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Zwischen Spielerezension, PR und Kulturgut

Michael Weber

Gut gebrüllt, Löwe!

blankEin klares Wort hat Tom Felber gesprochen, der Vorsitzende der Jury Spiel des Jahres. So klar, wir man es sich nur wünschen kann. Er zeigt den schmalen Grat zwischen Spiele-Rezension und Public Relations auf. Dabei trennt er zudem deutlich die Interessen der Jury von denen der Spieleverlage ab. Ein großes Bravo von mir. Denn so deutlich Worte, denen in Klarheit nichts fehlt, gibt es nicht oft von der Jury zu hören.

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Die Front ist eröffnet: Spielebranche hier, Kulturgut da

Besonders spannend finde ich die Passage, in der Tom Felber klar sagt, was Autoren und Verlage wollen, nämlich Spiele verkaufen. Und er im nächsten Satz genau so deutlich sagt, dass dies nicht das Ziel der Jury ist. Denn Spiel des Jahres als Organisation möchte, dass gute Spiele veröffentlicht werden. Dieser Satz ist vielleicht so selbstverständlich, dass er scheinbar einfach mal ausgesprochen werden musste. Im weiteren haut der Jury-Vorsitzende etwas auf Trash und Spieledurchschnitt herum.

In diesem Zusammenhang greift Tom Felber auch in die Diskussion um den Spielejournalismus ein. Er sagt:

„Der Wunsch, irgendwie auch zur großen Familie in der coolen Spiele-Szene dazu gehören zu wollen, ist jedenfalls die falsche Motivation, um als Spieler damit zu beginnen, Rezensionen zu verfassen.“

Damit liegen Reich der Spiele und der Vorsitzende des Spiel des Jahres auf gleicher Linie. Denn zuletzt habe ich darauf hingewiesen, dass viele Blogs zum Scheitern verurteilt sind, weil die Rezensenten sich an ein Handwerk herantrauen, dass sie nicht so gut beherrschen, wie sie es sollten: das Schreiben.

Spielerezensionen ohne Kritik sind keine Spielerezensionen

In einer Welt, in der durch die Möglichkeiten des Internets jeder zum Blogger oder Rezensenten werden kann, ist die Spielekritik aber nicht nur von der Verwässerung bedroht. Vielmehr stehe ich an der Seite von Tom Felber und sehe, dass vielen Rezensenten einfach der Wille oder das Können zur Kritik fehlt. Damit wanken sie aber gefährlich auf dem Drahtseil zwischen Rezension und PR und drohen zur zweiten Seite zu fallen.

Eine Rezension mit deutlicher Kritik ist aber erforderlich, um Beliebigkeit aufzudecken und eine Qualitätsverbesserung zu bewirken. Nur findet diese Kritik auf einigen Blogs oder Webseiten gar nicht mehr statt. Stattdessen: Spielablauf, Material, wer soll es kaufen. Von Kritik keine Spur. Das ist keine Spielerezension. Basta!

Spieleszene und Kritik zum Dritten

Schönfärberei ist in der Spieleszene eh gern gesehen. Kritik dagegen pendelt zwischen unerwünscht und unerhört. Dabei hilft nur diese weiter. Leider haben das einige Spieleautoren und Verlage nicht verstanden. Klar hauen auch Kritiker mal einen überzogenen Text heraus oder spielen einzelne Spiele mal falsch. Aber die Reaktionen auf echte Verrisse sind mitunter irritierend. Denn der gewünschte Abstand zwischen den Beteiligten in Bezug auf den Rezensionstext wird dann einseitig unterschritten. Erinnerung: Als Kritiker bin ich nicht dein Freund. Auch dann nicht, wenn wir am nächsten Tag wieder ein Bier trinken gehen oder ein Spiel gemeinsam spielen.

In diesem Sinne wünsche ich mir mehr Klarheit in der Spieleszene und mehr Mut zum Polarisieren. Kritik an einem Spiel ist keine persönliche Beleidigung, sondern hilft auf dem Weg zu einer besseren Qualität. Auch wenn ich einige andere Punkte des Artikels eher kritisch sehe: Diesen Zusammenhang hat Tom Felber lesenswert zum Ausdruck gebracht hat und so einen Bogen von der Rezension zum Spiel als Kulturgut geschlagen. Chapeau!

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2 Kommentare

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Manuel 30. März 2014 at 20:47

Velen Dank für diesen schönen Blogbeitrag! Ich bin nur nicht sicher, oba) bei euch immer alles so kritisch ist, wie du es forderst. Ihr seid doch selbst von der Werbung abhängig!b) die Jury nicht eh immer wieder eher duch Mittelmaß auffällt.Ich wünsche mir, dass die Herrschaften da mal etwas GUTES und nicht ständig was leichtes mit dem Pöppel auszeichnen. Da hat der gute Tom eine rosarote Brille auf. Gerade in Bezug auf Litteratur ist das doch überhaupt nicht vergleichbar. Dort werden anspruchsvolle Bücher bejubelt. Bei den Spielen immer wieder grottiges.

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Leser 7. April 2014 at 17:26

Ihr seit doch selbst zu wenig kritisch !!!

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