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Spielen in … Italien

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Wachsende Spielliebe im Stiefel Europas

Deutsche Spiele sind in der Welt das Nonplusultra, sagt man wenigstens. Doch was ist mit anderen Ländern. Wie und was wird dort gespielt? Gibt es dort eine ähnlich rege Spieleszene? Wir wagen einen Blick über die Grenzen und haben Menschen gefragt, die es wissen müssen: Autoren, Verlage, Spieler. Natürlich können unsere Ergebnisse nur eine Stichprobe und eine Momentaufnahme sein. Die Wahrheit liegt hoffentlich dicht an unserer Recherche, vielleicht aber auch weit davon weg.

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Denkt man an Spiele in Italien, fallen in erster Linie Namen wie Leo Colovini, Venice Connection oder Clementoni und seit wenigen Jahren auch Kidult Games und daVinci Games. Doch gibt es mehr zwischen Fußball und diesen Spitzen der italienischen Spieleszene?

Barbara Pivetta vom jungen Verlag Mind The Move (Fantasy Pub), sieht schon in der geografischen Lage Italiens ein Hindernis für Spiele: „Die Älteren gehen in Kneipen, um gemeinsam zu trinken und Briscola zu spielen, Jüngere spielen lieber Fußball in der Sonne. Italien hat keinen besonders harten Winter und so sind die Menschen viel draußen unterwegs. Das ist nicht gerade hilfreich dafür, dass Spiele gespielt werden.“ Eine Art Initialzündung war vielleicht Magic The Gathering, dass in den letzten Jahren besonders jüngere Leute zum Spielen gebracht hat.

In Italien sind Themen-Spiele, besonders Fantasy-Themen, sehr beliebt – oder Sammelbares wie eben Magic, Pokemon oder auch Hero Clixx. War es in den Achtzigern noch nahezu unmöglich zum Beispiel eine Box zum Rollenspiel Dungeons & Dragons in Italien zu bekommen, gibt es diese heute sogar in Buchläden.

Dennoch ist es nicht einfach, in Italien Brettspiele zu kaufen. Was vielleicht daran liegt, dass der Hauptunterschied zu Deutschland nach Meinung Roberto Corbellis von daVinci Games in der Anzahl der Spieler liegt. Italien verfüge kaum über eine Spieltradition was die so genannten „German Games“ angeht, folglich gibt es auch kaum Spieler. Vielleicht der Grund, weshalb es zwar in den meisten großen Städten ein oder zwei Spieleläden gibt, aber in kleineren Orten man mit etwas Glück gerade mal ein Magic-Booster auftreiben kann. So ist es kaum verwunderlich, dass bei Preisen, die deutlich über denen in Deutschland liegen, der „durchschnittliche Spieler“ höchstens ein Spiel pro Jahr kauft. Die wenigen Spieler ordern häufig direkt in Deutschland oder kaufen in Essen während der Spiel ein.

Der Markt entwickelt sich, aber mitunter langsam. Die Siedler von Catan zum Beispiel wurden (erst) 2002 in italienischer Sprache angeboten. Gleichzeitig wuchs 2002 der Spielemarkt um mehr als satte 20 Prozent. Ein gutes Zeichen für das Spielen.

Doch, was mögen denn italienische Spieler eigentlich für Spiele? Natürlich gibt es die gängigen Spiele-Klassiker wie Monoply und Risiko, die wie in Deutschland zu den bekanntesten Spielen gehören. Was die Spieler in Italien aber wirklich mögen, erläutert Barbara Pivetta: „Italiener mögen leichte Regeln und einen gewissen Kommunikationsfaktor. Ein Spielbrett ist eher ein Zusatz und ein paar Holzsteine oder viele Marker machen ein Spiel nicht attraktiver. Sehr beliebt sind Spiele, bei denen gelacht werden kann – ohne viel dabei zu denken. Strategiespiele sind dagegen weniger beliebt. Auch Kartenspiele jenseits von Briscola, Canasta, Scala 40 oder Scopa sind kaum bekannt.“ Ähnlich sieht es Roberto Corbelli: „Der Massenmarkt gehört Spielen, die auf TV-Shows basieren. Und für Spiele, die in Italien erfolgreich sein sollen gilt: Das Thema vor dem Mechanismus und der Mechanismus integriert im Thema.“

Die vielen kleineren Verlage, die in Italien die letzten Jahre gegründet wurden, haben es zwar schwer, einen Fuß in den heimischen Markt zu bekommen, aber sind doch ein deutliches Zeichen für ein wachsendes Spielinteresse. Und das Potenzial ist groß. Roberto Corbelli meint: „Wir hatten 20 Jahre lang in Italien quasi einen Veröffentlichungsstopp. Nun gibt es eine Generation von sehr kreativen und kompetenten Autoren mit einem riesigen Reservoir an großartigen Ideen …“ Das der heimische Markt aber noch klein ist, zeigt die internationale Ausrichtung der italienischen Verlage. Die Titel sind englisch, die Anleitungen liegen in Italienisch, Englisch und Deutsch, manchmal auch in Französisch bei. Mitunter verkaufen die neuen Verlage mehr Spiele in Ländern wie Korea als in Italien selbst.

Noch ist Italien kein „großes Spieleland“. Die Jugend gewinnt mehr und mehr Interesse am Spielen, aber ältere Leute lehnen Spiele geradezu ab. Für sie sind Spiele Kinderkram. Das geht sogar so weit, dass Barbara Pivetta Fotos aus Essen zeigen musste, um ihre Eltern zu überzeugen, dass in Deutschland die meisten Käufer ihrer Spiele zwischen 30 und 40 Jahre alt sind. Sie wollten nicht glauben, dass dieser „Kinderkram“ von Erwachsenen gekauft wird …

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