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Henning Poehl über sein Spiel Sport ist Mord

Sport ist Mord Prototyp von Sphinx Spieleverlag

Fit-gespritzt an die Leistungsgrenze

Henning, du greifst immer wieder ungewöhnliche Themen auf. Dieses Mal ist es das Thema „Sport ist Mord“ und Doping. Wie kamst du zu dieser Idee? Gibt es einen aktuellen Bezug?
„Die Idee hat keinen aktuellen Bezug, da ich an dem Spiel schon etwa drei Jahre arbeite. Aber auch damals gab es eigentlich keinen aktuellen Auslöser und Doping ist erst im Laufe der Entwicklung als Spielelement dazu gekommen, als ich nach einem Spielmechanismus gesucht habe, mit dem ich das Würfelglück – hier geht es mehr um das ‚Würfelpech‘ – zu beeinflussen.
Doch ich greife glaube ich Deinen Fragen etwas vor. Idee für das Spiel war eigentlich mehr, dass in unserer Zeit häufig die Vorstellung verbreitet wird: ‚Wenn man schön viel Sport macht, dann wird alles gut!‘ Aber beim Sport ist es wie bei allem anderen auch: Die Dosis macht die Wirkung. Sport birgt auch Risiken. Ich glaube, jeder kennt Leute, die Sportverletzungen haben oder hatten. Und in der Regel sind die Leute mit Sportverletzungen, auch die, die viel Sport machen. Ich will jetzt nicht sagen, das Sport schlecht ist. Ich selber mache einmal die Woche Sport und es wäre vermutlich besser, wenn ich es zweimal die Woche hin bekommen würde. Und zum Glück hatte ich bisher noch keine ernsthafte Sportverletzung.“

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Um was geht es inhaltlich bei dem Spiel und wie setzt du das Thema spielerisch um?
„Na, natürlich muss man möglichst viel ‚Sport‘ machen. Die sportliche Aktivität sieht im Spiel so aus, dass man versuchen muss, eine möglichst große Kartenzahl vor sich auszulegen. Dabei sollte man möglichst viele Karten von verschiedenen Sportarten besitzen und gleichzeitig von einer Sportart möglichst viele Karten sammeln. Obwohl das Spiel mit Karten gespielt wird, besitzt man keine Handkarten. Das Spiel hat daher viel mehr einen Brettspielcharakter als den eines Kartenspiels.“

Henning Poehl setzt immer wieder ungewöhnliche Themen spielerisch um von Reich der SpieleWie kommt man denn an die Karten?
„Dazu muss man in den jeweiligen Sportarten trainieren, was man im Spiel mit Würfeln macht. Jeder Spieler hat dazu zehn Würfel einer Farbe zur Verfügung. Deswegen sind in dem Spiel insgesamt 60 Würfel enthalten. Man trainiert in dem Spiel eine Sportart indem man Würfel an der Sportart auslegt. Dabei gibt es gewisse Regeln zu beachten. Denn wie im wirklichen Leben, fängt man nicht als Ass in einer Sportart an, sondern ganz klein. Man muss sich durch kontinuierliches Training langsam hoch arbeiten. Kann man sein Training vor einer Sportart steigern, so kann man vermutlich auch sein Können beziehungsweise seine Fitness in der Sportart verbessern. Das zeigt sich in dem Spiel dadurch, dass man eine Karte der Sportart bekommt und vor sich auslegen darf. Je mehr Karten man von einer Sportart hat, um so fitter ist man in ihr.“

Kann man diese Fähigkeiten wieder verlieren?
„Ja, hört man auf zu trainieren, indem man keinen Würfel mehr an eine Sportart ausbringt, dann verliert man seine Karten wieder – man baut das Trainierte wieder ab. Man muss jede Runde wieder von neuem versuchen, Würfel an den Sportarten auszubringen. Dazu hat man immer die Würfel zur Verfügung, die man in der Vorrunde nicht eingesetzt hat“.

Wie kommen „Mord“ und Doping ins Spiel?
„Im Spiel gibt es zwei Sonderkarten, die ständig den Besitzer wechseln. Das sind die Trainer. Es gibt die ‚1A-Trainerin‘, die mit sauberen Mitteln arbeitet und Vorteile beim Würfeln verschafft, und dann gibt es noch ‚den besten Trainer, den ich bekommen konnte‘, der mit unsauberen Tricks arbeitet und Dopingpillen verteilt. Die 1A-Trainerin bekommt jeder ‚mal, weil sie einfach reihum geht, ‚Der beste Trainer, den ich kriegen konnte‘ wird immer vom Spieler mit der ‚1A-Trainerin‘ an einen Mitspieler verteilt. So bekommt ihn in der Regel immer der Spieler, der am schlechtesten steht – das muss aber nicht sein. Mit den Dopingpillen kann man seine Würfel beeinflussen, was aber neben angenehmen auch ungewünschte Nebenwirkungen haben kann, wie das bei Doping halt so ist.
Dummerweise gibt es in dem Spiel auch noch Unfälle. Diese können nicht jedem Spieler zu gleicher Wahrscheinlichkeit passieren. Je härter man in einer Sportart trainiert, umso wahrscheinlicher ist es leider auch, schwere Unfälle zu erleiden. Die Unfälle führen dazu, dass man zeitweilig oder dauerhaft (bei tödlichen Unfällen) Würfel verliert, was sie sehr lästig macht und einem beim Ausüben des Sportes im Spiel – genauso wie im Leben – einschränkt.
Übrigens ist die Wahrscheinlichkeit, ein Training zu bekommen, von der Anzahl der Spieler abhängig ist, die ebenfalls diese Sportart trainieren. Der eine oder andere wird aus eigener Erfahrung diesen ‚Mitnahmeeffekt‘ kennen, wenn er in einer Gruppe und nicht alleine Sport macht. Dies steigert leider wiederum auch das Unfallrisiko, da man ja geneigt ist, sich übermäßig zu verausgaben. Die Anzahl der eine Sportart trainierenden Spieler entscheidet über die Menge der für diese Sportart zu verteilenden Karten. Diese Karten werden von dem Kartenstapel einer Sportart gezogen und aufgedeckt. Wer welche Karte bekommt (Trainingseinheit oder eventuell vorhandener Unfall), wird durch Wettkämpfe entschieden. Dazu werden alle Würfel benötigt, die nicht an Sportarten oder Unfällen ausliegen.
Ich kann hier nicht alle Regeln erklären, die umfassen mit Beispielen etwa vier Seiten. Ich denke, es lässt sich schon erahnen, dass das Spiel etwas komplexer ist. Dennoch ist es einfach zu spielen und, wenn man das Material in den Händen hat, auch schnell erklärt. Als Hilfe gibt es zwei Übersichtskarten, auf denen die wichtigsten Regeln und Abläufe aufgeführt sind.“

Sport ist Mord Karte von Sphinx SpieleverlagWas sollten Spieler bei ihrer ersten Partie beachten? Können die Spieler sich gar selbst vor einer Partie dopen, um besser abzuschneiden?
„Nein, Doping der Spieler wird wohl keine Effekte auf das Spiel haben. In diesem Spiel werden nur die Würfel gedopt, was auch weniger negative Auswirkungen auf die Spieler hat.
Ein beliebter ‚Anfängerfehler‘ ist, insgesamt möglichst viele Sportkarten zu bekommen. Darum geht es aber nicht, denn man muss nur viele Karten von einer Sportart haben. Daher sollte man sich gegen Spielende auf eine Sportart konzentrieren, die man stark ausbaut. Man sollte die Gelegenheit nutzen, eine gut ausgebaute Sportart durch einen tödlichen Unfall abzuschließen, wenn sich die Gelegenheit bietet  – auch wenn man dadurch einen eigenen Würfel verliert. Dies gilt vor allem, wenn sich dadurch verhindern lässt, dass andere Mitspieler noch an dieser Sportart trainieren können, die noch keine Karte von dieser Sportart haben. Bei den anderen Sportarten sollte man regelmäßig ein bisschen dabei sein, denn es geht ja auch darum möglichst viele Sportarten zu beherrschen.“

Gibt es weitere Dinge, die Spieler vermeiden sollten?
„Ja! Ein guter Wurf verleitet manchen Spieler dazu, ‚mal eine Runde überall einzusteigen, wo es geht. Das geht aber oft nach hinten los! Er hat dann nicht mehr viele Würfel für Wettkämpfe zur Verfügung, womit das Unfallrisiko enorm zunimmt. Da die Unfälle einem Spieler zumindest zeitweilig Würfel entziehen, kann es dann infolge zu einer regelrechten Unfallserie kommen. Man sollte immer im Auge behalten, wie viele Würfel die anderen Spieler für Wettkämpfe zur Verfügung haben.“

Sport ist Mord Karte von Sphinx SpieleverlagVerbindest du mit diesem Thema eigentlich einen moralischen Fingerzeig?
„Eigentlich nicht, eher ein sportliches Augenzwinkern. Daher findet man in diesem Spiel ja auch Sportarten wie Bowling oder Billard.“

Was hältst du allgemein von Sport und Doping im Speziellen?
„Sport finde ich in Maßen gut und gesund und macht ebensoviel Spaß wie Gesellschaftsspiele. Doping setzen Sportler eigentlich ein, wenn Sie ihre natürliche Grenze erreicht haben, um noch mehr aus sich herauszuholen, oder wenn ihnen die natürlichen Aufbauprozesse zu langsam vorangehen. Die Spätfolgen vieler Dopingmittel sind in meinen Augen die kurzen Erfolge, die man damit erzielen kann, nicht wert – und sei das Preisgeld auch noch so hoch. Des Weiteren betrachte ich den Einsatz von Dopingmittel als äußerst unsportlich. Sport sollte man treiben, weil der Körper von der Evolution her an Bewegung angepasst ist und diese auch benötigt. Deswegen ist ein gewisses Maß an Sport gesund. Leistungssport bringt den Körper hingegen an seine Grenzen, an die er nicht angepasst ist, und ist daher auch nicht gesund. Leistungssport ist für mich eine befremdliche Industrie, die ich nicht nachvollziehen kann und für mich mit Fitness nichts mehr zu tun hat. Den Körper mit künstlichen Stoffen über die Grenzen hinaus zu führen, ist für mich Wahnsinn. Leute, die so etwas fördern, sind in meinen Augen Verbrecher. Dennoch ist Doping wohl in unserem Leistungsport, wo immer wieder neue Weltrekorde aufgestellt werden, obwohl sich der Mensch in dieser kurzen Zeit nicht nennenswert evolutiv verändert hat, nicht mehr wegzudenken. Es macht mir großen Spaß, selber Sport zu treiben. Mir im Fernsehen anzusehen, wie sich andere im Leistungssport quälen, kann ich nichts abgewinnen.“

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