Stratetagisch ausgereiftes Steuereintreiben
Bernd, zur Spielemesse in Essen 2013 präsentierst du Palmyra. Wie kam es zu diesem Titel und was bedeutet er?
„Palmyra war zur Zeit des Römischen Imperiums wichtige Handelsstadt an der Seidenstraße und Teil der Oströmischen Provinz. Die Ruinen des antiken Palmyra liegen im heutigen Syrien.“
Um was geht es in Palmyra, was ist Aufgabe der Spieler?
„Es geht darum mithilfe seiner Armee das Land zu vergrößern (Plättchen anlegen und Plättchen dafür bekommen) und mit seinem Censor Steuern einzutreiben (Plättchen anlegen und Geld dafür bekommen). Bei Spielende (Wenn die Plättchen ausgehen, oder alles Geld verteilt ist muss man über die höchste Geldsumme verfügen.“
Mit welchen Mechanismen setzt du das Thema in Palmyra so um, dass es zu einem spannenden Spiel wird? Was macht den besonderen Reiz aus?
„Palmyra entwickelt sich langsam und nimmt gegen Ende mächtig Fahrt auf. Man legt ein bis maximal vier Plättchen an und bewegt eine seiner beiden Figuren nacheinander auf diese Plättchen. Dafür erhält man seinen Ertrag (neue Plättchen oder Münzen).
Die Spannung ergibt sich aus der Positionierung der Figuren, daraus, wie viele Extramünzen ich einnehmen will (diese Extramünzen erhalte ich aber nur, wenn ich in meinem Zug einen bestimmten Betrag erreiche) und ob ich nicht zu spät von Plättcheneinkommen auf Münzeinkommen umschwenke.
Die ‚Expertenversion‘ erweitert das Spiel noch um den Kaiser, den man zu sich holen kann, damit er einem Vorteile beschert, allerdings kostet das eine Münze und man kann den Kaiser auch wieder verlieren.
Die Soloversion ist ebenfalls sehr fordernd und hilft, das Spiel besser zu ‚lesen‘.“
Gibt es einen Tipp für die erste Partie, damit die Spieler nicht enttäuscht vom Spieltisch gehen? Gibt es wichtige Punkte, die im Spiel zu beachten sind?
„Man sollte versuchen sich auf der entstehenden Plättchenauslage nicht abschneiden zu lassen, denn dann verliert man quasi einen Zug. Das funktioniert nicht immer, aber wenn einem das zu oft passiert, wird man keine Chance mehr haben. Man sollte versuchen, immer genügend Plättchen im eigenen Vorrat zu haben, man sollte gut beobachten, welche Plättchen die anderen Spieler haben und man sollte wenn möglich auch andere Spieler versuchen abzuschneiden, also einzubauen. Wenn man das beherzigt, hat man auch gegen erfahrenere Palmyra-Spieler eine Chance.“
Du bist bekannt für recht strategische Spiele, die erfahrene Spieler ansprechen. An wen richtet sich Palmyra?
„Palmyra ist kein großes Strategiespiel und kann auch von Einsteigern gut gespielt werden. Die Finessen werden aber erfahrene Spieler schneller erkennen. Weil der ‚Kaiser‘ quasi als Expertenversion beigefügt ist, bleibt der Einstieg in das eigentliche Geschehen für meine Verhältnisse sehr einfach. So richtet sich Palmyra an den ‚ambitionierten Einsteiger‘.“
Das Thema von Palmyra ist moralisch ja ein bisschen bedenklich. Als Steuereintreiber die Bevölkerung auszuquetschen, ist zudem nicht jedermanns Sache. Wie begegnest du so einer Kritik an einer gewissen „sozialen Härte“ im Spiel?
„Möglicherweise hätte es auch deshalb kein größerer Verlag in der Form veröffentlicht, oder hätte den Vorgang nicht als Steuereintreiben benannt. Ich greife das Thema so auf, wie es sich aus der Geschichte dargestellt hat und denke, dass es genügend abstrahiert ist, dass niemand daran Anstoß nimmt.
Ansonsten sehe ich das als die kleinen Ecken und Kanten, die ein Kleinverlagsspiel von einem Großverlagsspiel unterscheiden (sei es thematisch, oder von den Mechanismen her).“
Erfahrungsgemäß produzierst du relativ kleine Auflagen. Können und sollten sich Messebesucher das Spiel reservieren lassen? Haben Interessierte darüber hinaus die Möglichkeit, das Palmyra schon vor der Messe zu bestellen/kaufen?
„Ich biete die Vorbestellmöglichkeit zur Abholung auf der Messe auf meiner Seite an. Die Auflage ist gerade so groß, wie ich sie glaube verkaufen zu können. Da mittlerweile das Interesse von Händlerseite für meine Spiele recht groß ist, würde ich den Spielern raten, nicht allzu lange zu warten.
Außerdem gibt es für die ersten Exemplare eine Kaiserfigur aus Holz, die das Kaiserplättchen ersetzt gratis dazu!“
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