Vom Postspiel auf das Brett gesprungen
Frank, als Webmaster von Hall 9000 veröffentlichst du zusammen mit Uta Weinkauf und Hans-Peter Stoll bei Hall Games das Spiel Ostfriesisches Schafe-Schubsen. Bitte erklär uns zunächst, welche Bedeutung der Titel hat.
„Einleitend möchte ich kurz aufklären, dass wir das Spiel nicht bei Hall Games veröffentlichen. Hall Games ist ein selbständiger Verlag, der von einem unserer Mitstreiter, Ralph Bruhn, ins Leben gerufen wurde und der mit den Spielen Vor den Toren von Loyang und Luna zwei Spiele für Vielspieler herausgebracht hat. Hall Games kooperiert hier mit dem Heidelberger Spieleverlag, welcher auch die Produktion übernimmt. In diesem Jahr macht Hall Games eine schöpferische Pause.
Unser Ostfriesisches Schafe-Schubsen (OSS) wird vom H@LL9000 e. V. selbst getragen und wird mit Unterstützung vom ‚Spielelektorat‘ (Karsten Höser) produziert. OSS ist in die Kategorie taktisches Funspiel einzusorten und damit nicht nur für Vielspieler, sondern auch für Gelegenheitsspieler geeignet.
Der Initialfunke zum Spiel entstand aus der Überlegung heraus, ob es uns gelingen könnte, die Idee des Postspiels ‚Ostfriesisches Deichwandern‘ (Kurz: ODW) auf ein Spielbrett zu übertragen. ODW wird bereits seit vielen Jahren auf unserer Website, sowie als Live-Version an unserem Messestand in Essen gespielt.
Im Laufe der Spielentwicklung entstand ein Spiel, das zwar den Grundgedanken des Postspiels beinhaltet, jedoch durch die Kombination aus Karten- und Brettspiel einen eigenen Reiz entwickelt hat. So kamen die Schafe auf den Deich und es entstand das Ostfriesische Schafe-Schubsen.“
Einige werden sich vermutlich fragen: Was ist das Ostfriesische Deichwandern?
„Das Ostfriesische Deichwandern ist ein sehr einfaches, aber spannendes Postspiel, das über die letzten beiden Jahrzehnte einen gewissen Kultstatus erlangt hat. Es geht im Grunde genommen darum, dass die Spieler versuchen, mit dem eigenen Punktekontingent so sparsam wie möglich zu haushalten, jedoch nie zu sparsam. Der Spieler mit dem niedrigsten Gebot einer Spielrunde fliegt vom Deich. Wem der Kompromiss aus Sparsamkeit und stets genug Punkten gelingt, gewinnt das Spiel. Da die Punktabgabe parallel erfolgt, bleibt stets der Nervenkitzel, ob man seine Mitspieler richtig eingeschätzt hat.“
Mit welchen Hauptmechanismen setzt ihr dieses Konzept spielerisch um. Was ist der besondere „Fun-Faktor“?
„Beim Ostfriesischen Schafe-Schubsen wird die Punktabgabe über Spielkarten realisiert. Die gesetzten Punkte entsprechen der Zugweite der Schafe auf den Spielbrettern (dem Deich). Das Schaf mit der geringsten Zugweite in einem Spielzug verliert einen Rettungsring bzw. scheidet aus, wenn es keinen Rettungsring mehr hat. Wer im Umkehrschluss sein Schaf mit zu hohen Zugweiten hetzt, prescht evtl. zu weit auf dem Deich voraus. Ist der Abstand zwischen dem letzten und dem vordersten Schaf zu groß, scheidet das vordere Schaf ebenfalls aus. Man muss folglich die goldene Mitte wählen.
Um den Schafen das Leben zusätzlich zu erschweren und die Interaktion zu erhöhen, befinden sich zusätzlich Pfützen auf dem Deich. Schafe, die darin landen, verlieren ebenfalls einen Rettungsring. Die Schafe versuchen sich somit, gegenseitig in Pfützen zu schubsen.“
Kannst du den Spielern vielleicht einen Tipp geben, worauf sie bei ihren ersten Partien achten sollten?
„Einerseits muss man verstehen lernen, dass nicht die hinterste Position auf dem Deich entscheidend ist, ob man einen Rettungsring verliert, sondern die niedrigste Zugweite, d. h., die Höhe des gespielten Kartenwerts ist maßgebend. Zudem sollte man prüfen, wo genau man auf dem Deich landet, denn unachtsame Schafe wandern schon mal aus eigener Kraft und ohne fremde ‚Hilfe‘ in einer Pfütze. Sobald man das raus hat, kann man sich darauf konzentrieren, wie man andere Schafe geschubst bekommt.“
Das Spiel ist so etwas wie ein Geburtstagsgeschenk an Hall 9000 zum 20. Jahrestag. Kannst du kurz erläutern, was Hall 9000 vor dem Online-Magazin war und was es heute ist.
„Ja, wir feiern 2011 eigentlich zwei Jubiläen: Hall9000 wurde vor 20 Jahren (am 01.01.1991) als so genannte ‚Mailbox‘ ins Leben gerufen. Mailboxen waren Computer, die miteinander vernetzt waren bevor das Internet wirklich populär wurde. Anstelle über einen Provider ins Internet zu gehen, wählte man sich damals in eine Ortstarif-Mailbox ein und hatte so die Möglichkeit, sich mit anderen Benutzern per Email oder in einer Art Foren zu unterhalten. Die Mailbox Hall9000 entwickelte sich schnell zu einer Art Spiel- und Freizeit – Vereinigung, die gemeinsame Spieleabende aber auch viele andere Freizeitaktivitäten (Kino, Partys, Kartrennen, Motorrad-Touren, Wochenendausflüge etc.) miteinander unternahm.
Der Sprung ins Internet war irgendwann unvermeidlich. Man muss mit der Zeit gehen und am 01.01.2001, d. h., vor 10 Jahren, war es soweit. Wir gingen somit nahezu zeitgleich mit Euch an den Start. Sehr schnell richtete sich der Internet-Auftritt in Richtung Online-Plattform für Brettspiele aus, was es heute ausschließlich ist. Deshalb auch der für ein Spielemagazin untypische Name H@LL9000.“
Wie kamt ihr auf die Idee, zum Jubiläum ein Spiel zu veröffentlichen und warum dieses?
„Am Spiel selbst wurde bereits gearbeitet und zum Jahreswechsel 2010/2011 lag ein Prototyp bereits bei einem Spieleverlag. Auf der Suche nach einer passenden Aktion für unser Jubiläum entstand die Idee, unser Spiel in Kleinauflage als Jubiläumsspiel selbst zu produzieren. Und da das Spiel selbst direkten Bezug zu ODW und H@LL9000 hat, kam der Stein ins Rollen …
Wir sind sehr dankbar, dass wir die entsprechende grafische Unterstützung von Michael Menzel und Christof Tisch bekamen sowie über Karsten Höser die entsprechenden Kontakte zu Produzenten erhielten. Ohne sie wären wir nicht in der Lage gewesen, ohne Verlag das Spiel zu produzieren. Alles in Allem war es eine spannende Sache, als Rezensent mal die Seite der Spielentwicklung im Detail kennen zu lernen.“
Ihr verkauft in Essen Schafe-Schubsen in einer Kleinauflage zum Selbstkostenpreis von 15 Euro. Was sollten Spieler machen, um sich ein Exemplar zu sichern?
„Es gibt eine Reservierungsmöglichkeit im Internet. Wer Interesse hat, kann sich dort ein Spiel reservieren, sofern er das Spiel bis zum Messe-Freitag, 16 Uhr in Essen abholt. Die Reservierungsliste ist schon erfreulich lang, so dass wir optimistisch sind, dass wir nur wenig Exemplare nach der Messe mit nachhause nehmen müssen.“
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