Diese Neuheiten könnten sich lohnen – oder nicht?
Klopf, Klopf. Die Spiel ’25 in Essen steht vor der Tür und bringt wie jedes Jahr einen immens großen Sack neuer Spiele mit. Wen nicht die inzwischen grassierende Neuheitenmüdigkeit erwischt hat, hat schon Wochen vorher die Qual der Wahl bei je nach Listenquelle über 1200 Neuheiten. Wobei auch Prototypen und Erweiterungen mitgezählt werden. Verdammt smarte Typen wie der Autor dieses Artikels beginnen daher schon Monate vorher, sich in schönster Regelmäßigkeit durch die Geeklist auf Boardgamegeek zu wühlen, um vielleicht die eine oder andere Perle auszubuddeln.
Da der letzte Regalplatz inzwischen zugestellt wurde und viele Klopper aufgrund ihres zeitfressenden Charakters viel zu wenig Liebe und Aufmerksamkeit erhalten haben, lautet das Stichwort dieses Jahr: Simplizität. Es sollen einfache Spiele sein. Schnelle Spiele. Spiele, für die man kein abgeschlossenes Studium braucht, um die Regeln zu verstehen. Spiele, für die man keinen Tag Urlaub einplanen muss, wenn man sie zwei Mal hintereinander spielen will. Spiele, bei denen man eine Hand für sein Stubbi frei hat. Spiele, die man mehr oder weniger in jeder Runde spielen kann. Familienspiele. Maximal einfache Kennerspiele. Nicht immer vollkommen anspruchslos, aber auch keine Klopper, bei denen einem die Zunge am Gaumen festtrocknet.
Aus einer ursprünglichen Liste, die beinahe 70 Spiele umfasste, bleiben nach intensiver Betrachtung 34 Spiele übrig, die dieses Jahr in Essen “geplaytestet” werden sollten. Wobei … Es wird wie jedes Jahr anders kommen. Aber närrisch wie man ist, meint man, sich doch vorbereiten zu müssen.
Dann lassen wir die Spiel(e) mal beginnen.
Das Zeitalter der Escape-Room-Spiele ist vorbei – die Zeit der Stichspiele ist gekommen.

Messe-Dauergast Friedemann Friese hat auch dieses Jahr eine Menge Spielstoff im Gepäck, der wie immer mit dem Buchstaben F beginnt. Furchtlos ist ähnlich wie letztes Jahr Fischen ein Stichspiel mit einem kleinen Kniff. Grundsätzlich bietet Furchtlos klassische Stichspielregeln, aber die Karten umfassen sowohl negative als auch positive Werte, so dass derjenige punktet, der die ideale Balance zwischen diesen beiden Enden zum Schluss in seinen Stichen hat.
Stichig geht es weiter mit Tax the Rich von Kristian Amundsen Øst und Kjetil Svendsen, die u. a. bereits mit Revive einen Hit verbuchen konnten. Mit Tax the Rich versuchen sie es ein paar Nummern kleiner. In diesem Stichspiel zeigen die Karten Personen unterschiedlicher sozialer Status, bei denen die hierarchisch höheren Karten die niedrigeren schlagen. Aber nicht nur besondere Regelkarten sollen frischen Wind ins Metier bringen, sondern auch ein spezieller Kniff. Denn hat man nur noch Karten mit Flaggen auf der Hand, kann man eine Revolution starten und die Wertigkeit der Karten umdrehen. Allerdings spielt man dann als Revoluzzer mit offenen Karten. Oha!
Dezimalwerte im Stich?

Auch die Brands springen auf den Stichspiele-Zug auf. Aber immerhin muss man bei Ghostbumpers keine Rätsel lösen und Spielmaterial zerstören. Und bis auf ein paar interessante Kniffe, hat man es mit einem klassischen Stichspiel a la Wizard oder Skull King zu tun. Allerdings legt man hier verdeckt fest, wie viele Stiche man bekommen will, und kann u. a. durch das Legen von mehreren Karten Dezimalwerte (z. B. eine 2,3) als Kartenwert in den Stich spielen. Außerdem können gewisse Situationen dazu führen, dass die verdeckte Ansage auch noch manipuliert wird. Wenn das Ding auf dem Tisch funktioniert, könnte es zum einen ordentlich Emotionen erzeugen und zum anderen auch das Thema transportieren.
Stichspiele, die keine zu sein scheinen

Selbst Spiele, die aufgrund ihres Covers große Spielbretter und fantastische Miniaturen erwarten lassen, enttarnen sich bei genauer Betrachtung doch als Stichspiel wie bspw. Golem Run. Bei Golem Run vermischen die Autoren Tony Cotterill, Ren Multamäki das Ganze allerdings mit einem Renn- und Wettmechanismus. Und so jagt man mittels gewonnener Stiche farblich passende Golems über ein Terrain ähnlich Wettlauf nach El Dorado und wettet gleichzeitig sowohl auf den Gewinner als auch auf welchen Golem die Mitspieler gewettet haben. Was wiederum an Camel Up erinnert. Das liest sich auf dem Papier eigen genug, dass ich dem gerne eine Chance geben würde.
Moustache von Alexandre Aguilar und Jules Messaud spart sich eine Hintergrundgeschichte und verpasst Tieren einfach fiese Schnäuzer und farbenfrohe Karten. Die braucht es bei diesem Stichspiel auch, denn viel Neues macht Moustache nicht. Die Grundregeln sind die eines klassischen Stichspiels. Jede Runde wird aber eine Karte aufgedeckt, welche die Regeln des Spiels bis zum Ende ändert oder ergänzt. Außerdem spielen die Spieler jede Runde in wechselnden Teams. Erscheint bei Lumberjacks Studio.
Mit dem Jetski auf dem Highway to Hell

Tornado Splash ist ein einfaches Rennspiel, bei dem wir in unserem Zug Streckenteile nach bestimmten Vorgaben zu einer Strecke auslegen, auf welche wir Tiere auf unterschiedlichen High Speed Jet-Skis gegeneinander antreten lassen. Optisch schaut es interessant aus und auch spielerisch hebt es sich vom Einheitsbrei ab. Ob es schließlich auch Rennfeeling und Spiellaune erzeugt, muss sich am Spieltisch zeigen.
Regeloverload wird es bei Driving me crazy sicher nicht geben. Bei diesem einfachen Kartenspiel ist es das Ziel, vor den anderen Spielern seine Karten so geschickt auszuspielen, dass man selbst als erster eine Strecke von 1.000 km ausgelegt hat – und zu verhindern, dass es den anderen Spielern vor einem gelingt. Dafür gibt es nicht nur Karten, die einem Vorteile bringen, sondern auch Karten, mit denen man seinen Mitspielern Steine in den Weg legen kann. Wobei dies im Spiel keine Steine, sondern umgekippte Bäume und Staukarten sind. Hoffentlich ein guter Absacker, der bei Simplexity Games erscheint.
Und täglich grüßt das Murmeltier – oder allgemein die Natur

Die Spieleindustrie ist noch nicht müde geworden, Spiele mit Naturthemen zu produzieren. In Kavango von Schmidt Spiele verschlägt es die Spielenden in die afrikanische Kavango-Region, einem großflächigen Schutzgebiet. Dort bauen sie Schritt für Schritt ein eigenes Reservat auf. Zunächst ziehen einfache Lebensformen wie Gräser oder Insekten ein, bevor nach und nach größere Tiere wie Giraffen oder Elefanten folgen können. Neben dem Anlocken der Tiere gilt es, Forschungsaufträge zu erfüllen sowie Maßnahmen im Arten- und Klimaschutz zu berücksichtigen. Da jedes Tier bestimmte Voraussetzungen hat, entwickelt sich mit der Zeit ein immer komplexeres Ökosystem.
Kavango ist ein Tableaubuilder, dessen Kartenmechanismus sowohl durch das Draften als auch durch Bedingungen, die erfüllt werden müssen, um stärkere Karten auszuspielen, an 7 Wonders erinnert. Die Forschungsaufträge wiederum lassen an Arche Nova denken. Von der Komplexität her geht Kavango aber als einfaches Kennerspiel durch, dass Vielspieler Sonntagmorgens vor dem ersten Frühstück mit Gurkenmaske auf der Nase emotionslos runterbügeln.

Bruno Liguori Sia dürfte mit Rewild: South America das bisher optisch schönste Naturspiel gelungen sein. Sowohl Tiermeeple als auch Fauna- und Florakarten sehen sehr ansprechend aus und machen direkt Lust auf das Spiel. In diesem bauen wir die südamerikanischen Ökoregionen Caatinga, Gran Chaco, Cerrado, Pantanal, Amazonas-Regenwald und atlantischen Regenwald wieder auf, indem wir Plättchen unterschiedlicher Größe ähnlich wie bei Arche Nova auf unser jeweiliges Spielertableau legen. Anschließend können wir Pflanzen- und Fleischfresser anlocken sowie Pflanzen anbauen. Wie immer braucht es dafür Ressourcen und gewisse Bedingungen müssen erfüllt sein. Wer hierbei das glücklichste Händchen hat und das optimale Ökesystem zusammenpuzzelt, erhält die meisten Punkte. Und gewinnt natürlich.
Rewild: South America kombiniert bekannte Mechanismen zu einem einfachen Kennerspiel, das geübte Spieler vermutlich in knapp 1 Stunde durchprügeln. Ob Rewild: South America allerdings in Essen zum Verkauf verfügbar sein wird, ist derzeit noch unklar. Anspielen wird man es sicher können.
Aus dem Teich und ins Aquarium

Von den Machern von Bonsai und mit einem ähnlichen Mechanismus kommt Koi daher. Meditativ puzzeln wir hier unseren eigenen Fischteich zusammen, in welchen wir verschiedene Koi platzieren. Dank transparenten Koi-Tiles und 3D Bauten ist das optisch sicherlich erneut ein Leckerbissen, könnte aber spielerisch trocken und solitär sein. Wird dennoch bei Gelegenheit ausprobiert.
Um einen Teich geht es auch bei Froschteich, welches bei MM-Spiele erscheint. Autor ist Tomáš Holek, der im letzten Jahr mit SETI, Galileo Galilei und Tea Garden ein sehr erfolgreiches Debüt gegeben hat. Froschteich ist hierbei allerdings weniger komplex und bietet ein Rasterspiel, in dem man Handkarten gewinnbringend platziert. Das erinnert an Spiele wie Castle Combo, Pixies oder Hennen. Hoffentlich sind es aber nicht nur die Frösche, die Froschteich von den genannten unterscheidet.

Auch das nächste Spiel hat etwas mit Wasser zu tun. Und ist auch von Tomáš Holek. In Aquaria geht es dabei, wie der Name schon sagt, um Aquaristik. Jeder Spieler besetzt hier sein Aquarium mit Fischen und Pflanzen, füttert seine Fische und versucht nach und nach mehr Wissen über Aquaristik anzuhäufen. Ob das Thema schließlich überhaupt durchkommt oder im Punkte Dschungel verschwimmt, wird sich zeigen müssen. Aufgrund des Autors ist aber damit zu rechnen, dass Aquaria schnell ausverkauft sein könnte.
Hochstapeln, knattern und rumballern
Ich scheine einer der wenigen Menschen zu sein, die Stapelspiele mögen, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich doch noch die richtigen Mitspieler hierfür finde. Dann wäre eventuell Cat and the Tower von Arcane Wonder eine spannende Geschichte. Ähnlich wie bei Rhino Hero: Super Battle stapeln wie hier Pappteile zu einem Turm, wobei zum einen die Pappteile schief und somit ungeeignet zum Stapeln sind und wir gleichzeitig auch noch Meeple-Katzen den Turm hochschicken müssen. Wenn das Spiel gut “ausbalanciert” ist, braucht man hierfür ein ruhiges Händchen und Geschick, so dass es nicht zu einfach, aber machbar ist.

Dem Genre der Knatterspiele gehört definitiv Wie die Karnickel an, bei dem es um paarungswillige Kaninchen geht. Mechanisch ist es schlicht, d. h., man schmeißt Karten mit Kaninchen beider Geschlechter in zwei Kartons und wertet anschließend die Karten der Reihe nach aus. Bestenfalls treffen Männlein und Weiblein passend aufeinander. In dem Fall kassiert man Punkte. Hat in etwa den Charme vom Schnibbeln auf dem Schulhof. Was auf dem Papier manchmal öde ist, kann zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Leuten dennoch für fröhliche Kurzweil sorgen. Ausprobieren kann man es am Stand von Funbot.
Deutlich martialischer geht es bei Little Soldiers zu. Der bei Iello erscheinende Titel lässt uns kleine Plastiksoldaten gegeneinander in den Kampf führen. Dabei kann man selbst entscheiden, mit welchen Haushaltsgegenständen man die Kampfzone auf dem Tisch gestaltet. Jeder Soldat kommt außerdem mit speziellen Fähigkeiten daher, sodass vergessene Kindheitsträume wahr werden, wenn wir die Plastikmännern in diesem simplen und nicht ernstgemeinten Wargame in die Schlacht ziehen lassen. Hier paart sich Retrocharme mit Würfelglück.
Gemeinsam ins Ziel: Koop lebt!

Der Erfolg von Bomb Busters dürfte kooperativen Deduktionsspielen einen neuen Schub verliehen haben. Den könnte Libellud dieses Jahr nutzen, um ihre Neuheit Take Time an Frau und Mann zu bringen. Im Kern ist es ein Kartenspiel, bei dem die Spieler verdeckt Karten an eine Uhr bestehend aus sechs Segmenten ablegen und dabei bestimmte Bedingungen erfüllen müssen. Knackpunkt ist, dass man einen gemeinsamen Plan entwickeln muss, ohne die eigenen Karten zu kennen. Hat man die Karten auf die Hand genommen, darf man nicht mehr kommunizieren. Take Time besteht aus 40 herausfordernden Leveln.
Ebenfalls kooperativ ist Burgle Bros Blackjack von Tim Fowers. Der Autor ist vor allem für die beiden Burgle Bros Spiele bekannt, bei denen die Spieler kooperativ einen Bankraub auf verschiedenen Stockwerken durchführen und dabei Rollen mit unterschiedlichen Fähigkeiten einnehmen. Burgle Bros Blackjack greift Thema und Rollen auf und verknüpft das Ganze mit einem aufgebohrten Blackjack Mechanismus. Nachdem The Gang letztes Jahr sehr erfolgreich war, könnte Burgle Bros Blackjack das nächste Casino-Spiel sein, das in einer kooperativen Variante einen eigenen Reiz entwickelt.
Erneut auf Zombiejagd gehen wir bei Staying Alive von Kalle Krenzer. Das kooperative Kartenspiel in Echtzeit fordert in mehreren Szenarien Konzentration und Kommunikation, da man unter Zeitdruck geschickt Handkarten tauschen, aber sich auch merken muss, welcher Spieler welchen Bedarf an Gegenständen hat. Gegenstände dienen hierbei nicht nur zum Beseitigen von Zombies, sondern auch um die eigene Gesundheit aufrechtzuerhalten. Das bei Kosmos erscheinende Spiel verspricht Kurzweil und fröhliche Hektik.
Spiele für Phubber und Smombies

Bei Boss Fighter QR setzt Pegasus dieses Jahr alles auf eine Karte und tritt nicht nur mit großer Auflage, sondern auch mit großen Erwartungen in Essen an. Angeblich nicht weniger als 6 Jahre arbeiteten die beiden Autoren Michael Palm und Lukas Zach an ihrem Spiel. Und dass die beiden ein Händchen für erfolgreiche Spiele haben, haben sie mit dem Spiel des Jahres 2023 Dorfromantik gezeigt.
Bei Boss Fighter QR geht es allerdings nicht so idyllisch zu, denn bis zu vier Spieler schnetzeln hier in einem klassischen Fantasy-Setting Bossgegner nieder bzw. lassen sich niederschnetzeln. Das Besondere bei Boss Fighter QR ist, dass die Bosse komplett von einer App verwaltet werden. Angriffe auf die Bosse erfolgen hierbei mittels Karten, deren QR-Code von der Frontkamera des Tablets oder Smartphone gescannt werden. Das eigene Kartendeck kann man nach gewonnenem Kampf weiterentwickeln, indem man neue Karten aus Überraschungsboxen bezieht. Ich bin ebenso gespannt wie skeptisch, ob das Spiel die hohen Erwartungen erfüllen wird.
Ein Smartphone oder Tablet braucht es auch für Light Speed Arena, einem kompetitiven Echtzeitspiel, bei dem die Spieler sich gegenseitig in einer SciFi-Arena mit Raumschiffen bekämpfen. Dabei legen die Spieler unter Zeitdruck ihre Raumschiffe in einem räumlich eingegrenzten Bereich auf dem Tisch ab und fotografieren das Szenario anschließend mit der zum Spiel gehörenden App. Diese wertet das Bild aus, spielt den Kampf ab und ermittelt schließlich die dabei entstandenen Punkte. So einfach ist das. Erscheint ebenfalls bei Pegasus und könnte in der richtigen Runde den Puls hochjagen.
Irgendwas mit Karten, aber ohne Stiche

Ein Berliner in Indonesien gründet einen Spieleverlag, nennt ihn Spiel the Game und bringt 2025 ein Spiel über den Schmuggel von Kotzfrucht auf den Markt, schlicht Durian Smuggler genannt. Das Kartenspiel lässt sich sowohl kooperativ als auch kompetitiv spielen. Kooperativ versucht man anscheinend zu vermeiden, Kotzfrucht im Gepäck zu haben, kompetitiv versucht man, die Kotzfrucht ins Gepäck zu schmuggeln. Ich hoffe nicht, dass es sich um eine öde Schwarze-Peter-Variante handelt. Aber mal ehrlich: Warum sollte jemand die weite Reise aus Indonesien antreten, um so ein Ding an einem teuren Messestand in Essen zu verscherbeln.
Der koreanische Autor Jae-Hyung Cho präsentiert beim Verlag Joy Hunter Games mit Hanbok Runaway ein reines 2-Personen-Spiel, bei dem wir die traditionelle koreanische Tracht Hanbok designen. Hierbei werden transparente Modelkarten über farbenfrohe Stoffkarten legen, um so eigene Designs zu entwerfen. Wie dies dann schließlich gewertet wird und wer letztendlich siegt, lässt sich Stand jetzt aufgrund fehlender Anleitung nicht ermitteln. Aber optisch hat es zumindest was …

Ebenfalls von den Brands, aber diesmal von der ganzen Familie, ist das bei der Edition Spielwiese erscheinende Falsche Schlangen, ein Bluff- und Deduktionsspiel für 3-6 Spieler. Bei dem semi-kooperativen Spiel geht es darum, anderen Mitspielern geschickt Karten unterzujubeln, um eine Kartenauslage so zu manipulieren, dass man am Ende des Spiels zur siegenden Fraktion gehört. Das passende Pokerface wird hierbei nicht mitgeliefert, sondern muss selbst antrainiert werden. Falsche Schlagen könnte gerad in maximaler Besetzung ein kurzweiliger Spaß sein.
Bandmusik, raubende Pilzbots und faule Bäcker
Wenn ich mich ehrlich mache, ist I made you a mixtape lediglich aus nostalgischen Gründen auf dieser Liste gelandet. Das Spielmaterial hat einfach eine tolle Optik – egal ob es die Verpackung, die Equalizer- oder die Spielkarten in Kassettenoptik mit ihren Referenzen sind. Optisch will man das Spiel mögen und haben. Spielerisch ist es ein leichtgewichtiges I-split-you-choose-(“ich teile, du wählst”) Spiel, bei dem man die verschiedenen Kassettenkarten möglichst punkteträchtig ablegen und kombinieren muss, um das ideale Mixtape zu erstellen. Verantwortlich sind Mike DiLisio (Dice Tower) und Dan Hughes (ebenfalls Dice Tower). Erscheinen wird es bei Massive Asterisk.

Loosey Goosey Games, die mit Surfosaurus Max eine gewisse Bekanntheit erlangt haben, bringen dieses Jahr zwei weitere einfache Kartenspiele mit nach Essen, die vermutlich wieder mehr mit Thema und Gestaltung als unbedingt über Innovation und Mechanik punkten. Bei Troublebot spielen wir so genannten Pilzbots aus, um uns selbst Gutes und/oder den Mitspielern Schlechtes zu tun sowie zum Spielende die meisten Setzlinge (Punkte) zu haben. Und bei Yum Yum Trouble Gum arbeiten alle Spieler gemeinsam auf einen Bankraub hin, um schließlich einen der Spieler auffliegen zu lassen. Scheint auch ein einfaches Kartenspiel zu sein, bei dem aber das Setting aus Trouble Gums, Obstwaffen und Lakritz-Cops in Kombination eine angenehme Skurrilität mitbringt. Da hier gerne triviale Blödeleien als Absacker auf den Tisch kommen, ist es sicherlich nicht verkehrt, den Spielspaß der beiden “Meisterwerke” zu checken.
L’oaf passt auch wunderbar in die Sparte der einfachen Kartenspiele, die über das Thema kommen. Denn bei L’oaf spielen wir Angestellte in einer Bäckerei und versuchen, nur das Nötigste zum Erfolg der Bäckerei beizutragen. Jede Runde spielen alle Spieler verdeckt eine Zahlenkarte von 0-12, um ein gemeinsames Ziel in der Runde, eine Zahlenvorgabe, zu erreichen. Wird die Vorgabe erreicht, erhält der Spieler, der am meisten dazu beigetragen hat, Reputation. Wird die Vorgabe nicht erreicht, verliert der Spieler, der am wenigsten dazu beigetragen hat, Reputation. Wurde das Ziel nicht erreicht, scheiden alle Spieler mit negativer Reputation sofort aus. In der Schlusswertung gewinnt der Spieler mit der Summe an höchsten Kartenwerten auf der Hand. Erscheint bei Wulfhorn Games.
Und wenn das Auge mitspielt – Tipps für Schöngeister
12 Rivers dürfte mit seinem charmanten Murmelmechanismus Aufmerksamkeit erregen: Über eine schräge Fläche kullern bunte Perlen – und wer geschickt Barrieren setzt, kann den Flusslauf beeinflussen und die begehrten Kugeln gezielt einfangen. Hingucker ist hierbei der leicht gekippte Spielplan, auf dem die Murmeln (Perlen) ins Tal runterkullern. Da Murmeln in Brettspielen wie Potion Explosion oder Gizmos gut funktioniert haben und 12 Rivers irgendwas von einer Familienspielversion von Wasserkraft hat, reizt das Spiel von Spieleautor Romain Caterdjian (u. a. Dive, Look at the Stars) durchaus.

Bei Carnival of Sins werden eine Handvoll Würfel unterschiedlicher Art gewürfelt, bevor die Spieler versuchen, über Handkarten möglichst Würfel mit hohen Werten zu erlangen. Hierbei kann man aus sieben verschiedenen Karten wählen, die es einem erlauben, unterschiedliche Würfel aus der Mitte zu nehmen. Das können z. B. zwei Würfel mit gleichem Wert sein oder zwei Würfel mit geraden oder ungeraden Wert sein. Da jeder Spieler über sieben Karten verfügt, dauert das Spiel auch genau sieben Runden. Wer dann am meisten Punkte hat, gewinnt Carnival of Sins. Carnival of Sins erscheint in edler Optik bei Tranjis Games.
Das Cover zielt direkt aufs Herz. Wer kann schon diesem Häschen widerstehen, dessen Knopfauge in die Weiten der Welt schaut? Der Spielegott möchte bitte hierzu auch noch ein gutes Spiel gezimmert haben. Aber bei Moon Bunny von Pauline Kong und Marie Wong könnte dieser Wunsch in Erfüllung gehen. 1-4 Spieler lassen bei diesem Spiel Häschen über den Mond hüpfen, um seltene Zutaten für das Elixier des Lebens zu sammeln. Die gesammelten Indizien müssen anschließend nach bestimmten Mustern abgelegt werden, um Punkte zu machen. Bei der Suche helfen außerdem magische Schriftrollen, die man durch Mondkuchen erwerben kann. Moon Bunny ist ein gehobenes Familienspiel mit hübscher Optik und erscheint bei Hot Banana Games.
Eigentlich gibt es keinen rationalen Grund dafür, einen Blick auf Tenby von Benjie Talbott zu werfen. Karten draften, Karten in einer Reihe auslegen, Bedingungen schaffen und Bedingungen erfüllen, um am Ende möglichst viele Punkte zu generieren. Das ist nicht neu, das ist nicht innovativ. Aber die Optik von Tenby ist wirklich catchy. Wie vor jedem Spieler nach und nach die “Skyline” des walisischen Ortes Tenby entsteht, hat irgendetwas. Punkten verkommt dabei vermutlich zu überflüssigem Beiwerk. Tenby, ein Cozy Game von Mighty Boards.
Drei Plättchenspiele zum Schluss
Schmidt Spiele ist mit Gardlings auf den Spuren von Quacksalber von Quedlinburg. Allerdings zieht man diesmal Plättchen aus einem Beutel, um sie wie bei Domino aneinander zu legen und dabei möglichst viele Edelsteine zu komplettieren. Mittels der Edelsteine kann man verbesserte Plättchen erwerben, um im besten Fall als erste Spieler 17 Edelsteine zu besitzen und das Siegplättchen zu kaufen. Kernmechanismen sind Push-your-luck und Plättchenlegen. Aber diesmal sind es Gnome, die dafür sorgen, dass man “überzogen” hat, der Spielzug abgebrochen werden muss und es eine Strafe gibt. Gardlings wirkt wie Quacksalber light, aber spielt sich auch deutlich schneller.

Czech Games Edition bringt dieses Jahr keinen großen Klopper wie SETI, Kutna Hora oder Die verlorenen Ruinen von Arnak heraus, sondern legt ihren Fokus auf Erweiterungen und Neuauflagen. Dazwischen findet sich aber mit Wisp Wood ein feines, hübsches Plättchenlegespiel, bei dem wir über drei Runden Irrlichter nach ihren Präferenzen in einem magischen Wald platzieren. Optisch sehr hübsch. Hoffentlich bringt das Spiel aber irgendetwas Besonderes mit, damit es spielerisch nicht blass bleibt.
Obwohl ich eigentlich kein Freund von Irgendwas & Write-Spielen bin, würde ich Map Masters gerne eine Chance geben. Denn hier wird ein Dungeon Crawler, Deckbuilding und Plättchenlegen in ein Flip & Write-Spiel gepackt. Die Karten in unserem Deck zeigen dabei Teile des Dungeons an, die wir zu Beginn einer Runde so auslegen, dass wir mit einer durchgehenden Linie möglichst viele Gegenstände looten und dabei auch das Ziel dieser Runde erfüllen. Manche Gegenstände wie z. B. Schlüssel brauchen wir aber auch, um Hindernisse wie z. B. Schlösser zu überwinden. Mit Münzen können wir dann neue Karten für unser Deck erwerben, um es zu optimieren.
Map Masters lässt sich dabei kompetitiv, aber auch kooperativ spielen. Beim kooperativen Spiel gibt es verschiedene Missionen, die die Spieler gemeinsam bewältigen. Ausprobieren kann man es in Essen bei Captain Games, dem belgischen Verlag, der letztes Jahr zumindest mit seinem Stand zu Duck & Cover ein optisches Highlight auf der Messe setzte.

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Was hat sich nun als Geheimtipp herausgestellt?