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Bruno Faidutti über sein Spiel Pony Express

Pony Express von Funforge

Duell auf des Spielbretts Schneide

Bruno, du hast dein neues Spiel Pony Express zusammen mit Antoine Bauzaa entwickelt, dem Autor von Ghost Stories. Wann und wo habt ihr euch kennen gelernt?
“Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich ihn auf einer kleinen französischen Messe getroffen, bevor sein erstes Spiel veröffentlicht wurde. Wir wurden uns von Bruno Cathala vorgestellt. Antoine hatte ein paar Prototypen zusammen mit entwickelt. Bruno, Serge (Laget) und ich hatten ebenfalls ein paar gemeinsame. So nahmen wir einen Tisch zusammen und testeten gegenseitig unsere jeweiligen Entwicklungen. Ich war wirklich beeindruckt von einer von Antoines Ideen, Takenoko (das nächstes Jahr veröffentlicht wird). Da er ein sympathischer Typ zu sein schien, habe ich ihn zu einem meiner Spieletreffen ein paar Wochen später eingeladen, zu dem er den Prototypen von Ghost Stories mitbrachte.“

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Du arbeitest häufiger mit anderen Autoren zusammen. Was war bei eurer Zusammenarbeit anders, wer hat welchen Teil zum Spiel beigetragen?
“Sie war sehr anders. Es ist so, dass es vier oder fünf Jahre lang meine eigene Entwicklung war. Ich mochte die Idee, ich hatte ein funktionierendes Spiel, aber die Verlage, denen ich es vorstellte, sagten alle, dass etwas fehlte – und sie hatten recht. Da ich sicher war, dass die Grundidee großartig war, dachte ich weiter darüber nach. Eines Tages, als ich mit Antoine darüber diskutierte, merket ich, dass er Renn-Spiele sehr mag. So fragte ich ihn, ob er das Spiel von mir ‚übernehmen’ und schauen wolle, was er hinzufügen kann. Er fügte Indianer hinzu, vereinfachte das System und wir fingen zusammen neu an, eine neue Version des Spiel fertigzustellen, die in ein paar Monaten entstanden ist. Das bedeutet, Pony Express ist mehr mein Spiel als Antoines  – Ich habe die Grundlagen geschaffen, ich habe den Rennmechanismus entwickelt und das Thema gewählt. Ein paar Jahre später haben Antoine und ich einige Anpassungen vorgenommen und das Spiel gemeinsam fertiggestellt.“

Pony Express ist ein Spiel mit einem Western-Thema. Um was geht es inhaltlich?
“Die Geschichte ist seit dem ersten Prototypen gleich geblieben – ein Rennen auf der Pony-Express-Strecke von St. Joseph nach Sacramento. Die Spieler sind Reiter des Pony Expresses und transportieren wichtige Briefe. Natürlich will jeder der erste an der Poststelle sein.“

Die Spielbeschreibung klingt nach echtem Western mit Poker und Duellen. Ist beides auch als wichtiger Mechanismen im Spiel?
“Poker-Würfel, die gleichen wie bei Dicetown, werden für die Bewegung  genutzt – mit einem schönem Bluffmechanismus. Man kann eine bessere Hand vorgeben, als man tatsächlich gewürfelt hat, und die Mitspieler müssen sich entscheiden, ob sie einem trauen oder nicht. Duelle werden ebenfalls mit Würfeln gespielt, aber nicht im herkömmlichen Sinn. Dieses Spiel ist komplett um das Thema herum entwickelt und wir haben versucht, jeden Bestandteil ganz eng mit dem Thema zu verknüpfen, aber mehr in einer witzigen als einer realistischen Art.“

Was ist der wichtigste Bestandteil für den Spaß?
„Duelle – und Indianerangriffe, die in der gleichen Weise gespielt werden – sind großartige Augenblicke. Sie kommen nicht sehr oft vor, aber wenn, dann ist es wirklich ein Spaß und es bringt einen schönen Rhythmus ins Spiel. Ich mag es auch sehr, wenn jemand einen Bluff erkannt haben will und die Würfel gezeigt werden, da es immer spannend ist, wenn jemand auf Risiko geht.“

Es gibt eine Regel, dass man eine gegnerische Figur oder Indianer vom Brett „herunterwürfeln“ soll. Wie bleiben die Figuren dabei auf ihren Feldern. Ist das nicht zu viel Chaos? 
“Wenn es zu einem Duell kommt, platzieren beide Spieler ihre Figuren auf gegenüberliegenden Ecken des Spielbrettes und schießen auf sich mit Würfeln, um die Gegnerfigur umzukippen. Die Rennstrecke ist so gestaltet, dass dabei immer ein oder zwei Figuren von anderen Spielern im Weg stehen. Wenn man eine davon trifft, verliert man das Duell und wird vom Sheriff eingesperrt. Das heißt, man verbringt eine Runde im Gefängnis.“

Ein Tipp für die erste Partie: Auf was sollte man am meisten achten?
“Wenn du dran bist, zögere nicht, zu bluffen und eine bessere Hand anzugeben, besonders dann, wenn du auf einer Goldmine oder einem Relay-Feld landen kannst.“

Das Spiel hat einen sehr französischen Stil. Mehr am Thema orientiert und witzig, als auf ausgefeilten Mechanismen basierend. Glaubst du, dass französische Autoren eher auf das Thema und Mechanismen achten, die Spaß bringen, anstatt auf saubere oder trockene Mechanismen, die Strategie ermöglichen, wie es viele deutsche Autoren machen? Gibt es einen Grund dafür?
“Diese Frage wird mir immer wieder gestellt und ich habe keine Antwort darauf. Offensichtlich gibt es Spieldesign-Stile und einige davon scheinen bei deutschen Autoren beliebter zu sein, andere bei amerikanischen und wieder andere bei französischen. Das ist eigenartig, weil im Zeitalter der Globalisierung der kulturelle Hintergrund der amerikanischen, französischen oder deutschen Autoren sehr ähnlich sind, beeinflusst von den gleichen Büchern, der gleichen Musik, den gleichen Filmen.
Vielleicht gibt es einen starken Atavismus, der Amerikaner barocke Spiele erfinden lässt, Deutsche klassische Spiele und Franzosen schräge Spiele.
Vielleicht ist es eher zufällig, stark abhängig von dem persönlichen Einfluss von ein oder zwei Autoren auf ihre Freunde und von den Leuten, die ihre Spiele spielen. Die Frage ist faszinierend, aber ich kann sie nicht beantworten.“

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