Die Kochprofis beim Spieleabend
Und wieder macht sich ein Fernsehkoch auf, um uns Spielern Küchenweisheiten zu verkaufen. Jetzt sind wir aber bisher schon ganz schön verwöhnt worden. Johann Lafer (Die Welt der guten Küche) hat uns einen echten Porzellanteller in den Karton von Welt der guten Küche gelegt. Stefan Marquard bekochte uns mit Betonmischern auf der Messe Spiel `08 in Essen, um Stefan Marquards Küchenlatein von dem Autor Marco Leopizzi zu promoten. Und Steffen Henssler? Er quatschte während der Pressekonferenz der Messe Spiel `14 in Essen eloquent auf der Bühne über sein Spiel Hensslers Küchenrallye (Kosmos). Dass er mit Tobias Bischoff einen Partner hat, wurde wohl aus Marketinggründen verschwiegen. Da Herr Bischoff aber Medienprofi ist, wird er wohl nichts dagegen haben.
Im Gegensatz zu den anderen spielenden Köchen wollten die beiden sich wohl nicht auf einen erfahrenen Spieleautor oder ein großes Redaktionsteam verlassen. Dafür hat Steffen Henssler aber ein Management. Diesem durfte man im Vorfeld der Spiel `14 Interviewfragen schicken. Selbstverständlich haben wir vom Reich der Spiele das dann für unsere Vorberichterstattung auch getan. Leider wurden unsere coolen Fragen als für eine Antwort nicht würdig befunden. Oder es gab andere Gründe. Eine Antwort blieb jedenfalls leider aus.
Die Kochprofis als Spieletester
Das Spiel Hensslers Küchenrallye konnte aber schon gespielt werden. Das Reich der Spiele hat für Kochquizspiele nämlich extra eine Gruppe Köche unter „Vertrag“, die gegen Getränke die Spiele ihrer Kollegen unter die Lupe nehmen. So wie bei Köchen üblich, wird kein Blatt vor dem Mund genommen.
Wie läuft eine Partie Hensslers Küchenrallye?
Im Karton von Küchenrallye ist erstmal sehr, sehr viel Luft. Fragenkarten und Spieleutensilien passen in eine Ecke des Spielekartons. Ein Spielbrett ist aber auch dabei. Es muss halt nur umgedreht werden und wird in den Karton gesetzt. Damit ist der Karton dann ausgefüllt. Redaktionell eine wirklich gute Idee, um große Kartons zu rechtfertigen. Wer jetzt aber ein cooles, stylishes Spielbrett erwartet, das eines Koches würdig ist, wird mit einem Retrospielbrett abgespeist, das eher an eine bunte Version von dem Klassiker Mensch ärger Dich nicht erinnert.
Und im Prinzip ist dieses Spiel auch ein Mensch ärger Dich nicht mit Fragen und ein wenig Aktion. Würfeln, mit seinem Pöppel latschen, eine Frage beantworten und eine Zutat einsammeln. Dann gibt es noch die Hensslerfelder. Sie erlauben uns, Zutaten mit den Mitspielern oder dem Vorrat zu tauschen oder erneut zu würfeln. Das Repertoire-Fragen reichet von „kann jeder Depp beantworten“ bis zu (O-Ton Köche) „Wenn der Henssler das sagt, wird es wohl stimmen“. Fragen zu irgendwelchen Restaurants, Kochbüchern oder Familienmitgliedern vom Steffen Henssler erzeugten Heiterkeit in der Runde: „Wer will den Scheiß denn wissen?“ Aber wir wissen jetzt alle über Wolfgang Bescheid. Schöne Grüße.
Wer seine Zutaten irgendwann zusammen hat, muss mithilfe des Würfels zurück zur Mitte laufen. Fragen werden dann nicht mehr beantwortet. Das Unterirdische: Wird das Feld nicht genau getroffen, muss eine oder mehrere Ehrenrunden auf dem Plan gedreht werden, und zwar so lange, bis die Mitte dann irgendwann getroffen wird. Trivial Pursuit lässt grüßen. Nur: Wenn es total doof läuft, nennt man das dann spielerische Höchststrafe!
Spielgefühl: Wie ist der Ersteindruck von Hensslers Küchenrallye?
Die Qualität der Fragen ist bis auf die unter den Spieleköchen sehr beliebte Eigenwerbung super. Wohltuend sind die Erklärungen. Danke dafür. Man kann so über Antworten diskutieren. Allerdings sind die Antworten auf den Fragekarten kursiv geschrieben. Man muss teilweise schon sehr genau hinschauen, um die Antwort zu erkennen. Lieblingsfrage: „In Großküchen gibt es eine strenge Aufgabenvereilung. Wofür ist der Potager zuständig?“ Übereinstimmende Antwort der Runde: „Häh!?“ (Es arbeitet halt keiner in einer Großküche). Ein Potager ist laut Henssler ein Suppenkoch. Internetquellen verraten noch Kräutergarten, Küchenherd, Kochtopf, Suppen/Ragout und tatsächlich, es gibt einen aus der Historie bekannten persönlichen Leibkoch (zum Beispiel in Königshäusern), der für Suppen zuständig ist. Normale Köche lernen so einen Fachmann deswegen wohl nie kennen.
Wäre Hensslers Küchenrallye „nur“ ein Quizspiel mit Fragekarten, die Welt wäre in Ordnung. Wären die Fragen mit einem total innovativen Spielbrett verbunden gewesen, dann wäre dieses Spiel fast perfekt. So, wie es jetzt gespielt werden muss, ist es im Vergleich zu anderen Spielen derselben Machart ein spielerischer Rückschritt. Sorry Steffen und Tobias, da waren die TV-Köche Lafer und Marquard einfach cleverer und haben ihre Spiele (natürlich mit Hilfe) schon viel besser hinbekommen.
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