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Bericht zur Spielemesse in Essen 2013

Reich der Spiele schaut sich auf der Messe um von Dina Chakmakchi

Neu und doch vertraut

Neue Hallen. Das ist für viele Besucher der Internationalen Spielertage 2013 eine Umstellung gewesen. Denn die Spielemesse in Essen fand vom 24. bis 27. Oktober 2013 erstmals seit vielen Jahren nicht mehr in den vertrauten Hallen statt. Ein Teilumbau des Messegeländes erforderte einen Umzug in die Hallen 1 bis 3. Nach anfänglich notwendiger Orientierung klappte der Gang von Stand zu Stand aber immer besser.

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Im Zuge des Umzugs in die neuen Hallen konnte die Spiel ’13 die Bruttoausstellungsfläche auf satte 48.000 Quadratmeter erweitern. Das nutzen 828 Verlage und andere Aussteller, um ihre Spiele vorzustellen. Der internationale Anteil der Aussteller war dabei wieder sehr groß. Aus 39 Ländern kamen diese nach Essen, um Spiele, Spielmaterial und artverwandte Artikel anzubieten. Dazu sorgten unzählige Meisterschaften für viel Trubel in den Hallen. Die ersten zwei Messetage waren etwas „ruhiger“, aber am Wochenende steppte der Spielebär.

Volle Hallen auf der Spiel 13 von Anita Borchers

So waren die neuen Hallen der Spielemesse in Essen

Es war ein Spektakel wie immer. Aber die Hallen und der Andrang von nach offiziellen Zahlen 156.000 Besuchern in vier Tagen führte zu Überraschungen. So wirkten die Hallen trotz der größeren Fläche absolut überfüllt. Der Andrang an den Kassen war morgens so groß, dass die Besucher bereits vor der eigentlichen Startzeit eingelassen wurden (werden mussten). Nach unseren Informationen gab es aber auch Kritik. So kauften viele Besucher ihre Karten an den „alten“ Kassen, wurden aber nicht zu den neuen Eingängen geschickt, sodass sie erst vor verschlossenen Toren standen und dann irritiert umherirrten.

Die Beschränkung auf drei sehr große (und volle) Hallen führte zu einem deutlich größeren Lärmpegel, sodass Gespräche teilweise sehr schwierig waren. Auch die Luft war nicht in allen Hallen gut. So schien die Klimaanlage in Halle 3 gut zu funktionieren, in Halle 1 versagte sie aber und die Luft war zum Teil nur schwer zu ertragen. Ein echtes Ärgernis für Besucher und scheinbar auch für die Standbetreiber selbst war die Platzierung des Schnäppchenshops von Heidelberger. Dieser stand unmittelbar am Eingang und verleitete dazu, dass viele Besucher stehen blieben, um nach günstigen Spielen zu schauen. Dabei bildete sich jedoch ein Rückstau und ein Hineinkommen in die Halle war äußerst anstrengend. Der Aussteller hat später mit „Türstehern“ am Stand für die notwendige Abhilfe gesorgt.

Etwas ärgerlich war die Toilettensitutation. Hier gab es selbst auf dem Männerklo Wartezeiten. Es muss auch vor dem Hintergrund der großen Besucherzahl und der vollen Hallen die Frage erlaubt sein, ob die sanitäre Infrastruktur dem Besucheransturm überhaupt gewachsen ist.

Erfreulicher war dagegen das Gastronomieangebot. Es gab mehr Platz und eine gute Auswahl. Besonders die vielen kleineren Stände sorgten dafür, dass die Spieler nicht hungern mussten. Ein Tipp ist der leckere Cappuccino auf der Galerie von Halle 3.

Ausgezeichnete Gesellschaftsspiele auf der Spiel ’13

Im Rahmen der Messe wurden auch wieder Spieleauszeichnungen wie der Deutsche Spielepreis verliehen. So ging die Goldene Feder für eine vorbildliche Spielanleitung an Die Paläste von Carrara von Wolfgang Kramer und Michael Kiesling (Hans im Glück). Der Deutsche Spielepreis stand schon vor der Messe fest, wurde aber in Essen während einer Galaveranstaltung verliehen. Er ging an Terra Mystica von Helge Ostertag und Jens Drögemüller (Feuerland Spiele). Bei den Kinderspielen gewann Kakerlakak von Peter-Paul Joopen (Ravensburger). Außerdem erhielt das Kartenspiel Hanabi von Antoine Bauza (Abacusspiele) gleich zwei Auszeichnungen. Einmal den MinD Spieletipp 2014 der Deutschen Gruppe der Mensa und außerdem den begehrten À la Carte für das beste Kartenspiel 2013. Auch der Kritikerpreis International Gamers Award wurde auf der Messe verliehen. Hier gewannen Terra Mystica von Jens Drögemüller und Helge Ostertag (Feuerland-Spiele) bei den Spielen für Gruppen und Le Havre – Der Binnenhafen von Uwe Rosenberg (Lookout Spiele) in der Kategorie für zwei Spieler die Hauptpreise.

Reich der Spiele bei der Arbeit von Dina Chakmakchi

Interessante Neuheiten von der Spielemesse in Essen 2013

Welche neuen Gesellschaftsspiele in der Gunst der Käufer stehen werden, lässt sich noch nicht sagen. Bei geschätzten knapp 900 Neuheiten wird es für jeden ein schönes Spiel geben. Aber bei den Messebesuchern der Spiel ’13 kristallisierten sich über die beliebte Scout-Aktion des Fachmagazins Fairplay ein paar Vielspielertipps heraus. Denn hier lagen Russian Railroads (Hans im Glück) mit der Note 1,73, Concordia (PD-Verlag) mit 1,84, Die Glasstraße (Feuerland-Spiele) mit der Note 1,91, Bruxelles 1893 (Pearl Games) mit 2,12 sowie Kashgar (Kosmos) mit 2,13 vorn. Weitere Tipps sind Madeira (What’s Your Game) sowie Citrus (dlp), Caverna (Lookout Spiele) und Atacama (Mücke Spiele). Bei Noris überraschte unsere Testspieler Atlantic City und bei Adlung Spiele überzeugte das Kartenspiel Light Line. Ein schönes Holzspiel gab es bei Clemens Gerhard mit Blocca. Sehr beliebt waren auch die Spiele von Japon Brand sowie die Neuheiten von Zoch. Bei den Kinderspielen lohnen sich Blicke auf die Neuheiten der bekannten Verlage wie Haba, Drei Magier Spiele, Kosmos, Ravensburger und auch Drei Hasen in der Abendsonne.

Schön war es, dass die Spieleerklärer auf der Spielemesse in Essen überwiegend äußerst freundlich waren und in aller Ruhe bei all dem Trubel die Neuheiten erklärten. Während Englisch neben Deutsch klare Erklärsprache ist, gab es einige überraschende Erklärsprachen. Bei einigen Verlagen konnten sich die Besucher die Neuheiten auf Russisch (Hobby World) bzw. Niederländische (Fable Smith) oder Französisch erklären lassen. Etwas Mühe machte es dagegen vor allem am Wochenende, einen freien Spieltisch zu finden. Speziell in Halle 3 schien dies ohne Wartezeit unmöglich.

Trends auf der Spielemesse in Essen 2013

Auffällig waren drei Trends auf der Messe. In Essen gab es dieses Jahr unheimlich viele Spiele, die es per Crowdfunding in die Produktion geschafft haben. Diese noch relativ neue Art der Finanzierung ist für Nischenspiele und kleine Verlage eine adäquate Möglichkeit, ihr unternehmerisches Risiko deutlich zu minimieren und von möglichen Flops gefeit zu sein. Dennoch bleibt die Frage, ob diese Entwicklung im Interesse der Spieler ist. Zwar gibt es bei einer ausreichenden Finanzierung häufig sogenannte Stretch Goals (Erweiterungen oder Boni) für die frühzeitigen Besteller (und Zahler). Aber ohne PR wird auch ein gutes Spiel nicht zwangsläufig die Finanzierungshürde schaffen, während bei gutem Marketing auch Gurken produziert werden.

Ein weiterer Trend sind Zombies. Es gab gleich eine ganze Reihe von Zombie-Spielen, die zum Teil sogar kooperativ gespielt werden. Ob das am Erfolg der TV-Serie „The Walking Dead“ liegt, ist zu vermuten, kann aber nicht mit Sicherheit gesagt werden. Abgesehen von der Frage, wie familientauglich solche Spiele sind, bleibt abzuwarten, ob sie im Handel erfolgreich sein können.

Ein dritter und nachhaltiger Trend ist die fortschreitende Verknüpfung von Elektronik und Gesellschaftsspielen. Der tiptoi-Stift von Ravensburger ist bereits letztes Jahr sehr erfolgreich gewesen. In diesem Jahr gibt s mit Der Millionen-Coup erstmals ein echtes Familienspiel für diese Serie. Auch QR-Codes sind auf immer mehr Schachteln zu sehen. Überhaupt sind Apps im Kommen. Unter anderem bei Hasbro, Kosmos und Ravensburger werden diese sogar in das Spiel mit eingebunden. Andere sind reine Umsetzungen erfolgreicher Spiele für Smartphones oder Tablets. Dazu gibt es Gimmicks wie Würfel-Apps oder Apps, mit denen man Preise über zentralen Datenbanken abfragen kann und so echte Schnäppchen besser erkennt. Weniger innovativ und für Käufer ein echtes Ärgernis war die happige Gebühr von 5 Euro bei Queen Games für die Bezahlung mit Kreditkarte.

Warten auf die Spiel ’14

Wie immer gilt: Welche Gesellschaftsspiel tatsächlich ein echter Spieletipp sind, muss sich erst in ausgiebigen Spieletests herausstellen. Aber es ist ja jetzt zwölf Monate Zeit, denn die Spielemesse in Essen 2014 findet vom 16. bis 19. Oktober 2014 statt.

Mit Material von Anita Borchers, Axel Bungart, Michael Koch, Tanja Koch, Stephan Kurschat, Frank Riemenschneider, Michael Weber und Bernhard Zaugg

 

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