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Redakteur Matthias Nagy über das Brettspiel Madeira von What’s Your Game

Brettspiel Madeira

Arbeitsreicher Aufbau einer Inselwirtschaft unter portugiesischer Herrschaft

blankMatthias, der Verlag What’s Your Game, bei dem unter anderem Vasco da Gama erschienen ist, veröffentlicht zur Spiel in Essen das Strategiespiel Madeira von Nuno Bizarro Sentieiro und Paulo Soledade. Wie nah ist das Spiel am Titel, der für die portugiesische Atlantik-Insel steht?
„Sehr nah. Die Spieler leben dort und müssen die wichtigsten Rohstoffe kultivieren. Während am Anfang noch das Abholzen der bewaldeten Insel und der Weizenanbau stehen, geht es später um Zucker und dessen Export nach Brasilien und am Ende um Wein und den Handel auf der ganzen Welt. Gleichzeitig wird an Städten gebaut und es gilt immer das Problem Piraterie im Auge zu behalten.“

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Was heißt das für das Spiel? Welche Aufgabe müssen die Spieler in Madeira erfüllen?
„Die Spieler müssen den Spagat zwischen Ernte, Aufbau, Piraten und Seefahrt schaffen. Dazu gibt es Aufgaben der portugiesischen Krone: Handelsrouten kontrollieren, fremde Länder bereisen, Stadtausbau vorantreiben, Einfluss auf die Gilden nehmen oder einfach nur Reichtum anhäufen. Die Spieler können die meisten Aufgaben relativ frei wählen, sind aber dabei bestimmten Zwängen unterlegen, die den Konflikt zwischen ihnen anheizen und vor allem gegen Ende zuspitzen.“

What’s Your Game steht als Verlag durchaus für komplexe Mechanismen. Mit welchen besonderen Spielbestandteilen kommt bei Madeira der Spielspaß bzw. eine besondere Herausforderung in den Spielverlauf?
Madeira ist grundsätzlich ein Arbeitereinsetzspiel. Aber als Arbeiter werden hier Würfel verwendet, die wiederum mit den Aufgaben verbunden sind. Des Weiteren werden in jeder Runde mit jedem Würfel zwei Aktionen ausgelöst. Ihre Kombination kann sich dabei immer wieder ändern. Und schließlich ist die Aufbauphase sehr kurz, denn schon am Ende der ersten Runde muss das erste Mal gewertet werden. Das führt zu einem schnellen Anstieg der Zwänge und zu frühen Konflikten.“

Wird Madeira ein typisches „Freakspiel“ sein? Wer ist die Zielgruppe?
„Madeira erfüllt alle Qualitäten, die ein typisches Spieler-Spiel hat. Es kann und wird als komplexes Spiel eingestuft werden. Dennoch lohnt es sich auch für die ‚Zielgruppe Kennerspiel‘, einen Blick darauf zu riskieren. Die Spieldauer von etwas über zwei Stunden liegt sicher im oberen Bereich. Diese vergehen aber wie im Flug.“

Gibt es einen Tipp, wie Spieler in ihrer ersten Partie an Madeira herangehen sollten, um den größten Spielspaß zu haben und keine fatalen Fehler zu machen?
„Das Spiel verzeiht erste Fehler zum Glück recht gut, denn jeder kann fehlende Prestigepunkte an anderen Stellen wieder aufholen. Dennoch haben wir ein paar Elemente auch in die Anleitung geschrieben, um sicherzugehen, dass das erste Spiel eher aufbauend funktioniert. So ist die Seefahrt nicht zu unterschätzen, denn 40 % aller Aufgaben beziehen sich darauf, aber nur 20 % der Aktionen erlauben dort zu agieren. Außerdem sollte man sich früh damit anfreunden, dass das Auftauchen von Piraten im Spielverlauf kaum zu vermeiden ist.“

Das Spiel kombiniert drei beliebte Themen: Seefahrt, Aufbau und das (sehr) späte Mittelalter. Wie kommt es, dass diese Themen besonders gut bei Spielern oder bei der Spielentwicklung funktionieren?
„Der Grundgedanke ‚Aufbruch und Entdeckung‘ bietet sich für Spiele an. Siegpunkte sammeln, Rohstoffe anhäufen … immer geht es darum, am Ende mehr zu haben, als am Anfang. Bei einem Spiel, in dem es darum geht, die Welt zu entdecken, funktioniert das auch thematisch sehr gut. Deswegen können Reise- und Aufbau-Elemente gut verwendet werden, ohne dass Thema und Mechanik zu sehr auseinanderdriften. Außerdem sind sie sehr flexibel: Seefahrt kann zum Beispiel im Spiel sein, um ein Ausbauelement zu schaffen, Bewegung auf dem Spielbrett zu ermöglichen oder Handel zwischen Spielern anzukurbeln.

Das Mittelalter wiederum ist ein Zeitalter, das nicht nur im Brettspielbereich viele Menschen interessiert. Spiele mit Mittelalterthematik greifen oft reale Personen, Städte oder Begebenheiten auf. Sie sind damit gleichzeitig nahe an der (historischen) Wirklichkeit und weit genug weg vom Alltag. Alles in allem geben alle drei Aspekte Autoren und Verlagen die Freiheit, ein Spiel rund zu machen, ohne dass Mechanik und Thema einen zu starken Bruch erleiden.“

In der Vergangenheit waren die Neuheiten von What’s Your Game? auf der Messe zum Teil schnell vergriffen. Wird es in Essen genügend Exemplare von Madeira geben oder können Interessierte das Spiel vorbestellen? Wie ist nach der Messe die Verfügbarkeit im Handel?
„Wir planen natürlich, schon auf der Messe genügend Exemplare verfügbar zu haben, so dass jeder das Spiel direkt vor Ort kaufen kann. Sollte sich dennoch ein Engpass abzeichnen, ist das aber auch zu verschmerzen, denn Madeira wird nach der Messe auch in den regulären Vertrieb gehen. Wir wollen keinen limitierten Sammlergegenstand schaffen, sondern die komplette Nachfrage bedienen.“

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