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Spielgefühl: Kackel Dackel

Kackel Dackel von Reich der Spiele

Wie bekloppt darf ein Spiel sein? Es geht um die Wurst!

Schon im Vorfeld der Spiel ’10 in Essen machte ein Spieletitel in der Szene die Runde: Kackel Dackel von Goliath. „Was ein bescheuerter Name“ dachten sich nicht wenige Spieler, ich eingeschlossen, und erkoren das Dackel-Vieh zum Running Gag in diversen Spieleforen. Auf der Messe erreichte dieser kleine Plastikhund eine Aufmerksamkeit in den Medien, die wirklich beachtlich war. Die aktuellen Kinderspiele, von denen es wirklich jede Menge hochklassiger Exemplare zu bewundern gab, wurden in Fernsehberichten und selbst in Printpublikationen mit dem Kackel Dackel in Verbindung gebracht. Ein Grund, dieses „Ding“ mal auszuprobieren.

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Auf der Schachtel steht: „Knuddel ihn, füttere ihn, geh mit ihm spazieren – Und sammle sein Häufchen auf, ohne dich zu genieren.“ Abgesehen von den Fehlern war es dann schnell klar, wohin die Reise geht, nämlich in den geheimen Verdauungstrakt dieses Köters, der von vorne bis hinten aus Kunststoff besteht. Was also liegt näher, als für ihn mal eine Hundeportion zu formen und diese in sein Maul zu stopfen? Aber nix da! Der gibt keine Ruhe, sondern macht Geräusche. Das Glibberzeug, aus dem der Hundekuchen geformt wird, ist nicht so prall, da es zu fest ist. Aber dafür gibt es einen Hundeknochen, mit dem der Kuchen vorsichtig in das Maul des Dackels gestopft wird.

Danach wird gespielt. Wenn man denn will. Im Grunde reicht es aus, auf die Leine zu drücken, während das an Dosenhundefutter erinnernde Glibberzeug im Dackel festsitzt. Mit der Leine kann man entgegen der Ankündigung den Hund zwar nicht Gassi führen, aber dafür pumpt diese Luft durch die Verdauungsröhre des Tieres. Und siehe da: Er furzt. Was ein Scheißspiel! (Entschuldigung!) Und tatsächlich wird das, was sich zunächst nach erheblicher Fehlernährung anhört, nach mehrfachen Pressen zur Wurst. Die bleibt dann schön hinten hängen oder fällt brav ab. Je nachdem … Eigentlich wird das Häufchen nun von den Spielern brav mit der Schaufel aufgesammelt. Das habe ich mir dann lieber mal geschenkt.

Ich verkneife mir mal Hinweise auf das vorgegebene pädagogische Anliegen und darauf, dass dieser Hund viel besser bei gewissen Hundehaltern unangespitzt … Lassen wir das. Aber mal ehrlich: Braucht die Welt einen Futter zur Wurst verdauenden Hund als Spiel? Braucht die Kinderwelt ein Plastikköter, um das Aufsammeln von Hundehaufen zu lernen? Das Ding ist auf den ersten Blick vielleicht witzig, aber selbst die Vorführkinder auf der Messe hatten sichtbare Unlust, sich mit dem Kackel Dackel zu beschäftigen. Und die Szene? Die lacht immer noch. Aber von denen hat das Ding ja auch so gut wie keiner ausprobiert … Es stellt sich die ernste Frage: Wie bekloppt darf ein Spiel eigentlich sein?

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2 Kommentare

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Peer 27. Oktober 2010 at 13:37

Ich stimme dir absolut zu. Kackel Dackel ist kein Spiel, sondern Spielzeug. Die Regeln sind völlig banane. Aber es ist imho nicht mal ein gutes Spielzeug, sondern nur ein Gag. Man kauft es, weil man es witzig findet, sozusagen das Spieläquivalent zum "Schni, Schna Schnappi"-Klingelton. Mehr als es mal jemanden zeigen, einmal lachen udn wieder wegpacken wird man damit nicht tun. Und dazu ist es zu teuer.

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Frank Riemenschneider 28. Oktober 2010 at 14:45

Als Spielzeug wäre der Dackel ohne Regelwerk. Es gibt aber Regeln, und es gibt eine Gewinnvoraussetzung – drei Häufchenen auf der eigenen Schaufel. Gut finden muss man es natürlich nicht. 

Spiele dürfen bekloppt sein.  Was haben wir nicht schon alles in unserem Spielerleben gemacht: Drogen verschoben, Müll sotiert, Mieter aus ihren Häusern geschmissen, Spielfiguren von Mitspielern ermordet und jetzt pressen wir halt Mal einem Dackel sein Geschäft durch den Balg; und regen uns auf?  Irgendwann wird der Teckel zur einer netten Anekdote der Spiel`10 werden – und das war`s dann mit dem Kackel Dackel.         

  

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