Spiel doch 2025 - Messebericht: Das wurde gespielt, Original-Foto von Nostheide
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Messebericht: Spiel Doch Dortmund 2025

von Dirk Janßen
6 Minuten Lesedauer

Weniger Hypes, mehr solides Event

Mit der Spiel Doch in Dortmund fand die erste große, für allgemeines Publikum zugängliche Messe für Gesellschaftsspiele in diesem Jahr statt. Über 180 Aussteller und Marken waren vom 28. bis 30 März 2025 vertreten, was einen Anstieg von über 20 % zum Vorjahr darstellte. Dazu wurde die Ausstellungsfläche von 7.600 Quadratmeter auf 8.000 Quadratmeter vergrößert. Dies kam auch der Spieleausleihe und der Freispielfläche zugute, die diesmal deutlich größer als im Vorjahr war und zumindest am Freitag ausreichend Platz für jedermann bot.

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Kein Vergleich zur Spiel in Essen

Mit der Spiel in Essen ist die Frühjahrsmesse in Dortmund dennoch nicht vergleichbar. Während man sich auf der Spiel in Essen die Hacken wund läuft, hat man die Stände in Dortmund recht schnell abgegrast und spätestens nach zwei Stunden zumindest das Gefühl, alles gesehen zu haben. Auch fehlt das internationale Flair, das die Spiel in Essen immer zu einem besonderen Ereignis macht. Über die Masse an im Herbst erscheinenden Neuheiten wollen wir gar nicht reden.

Während mich dies bisher nie gestört hat, fühlte sich die Spiel Doch in diesem Jahr etwas fad an.  Denn in den vergangenen Jahren entstanden in Dortmund die ersten Hypes (z. B. Flügelschlag, Botanicus, Harmonies) für das laufende Kalenderjahr. Und am Freitag war es bisher immer so leer, dass man ohne lange Wartezeiten einen freien Tisch zum Anspielen bekam. Dies gelang dieses Jahr in Dortmund nicht. Nur zu gerne hätten wir einmal Neuheiten wie Life of the Amazonia (Skellig Games), Novoria (Skellig Games), El Paso (Lookout Games) oder Dead Cells (Frosted Games) angespielt, aber die Tische waren dauerbesetzt und auf Nachfragen, wie lange es noch dauert, hieß es immer “Wir haben gerade erst angefangen.”

Schnäppchenjäger dürften hingegen in Dortmund auf ihre Kosten gekommen sein. Nicht nur beim Brettspiellager gab es einige gute Angebote (z. B. Aqua und Great Western Trail Argentinia), auch bei den Händlern und Verlagen konnte man erfreulich gute Schnapper machen. Manch ein Posten war daher bereits Freitagmittag restlos weggekauft.

Einen Vorteil hat es noch, dass die Messe weiterhin so klein ist: Die Anreise und das Parken verlaufen komplett schmerzfrei. Und beim Einlass muss man auch nicht lange warten. So ist die Spiel Doch in Dortmund weiterhin einen Besuch wert, auch wenn wir persönlich dieses Jahr nicht das besondere Gefühl der Vorjahre wiederholen konnten.

Die gespielten Spiele der Spiel Doch in Dortmund 2025

Gespielt wurde natürlich auch wieder einiges vor Ort. Und zwar folgende Spiele in alphabetischer Reihenfolge:

Flip 7 (Kosmos)

Push-your-luck-Kartenspiel, bei dem Spieler reihum solange Karten ziehen, bis sie aus der Runde aussteigen oder eine Zahl doppelt ziehen. Die Karten reichen dabei von 1-12, wobei der Wert der Karten gleichzeitig auch ihre Anzahl im Spiel angibt, d.h. die 12 ist zwölf Mal im Spiel, die 1 hingegen nur ein Mal. Außerdem gibt es noch eine Null und neun Sonderkarten. Mit sieben verschiedenen Karten in seiner Auslage gelingt einem der namensgebende Flip 7, der 15 Bonuspunkte bringt. Die Sonderkarten bieten hierbei zusätzliche Punkte, aber auch Effekte, die einem das Leben leichter oder schwerer machen. Bringt man seine Auslage durch, erhält man die durch Karten ausliegenden Punkte plus eventuellen Punkte durch Bonuskarten. Sieger des Spiels ist der Spieler, der als erster 200 Punkte erreicht.

Flip 7 war schnell erklärt, spielte sich flott herunter und sorgte für jede Menge Emotionsausbrüche am Tisch. Endlich mal wieder Schadenfreude, endlich mal wieder jeder gegen jeden. Nicht nur die Überraschung der Messe, sondern auch das beste Spielerlebnis.

Das Spiel Flip 7 von Kosmos

Nach The Gang könnte Kosmos mit Flip 7 der nächste Kartenspielhit gelingen. Im Gegensatz zur kooperativen Pokervariante kreist diesmal aber die Schadenfreude wie ein geisteskranker Geier über dem Tisch.

Flieg Schweinchen, flieg (Huch)

Ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem Spieler versuchen, kleine Schweinchen mittels Trampoline in einen Turm zu katapultieren. Spielprinzip kennt man von zahlreichen anderen Spielen, aber die Schweine machen was her und fliegen aufgrund ihrer Form nie dahin, wo sie hin sollen. Dass Unbeteiligte wiederholt Plastikschweine an ihren Schädel bekommen, führt letztendlich zum Spielspaß.

Spiel Flieg Schweinchen Flieg von Huch

Bei Flieg Schweinchen Flieg ist das Material ist über jeden Zweifel erhaben, das Spielprinzip aber wohlbekannt. Bei einem Eimer Sangria haben aber sicherlich auch die Erwachsenen bis zum Sodbrennen Spaß.

Für die Krone (Repos)

Für zartbesaitete Spieler, die keine Konfrontationen in Spielen mögen, ist Für die Krone nichts. Denn gemeinsam schaffen wir in 5 Runden ein einzelnes Deck, das  nur dem Zweck dient, anderen Spielern Rubine zu stehlen und uns selbst zu bereichern. Denn wer am Ende des Spiels die meisten Rubine besitzt, gewinnt Für die Krone.

Für die Krone trumpft für ein kurzes, simples Spiel mit hochwertiger Ausstattung aus. In unserer Runde zu Dritt wusste das Spiel durchaus zu überzeugen. Allerdings lag es mit fast 40 € preislich für ein Spiel, das eher als Absacker dienen wird, recht hoch.

Spiel Für die Krone von Repos

Bei Für die Krone täuscht die Opulenz des Spielmaterials eine Tiefe vor, die man nach der Regelerklärung auch in den Schatztruhen vergeblich sucht. Aber immerhin findet man Kurzweil.

Happy Mochi (Zygomatic)

Seichtes Kartenspiel, bei dem jeder zu Beginn einer Runde sieben Zahlenkarten mit den Werten von 0-9 auf die Hand bekommt, deren Reihenfolge er nicht mehr ändern darf. Ist man am Zug, muss man zwei benachbarte Karten ausspielen, die den aktuellen Zahlen- und Farbbedingungen entsprechen. Spielt man dabei zwei gleiche Zahlen, kann man die Bedingungen ignorieren. Außerdem haben manche Karten noch Effekte, bspw. dass eine Person eine Karte ziehen muss oder eine Karte nach links weitergegeben wird. Eine Runde endet, sobald ein Spieler alle Handkarten ablegen kann. Die anderen Spieler summieren dann die Werte ihrer verbliebenen Karten. Ein Spiel endet, wenn ein Spieler 30 oder mehr Punkte erreicht. Der Spieler mit den wenigsten Punkten gewinnt Happy Mochi.

Von Dortmund in die Hometown sind es ca. 2 Stunden Zugfahrt. Happy Mochi hat daraus einen kurzweiligen Trip gemacht. Der Glücksfaktor und die schnelle Spielweise werden Strategen anekeln wie stinkende Socken.

Herr der Ringe – Die Gefährten: Das Stichspiel (Office Dog)

Ein Stichspiel im Universum von „Der Herr der Ringe“, bei dem Spieler versuchen, durch das Gewinnen von Stichen bestimmte Ziele zu erreichen, die mit der Geschichte der Gefährten verknüpft sind.​ Klingt nach Die Crew und spielt sich auch ähnlich wie Die Crew. Die beiden Testrunden konnten hierbei problemlos gewonnen werden, aber am Anfang der Trilogie flutscht die Reise der Gefährten schließlich auch wie warme Butter dahin. Fans der IP und des kooperativen Kartendreschens sollten hier einmal einen Blick riskieren.

Pergola (Rebel Studio)

Ein weiteres Legespiel, bei dem Spieler durch das Platzieren von Plättchen einen Garten mit einer Pergola gestalten. Ziel ist es, durch geschicktes Anordnen der Plättchen Punkte zu sammeln.​ Kommt dabei mit tollem Material und einer farbenfrohen Kulisse daher, die einem zumindest stellenweise vorzugaukeln weiß, dass man tatsächlich im heimischen Garten ordentlich anbaut. Hinter dem ganzen Prunk versteckt sich letztendlich ein typischer Punktesalat, bei dem  jeder solitär vor sich hin werkelt. Wie die reale Gartenarbeit währt der Eskapismus nur, wenn man es ertragen kann, dass jemand anders einen schöneren Garten sein eigen nennt. Kann man machen.

Das Spiel Pergola von Rebel Studio

Vielleicht das Spiel für den diesjährigen Muttertag, denn bei Pergola puzzeln wir uns den perfekten Blumengarten auf den Tisch und locken damit viele freundliche Insekten und natürlich auch Punkte an.

Schatz des Phönix (Amigo)

Spiel aus der Spieleschmiede von King Knizia, bei dem wir Ausrüstungskarten (Zahlenkarten) in optimaler Kombination an Nester eines Phoenix anlegen müssen, um die begehrten Eier (Siegpunkte) zu erlangen. Wer nach drei Runden die wertvollsten Eier (also Punkte) hat, gewinnt das Spiel.

Man kann das Ding mit bis zu 6 Personen spielen und die Regeln sind schnell erklärt. Allerdings ist das, was man macht, sehr stark von Zufall geprägt und sticht nicht wirklich aus der Unendlichkeit der Amigospiele heraus. Nur etwas für Leute, die alles von Knizia brauchen.

Spiel Schatz des Phönix von Knizia bei Amigo

Ein Amigo Kartenspiel unter vielen, das Reiner Knizia vermutlich beim Naseputzen ins Taschentuch gefallen ist. Wie jeder Schnodder weit vom Klassiker entfernt.

Takoyaki (Granna)

Geschicklichkeitsspiel, bei dem wir in einem 3 x 4 Raster bemalte Tischtennisbälle mit zwei Plastikstäben mit kleinen Händen am Ende nach einem zufälligen Muster sortieren müssen. Schnelligkeit und Geschicklichkeit entscheiden hier über den Sieg.

Macht nicht mehr richtig oder falsch wie ähnlich gelagerte Spiele, von denen mir gerade zum Verrecken kein Titel einfallen will. Das ist irgendwie auch schon bezeichnend.

Spielmaterial Takoyaki von Granna

Eine Spielidee kann noch so bescheuert sein, irgendwer setzt sie irgendwann doch um. Bei Takoyaki frimmeln wir bemalte Tischtennisbälle im gegenseitigen Wettbewerb in die richtige Position.

Vampire: Die Maskerade – Milan Uprising (Pegasus)

Vampire Maskerade: Milan Uprising zeigt, wie man moderne Technik NICHT einsetzen sollte.

Wenn man echtes Vampire-Feeling haben will, sollten man direkt zu Original, dem Rollenspiel greifen.Ein semi-kooperatives Brettspiel, das auf dem Rollenspiel „Vampire: Die Maskerade“ basiert. Hierbei übernehmen die Spieler die Rollen verschiedener Vampirclans und navigieren durch Intrigen und Machtkämpfe in Mailand.​ Zum Einsatz kommt dabei das sogenannte Teburu Board, welches für eine Verknüpfung zwischen Spielbrett und App sorgt. Auf dem Spielbrett werden dabei die Figuren gesetzt, in der App findet das Storytelling und die Charakterentwicklung statt.

Letztendlich spielt sich das Ganze dabei ähnlich wie ein Abenteuerbuch, bei dem man an gewissen Punkten Entscheidungen treffen muss, die allerdings durch die Werte des eingesetzten Charakters und einen Würfel beeinflusst werden.

Als früherer Spieler des Rollenspiels hat die Welt und das Storytelling durchaus einen Reiz auf mich ausgeübt, allerdings habe ich nicht verstanden, wozu es neben der App noch das analoge Spielmaterial braucht. Für das Gebotene kostet es  schlicht zu viel, zumal auch die digitalen Möglichkeiten nicht einmal ansatzweise ausgenutzt werden.

Vampire Maskerade - Milan Uprsing von Pegasus

Vampire Maskerade: Milan Uprising zeigt, wie man moderne Technik im Brettspielsektor NICHT einsetzen sollte. Wer echtes Vampire Feeling haben will, greift besser zum Original, dem Rollenspiel.

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