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Spielgefühl: Chronicles of Crime

Chronicles of Crime - Foto von Corax Games

Hypothetisch kombinierter Spaß

Einmal Detektiv sein. Diesen Wunsch zu erfüllen haben sich mehrere Spielverlage zu Herzen genommen, wie ich bereits auf der SPIEL 2018 in Essen festgestellt habe. Chronicles of Crime macht das mittels Symbiose aus Brettspiel und App und versetzt mich ins London der Neuzeit, wo wir als Ermittlerteam (1-4 Spieler) von Scotland Yard Morde, Entführungen oder Einbrüche aufklären sollen.

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Chronicles of Crime Material - Foto von Alex Sch.Die Box enthält viele Karten in verschiedenen Größen und auch sowas wie ein Spielfeld, das allerdings eher wie eine Pinnwand genutzt werden kann. Nur die rote Wolle fehlt noch, um die Indizien zu verbinden, darf aber jederzeit aus häuslichen Beständen ergänzt werden. Sogleich fällt auf jedem Kartenteil ein QR-Code ins Blickfeld. Und hier kommt die App ins Spiel. Das gesamte Spiel wird durch eine App begleitet, welche besagte QR-Codes scannt. Abhängig von der Karte erhält man Informationen, Hinweise oder schlicht einen abwehrenden Kommentar innerhalb der App. Zu Beginn befinden sich die Ermittler normalerweise mit dem Vorgesetzten in Scotland Yard und erhalten einen Auftrag und mit etwas Glück auch schon einen Hinweis auf die nächste Örtlichkeit oder auch auf zu befragende Personen. Das können Zeugen, Opfer oder auch gleich die ersten Verdächtigen sein. Die nächsten Schritte bestimmt das Team selbst. Natürlich spielt die Zeit eine große Rolle. Und alles kostet Zeit.

Der erste Fall

Mein erster Fall führte mich zu einem Museum, an welchem ein kostbares Ausstellungsstück gestohlen wurde. Dort konnte ich schon mal die Kuratorin befragen und auch andere „Objektberechtigte“. Verdächtig sind sie natürlich alle. Aber um den Fall aufzuklären muss ich Indizien und Beweise (in Form von den kleinen Karten) sammeln. Die ersten fand ich, als ich den Tatort betrachtete. Hier spielt die App erneut eine weitere Stärke aus: Die Tatortansicht. Auf dem Bildschirm des Handys oder des Tablets blicke ich wie durch ein Fenster in die Welt von Chronicles of Crime in Form einer 3D-Szene. Schwenke ich das Handy, sehe ich bewegunsabhängig auch einen anderen Bereich des Tatorts. „Oh, was hängt denn da oben an der Decke?“

Chronicles of Crime Personen auf Karten - Foto von Alex Sch.Diese 3D-Szene zieht mich sofort in die Welt von Chronicles of Crime hinein und ich fühle mich wie am Tatort des Einbruchs, den ich nun noch genauer untersuchen will. Das ist faszinierend. Ich sehe Gegenstände, die ich später über die Karten scannen kann. Sie werden mir dann als wichtig oder unwichtig erklärt. Manche muss ich bei einer meiner Gehilfin in der Forensik erst mal überprüfen lassen (z. B. einen Gegenstand auf Fingerabdrücke checken und mit der Datenbank vergleichen), was mich eventuell dem Täter näher bringt. So sauge ich alles was ich sehe förmlich auf und bin gespannt, was ich finde und wen ich zu den Beweisen noch befragen kann. So sehr hat mich bislang kein Detektivbrettspiel mit der gespielten Rolle verknüpft.

Die VR-Brille

Chronicles of Crime Karten - Foto von Alex Sch.Optional ist zum Grundspiel eine VR-Brille erhältlich. Die Besichtigung von Tatorten kann man damit in 3D erleben. Einfach die Brille aufs Handy stecken und damit hindurch sehen. Auf der Verpackung steht, es handele sich hierbei um eine Virtuelle Realität. Soweit würde ich aber nicht gehen. Und ich persönlich hadere auch noch damit. Ich habe die Brille und Tatorte mit und ohne sie abgesucht. Ehrlich gesagt, habe ich ohne die Brille mehr Details entdeckt. Natürlich ist es erst mal ein WOW-Faktor, aber einer der auch ablenkt und der leider nicht immer scharf ist. Es bleibt ein nettes Gimmick.

Fünf Szenarien gibt es schon und mehr sind auf dem Weg

Chronicles of Crime Brille - Foto von Alex Sch.Wer die VR-Brille hat, bekommt ein Zusatzszenario. Weitere gab es als Dankeschön für diejenigen, welche die zugehörige Crowdfunding Kampagne über die Spieleschmiede unterstützt hatten. Diese werden sicherlich separat über die App käuflich zu erwerben sein. Außerdem gibt es jetzt auch schon zwei Erweiterungen. Noir und Welcome to Redview. Beide enthalten neue Mechaniken, neue Abenteuer und sollen die Möglichkeiten der App nochmal weiter ausreizen. Für beide Erweiterungen ist in der Grundbox bereits Platz gelassen worden. Darauf freue ich mich jetzt schon. Bei Noir soll man als Privatdetektiv in den 30ern auch Leute überzeugen oder bestechen können. Klingt hervorragend.

Spielgefühl: Chronicles of Crime

Neben dem Tutorial habe ich in kürzester Zeit alle fünf Szenarien durchgespielt. Vier davon solo und eines mit einem Mitspieler. Beides hat gut funktioniert. Alleine habe ich mich ähnlich wie bei Sherlock Holmes – Criminal Cabinet meiner Gedankenwelt ergeben und auf einem separaten Schmierzettel Notizen gemacht und Hypothesen gebildet. Zu zweit war das Spielerlebnis anders, da man über Hinweise fabulieren konnte und die nächsten Schritte diskutieren musste. Ein Erlebnis war es in beiden Fällen und bei sämtlichen Szenarien fühlte ich mich gefordert. Es versetzte mich in eine andere Welt, in der ich die richtigen Schlüsse ziehen muss. EXIT oder andere Escape-Raum-Spiele haben wohl teilweise schwerere Rätsel, dafür spielt bei Chronicles of Crime die Geschichte, in welcher dieses EINE Rätsel eingebettet ist eine viel größere Rolle und sie wird dank des gesamten Materials gut dargestellt.

Chronicles of Crime Inhalt - Foto von Alex Sch.Die Bedienung der App funktioniert meistens anwenderfreundlich. Ist der automatische QR-Scan aktiviert, wird das Handling im Spiel schneller, dafür hat man hier und da auch mal beim Überfliegen des Spielfeldes mit dem Handy eine Karte gescannt, die man gar nicht nutzen wollte. Ärgerlich, da Zeit auf der ablaufenden Uhr vergeht. Einer dieser Zufallsscans hat mich zumindest in einem Fall jedoch schon mal weiter gebracht, als ich auf dem Schlauch stand. Kommissar Zufall eben 😀

Was ich negativ anmerken muss ist der Umstand, dass die Szenarien gescriptet sind. Bislang haben Entscheidungen keine Auswirkungen (soll bei den Erweiterungen anders werden) und manche Texte bleiben immer Bestehen (z. B. die Begrüßung, wenn man eine Örtlichkeit betritt). Das stört die Immersion leider. Dafür kann es aber auch Unterschiede geben, wenn man einen Ort zu unterschiedlichen Zeiten betritt. Letztlich ist die App aber kein Computerspiel, welches all das einbinden kann. Das soll sie auch nicht sein. Es ist eben ein Brettspiel mit App. Und zwar eines, das mir echt Spaß macht.

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