Bericht zur Spiel '25
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Messebericht: Das war die SPIEL ’25

von Axel Bungart
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Unheimlich viele Eindrücke und dennoch kaum alles geschafft

381 Tage mussten wir uns zwischen dem Ende der SPIEL ’24 und dem Beginn der SPIEL ’25 gedulden. Selten war die Wartezeit so lang, und doch: Wir haben es geschafft! Nun ist schon wieder nach der Messe vor der Messe, doch bis zur nächsten SPIEL sind es „nur“ 361 Tage. Und schon andere vor uns haben es erkannt: Wir schaffen (auch) das.

Infos von der Pressekonferenz

Der Branche gehe es gut, informierte der Vorsitzende des Branchenverbandes Spieleverlage Hermann Hutter auf der Pressekonferenz am Messemittwoch. Mit einem zufriedenstellenden Wachstum im reinen Spielebereich von ca. 6 % trotze die Branche der schwächelnden Konjunktur. Immer mehr ausländische Verlage drängten in den deutschen Markt. Deutsche Händler sähen dafür aber auch für sich Wachstumschancen in Europa und Amerika, nicht zuletzt, weil das Produkt German Game sich immer mehr durchsetze.

Dass nicht nur die Branche boomt, sondern auch die Messe, zeigt sich an der erneut gewachsenen Ausstellungsfläche (77.500 m²) und der sehr großen Zahl an Ausstellern (948), unter ihnen erstmals Vertreter aus den Philippinen, Irland und Vietnam. Mehr als 1.700 Neuheiten bringen sie alle mit, auf die sich die erwarteten rund 220.000 Besucher stürzen können.

Die Spielebotschafterin 2026

Wie im Vorjahr stand der Veranstaltung eine Spielebotschafterin zur Seite. Die Journalistin, Moderatorin und professionelle Rollenspielleiterin Mháire Stritter begleitete die Messe und wirkte am Bühnenprogramm mit.

Spielebotschafterin Mháire Stritter | Foto: Axel Bungart
Spielebotschafterin Mháire Stritter | Foto: Axel Bungart

Über die Ergebnisse des Deutschen Spielpreises 2025 haben wir bereits in einem extra Artikel informiert. Am Folgetag der Pressekonferenz ging der Rummel wie immer richtig los.

Tag eins auf der SPIEL ‘25

Bereits Tage vor der SPIEL war bekannt: Die Messe ist – bis auf den Sonntag – ausverkauft. Wenig überraschend war der Andrang am ersten Messetag entsprechend groß. Da die Messehalle 7 in diesem Jahr erstmals als weitere Ausstellungsfläche diente, entfiel der Kontrollbereich für den Eintritt im Trocknen. Infolgedessen erfolgte die Eintrittskontrolle bereits weit vor dem Halleneingang.

Wegen der Staus rund um die Messe starten wir, Freund und Reich-der-Spiele-Kollege Markus Nußbaum und ich, leicht verspätet, finden aber dennoch nach wenigen Minuten einen Tisch, an dem wir unsere Tour de Spiel 2025 beginnen.

Erstmals seit dem Umbau der Messehallen ist die Halle 7 wieder Ausstellungsfläche. Damals hieß sie Halle 12 und man fiel aus dem Messerestaurant kommend direkt Ravensburger in die Tische. Unser erstes „Opfer“ lautet aber Market Fresh am Stand von Hasbro (Avalon Hill). Kilian erklärt es uns etwas holprig, doch wir kommen in Gang. Wir stapeln Obstkisten mit je zwei Obstsorten auf ein gerastertes Tableau und werten dann eine der Obstsorten. Wer übereinander baut, kann ggf. Extrapunkte einfahren. So steigt man auf Skalen für die verschiedenen Obstsorten möglichst weit nach oben. Das Spiel, das erst 2026 herauskommen soll, ist von Kramer/Kiesling, was zumindest schon mal einen funktionierenden Spielablauf verspricht. So ist es auch. Es steckt auch bedeutend mehr in dem kleinen, einfachen Spielchen, als die Aufmachung erwarten lässt. Doch so richtig atemberaubend ist es nicht, sodass wir nach der Partie auch noch gut Luft kriegen.

Nur kurz danach finden wir erneut einen freien Tisch. Anscheinend ist das Chaos vor der Halle sehr viel größer als hier drinnen. Erstaunt bemerken wir auch an den umliegenden Ständen immer wieder freie Tische. Macht sich der zusätzliche Ausstellungsplatz so bemerkbar? Immerhin können dadurch auch mehr Besucher in die Hallen strömen, was ja irgendwie auch das Ziel des Veranstalters war. Aber Kollege Jörn Frenzel, der sich wohl mehr in der Halle 3 aufhielt, hat da ja einen ganz anderen Eindruck gehabt. Es verteilt sich also weiterhin ungleichmäßig.

Jedem (Spiel) seine Katze

Weiter geht es jedenfalls gleich um die Ecke bei CGE mit Wispwood. Jens und dann Caro erklären es uns mit zwei Belgiern am Tisch auf Englisch. Hier liegen Katzen in einem Wald, den wir aber erst noch um sie herum entstehen lassen. Wieso Katzen? Keine Ahnung. Katzen kommen immer gut. Egal. Man zieht Plättchen von einem Tableau und muss diese in einer bestimmten Anordnung auslegen. Alle Spieler haben dieselben Aufgaben, die Plättchen anzuordnen, um dafür Punkte zu bekommen. Nach den Runden eins und zwei (von drei) wird gewertet und danach werden bestimmte Plättchen abgeräumt. Der Rest bleibt liegen und wird zum weiteren Aufbau der Auslage verwendet. Das gefällt mir – Katzen hin oder her.

Wispwood (CGE) | Foto: Axel Bungart
Wispwood (CGE) | Foto: Axel Bungart

Schönes Gimmick: Die Plättchen lumineszieren, wenn man sie mit Schwarzlicht anleuchtet. Nur wer hat schon Schwarzlicht überm Spieltisch? Dennoch: Dass man nach dem Entfernen von Teilen der Plättchenauslage mit dem Rest weiterspielt, ist eher ungewöhnlich und macht das ansonsten recht konventionelle Plättchenlegespiel zu etwas Besonderem. Für einen Spontankauf ist mir das aber definitiv zu früh.

Von Mooren und Schimmelpilzen

Im Presseraum von Asmodee gibt es ein paar leckere Häppchen, was uns unseren aufkommenden Hunger zu Gunsten ein paar Partien neuer Spiele nach hinten schieben lässt. Auch gut. Zunächst spielen wir das neue Stand-Alone Mischwald Dartmoor. Altes Thema, neue Karten. Aber halt nix Neues, darüber sind wir uns einig und wir fragen uns, ob man das braucht.

Veronika erklärt uns dann aber noch Fromage. Das hat nicht nur einen schönen runden Spielplan, sondern ist auch sonst ein sehr hübsch gestaltetes, will sagen, Mini-Worker-Placement-Spiel. Man hat nur zwei, bestenfalls drei Käsestücke, die man einsetzt, um damit Ressourcen zu sammeln oder Käse herzustellen. Nach jeder Einsetzrunde mit Auswertung dreht man das Spielfeld um 90 Grad und hat somit einen anderen Spielbereich vor sich. Eine spielerisch witzige und gelungene Idee. Doch der Dreh mit dem Dreh ist etwas halbgegoren. Das Spielbrett ist nämlich nur ein Spielbrett ohne Drehteller. Das ist etwas schade, stört aber nur am Rande. Ansonsten ist das sehr fluffig und das Thema mal was anderes. Leider muss ich frühzeitig aufbrechen, sodass ich mir keinen rechten Eindruck über den weiteren Verlauf machen kann.

Ein Schiff wird kommen

Zurück in den Hallen der Hoffnung lässt uns Kosmos nicht im Stich. Ein freier Tisch ist hier früher wie ein Sechser im Lotto gewesen. Und da Kosmos dieses Jahr wieder zahlreiche Neuheiten hatte, durfte man erwarten, dass es schwierig wird, hier einen Platz zu finden. Aber weit gefehlt. Ein Tisch, ein Spiel – und los geht’s. Wir tischen Am goldenen Fluss auf, das uns Celine bestens erklärt. Sehr auffällig ist der schöne Spielplan mit dem tatsächlich golden schimmernden Fluss als zentrales Spielelement. An diesen bauen wir Gebäude, die den vorbeifahrenden Schiffen und im besten Fall den Besitzern der Gebäude Erträge bringen. Eine Art Worker-Shipment, das durchaus unterhält, wobei weder die Anforderung noch die Spieldauer ausufern. Ich verliere zwar haushoch, aber trotzdem würde ich das wieder spielen. Vielleicht eher zu mehr als zwei Spielern.

Dann frage ich noch nach Die weiße Burg Duell. Der Mann an der Ausgabe fragt, ob wir nur zu zweit seien, was mich ein bisschen ratlos zurücklässt. Mir war so, als würde „Duell“ im Spielenamen eindeutig auf ein Zwei-Personen-Spiel hindeuten.

Ins Ziel getaumelt

Der Tag ist schon lang, als Julia uns das Spiel erklärt, und ich kann mich nur mehr schwer auf die Erklärung konzentrieren. Meine Nachfragen bei Spielbeginn sind dann auch entsprechend zahlreich und wahrscheinlich etwas blöd, weil schon erklärt. Markus hat alles viel besser aufgenommen und strategiert sich bereits zielstrebig über den Spielplan, während ich noch ziellos in die Aktionen taumele, von denen ich zumindest weiß, wie man sie auslöst. Julia merkt das auch und beschränkt sich mit ihren Tipps auf Markus und dessen Überlegungen. Doch während ich noch überlege, ob ich das doof finde, komme ich so nach und nach – meines Gefühls nach viel zu spät – dahinter, was zu tun Sinn ergibt, und ich versuche zu retten, was zu retten ist. Und was soll ich sagen: Am Ende gewinne ich klar, was Markus ein wenig verzweifeln lässt. Auch Julia, der wir das Spiel zurückgeben, ist sichtlich überrascht. Ich bin mir unsicher, ob der Verlauf nun für oder gegen das Spiel spricht. Ist mir aber auch egal, denn das einzige, was mir 2024 an Die weiße Burg gefallen hatte, waren die Würfel und der Mechanismus. Bei Die weiße Burg Duell gibt es nicht mal mehr die.

Der erste Messetag ist dann vorbei und wir treten den Rückzug an mit der Gewissheit, dass das Gros der Messe noch vor uns liegt.

Tag zwei auf der SPIEL ‘25

Wir eröffnen den Spielereigen am Stand von Pegasus. Die haben auch Deep Print Games unter ihren Vertriebsfittichen und wir spielen nach der guten Erklärung von Sven LM deren Rival Cities, was 2025 schon in Nürnberg erschienen war. Für das LM hinter Svens Namen finde ich keine brauchbare Erklärung. Es hat aber bewirkt, dass ich mir den Namen gemerkt habe. Vielleicht war es nur das, und XY hätte sich wahrscheinlich seltsam angehört.

Bei dem Zwei-Personen-Spiel zieht jeder mit seinem Schiff um das Spielbrett und löst auf Feldern Aktionen aus. Man muss höllisch die Aktionen des Gegners im Auge haben und möglichst allen Vorteilen, die der sich erspielt, entgegenwirken. Sonst geht es einem wie mir, der die Partie recht schnell verliert, weil ich eben eine Siegmöglichkeit aus den Augen verloren habe. Das ist sehr konfrontativ, obwohl das nicht so platt zu Tage tritt. Aber die Siegoptionen sind so angelegt, dass man seinen Gegner ständig vor sich hertreibt. Ein gut ausgestattetes Spiel, das auch gut zu funktionieren scheint, mich aber nicht so recht anspricht.

Die mit der App spielen

Immer noch bei Pegasus bleiben wir an einem Tisch hängen, an dem lebhaft Light Speed Arena demonstriert wird. Ein Space-Spiel, bei dem wild auf dem Tisch ausgelegte Plättchen mit Raumschiffen und Lasern von einer App gescannt werden und der Rest dann in der App abläuft (was hier am Stand auf einem großen Bildschirm publikumswirksam dargestellt wird). Wer seine Plättchen richtig ausgerichtet hat, ballert mit Lasern auf seine Nachbarn und versenkt ggf. deren Raumschiffe. Wer schief geguckt hat, ballert im besten Fall ins Nichts, wenn es dumm läuft aber sogar auf die eigenen Raumschiffe, was suboptimal ist. Das alles wertet die App animiert aus und spielt ein Video mit den Laserschüssen ab.

Light Speed Arena – Spiel 25 in Essen (27 MB)

Nachdem wir eine Runde zugesehen haben, fühlen wir uns aufgefordert mitzuspielen, was auch nur wenige Minuten dauert. Das Spiel ist simpel, macht aber irgendwie Spaß. Ich denke mir, dass man sowas für recht kleines Geld ruhig mal im Portfolio haben darf, für den Fall, dass man mal so gar nicht denken mag. Mein erster Spontankauf der Messe ist damit besiegelt.

Kein Platz zu wenig

Die Messe ist (natürlich) auch heute gut besucht. Aber erfreulicherweise ist es auch an diesem Freitag kein Problem, Tische zum Spielen zu finden. So finden wir uns beim Stand von Asmodee ein. Beim Stand? Nun ja, bei den Dimensionen, in denen sich Asmodee hier ausbreitet, sollte man schon von Hallenteilen sprechen. Sie sind der unangefochtene Biggest Player auf der Messe.

Vielleicht gehört es zum Programm, dass Johanna uns das Spiel Take Time betont langsam erklärt, aber die Erklärung ist überzeugend. Wir spielen zusammen mit zwei Mädels. Im Uhrzeigersinn werden Karten mit Zahlenwerten ausgelegt, die am Schluss aufgedeckt werden, und dann in aufsteigender Reihenfolge ausliegen müssen. Dummerweise müssen die meisten Karten verdeckt ausgelegt werden und drüber reden dürfen wir auch nicht. An manchen Stellen machen zudem Erschwernisse wie eine vorgegebene Anzahl von Karten die Sache nicht leichter. Dennoch schaffen wir das schier Unmögliche und liegen uns weinend in … nein. Wir sind stolz auf unseren Sieg, doch leider trennen sich die Wege mit den durchaus sympathischen Damen wieder.

Spielen bei Wind und Wetter

Das Wetter ist an diesem Freitag richtig, um sich zuhause mit einem schönen Spiel im Warmen an den Spieltisch zu setzen. Oder auf der Spielmesse zu sein. Vor der Halle 6 stehen wieder Food-Trucks und mittlerweile ist es schon so spät, dass die meisten schon gegessen haben. Lange Schlangen und Wartezeiten gibt es zum Glück nicht mehr. Irgendwie auch grad nicht vorstellbar, denn es stürmt und regnet und kalt ist es auch. Ich hechte aus dem Ausgang von Halle 6 zu einem Burger-Zelt, bemerke schlagartig, dass ich völlig underdressed bin, und versuche (erfolglos), mich unter das tropfende Zeltdach zu stellen. Ich bestelle einen Burger für durchaus sättigende 14 EUR. Bei meiner Frage nach einem Schlecht-Wetter-Preis muss ich mich undeutlich ausgedrückt haben, denn die Antwort lautet „Ja – 15 EUR“. Ich muss an meiner Fragestellung arbeiten. Aber ein bisschen Mitleid habe ich doch mit denen hier draußen im offenen Zelt, die keine Chance haben, sich in die vergleichsweise warme Halle zurückzuziehen.

Den Burger esse ich dann aber in der Halle und sehe danach aus wie ein Schwein. Immerhin schmeckt er gut. Was das Thema Dreck angeht, bin ich zumindest in guter Gesellschaft. Ist es nicht zu erwarten, dass Mülleimer in der Nähe von Essensständen ihre Kapazität bald erreicht haben dürften? Eine häufigere Leerung auch während der Messezeit scheint also angebracht. Vielleicht sollte man das nochmal artikulieren.

Platz ist in der kleinsten Hütte | Foto: Axel Bungart
Platz ist in der kleinsten Hütte | Foto: Axel Bungart

Zu Gast beim Freund

Nach einer gründlichen Reinigung finden wir Einlass bei Amigo. Eigentlich wollen wir Meister Makatsu spielen. Doch das Pärchen, Nils und Melina, das sich zu uns gesellt, ist mehr auf Shadow Cards aus, also spielen wir das. Wir müssen gut hinhören, denn die Lautstärke von Erklärerin Sylvias Stimme und das Geräuschniveau in der Halle haben kein gutes Verhältnis zueinander. Aber wir kriegen es hin. Bei dem Stichspiel mit den auffällig designten Karten muss man die Anzahl der Punkte, die man zu erzielen glaubt, mit zwei Karten festlegen. Von den Stichen, die man macht, darf man eine Karte der Wahl offen auslegen. Aus der Summe der offenen Karten ergibt sich dann hoffentlich die angesagte Summe.

Es ist immer wieder erstaunlich, dass es jedes Jahr neue Variationen eines Stichspiels gibt. Und diese hier ist tatsächlich neu und unterhaltsam. Daran ändert auch nicht, dass ich nach drei Runden abgeschlagen als Verlierer feststehe. Leider können wir aus zeitlichen Gründen nicht noch Meister Makatsu spielen, denn wir haben eine Reservierung bei Inside Up Games.

Die Labyrinthe der Messe

Dafür pflügen wir uns nun in möglichst gesitteter Eile durch das Gewühl dreier Hallen in der Hoffnung, niemanden ernsthaft zu verletzen. Wir kommen rechtzeitig und spielen mit zwei Niederländern Ice and Idols. Das erinnert ein wenig an Das verrückte Labyrinth. Man versucht, in einem sich verändernden Labyrinth Schätze zu finden und mit diesen entweder auf dem eigenen Tableau Funktionen freizuschalten oder auf einem anderen Tableau Punkte zu erhalten.

Ice and Idols - Spielbrett | Foto: Axel Bungart
Ice and Idols – Spielbrett | Foto: Axel Bungart

Das Spielmaterial ist optisch sehr auffällig und attraktiv gestaltet. Es lädt wirklich zum Spielen ein. Von der Aufmachung her wäre das einen Spontankauf wert, aber ich habe die Befürchtung, dass die Spieltaktik in verschiedenen Partien immer dieselbe sein könnte. Leider können wir nur ein paar Runden spielen, weil die Niederländer weiterziehen wollen. Meine Zweifel obsiegen dann auch über den Kaufwunsch.

Wir ziehen weiter und wollen bei Bernd Eisenstein bzw. Irongames Papyria spielen. Leider kommen wir etwas zu spät, denn die wenigen Tische sind bereits besetzt.

Dafür machen wir spontan Halt bei T-Towers und spielen Weave. Eine Spanierin erklärt uns die wenigen Regeln und da wir glauben, alles richtig verstanden zu haben, geht es auch gleich los. Man versucht, auf dem 4 x 4 Felder großen Spielplan bunte Steinchen auf gleichfarbige Plättchen zu legen. Schafft man damit eine Reihe, erhält man einen Diamanten, von denen man drei zum Sieg braucht. Nach ein paar Zügen fabriziere ich tatsächlich jene Kettenzüge, die sich laut der Erklärung ergeben können. Doch mein Kettenzug ist erst zu Ende, als ich das Spielbrett fast einmal komplett umgekrempelt habe und für Markus kaum noch etwas übrigbleibt. Fühlt sich komisch an. Das mag ja ein schnelles Spiel sein, aber anscheinend besonders für einen der beiden Spieler. Entweder, wir haben was falsch gemacht (was angesichts der wenigen Regeln eher unwahrscheinlich ist), oder das Spiel läuft so ab. Auch die herbeigerufene Erklärbärin findet nichts Falsches, scheint aber etwas ratlos. Uns überzeugt das so gar nicht, weshalb wir auch auf eine Revanche verzichten und weiterziehen.

Die Rechnung bitte!

Vom Kollegen Pete vom Klassiker-Podcast Brettseggel bekamen wir in der Mittagspause einen Tipp, sich einmal La Cuenta anzusehen. Das tun wir nun auch und gesellen uns bei 2 Tomatoes Games an einen Tisch zu drei anderen Spielern. Auch ein Erklärbär ist schnell zur Hand, der uns den Spielablauf näherbringt. Wir legen reihum eine Tapas-Spielkarte ab und so sammeln sich, wie das so ist beim Spanier, die Tapas haufenweise. Dazu kommt Wein oder ein Tässchen Kaffee. Wenn einer keine Karte mehr spielen kann, bestellt er damit die Rechnung und muss sie auch zahlen. Es sei denn, er muss grad aufs Klo, hat Geburtstag oder will die Rechnung aufteilen. Das ist wirklich eine witzige Idee und eine Partie könnte ebenso witzig und turbulent werden, wenn …. ja, wenn nur die Regel auch annähernd so gut wäre. Ist sie aber nicht, sondern erklärt manche Abläufe nur recht vage. Noch schlimmer: Jeder Erklärbär, den wir fragen, gibt uns eine andere Antwort. Sehr ungünstig. Schade, dass die gute Idee in der Umsetzung doch etwas hapert.

Gleich nebenan, bei Allplay, einem aufstrebenden Verlag, der bereits im vergangenen Jahr Spiele zum Hingucken hatte, wollen wir kurz darauf Piñatas im Stehen spielen. Da sich das Spiel besser zu mehr als zwei Spielern spielen lässt, shanghaien wir uns ein zufällig vorbeikommendes Pärchen, die mit uns spielen. Wieder ein Stichspiel. Und wieder anders. Wir können maximal drei Stiche machen, bevor wir aus der laufenden Runde ausscheiden. Wer gezwungenermaßen ausscheidet, bekommt nur die Anzahl seiner eigenen Stiche, also drei. Wer freiwillig ausscheidet, bekommt die Anzahl der Stiche, die alle zusammen bisher gemacht haben. So eine Art Push-Your-Luck mit Stichen. Interessant und durchaus spannend, weil man so spät wie möglich versucht auszusteigen – was zuweilen aber nur mäßig gut gelingt. Die Runde ist kurz, und das Pärchen löst sich aus unserer Umklammerung.

Einmal Clown sein

Auch für uns geht die Reise weiter. Wir spielen ein paar alberne Spielchen am Stand von The Spiel Foundationn, einer gemeinnützigen Organisation in Amerika. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, einen „großen Spieltisch zu bauen, an dem alle willkommen sind.“ (Amen) Sie unterstützen Einrichtungen wie Krankenhäuser, Seniorenzentren und weitere soziale Institutionen mit Spielepaketen. Für eine Spende von 10 EUR machen wir uns gerne ein bisschen zum Affen und hoffen, dass das Geld dort ankommt, wo es nach Aussage der Stiftung hinsoll.

Kopfangeln for Charity – Spiel 25 in Essen (3MB)

Für unseren Einsatz gewinnen wir fünf Lose für eine Gewinnziehung, die eine halbe Stunde später stattfinden soll. Da wir gleich nebenan den Stand von Tuckers Fun Factory aus den Niederlanden finden, spielen wir dort einmal Locus. Das ist eine stark vereinfachte Variante von Ganz schön Clever, bei der man, hier allerdings per Flip & Wright, Kästchen auf verschiedenen Flächen ankreuzen soll, um diese Flächen möglichst zu füllen. Klar, gibt es auch hier Kettenzüge, die dem Ganzen etwas Pfiff verleihen. Aber nur etwas. Es spielt sich wohl fluffig runter, bleibt aber hinter dem cleveren Mechanismus von Wolfgang Warsch deutlich zurück.

Die Zeit hat gerade gepasst und wir gehen wieder rüber zu der Foundation, um an der Verlosung teilzunehmen. Und siehe da – wir gewinnen tatsächlich ein Borealis. Juhuu! Die Uhr dreht sich an diesem Freitag anscheinend besonders schnell, denn es geht schon wieder auf Feierabend zu.

SPIEL ‘25: Tag drei – ohne mich!

Meeps und Markus | Foto: Axel Bungart
Meeps und Markus | Foto: Axel Bungart

Den folgenden Samstag wechsle ich die Seiten und verbringe ihn als Erklärbär am Stand eines Freundes, der zu seinem Spiel vom letzten Jahr in diesem Jahr die passende Erweiterung erfunden hat. Das Gewühl des Samstags erlebt Markus daher allein. Oder er trifft sich mit Meeps.

Markus schildert, wie es ihm am Messesamstag ergangen ist

„Während Axel am Samstag seine Stimmbänder als Erklärbär am Stand eines Freundes strapaziert, habe ich mir vorgenommen, die Hallen systematisch zu durchlaufen. Spoiler: Hat nur so mäßig funktioniert.

Als erstes stehe ich kurz vor Einlass der Massen am Stand von Deep Print Games. Dort nimmt man den offiziellen Messebeginn sehr ernst und verscheucht alle, die sich schon vorab an Tischen niederlassen wollen. Punkt 10 Uhr nehme ich aber direkt am Tisch Platz, um mit vier weiteren Mitspielern Ghostbumpers von Inka & Markus Brand zu testen. Das ist ein witziges Familienstichspiel für bis zu sechs Personen, bei dem es mal nicht um Farben und Trümpfe geht, sondern einfach die höchste ausgespielte Zahlenkarte den Stich gewinnt. Dabei müssen wir geheim planen, wie viele Stiche wir bekommen werden. Witziger Kniff ist, dass beim Ausspielen von mehreren Karten nicht der aufgedruckte Zahlenwert gilt, sondern aus Anzahl und Wert der Karten eine Dezimalzahl gebildet wird. Beispielsweise wird eine 4 angespielt und ich möchte den Stich nicht bekommen, habe aber drei Achten auf der Hand, dann spiele ich die zusammen aus und sie bilden den Wert 3,8, sind also niedriger als die vier. Das Ganze spielt sich fluffig runter und ist witzig illustriert. Ein Pärchen, das mit mir spielt, erkenne ich vom letzten Jahr wieder. Wir hatten damals Australis zusammen gespielt. So klein ist die Welt.

Ab in den Pool

Wo ich schonmal am Stand bin, schaue ich mir noch eine Partie Dice Pool Party an, ein – wie der Name schon sagt – Partyspiel, das mit 12 Würfeln und einem Block auskommt. Der Pool ist die Spieleschachtel, in der wir verdeckt die Würfel durchschütteln. Dann wird der Deckel hochgehoben und nach Abzählen von „1, 2, 3,…Splash!“ wieder geschlossen. Nun müssen alle Spieler auf ihrem Block eine Kategorie ankreuzen, mit der sie glauben, viele Punkte zu machen. Zum Beispiel die Augenzahl aller gelben Würfel, oder alle Augenzahlen von 1 bis 3, gleichfarbige Paschs etc. Das geht schnell und ist eine Mischung aus Kniffel und Memory. Durch die unterschiedlichen Farben und Größen der Würfel wird der schnelle Überblick erschwert. Ist witzig und kostet nicht viel, nehme also beide Spiele spontan mit.

Schicker Schmuck und trockene Tinte

Von Halle 3 ging es dann in Halle 4 zum spanischen Verlag Combo Games. Ein freier Tisch beim Hawaii-Spiel Kilauea und zwei bereitwillige schwedische Mitspieler lassen mich nicht lange zögern. Das Spiel ist sehr bunt und schön gestaltet. Wir versuchen, auf unseren Inseln Tikis aus Holz in bestimmten Sektoren zu positionieren. Wie viele Punkte wir am Ende dafür bekommen, richtet sich nach der Anzahl und Höhe farbgleicher Tikis in der Mitte des Spielplans. Ein Kanu hilft uns dabei, Plätze für Aktionen anzufahren. Unsere Erklärerin aus der Ukraine gibt sich alle Mühe, die verschiedenen Möglichkeiten in einer Demopartie zu erläutern, aber so richtig will es bei uns nicht zünden. Allein dieses Demo dauert schon zu dritt 45 Minuten und wir haben das Gefühl, nicht wirklich voranzukommen mit unseren Zügen. Wir sind also ganz froh, als das Demo zu Ende ist. Immerhin gibt es für jeden eine Lei-Blumenkette, die ich für den Rest des Tages um den Hals trage.

Kilauea - Spielbrett | Foto: Markus Nußbaum
Kilauea – Spielbrett | Foto: Markus Nußbaum

Zufällig komme ich beim Stand des European Player Networks in Halle 2 vorbei, wo gerade ein Tisch Ink frei wird. Das Spiel reizt mich schon optisch, denn die kleinen Tintenfässchen aus Kunststoff sehen wirklich sehr gut aus. Es dauert nicht lange, und ich habe drei niederländische Mitstreiter gefunden, die auch glücklicherweise noch deutsch sprechen. Trotzdem wird uns das Spiel vom deutschen Erklärbär auf Englisch vorgestellt. Wir versuchen, bunte Landschaften so optimal in unsere Ablage zu legen, dass wir möglichst als Erster unsere 20 Tintenfässer verbauen können. Wertungszahlen auf Feldern geben vor, wie viele Fässer man dort abstellen darf, damit man sie werten kann. Außerdem bringen Sonderfunktionen Würze ins Spiel. Wir sind uns auch hier einig, dass das Spiel optisch mehr hermacht, als es spielerisch zu leisten vermag, aber ich würde ihm gerne nochmal eine Chance geben.

Ink - Tintenfässer | Foto: Markus Nußbaum
Ink – Tintenfässer | Foto: Markus Nußbaum

Der Wolf im Wolfspelz

Irgendwann treibt es mich wieder in Halle 3 und ich spiele dort Calupum – Im Banne des Wolfes bei Boardgame Box. Das ist ein hübsches Familienspiel mit einem Winter- und Sommerspielplan. Ich spiele zusammen mit einem Pärchen den Winterplan. Wir versuchen, drei Schafe hinter hölzernen Hecken vor den gierigen Blicken zweier Wölfe zu schützen, die um den Plan kreisen. Mit einer ausgespielten Handkarte bewegen wir Schafe, geben aber auch den Wölfen Bewegungspunkte. Wie weit die ziehen, hängt vom höchsten Wert aller ausgespielten Karten ab. Sieht ein Wolf ein Schaf, beißt er es und das Schaf verliert Lebensenergie. Nach 12 Runden gewinnt, wer die meisten Lebenspunkte übrighat. Der Sommerplan ist Dank weiterer Figuren und Sonderkarten noch herausfordernder. Ein sehr schön gestaltetes Spiel für die ganze Familie. Außerdem gab es als Trost für mich als Verlierer noch Schokolade.

Down by the riverside

Zuletzt gelingt es mir noch, in Halle 4 eine Demopartie 12 Rivers zu spielen. Das Spiel war mir schon vor vier Jahren aufgefallen, als es von einem kleinen taiwanesischen Verlag auf der Messe vorgestellt wurde. Seinerzeit war es wohl schon am zweiten Tag ausverkauft. Nun hat sich Good Games Publishing aus Australien die Lizenz gesichert. Drei weiteren Mitspielern und mir werden die Grundzüge des Spiels erklärt, das optisch schon allein durch den schräggestellten Spielplan mit den namensgebenden zwölf Flüssen heraussticht. Über diese rollen später im Spiel bunte Murmeln in den See im Tal. Als Spieler kann ich meine Stammestoken so in die Flussläufe stecken, dass die Murmeln blockiert werden und ich mir dann je eine heraussuchen darf. Je höher ich sie platziere, desto mehr Kosten in Form von Karten muss ich spielen. Ergatterte Murmeln lege ich auf meinem Lastenlama ab, um diese dann bei den Dorfbewohnern zu platzieren. Das Demo macht Lust auf mehr, aber der Andrang ist groß, sodass wir nach einer Runde aufhören müssen. Fast wäre das ein Spontankauf geworden, aber es gibt wohl derzeit Verhandlungen mit gleich drei deutschen Verlagen, sodass man damit rechnet, dass es nächstes Jahr in einer lokalisierten Version auf der Messe erscheinen wird.

Mit diesen Eindrücken kehre ich am Abend zu Axel in Halle drei zurück.“

Pöppel on Tour

Während meiner Zeit am Stand des Freundes fallen mir ein paar Mädels auf, die sich in Schale geworfen haben. Als Pöppel verkleidet, ziehen sie durch die Hallen und ich finde, das ist so im Team eine recht lustige Idee.

Pöppelmädchen auf der Messe | Foto: Axel Bungart
Pöppelmädchen auf der Messe | Foto: Axel Bungart

Jetzt doch: Tag drei auf der SPIEL ‘25

Mein dritter Erlebnistag zum Spielen ist der vierte und letzte der Messe. Schon seit Jahrzehnten war ich sonntags nicht mehr da. Auch der Sonntag ist mittlerweile ausverkauft, und dennoch ist alles etwas entspannter, wenngleich nicht wirklich leer. Aber es finden sich sehr viele Tische zum Spielen, und dafür sind wir ja hier.

So finden wir auch gleich einen Tisch bei Schmidt Spiele und spielen Crystalla mit Sarah, die sich zu uns setzt. Wir wandern mit Farbwürfelchen über eine Kristallkartenauslage, und dort wo wir enden, nehmen wir eines der quadratischen, zweifarbig geschwungenen Plättchen in unsere eigene Auslage. Legt man die Plättchen in für jede Farbe vorgegebenen Konstellationen zusammen, gibt es dafür am Ende Punkte. Wem das nach zwölf Runden am besten gelingt, gewinnt.

Der Mechanismus des Einsammelns der Plättchen ist dem von Five Tribes sehr ähnlich. Dazu kommt das Anordnen in der eigenen Auslage, das man aus diversen Spielen kennt. Die Aufmachung gefällt und die Farbgebung lädt zum Spielen ein. Man kann sich damit unterhalten, aber weder der eine, noch der andere Mechanismus, noch zusammengenommen ergeben etwas, das begeistert.

Crystalla - Plättchenauslage | Foto: Axel Bungart
Crystalla – Plättchenauslage | Foto: Axel Bungart

Sozialstudien

Einer der schönen Aspekte an der Spielmesse ist, dass man spontan neue Menschen kennenlernt, und einen kurzen Augenblick ihrer Art mitnimmt, wie sie Spiele erleben. Man nimmt so die Spiele manchmal mit einem anderen Blick wahr. Mit einem anderen Pärchen, Angelina aus Ulm und Lennart aus Berlin, spielen wir dann noch Clear 4. Wir bekommen das Spiel vom Profi erklärt: Björn vom Youtube-Podcast von Schmidt Spiele führt uns schnell und sicher ins Spiel. Dabei geht es darum, die eigenen Handkarten und zwölf ausliegende Karten als Erster loszuwerden. Ein bisschen wie Ligretto, nur ohne Hektik. Alle Karten landen auf einem gemeinsamen Stapel, auf dem man Karten mit gleichem oder absteigendem Wert ausspielen muss. Kann man das nicht, muss man den Stapel auf die Hand nehmen – was man nicht will. Ein paar Sonderkarten bringen etwas Würze dazu.

Das ist ein buntes, hübsch gestaltetes Familienspiel, das am Schluss durch verdeckt zu spielende Karten noch eine Glückskomponente ins Spiel bringt, die aber auch ein kleinbisschen Platz zum Taktieren lässt.

Spielefreundin Daniela stößt heute zu uns und wir spielen ein paar Spiele zu dritt. Den Anfang macht Staying Alive von Kosmos, das uns Simon gut erklärt. Wir erhalten Karten mit Zombies und Gegenständen auf die Hand, mit denen wir die eigenen, aber auch die Zombies der anderen abschlach… eliminieren können. Da das Spiel kooperativ ist, kann man Karten weitergeben an jemanden, der sie besser gebrauchen kann. Dummerweise darf immer nur der reden, der grad am Zug ist. Da heißt es: zuhören – und die eigene Kondition im Auge behalten! Und natürlich geht das Ganze auf Zeit! Können alle fliehen, haben sie gewonnen. Phlegmatiker und Egomanen bringen hier jede Runde zum Platzen. Aber ein gutes Team kann damit Spaß haben.

Die Erklärbärin des Monats

Gleich gegenüber machen wir noch einen weiteren Zwischenstop bei Hasbro. Was ich noch nicht ahne: Hier erwartet uns mein Messe-Highlight 2025. Doch es ist nicht das Spiel Cosmolancer (Avalon Hill), das mich so begeistert. Es ist Jasmin, die uns das Spiel in einer Perfektion erklärt, dass ich echt geplättet bin. Das sage ich ihr auch gerne und danach gefragt, wie oft sie das Spiel in den vergangenen Tagen erklärt habe, antwortet sie „ca. 50 Mal pro Tag“. Wow! Und noch mal bin ich platt. Das hätte ich nicht gedacht. Chapeau, Jasmin und hoffentlich bis nächstes Jahr!

Und wo wir grad bei Unglaublichem sind: Auch Cosmolancer (eine Neuinterpretation von Kingdoms (2002/2012)) ist eines von sage und schreibe 26 Spielen, die Erfolgsautor Reiner Knizia allein auf dieser Messe bei verschiedenen Verlagen präsentiert. Ich finde das sensationell. Alle zwei Wochen ein Spiel. Wie geht das?

Doch zurück zum Spiel: Bei Cosmolancer fotografieren wir Weltraumphänomene. Man legt Plättchen mit verschiedenwertigen Fotomotiven in Reihen und Spalten und versucht, in dieselben Reihen und Spalten Multiplikatoren (Fotoapparate) zu legen, die dann Punkte einbringen. Das ist thematisch … Blödsinn, spielerisch wenig anspruchsvoll, aber es ist sehr interaktiv. Letzteres macht auch einen gewissen Reiz aus, weswegen ich auch hier meine: Kann man, muss man aber nicht.

Wachs statt Tinte

Draußen ist es wieder kalt und ungemütlich. Aber irgendwie muss man an Essen kommen, und so stellen wir uns wieder bei einem der Food-Trucks an. Nach einem durchaus leckeren Burrito als Mittagspause im Stehen geht es weiter zu einem der Asmodee-Stände, wo wir nach sehr kurzem Warten 7 Wonders Dice spielen, das Roll & Wright zum Kennerspiel des Jahres und Sieger des Deutschen Spielepreises 2011. Daniel erklärt es uns sehr gut, sodass wir schnell loslegen können.

Wir erhalten hier Rohstoffe und alles, was man sammeln kann, über Würfel, die in einer Box gewürfelt werden. Was zunächst wie ein unnützes Gimmick aussieht, entpuppt sich als Feature: Die Box gibt an, was uns die Würfel kosten, je nachdem, wo sie liegen. Spielerisch sehr schön umgesetzt.

7 Wonders Dice – Würfelbox – Spiel 25 in Essen (15 MB)

Unsere Errungenschaften kreuzen wir auf einem Tableau mit Wachsmalstiften an. Die sind vielleicht haltbarer als Folienstifte, machen aber keinen Spaß, weil man ziemlich fest auf dem Tableau rummalt, damit man erkennt, wo man gemalt hat. Nach einem Drittel der regulären Spielzeit sind wir gehalten, das Spiel abzubrechen. Das ist zu wenig, um von dem Spiel einen richtigen Eindruck zu bekommen. Asmodee müsste hier nochmal nachbessern, denn so lernt man ein Spiel nicht kennen. 7 Wonders ist wiedererkennbar, aber mir reicht es jedenfalls nicht für einen Kauf.

Abracadabra

Weiter geht es zauberhaft. Incantibus lautet ein Zauberspruch, den der jeweils beste Hexer ausspricht, wenn es darum geht, mit einem Zauberstab in der Hand ein Plättchen aus einer Auslage zu beanspruchen. So heißt dann auch das Spiel von Studio H, das uns Hannah erklärt, bevor sie uns allein weiterspielen lässt.

Die Plättchen sammelt man, um damit Zauberer zu bekämpfen. Wer damit die meisten Punkte macht, gewinnt. Hier spielt man schön gegeneinander und ist doch froh, wenn man sich mal nicht um eines der ausliegenden Plättchen streiten muss. Ein sehr hübsches Familienspiel mit ansprechendem Material.

Wir nehmen uns heute endlich mal die Zeit, die Hallen möglichst systematisch abzugrasen. In den letzten Tagen sind wir – umständehalber – doch recht viel von Halle zu Halle gesprungen und hatten so das Gefühl, vieles noch nicht gesehen zu haben. Mal durch die Hallen zu schlendern und hier und da einen Blick auf Spiele, besondere Ideen und Mechanismen zu werfen, ohne sich gleich darin zu verlieben, macht irgendwie zufrieden.

4 Gewinnt Bounce – Spiel 25 in Essen (22 MB)

Ein paar Stände weiter kommen wir zum japanischen Anbieter konno, an dessen Stand wir (auf Empfehlung) Peas spielen. Das Spiel ist aber gar nicht neu und mit diesem Kartenduell, das entfernt an Duell um Cardia erinnert, werden wir auf Anhieb nicht warm. Zu einer weiteren Partie fühlen wir uns nicht animiert, sodass es schnell weitergeht.

Sold out

Nicht nur bei Asmodee heißt es mittlerweile auf einer langen Liste: Sold out! Auch bei Korea Boardgames sind bereits alle Neuheiten ausverkauft. Dennoch liegen natürlich noch Spiele aus, damit man weiß, was man verpasst hat. Wir spielen zunächst Bingsu. Bei dem Kartenspiel darf man alle Karten ausspielen, die die Gegner auf der Hand haben, nur die eigenen nicht. Da man die Karten der anderen aber nicht kennt, muss man Glück haben, sie ihnen aus den Klauen zu fischen. Zieht man die richtigen Karten, kann man damit sein Bingsu, eine koreanische Eisspezialität, nach und nach in vier Ebenen zusammenbauen. Das dauert nur so lange, dass man sich grad nicht anfängt zu langweilen, denn einen besonderen spielerischen Reiz habe ich trotz eines gewissen Ärgerfaktors nicht verspürt.

Darum hängen wir noch eine Partie Orbita an. Ein Spiel für zwei, in dem man versucht, sich gegenseitig mit dem Ausspielen von Karten zu überbieten, um damit auf einer Skala weiterzuwandern. Am Ende gewinnt, wer dem Gegner mehr Karten abjagen konnte. Wir spielen nur eine Runde, in der man schon merkt, dass in dem kleinen Spiel mehr steckt, als man auf Anhieb vermutet.

Es wird langsam Zeit, Abschied zu nehmen von der SPIEL ’25. Wir schlendern so langsam Richtung Ausgang, kommen aber noch beim Stand von Arkada Studio vorbei, an dem wir auf eine schnelle Partie Salami eingeladen werden. Wir zerschneiden eine Salami Scheibe für Scheibe, um die Scheiben punkteträchtig einzusammeln. Aber nicht von Big Brother erwischen lassen, der als App mitläuft. Sonst ist man u. U. raus. Nichts was einen irgendwie berührt, sodass wir nach einer Partie weiterziehen.

Unsere letzte Station wird dann Green Team Wins, einem Partyspiel des PD-Verlags. Vier Mitspielern und uns erklärt Maxi, dass man einfach zu einer Frage eine von drei möglichen Antworten auf eine Tafel schreibt. Gehört man zur Mehrheit der Antworten, bekommt man Punkte. Sonst nicht. Ist das jetzt ein Quiz? Nicht wirklich. Eher ein Abstimmspiel. Aber die Antworten lösen jedes Mal Diskussionen und ungläubige Gesichter aus. Das hat was. Und da ich noch einen zweiten Spontankauf offen habe, schlage ich hier zum Abschluss noch zu.

Das wars, die SPIEL ’25 ist aus!

SPIEL'25 - Messehalle 3 | Foto: Axel Bungart
SPIEL ’25 – Messehalle 3 | Foto: Axel Bungart

Tja. Was soll man sagen? Da waren die tollen Tage auch schon wieder vorbei. Drei Messetage (für uns), an denen wir 27 Spiele (an-)gespielt haben, unheimlich viele Eindrücke von interessanten Neuheiten und spaßigen Ideen mitgenommen haben und es dennoch kaum schafften, das zu sehen, was wir uns vorgenommen hatten. Dabei hatte ich dieses Jahr schon auf eine umfangreiche Messeliste verzichtet. Mit der neuen, zusätzlichen Halle 7 kam noch mehr Fläche hinzu, die gesehen werden wollte. Irgendwie ja gut. Aber irgendwie auch unbefriedigend. Im Nachhinein fallen einem so viele Titel auf, die man gerne noch gesehen hätte.

Gründe genug, die nächsten Monate damit zu verbringen, sich mit anderen zu treffen und zu spielen. Vielleicht kann man da noch was nachholen.

Die Uhren zählen schon längst wieder rückwärts. Denn vom 22.-25. Oktober 2026 gibt es die nächste SPIEL in Essen. Bis dahin: habt Spaß!

4 Kommentare

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KK 2. November 2025 - 16:08

„…denn das einzige, was mir 2024 an Die weiße Burg gefallen hatte, waren die Würfel und der Mechanismus.“

Und ich dachte schon, ich wäre der einzige, der mit der weissen Burg nicht warm geworden ist.

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Axel Bungart
Axel Bungart 2. November 2025 - 17:15

Na, sieh mal, da sind wir schon zu zweit … 😉

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Rüdiger Hosse 3. November 2025 - 18:17

Lieber Herr Bungart, schöne Fotos von der Spiel Essen 2025 ! Allerdings ist bei Bild 94 + 95 von 270 ein Beschriftungsfehler unterlaufen: es müsste Natera (New beginning) und nicht Netara heißen. Ich konnte ein Exemplar erwerben und bin so über den Tippfehler gestolpert .. Mit verspielten Gr R. Hosse

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Michael Weber
Michael Weber 3. November 2025 - 19:41

Vielen Dank für den Hinweis. Der Fehler ist korrigiert.

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