Sudoku-Flut in Essen
Gab es einen Trend auf der Spiel ’05 zu beobachten, dann war das Sudoku. Das Zahlenrätselspiel tauchte gleich bei mehreren Verlagen auf: Clementoni, Hasbro, Jumbo, Kosmos, Noris, Piatnik, Ravensburger, Winning Moves sowie in unterschiedlicher Form bei mehreren Kleinverlagen. So mancher betroffene Verlagsvertreter war darüber nur mäßig glücklich. Wie kam es zu diesem Trend?
Sudoku (japanisch) heißt übersetzt so etwas wie Ziffer, die alleine steht. Es handelt sich dabei um ein Zahlenrätsel, das an das Lateinische Quadrat von Euler angelehnt ist. In einem neun mal neun Felder großen Quadrat werden neun Unterquadrate abgeteilt, die je aus drei mal drei Feldern bestehen. In einigen der Felder sind Ziffern vorgegeben. Ziel ist es, in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun Quadrate jede Ziffer von eins bis neun nur genau ein Mal vorkommen zu lassen.
Dieser Rätselspaß kam über Japan nach England, wo es einen Boom erlebt. Auch im restlichen Europa ist Sudoku im Kommen – und nicht an eine Lizenz gebunden. Also ein ideales Thema für ein Brettspiel.
Man kann es den Verlagen nicht verdenken, dass sie hier eine Möglichkeit sehen, schnelles Geld zu verdienen. Doch nur wenige Umsetzungen sind wirklich ein richtiges Spiel. Bei den meisten rätseln mehrere Spieler gegeneinander auf Zeit oder gemeinsam auf Punkte am gleichen Sudoku. Die Versionen von Kosmos und Clementoni sollen etwas mehr Spiel sein, was sich aber erst noch in unseren Tests beweisen muss.
Jörg Mutz von der Agentur Jeschenko, die für Hasbro arbeitet, erklärt, warum so viele Sudoku-Brettspiele erscheinen: „Das Spiel ist lizenzfrei, man benötigt keinen Autor oder eine aufwändige Redaktionsarbeit.“ Also, ein schnell und günstig entwickeltes Spielprinzip. Er meint aber auch, dass Sudoku ein Rätselspiel bleiben wird, dass man eher alleine spielt. Er rechnet damit, dass das Thema voraussichtlich bis zum Frühjahr 2006 läuft. Michael Radzio von Clementoni sieht zwar Sudoku als Thema für das gesamte nächste Jahr, glaubt aber, „dass sich nur die Spiele von zwei oder drei Verlagen durchsetzen können.“ Fritz Gruber von Kosmos ist zuversichtlich und betont: „Der Höhepunkt des Sudoku-Booms ist in Deutschland noch nicht erreicht. Die Rätselmagazine und Lokalen Zeitungen haben noch keinen Platz für das Spiel geschaffen. Das wird vermutlich erst im Frühjahr der Fall sein.“
Klar ist allen Verlagen, dass Sudoku ein kurzfristiges Verkaufsthema ist. So werden alle Verlage ihren Weg zum Käufer suchen müssen, denn kaum sind die Spiele im Handel, müssen sie abverkauft sein. Einer der Verlagsvertreter sagte mit einem Augenzwinkern: „Vielleicht sollten wir uns alle zusammenschließen und dem Handel ein gemeinsames Display mit allen Sudokus für den Kassenbereich zur Verfügung stellen.“ Dann müssten aber auch die Preise angeglichen werden, die ungefähr zwischen zehn und 30 Euro liegen. Ein Unterschied, der sich dem Käufer vermutlich nicht erschließt.
Viel wichtiger wäre es aber, die Käufer mit den verschiedenen Produkten auch spielereisch zu überzeugen. Die meisten Spiele sind aber nichts anderes als ein klassisches Sudoku. Also, ein Zahlenrätsel, das allein gelöst wird, nicht in einer Spielerunde. Der Trend der Spiel beinhaltet letztlich zugleich auch eine Gefahr: Die Gefahr, potenzielle Spieler durch eine schwache Brettspielumsetzung von anderen Spielen abzuschrecken.
Zusatzinfos zur Messe Spiel 2005 in Essen
- Unser Bericht zur Spiel ’05: Erweiterter Horizont
- Sudoku-Flut auf der Spielemesse Spiel ’05
- Fotogalerie zur Spiel ’05
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