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Gerhard Hecht über sein Deckbauspiel Kashgar

Kashgar von Kosmos

Gewürzter Karawanendeckbau auf der Seidenstraße

blankGerhard, auf der Spielemesse in Essen 2013 präsentiert Kosmos dein neues Kartenspiel Kashgar. Welche Bedeutung versteckt sich hinter dem Namen des Gesellschaftsspiels?
„Als Prototyp nannte ich das Spiel anfangs noch Patriarch, später dann Zimtfürst. Namen, die jetzt noch als Charaktere im Spiel vorkommen. Der Titel Kashgar kam erst sehr spät auf. Kosmos schlug ihn mir vor und er gefiel mir auf Anhieb sehr gut. Kashgar ist eine Stadt in Westchina und war früher ein Ort an der Seidenstraße, an der sich Karawanen trafen. Ein guter, passender Titel.“

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Das Thema Seidenstraße klingt nach Handel und Waren. Um was genau geht es thematisch bei Kashgar? Was ist Aufgabe der Spieler?
„Jeder Spieler kontrolliert drei Karawanen, die aufbrechen, um Gewürze einzukaufen, um dann Lieferaufträge zu erfüllen. Jeder Karawane steht ein Patriarch vor, der für geeignete Helfer sorgt. Dabei ist das Zusammenspiel dieser Helfer entscheidend für den Erfolg. Diese sorgen für Gold, Gewürze, aber auch dringend benötigte Mulis für den Transport.
Ursprünglich wurden in meinem Spiel noch Salz, Pfeffer, Zimt, Safran und Kakao gehandelt. Das haben wir dann an tatsächliche Handelsgüter der Seidenstraße angepasst.“

Mit welchen Hauptmechanismen wird das Thema umgesetzt? Wodurch hebt sich Kashgar besonders hervor?
„Im Grunde baut man sich während des Spiels drei schlagkräftige Decks, also drei möglichst im Zusammenspiel effiziente Karawanen zusammen. Diese Karawanen liegen offen aus und der ‚Patriarch‘ sorgt dafür, dass die Karawanen wachsen. Gespielt werden kann dabei immer nur der Charakter, der in einer Karawane gerade vorne liegt. Wird er eingesetzt, so kommt er ans Ende seiner Karawane oder ggf. sogar aus dem Spiel.
Kashgar hebt sich dadurch ab, dass der Zusammenbau dieser Decks offen erfolgt und der Zeitpunkt an dem Charaktere eingesetzt werden, durch den Spieler selbst entschieden wird.“

Wie sehr wird Kashgar als Deckbauspiel anderen Spielen dieser Art wie Magic The Gathering oder Dominion ähneln? Was ist anders und wo sind sich bspw. Dominion und Kashgar ähnlich?
Kashgar entwickelte ich bereits etliche Jahre bevor Dominion auf den Markt kam. Darum hat Dominion Kashgar auch in keinster Weise beeinflusst. Zwar baut man sich in beiden Spielen individuelle Decks zusammen, aber die Spielmechanik und das Spielgefühl sind dann doch sehr unterschiedlich. Bei Dominion wählt man zu Beginn des Spiels seine Strategie aus. Ob die Karten dann so hochkommen, wie man sie braucht, kann man nicht beeinflussen. Man kann die Wahrscheinlichkeiten für passende Karten erhöhen. Bei Kashgar entwickelt man erst im Verlauf des Spiels eine Strategie. Dafür kann man aber sehr genau entscheiden, welche Karte man wann einsetzen kann.
Von Magic The Gathering wurde ich sicherlich ein wenig inspiriert. Beide Spiele vereint, dass Karten offen ausgelegt werden und dass man evtl. Kosten für eine Aktion bezahlen muss. Das wars dann aber auch schon mit dem Gemeinsamkeiten.“

Das Wort Deckbauspiel lässt darauf schließen, dass es Erweiterungen geben könnte? Gibt es dazu bereits einige Vorplanungen, die bei entsprechend notwendigem Erfolg des Spiels umgesetzt werden können/sollen?
„Ach, ich hatte bei der Entwicklung unglaublich viele unterschiedliche Charaktere im Spiel. Das Ganze dann nach und nach auf eine überschaubare Zahl hin zu reduzieren hat mich wirklich Überwindung gekostet. Es macht Spaß, an Kashgar weiterzuarbeiten und Neues zu entwerfen. Und darum mache ich das auch schon. Ob daraus dann aber tatsächlich eine Erweiterung werden wird, entscheidet letztendlich der Kunde und natürlich Kosmos.“

Kashgar wird die Spieler in der ersten Partie vermutlich besonders fordern. Gibt es Tipps, worauf diese besonders achten sollten, oder sogar Warnungen, was sie besser lassen sollten, um bei dem Kartenspiel zu gewinnen?
„Zentraler Charakter zur Erfüllung von Aufträgen ist der ‚Gewürzhändler‘. Diesen sollte man sich, wenn möglich in eine Karawane holen. Und diese Karawane dann auch möglichst kurz halten. Man kann zwar auch ohne den Gewürzhändler gewinnen, da es genügend andere Charaktere gibt, die Lieferaufträge erfüllen können, doch sind diese etwas schwieriger zu handhaben.
Erfahrene Dominion-Spieler werden sich erst mal schwer tun. Von Dominion her ist man es gewohnt,  sein Deck immer mehr zu optimieren und erst dann gegen Ende die Siegpunkte einzufahren. Verfährt man bei Kashgar genauso, wird man oftmals zu langsam sein. Auch ein Unterschied zwischen Dominion und Kashgar.
Es kann eine Strategie sein, seine Patriarchen früh aus dem Spiel zu befördern. Sofern man natürlich die Karten hat dafür. Anfängern sollten sich das aber gut überlegen, es könnte dazu führen, dass man gar nicht mehr an bestimmte Gewürze, Gold oder Mulis kommt.
Ach ja, immer auf die Bauern achten ….“

Kashgar ist meines Wissens dein erstes Spiel. Wie schwer war es für dich, einen Verlag zu finden?
„Ich entwickle schon lange Spiele, die ich im Freundeskreis dann ausprobierte. 2007 habe ich begonnen Spielregeln bei Verlagen einzureichen. Meine Spiele wurden zwar fast immer als Prototyp angefordert und gespielt, aber auch leider immer abgelehnt. Das war schon frustrierend. Der Durchbruch kam für mich bei der Spielerfindermesse in Haar. Da interessierten sich etliche Verlage für Kashgar. Der Redakteur von Kosmos begann damals seine Runde an meinem Tisch.“

Ist Kashgar vorerst dein einziges Spiel oder hast du weitere in der Planung?
„Bei der Spieleerfindermesse Haar Anfang des Jahres habe ich ein neues Spiel präsentiert, für das sich wieder etliche Verlage interessiert haben. Kosmos wird es im nächsten Herbst veröffentlichen. „

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