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Thomas Zumbühl (Ravensburger) über SmartPLAY

smartPLAY, Promotion auf der Nürnberger Spielwarenmesse 2014, Foto: Verlag

Oder: Nie wieder Regeln lesen?!

blank Thomas Zumbühl ist als Internationaler Produktmanager Kleinkind-Vorschule/Spiele beim Spieleverlag Ravensburger für das komplette Spielesegment verantwortlich. Der Familienvater, selbst leidenschaftlicher Spieler, erläutert die Bedeutung der Messe SPIEL und sieht die Branche vor einer rosigen Zukunft.

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Herr Zumbühl, was zeichnet die SPIEL aus?
„Die Faszination für das Brettspiel ist ungebrochen. Man sieht 150.000 begeisterte Besucher, die hier bewusst herkommen, um Spiele zu sehen und zu testen. Es kommen immer mehr Kleinverlage auf die Messe. Es sind zudem immer mehr internationale Aussteller dabei.“

Welchen Stellenwert hat die Messe für Ravensburger?
„Es ist für uns die wichtigste Messe für Verbraucher. Wir finden nirgendwo sonst so ein tolles Plenum, auf dem wir spielbegeisterten Besuchern unsere Neuheiten vorstellen können. Wir bekommen hautnah mit, wie die Spiele ankommen. Es ist fast eine Art live Test, bei dem wir direkt sehen, wie die Produkte wahrgenommen werden.“

Was sind die Messehighlights aus Ihrem Hause?
„Mit weitem, weitem Abstand ist es unsere neue Brettspielreihe smartPLAY, eine Verbindung von haptischem Spielematerial mit dem Smartphone. Im Stativ eingespannt, erkennt die Kamera des Smartphones jeden Spielzug, wertet ihn aus und reagiert auf die Aktion, die der Spieler gemacht hat. Es handelt sich also um eine App, die auf die Züge der Spieler reagiert.

Sie ziehen zum Beispiel von A nach B, die Kamera erkennt das und deshalb passiert dieses und jenes. Wären Sie von A nach C gezogen, wäre etwas anderes passiert. Das ist kein Gimmick sondern eine sehr organische Verbindung von Smartphone und haptischem Material.“

Bietet das System Ihrer Meinung nach noch weitere Vorteile?
„Das Ganze ist eine Art Spielleiter, der bei Aktionen hilft und darüber hinaus auch noch die Spielregeln erklärt. Das Grundproblem, dass einige Verbraucher eine Antipathie gegen Spielregeln pflegen, wird so eliminiert, weil die App erklärt, wie das Spiel geht.“

SmartPLAY mit Yes Or Know von Ravensburger - Foto Ravensburger

Also kann man das Spiel spielen, ohne etwas zu lesen?
„Ja, obwohl wir natürlich auch weiterhin gedruckte Spielregeln beilegen. Es gibt aber auch ein Tutorial, das animiert durchs ganze Spiel führt. So kann man das Spiel wunderbar kennen und erleben lernen. Weil viele Leute ungern Spielregeln lesen, ist es für Spiele oft schwierig, sich am Markt durchzusetzen. Das Problem taucht jetzt nicht mehr auf und die App erklärt Ihnen, wie es geht.

In einigen Spielen kann die App auch skalieren. Im Quizspiel Yes or Know [von Inka und Markus Brand; Anmerkung der Redaktion] bekommt der Sohn andere Fragen gestellt als der Papa. Darüber hinaus lässt sich auch die Spieldauer anpassen.“

Und das funktioniert mit allen Smartphones?
„Es funktioniert für etwa 80 Prozent der iOS- und Android-Geräte. Die passenden Apps kann man problemlos und kostenlos in den jeweiligen Stores herunterladen.“

Wie wird sich smartPLAY denn auf Ihre Produktserie tiptoi auswirken?
tiptoi macht uns richtig Spaß, das wird sich weiterentwickeln. tiptoi ist ein edukatives Produkt und passt 100-prozentig zum Hause Ravensburger. Als Produktkategorie ist tiptoi national und international ein wachsender Bestseller. Tiptoi werden wir jetzt sogar nach Russland vertreiben, wenn es kein Embargo gibt.“

In dem Bereich Verschmelzung von Digitalem und Apps mit Brettspielen sind Sie Marktführer?
„Das soll nicht arrogant klingen, aber wir haben schon einige Pionierarbeit geleistet. 2008 war es die Kombination von Brettspiel und Elektronik im Spiel Wer war’s?. 2012 haben wir mit Schnappt Hubi das zweite Kinderspiel des Jahres gewonnen und im Jahr 2013 war Kakerlakak die erfolgreichste Neueinführung im gesamten Spielemarkt in Deutschland.“

Dann werden Brettspiele mit digitalen Elementen auch der Fokus Ihres Hauses in den kommenden Jahren sein?
„Wir glauben schon, dass die Reise in diese Richtung geht. Brettspiele werden auf diese Weise aufgeladen und werden, dank der Elektronik, für die ganze Familie interessant. Das gilt natürlich auch für die smartPLAY-Spiele und die Integration von Smartphones, oder wie bei Scotland Yard Master für die Nutzung eines Tablets.

Wir treffen in diesem Bereich mit Innovationen auch ganz eindeutig die Marktakzeptanz. Daneben wollen wir aber auch weiterhin gute haptische Gesellschaftsspiele machen.“

Thomas Zumbühl, Ravensburger Spieleverlag, Foto: RavensburgerVielspielerspiele wie die von Alea sind dann für Ihr Haus nur ein Randprodukt?
„Das will ich nicht sagen. Alea ist zum Beispiel in Amerika für unsere Tochterfirma sehr wichtig. Mittlerweile verkaufen wir in Amerika mehr Alea-Spiele als in Deutschland. In absoluten Zahlen mag dieser Bereich kleiner erscheinen, etwa im Vergleich zu Kakerlakak. Aber wir sind ein Spieleverlag und das heißt, dass wir nicht nur Spiele für den Massenmarkt anbieten, sondern auch für den Vielspieler, der dann sein Burgen von Burgund oder La Isla bekommt. Als Spieleverlag haben wir auch die Kompetenz für sehr gute Vielspielerspiele. Der Fokus ist aber natürlich auf dem Massenmarkt, auf guten volumenstarken Spielen.“

Warum benötigen wir eigentlich noch klassische Gesellschaftsspiele, ob nun mit oder ohne digitalen Elementen?
„Haptische Brettspiele wird es immer geben. Um die Zukunft ist mir nicht bange. Nur bei solchen Spielen können Sie die Emotionen der Mitspieler live erleben, das schafft kein Computerspiel, keine App alleine. Das schaffen Sie nur, wenn Sie an den Tisch kommen und auch mal sehen, wie sich die Mitspieler ärgern.“

Spielen Sie privat eigentlich auch? Und wenn ja, was?
„Klar spiele ich auch selbst, sonst könnte ich meinen Job gar nicht machen. Was ich spiele, kommt natürlich darauf an, mit wem ich spiele. Mein Sohn ist sechs Jahre alt, mit ihm sind es also Kinderspiele am Rand zu den Familienspielen, ganz oft Kakerlakak oder Schnappt Hubi. Mein Geheimtipp mit Freunden ist übrigens Kuhhandel, weil Sie Ihre Mitspieler, böse ausgedrückt, ärgern können, bis der Arzt kommt. Oder positiv gesagt: Das gesamte Spiel ist voller Emotionen.“

Haben Sie noch einen abschließenden Tipp für Leser und Messebesucher?
„Um smartPLAY komplett zu verstehen, sollten Sie unbedingt an unserem Stand vorbeikommen und es ausprobieren. Für mich ist es die Revolution am Brettspielemarkt, hier wurde etwas geschaffen, das es noch nicht am Markt gab. Unsere drei neuen smartPLAY-Spiele sind da nur der Anfang, die Reihe soll natürlich noch ausgebaut werden.

Und eine Zahl habe ich noch für alle Spieler: Wir haben eine repräsentative Studie in Auftrag gegeben und drei Viertel aller Deutschen stehen dem Thema Brettspiel sehr positiv gegenüber. Brettspiele werden also auch in Zukunft Ihre Daseinsberechtigung haben.“

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