Japanischer Machtkampf
Martin, Takamatsu heißt eines deiner neuen Spiele, das zur Spiel ’14 in Essen erscheint. Der Titel klingt japanisch. Welche Bedeutung hat er?
„Shogun Tokugawa Ieyasu hat die Macht in Japan erobert. Um sie zu behalten, bewegt er die rivalisierenden Daimyos (Fürsten) dazu, viel Zeit an seinem Hof zu verbringen. Denn da hat er sie unter Kontrolle, da können sie nicht auf dumme Gedanken kommen. Er zwingt sie nicht an seinen Hof, er ködert sie mit dem wertvollen Lehen Takamatsu.“
Wer bekommt Takamatsu?
„Nach dem Willen des Shoguns wird es in einem Wettstreit vergeben. Darin dirigieren die Daimyos ihre Samurai durch den Palast. Wer dabei die Übersicht und die Oberhand behält, erhält Takamatsu.“
Wie kamst du auf dieses Thema?
„Ursprünglich war das Spiel in Marokko angesiedelt. Es hieß ‚Faduas Hochzeit‘, weil eine Schülerin meiner Frau aus Marokko stammte und eben Fadua hieß.
Die ‚Umsiedlung‘ nach Japan geschah auf Wunsch des Verlags. Das neue Thema ist eine Gemeinschaftsarbeit von Grafiker Klemens Franz, Verlagsleiter Harald Mücke und eben mir.“
Die Grafik ist von Klemens Franz, der schon für Spiele wie Agricola, Bangkok Klongs und Port Royal gezeichnet hat?
„Ein eindeutiges Jein! Die Grafik stammt von ihm und seiner Frau, das ist eine Premiere. Damit haben die beiden nicht nur ein Haus und fünf Kinder gemeinsam, sondern auch noch Takamatsu. Wie man sieht, klappt die Zusammenarbeit auch bei der Grafik bestens. Plan und Schachtel sind einfach gelungen.“
Welche Aufgaben haben die Spieler bei Takamatsu?
„Jeder Spieler verkörpert einen Daimyo, der sich mit seinen Samurais am Hof des Shoguns aufhält. Um das Lehen Takamatsu zu gewinnen, schickt man Samurais durch den Palast des Shoguns. Erreicht ein eigener Samurai die eigenen Gemächer, gibt es Punkte.“
Was ist, wenn gerade Minuspunkte verteilt werden?
„Dann sollte man die Möglichkeit nutzen, fremde Samurai zu bewegen.“
Was macht den Reiz des Spieles aus? Welches ist deiner Meinung nach der entscheidende Mechanismus?
„Die Zugregeln sind wieder mal ausgesprochen kurz. Man bewegt die Figuren nach lediglich drei Regeln. Man zieht eigene, aber auch fremde Samurai. Diese Möglichkeit, fremde Samurais zu bewegen, ist angenehm, kann aber gefährlich werden. Man muss sie nutzen, denn wer sich nur auf die eigenen Samurais stützt, kommt zu langsam voran. Fremde helfen einem selbst beim Vorwärtskommen, was häufig aber auch in deren Interesse ist. Ein zentrales Dilemma.
So entsteht ein permanentes Mit- und Gegeneinander, ein heftiges Mitnehmen und Sich-Aufdrängen – verbunden mit manch einer Überraschung.
Ärger kommt auf, wenn eigene Samurai von bösen Mitspielern durch die eigenen Gemächer hindurchgezogen werden. Dann müssen die noch eine Runde durch den Palast laufen, um an Punkte zu kommen.“
Also Interaktion pur?
„Ja. Jeder Zug von mir wirkt sich in dem vernetzten System auf alle Mitspieler aus.“
An wen richtet sich das Spiel? Ist es eher etwas für erfahrene Spieler?
„Die Regeln stellen auch Jüngere vor kein Problem. Sie sollten dann aber untereinander spielen. Denn ein Jüngerer hat gegen einen Erwachsenen eher keine Chance. Ausnahmen gibt es natürlich etliche.“
Gibt es einen Tipp, worauf die Spieler in ihrer ersten Partie achten sollten?
„Ich gebe gleich zwei Tipps. Der eine: Lasst andere für euch arbeiten. Lasst euch mitnehmen! Der andere: Postiert kurz vor den eigenen Gemächern einen oder zwei Samurais. Es ist gut, wenn die da lauern.
Für weitere Tipps bin ich auf der Spiel ’14 an allen vier Essen-Tagen jeweils von 12.00 Uhr bis 14.00 Uhr am Mücke-Stand, der wieder in Halle 3-Q103 ist.“
Mit deinen Spielen erschaffst du immer wieder neue Spielwelten und oft genug auch neue Mechanismen. Woher nimmst du die Inspirationen?
„Die Ideen kommen durch assoziatives Denken. Ich nehme etwas auf – sehe oder höre etwas – und interpretiere es anders als andere. Dabei setzt sich im Kopf etwas in Gang, was andere als kreativ bezeichnen. So habe ich mittlerweile viele Fragmente gesammelt, also einzelne Elemente oder auch Elementgruppen: Hier eine andere Art der Versteigerung, da ein anderes Spielende, dort einen anderen Treiber. Dann wieder eine neuen Weg, die Spielerreihenfolge zu ermitteln, die Figuren zu ziehen oder zu schlagen. Usw.
In diesem Leben werde ich wohl nicht mehr alle Ideen in Spiele umsetzen.“
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