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Nasser Hund im Spielregal

Axel Bungart über ungepflegte Spiele aus dem Keller

Zur Produkthaftung von Rauchern mit Haustieren

Wenn man ein gebrauchtes Auto kaufen möchte und sich in diversen Anzeigenportalen umsieht, werden einem zur durchaus angebrachten Auflistung der Ausstattung und des Sonderzubehörs diverse Zusatzinformationen über die Hege und Pflege vermittelt, die das gute Stück in den letzten Jahren erfahren hat. Scheckheftgepflegt ist wohl das gängigste und vielleicht am meisten Vertrauen suggerierende Zustandsmerkmal, das man einem geliebten Auto angedeihen kann, wenn man es partout loswerden will. Auch interessiert es den Neukäufer, ob das Auto ein Nichtraucherauto ist, was dann auch entsprechend annonciert ist. Verständlich, denn kaltrauchiger Gestank ist weder in von Alkoholluft durchmischten Kneipen noch in gebrauchten Autositzen auszuhalten.

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Was bei Autos richtig ist, kann bei Spielen nicht falsch sein, oder? Immer wieder liest man nun in einschlägigen Kleinanzeigen unserer Spielewelt von Spielern, die Spiele aus Nichtraucherhaushalt verkaufen. Und neuerdings sogar: aus tierfreiem Nichtraucherhaushalt. Also, dass Spielekartons (oder deren Inhalt) Nikotingeruch annehmen, mag ich ja noch ansatzweise glauben. Aber über welche Art Tiere reden wir hier? Und welchen Mangel erleidet ein Spiel, das in einem Tierhaushalt gespielt wurde? Reden wir von Katzenhaaren in den Knickspalten der Spielbrettfaltung? Sind es Hasenköttel zwischen Carcassonne-Meeplen? Oder geht’s etwa um die in der Spielregel als Lesezeichen vergessenen Rückstände der letzten Schlangenhäutung? Wie gebe ich in meiner Anzeige ästhetisch zumutbar an, dass ein Teil unter ungeklärten Umständen verschwunden ist? Im Zweifel lässt sich gar nicht mehr feststellen, ob nun der Hund die vermissten Pappmünzen verschluckt hat oder Kevin-Hendrik bei seiner Krabbeltour unterm Wohnzimmertisch oder doch der Staubsauger. Ich würde es auch gar nicht wissen wollen – selbst wenn das corpus delicti wieder unversehens zum Vorschein käme.

Apropos: Was ist denn mit Spielen aus Kleinkinderhaushalten? Sind die garantiert popelfrei? Und wie steht es um muffige Kartoffelkeller, in denen man seine ehemaligen Lieblinge mangels Platz für kurze Zeit zwischenlagern musste, bis sie nach nassem Hund rochen? Wurde beim Spielen gegessen und/oder getrunken? Also wenn schon, dann vollständig, bitte. In Zeiten, in denen man für Kleinanzeigen in einer Zeitung noch jedes Wort, jede Silbe bezahlen musste, hat man Unwichtiges einfach weglassen müssen. Aber heute, wo derjenige am besten verkauft, der seine Anzeige marketingmäßig am wirkungsvollsten pimpt, erwarte ich, dass ich vollumfänglich über mein Produkt aufgeklärt werde. Es sollte also heißen: Verkaufe mein Mensch Ärgere Dich nicht aus tierfreiem Nichtraucherhauhalt mit eingeschränktem Kleinkindwirkungskreis, geregelten Essenszeiten und Getränkerestriktionen während der Spieldauer, aus vollklimatisiertem Lagerraum. Drunter mach‘ ich’s nicht. Und denkt an die sozialen Netzwerke, in denen man nach falschen Angaben schnell unten durch ist.

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