familienspiele erklären? Nach welchen Kriterein wählst du die zu veröffentlichenden Spiele aus?
„Einmal im Monat veranstalte ich bei uns im Ort einen öffentlichen Spieleabend. Zwei bis drei Stunden vorher überlege ich mir regelmäßig, welche Spiele ich mitnehme. Dabei stelle ich bei mir immer wieder fest, dass ich gerne Spiele mitnehme, die einfache Regeln haben, sich also leicht erklären lassen, die aber trotzdem viel Spaß machen. Natürlich gibt es viele Spiele mit umfangreicheren Regeln, die ebenfalls viel Spaß machen. Bei meiner Auswahl nehme ich dann aber meist doch die Spiele, die ich noch ‚präsent‘ habe bzw. in deren Regeln ich mich schnell wieder einlesen kann. Dabei fallen die komplexeren Spiele meist raus. Bei ‚Veröffentlichungs-Kandidaten‘ überlege ich mir daher, ob es ein Spiel ist, das ich häufiger zum Spieleabend mitnehmen würde oder nicht.“

Viele Spieler wissen nicht, dass aus dem Hause franjos zum Beispiel die Klassiker Can’t Stop und Billabong stammen. Wie bist du damals an diese Brettspiele gekommen und welchen Stellenwert hat ihr Erfolg für einen Kleinverlag wie franjos?
„Zu Eric Solomon (Autor von Billabong) hatte ich schon Kontakt durch die 1990 veröffentlichten Spiele Black Box und Hyle. Er hat mir dann 1992 einen Prototypen von Billabong geschickt. Den haben wir im Familienkreis ausprobiert und für gut gefunden. Danach ist dann Franz-Josef Schulte, der damals quasi als Spiele-Redakteur tätig war, zum gleichen Ergebnis gekommen, so dass wir das Spiel 1993 herausgebracht haben.
Im Mai 1990 habe ich einen Brief an Sid Sackson geschrieben und ihn nach mehreren Lizenzen (u. a. Can´t Stop) gefragt.  Can´t Stop war damals allerdings bei einem anderen Verlag im Test. Erst einige Monate später im August war das Interesse des anderen Verlages erlahmt und die Lizenz frei.
Für einen Kleinverlag wie franjos sind Spiele, von denen mehrere Auflagen produziert werden können, meiner Meinung nach überlebenswichtig. Insbesondere in der heutigen Zeit, wo die grafische Gestaltung von Spielen sehr aufwändig und teuer ist und bei nur einer einzigen Auflage nur schwer zu decken sind.
Die Gestaltung der Spiele hat bei den meisten Spielen früher mein langjähriger Partner Franz-Josef Schulte gemacht. Das hat die Anfangskosten niedrig gehalten und viele Veröffentlichungen erst ermöglicht.“

Wird man nach 25 Jahren als Kleinverleger müde, neue Spiele zu produzieren? Wie motivierst du dich nach der langen Zeit immer wieder?
„Neue Spiele zu produzieren, ist für mich nicht ermüdend. Für mich ermüdender ist dann schon eher die Überzeugungsarbeit, die bei Spielwarenhändlern nötig ist, bis Spiele ins Sortiment genommen werden.
Motivation ist für mich auch immer wieder, mit einem neuen Spiel die Chance auf einen Bestseller zu haben. Insbesondere die Spiel in Essen erzeugt in mir ein Gefühl, dass ich gerne mit der Rückgabe einer Klassenarbeit zu Schulzeiten vergleiche: Man hat bestimmte Erwartungen aber auch die Hoffnung, dass die Arbeit besser ausgefallen ist als erwartet. Leider gehören Enttäuschungen, wie bei der verhauenen Klassenarbeit, auch dazu.“

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