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Haste Fladen am Fuß, haste Fladen am Fuß!

Die Kuhspiele von Reinhard Staupe, Foto: Hendrik Breuer

Kuhspiele und was Andy Brehme schon immer wusste

blankAlso, wenn ein recht bekannter Kritiker die neue Spieleserie eines recht bekannten Autors als „gequirlte Kuhscheiße“ bezeichnet, und der Autor dann auch noch entrüstet zurückkommentiert, erinnert einen das schon stark an die unbeholfene Schlägerei zwischen Hugh Grant und Colin Firth in „Bridget Jones“: Die Betrachter staunen, die Beteiligten wundern sich und keiner weiß so recht, was zu tun ist. Dass es so etwas Archaisches wie eine Meinungsverschiedenheit noch gibt, hätte man nun wirklich nicht für möglich gehalten, gerade in unserer freundlichen Nische.

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Auf die Palme dank Kuhlorado

Worum geht’s? Natürlich um Reinhard Staupes Kuhspiele im Allgemeinen und Kuhlorado im Speziellen, das den Kritiker so richtig auf die Palme gebracht hat. Und wisst ihr was: Ich kann ihn gut verstehen, den Kritiker jetzt, besonders mitreißend ist die Ankreuzerei wirklich nicht.

Was auffällt und den Kollegen vielleicht so nervt, ist, dass diese „Spiele mit Kuhflecken“ richtig geil aussehen. Ich würde sogar sagen: In dem kleinen Kartenspielformat gibt es keine anderen Spiele, die optisch so viel hermachen. Man will wirklich, dass die Spiele Kult werden. Es kommt aber bei Spielen nunmal nicht primär aufs Schachtel-Design an, sonst hätte Qwixx die Kritiker nicht scharenweise hinter der Palme hervorgelockt.  

Kuh Vadis, das andere Käsekästchen-artige Spiel der Serie, geht gerade noch so, wie ich meine. Und unser Riemi findet’s sogar richtig kuhl und träumt sich gleich mal an eine Strandbar.

Aber zurück zum eigentlichen Streit. Bei Zum Kuhkuck hat der genervte Kritikerkollege nämlich nicht mehr besonders gut hingeschaut. Hätte er das, wäre ihm ein fieser „Push-your-luck-Mechanismus“ aufgefallen: Nämlich dann, wenn man versucht, die Meldung einer Farbe zu überbieten, und haareraufend Karte um Karte aufnimmt, um doch noch zu gewinnen. Das macht schon Laune und ist ein kuhles Element in einem Spiel, bei dem man augenscheinlich nur verdeckt liegende Karten einsammelt. Das Spiel ist bei uns deswegen schon ein paar Mal auf dem Tisch gelandet.

Kuhspiele – das Wort zum Sonntag?!

Und was lernen wir jetzt daraus? Keine Ahnung, war aber mal nett, einem echten Streit beizuwohnen, und es gilt wohl für Kritiker und Autoren gleichermaßen, was Andy Brehme schon immer wusste: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!“

Und eigentlich habe ich diesen Blogbeitrag nur geschrieben, um diesen Satz loszuwerden, der mich schon den ganzen Tag hat blöde grinsen lassen.

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4 Kommentare

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admin 26. Januar 2015 at 16:28

Hallo Hendrik!

Wenn wir schon bei Fußballer-Floskeln und Sprüchen sind, dann lassen wir mal die Kirche im Dorf und stecken nicht gleich den Sand in den Kopf – das wäre eine Deprimierung.

Von einem Streit kann hier nicht wirklich die Rede sein. Ich für meinen Teil bin recht entspannt und ich denke, dass Wolfgang ebenfalls nicht verkrampft vorm PC sitzt. Ich schätze Wolfgang als Kritiker seit vielen Jahren, und dann muss es auch einmal erlaubt sein, etwas zu erwidern, nicht alles hinzunehmen. Wenn eine Rezension einem Spiel schon die Schulnote 6 (eine Sechs!) verpasst, ihm also jegliche Qualität abspricht, dann sollte sie wenigstens selbst ein Mindestmaß an Substanz mitbringen, ja überhaupt ein Mindestmaß an irgendwas. Eine Rezension, die einfach nur sagt “das ich Scheiße, Note 6” ist keine Rezension. Das ist gar nichts. Bestenfalls Provokation. Ich schreibe Kinokritiken, und wenn ich eben dies täte “Film Kacke, Wertung 0%, das war’s”, dann dürfte ich wohl das Rezensionsteam verlassen. Übrigens: Wenn schon Schlägerei, dann bitte bitte nicht Bridget Jones (uaah), sondern Fight Club.

Danke, dass Du auf den Push-your-luck-Mechanismus bei Zum Kuhkuck hinweist (auch dieses bekam nämlich eine Schulnote 6 verpasst – gibt’s doch nicht …), denn in der Tat: Wenn man solche Spiele mag, hat man hier ein sehr spaßiges, total flottes und überaus einfaches. Da, wo z. B. Port Royal dem Kartenaufdecken viel an Beiwerk hinzufügt, reduziert Zum Kuhkuck auf ein Minimum. So soll und muss es auch sein, denn für die Gelegenheitsspieler, für die Kuhreihe primär gedacht ist, darf es nicht viel Spielregel sein. Dass Riemi seinen Spaß mit Kuh Vadis hat (eben einfach mal flott was spielen) freut mich, denn genau dies soll es sein: ein fluffiges Käsekästchenspiel mit viel Würfelglück und einem Quäntchen Taktik. Ebenso Kuhlorado, allerdings mit einem Tick mehr an Einfluss (der objektiv da ist).

Dies noch nebenbei. Wir alle, die wir viel spielen, wissen doch, dass manchmal Dinge negativ zu Buche schlagen, die man NICHT dem Spiel anlasten kann: winziges Regeldetail überlesen, müde, zu viel gespielt, falsche Mitspieler, Privates im Hinterkopf, vielleicht auch zu hohe Erwartungen – da gibt es viele Faktoren. Ich etwa finde “Abluxxen” großartig, mein persönliches SpdJ 2014. ABER: Nach unserer ersten Partie wollte es niemand nochmal spielen. Komplett gefloppt, auch bei mir. Wochen später dann trotzdem ein zweiter Versuch: erneut total gefloppt. Dann habe ich es irgendwann nochmal durchgepaukt – und siehe da, beim dritten Mal hat es gefunkt. Seither ein Dauerbrenner bei uns im Spieltreff. Tja, woran lag’s? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall nicht am Spiel. Auch meine erste Partie Brügge war total ätzend, ich hätte es beinahe kein zweites Mal gespielt. Inzwischen gehört es zu meinen Top-Ten-Brettspielen aller Zeiten, eher Top 3. Will damit sagen: Nicht alles gefällt beim ersten Mal. Und apropos zu hohe Erwartungen. Vor vielen Jahren habe ich mal “Miss Daisy und ihr Chauffeur” im Kino gesehen. Ich hatte mich total drauf gefreut (Morgan Freeman, 4 Oscars) und war dann gnadenlos enttäuscht. Jahre später habe ich ihn mir nochmal auf Video angeschaut. Und siehe da: eigentlich ein wirklich schöner Film.

Um abschließend noch einmal Berti Vogts und Andy Brehme zu zitieren: Man wirft hier Äpfel und Birnen durcheinander. Ansonsten sage ich nur noch ein Wort – vielen Dank!

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Günter Cornett 27. Januar 2015 at 17:37

3 Sätze = 3 ‚Rezensionen‘, ohne, dass der Leser erfährt, weshalb  der ‚Rezensent‘ das eine Spiel ‚Mist‘ (= Schulnote 4-) und das andere ‚gequirlte Kuhscheiße‘ (= Schulnote 6) nennt. Die Kommentare des ‚Rezensenten‘ in der Diskussion mit dem Autor sind umfangreicher, aber hinsichtlich seines Urteils über die Spiele auch nicht wirklich aussagekräftig.

 

Immerhin erfährt man, warum das so ist:

Ich glaube nämlich, dass hier überwiegend Menschen lesen, die beim Spielen längst fortgeschritten sind, sich auch auf die eine oder andere Weise eine Meinung bilden oder bereitts gebildet haben.

Da braucht der Rezensent dann nichts mehr zu schreiben, nur das Wort ‚Rezension‘ in der Überschrift, damit der Leser weiß, was er sich darunter Geschriebenes vorstellen darf. Und der ‚Rezensent‘ kann das Spiel als ‚rezensiert‘ abhaken.  

 

 

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Hendrik Breuer 28. Januar 2015 at 16:50

Ich werde meine Kuhspiele jetzt übrigens mal einer Bekannten mit 8-jähriger Tochter vermachen, die sehen das alles vielleicht ganz anders. Ich halte es im Allgemeinen aber auch so wie Wolfgang und will nicht darüber spekulieren, wem was gefallen könnte, wenn ich es nicht live miterlebe.

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Günter Cornett 28. Januar 2015 at 18:58

Die Kritik an Wolfgangs ‚Rezension‘ ist doch nicht, dass er nicht darüber spekulieren mag, wem es gefallen könnte, sondern dass er keine Kritikpunkte mitteilt, aus denen sich ergibt, weshalb es ihm nicht gefällt. Denn das kann auch für Spieler aufschlussreich sein, die zur Zielgruppe gehören.

Ein Rezensent kann natürlich auch Spiele, die bei vielen Menschen beliebt sind, als Mist oder als gequirlte Kuhscheiße bezeichnen; aber er sollte sein Urteil begründen können. Wenn er das nicht will oder kann, sollte er ein paar aus einem Loch in seiner Hosentasche gerutschte Worte nicht als Rezension bezeichnen.

 

 

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