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Reiner Stockhausen über sein Spiel Lübeck

Lübeck von dlp games

Zwischen Gier und Loswerden

Reiner, du hast einen eigenen Verlag dlp games gegründet. Bisher warst du ganz gut als Autor bei anderen Verlagen im Geschäft. Wie kam es zu diesem Schritt?
„Ich glaube, dass viele Autoren darüber nachdenken, aber es scheitert dann an so profanen Dingen wie Geld. Oder auch der Lust, sich mit dem kaufmännischen Teil des Spielemachens zu beschäftigen. Der Gedanke war schon längere Zeit in mir, konkret wurde es dann, als über die Fortsetzung von Fußball-Ligretto bei Schmidt-Spiele die Verhandlungen scheiterten. Ich sah darin auch die Chance, mit einem sehr erfolgreichen Spiel zu starten. Ich wollte nicht mit Spielen, die von Verlagen abgelehnt worden sind, ins Verlegergeschäft einsteigen, sondern mit einem Titel, der sich bewährt hat, nicht zuletzt durch die Auszeichnung mit dem Schweizer Spielepreis.“

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Welches Ziel verfolgst du mit dlp games? Das Kürzel steht immerhin für „developing licensing publishing“ und deutet auf mehr als nur das Veröffentlichen eigener Spiele hin.
„Meine ursprüngliche Idee war einmal, einen Verlag der Autoren zu gründen, also eine Art Genossenschaft, in der Autoren die Gesellschafter sind, ähnlich wie es Autorenverlage für Schriftsteller und Theaterautoren bereits seit vielen Jahren gibt. Leider scheint dafür die Zeit noch nicht reif. Dennoch soll auch bei dlp der Autor die Stellung erhalten, die ihm gebührt. Ich möchte mit dlp beweisen, dass das geht: Autoren an allen Schritten der Entwicklung beteiligen und auch vernünftig zu honorieren. Das erste Spiel (neben Crazykick) war mit so vielen Widrigkeiten und Zeitdruck behaftet, dass ich das keinem anderen Autoren hätte zumuten können. Das nächste Spiel ist aber bereits in Planung und wird von einem anderen, nicht unbekannten Autoren sein. Ich hoffe auch, dass ich mal einige ehrgeizige Projekte realisieren kann, die eine etwas anders geartete Zusammenarbeit als das übliche ‚Anbieten – Ablehnen oder Annehmen‘ erfordern, sondern eine enge Zusammenarbeit verschiedener Kreativkräfte von Anfang an.“

Welche Zielgruppe sprichst du mit deinen Spielen von dlp games an?
„Die Zielgruppe sind Familien. Das schließt nicht aus, dass auch Vielspieler daran Gefallen finden können. Allerdings sind hochkomplexe Spiele vorerst nicht geplant. Die Bedingungen für ein Spiel sind zurzeit: Alter maximal ab zehn Jahre, Dauer maximal 60 Minuten und die Regeln müssen relativ einfach und überschaubar sein.“

Eines deiner neuen Spiele heißt Lübeck. Um was geht es dabei thematisch und wie bist du auf diesen Titel gekommen?
„Nun, es ist schwierig interessante Themen zu finden, die noch nicht so häufig verwendet wurden. So ist auch das Thema Hanse nicht unbedingt superoriginell, aber solide, was manchmal jedoch besser ist, als verkrampft nach einem Thema zu suchen, was zwar noch keiner hatte, aber auch keinen wirklich interessiert. Letztlich habe ich mich dafür entschieden, weil es darum geht, auf einer Handelsroute mit Waren zu handeln, und die Alternativen, Mittelmeer oder eine exotische Gegend mich selbst und meine Tester nicht so stark ansprachen wie die rauhe Ost- und Nordsee. Und man kann mit den Städten (unter anderem Brügge, Amsterdam, Hamburg, Danzig) etwas anfangen, weil man in einigen schon mal war. Es liegt einfach näher. Bei den Recherchen erfuhr ich dann, was mir vorher nicht bewusst war, dass Lübeck während der Hansezeit eine herausragende Rolle gespielt hat, und so wurde die Stadt nicht nur zum Startpunkt für die Koggen, sondern auch zum Titelgeber des Spiels.“

Mit welchen Mechanismen setzt du das Spiel um?
„Ganz wesentlich ist die Aufnahme der Warenkarten zu Beginn jeder Runde. Jeder Spieler hat die Auswahl zwischen mehreren Stapeln (der jeweilige Startspieler hat natürlich die größte Auswahl). Zunächst besteht jeder Stapel aus zwei Karten. Da die nicht genommenen Stapel liegen bleiben, können sich in späteren Runden mehr Karten ansammeln. Auch der Punktwert ist unterschiedlich, sodass sehr hochwertige Karten zusammen kommen und Stapel, mit denen nur wenige Punkte gemacht werden können. Die Gier ist geweckt, immer den wertvollsten Stapel zu nehmen, doch die Crux ist, dass man seine Karten in der folgenden Runde auch ausspielen, also loswerden muss. Zumindest einen Teil, denn die Regel besagt, dass man am Ende einer Runde nur maximal drei Karten auf der Hand behalten darf. Ansonsten werden aus den geplanten Pluspunkten schnell Minuspunkte, weil Ware, die nicht zum Ziel befördert wird, über Bord geht. Um die Warenkarten ausspielen zu können, ist man aber oft darauf angewiesen, dass die lieben Mitspieler das gemeinsame Schiff weiter bewegen und das lässt sich nur vage planen. Mit ein paar Sonderkarten kann man dann noch das eine oder andere tricksen.“

Spiele mit dem Thema Hanse und Waren verschiffen gibt es viele. Was ist für dich das Besondere an Lübeck?
„Ich denke, dass der Mechanismus ganz originell ist. Ich kenne zwar nicht alle Hanse-Spiele, aber ich denke, dass der Mechanismus sich doch sehr von anderen Hanse-Spielen unterscheidet. Das Handeln beschränkt sich eigentlich darauf, dass man im richtigen Hafen die richtige Karte ausspielt und dafür auf der Wertungsleiste vorzieht. Natürlich kann und wird man auch zu den in Lübeck verwendeten Mechanismen Parallelen finden (zum Beispiel das Kartenlimit bei St. Petersburg), aber es ist kein Handelsspiel im klassischen Sinne, wo es also um Einkauf, Wertsteigerung und Verkauf geht.“

Sollten sich Messebesucher das Spiel vorbestellen (wie) oder hast du eine ausreichende Stückzahl in Essen dabei?
„Da ich zum ersten Mal in Essen ausstelle, weiß ich nicht, was ausreichend ist. Ich werde zirka 250 Spiele mitbringen, die zu einem etwas günstigeren Messepreis verkauft werden. Ich reserviere aber gerne auch, solange der Vorrat reicht, wenn man mir eine Mail schickt über info [at] dlp-games [Punkt] de. Nach der Messe kann das Spiel dann zum normalen Preis bezogen werden.“

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