Hey! That’s my Fish! von Alvydas Jakeliunas und Günter Cornett ist seit 2006 weltweit in mehreren Sprachen erschienen und wurde international vielfach nominiert und ausgezeichnet (als Packeis am Pol, Pinguine Deluxe und unter zahlreichen weiteren Titeln). Die beiden Autoren hatten die Rechte für Hey! That’s my Fish! zunächst an den niederländischen Verlag Phalanx vergeben, der seinerseits Unterlizenzen an Partnerfirmen vergab, u.a. an den großen russischen Verlag Zvezda. Das Vertragsverhältnis endete mit Ablauf des Jahres 2010. Mit Phalanx verloren auch die Partnerfirmen alle Rechte an dem Spiel. Seit Januar 2011 ist der US-amerikanische Verlag Fantasy Flight Games Vertragspartner der Autoren und berechtigt, Unterlizenzen zu vergeben.
In Russland will sich der Verlag Zvezda (im Ausland bekannt unter dem Label Sirius) nicht mit dem Verlust der Rechte abfinden und bringt Anfang 2011 eine Bearbeitung des Spiels unter dem selben Titel Hey! That’s my Fish! jedoch mit der Autorenangabe Sergej Dyachuk auf den russischen Markt: Zvezda übernimmt das komplette Regelwerk, legt ein Spielbrett unter die Eisschollen und lässt als ‚kardinale Änderung‘ eine Hai-Figur hinzufügen. Der Hai bewegt sich per Würfelwurf über das Spielfeld. Trifft er auf einen Pinguin, so verliert der Spieler eine Scholle (siehe Titelbild). Nicht einmal die Anzahl der Pinguine und Schollen oder deren Wertigkeiten wurden verändert.
Bemerkenswert: Auf der neuen Schachtel steht zwar eine andere Autorenangabe aber immer noch die selbe Artikelnummer und der selbe EAN-Code. Im russischen Spieler-Blog diced.ru wird eine Stellungnahme der Zvezda-Pressesprecherin Tatjana zur Hai-Version Hey! That’s my Fish! wiedergegeben. Hier eine Übersetzung: „Das Spiel wird von unseren Käufern stark nachgefragt und wegen des Auslaufens des Vertrags mit Phalanx drohte uns die Nichteinhaltung unserer gegenüber den Käufern eingegangenen vertraglichen Lieferverpflichtungen in Bezug auf dieses Spiel. Da bestellten wir eine Bearbeitung des Spiels mit selber Thematik beim neuen Autor Sergei Dyachuk (Autor von Tatschki). Das Spiel bestellten wir mit genau dem gleichen Namen, aber mit kardinalen Änderungen. Im Spiel erschienen ein Würfel, ein Hai sowie ein Spielbrett. Somit ist dies zum heutigen Tag ein anderes Spiel und wir werden es in Russland vertreiben, vom juristischen Standpunkt ist der Vorgang absolut transparent und von einem Plagiat kann hier nicht die Rede sein.“ (Russ. Originaltext: https://diced.ru/?control=pages&action=view_page&n=200)
Um zu erreichen, dass von einem Plagiat tatsächlich nicht die Rede ist, lässt Zvezda Günter Cornett für den Fall, dass er seine Vorwürfe öffentlich erhebe, per Anwalt Schadenersatzforderungen und andere juristische Maßnahmen, sogar Strafverfolgung, ankündigen. Für die Autoren bleibt auch angesichts dieser Drohung die Hai-Version Hey! That’s my Fish! eine unautorisierte Bearbeitung ihres Originals. Die Spiele sind öffentlich verfügbar und jeder kann sich selbst ein Urteil darüber bilden. Völlig unabhängig davon, wie man die Frage beantwortet, ob ein Plagiat vorliegt, müssen Autoren und Verlage, die Lizenzen an Zvezda vergeben, prinzipiell damit rechnen, dass ihnen nach Vertragsende Gleiches widerfährt, nämlich dass Zvezda ein Spiel herausbringt, welches dem Original so ähnlich ist wie Hey! That’s my Fish! zu Hey! That’s my Fish!
Zvezda ist einer der größten Russischen Spieleverlage und Marktführer im Bereich Plastikmodellbau. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung betrifft dieses Verhalten nicht nur die beiden Autoren sondern belastet auch generell das Verhältnis zwischen Rechteinhabern und russischen Spieleverlagen: Ist eine solche Veröffentlichungspraxis in Russland legal und üblich? An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass die Veröffentlichung der Hai- Version Hey! That’s my Fish! auf russischen Webseiten wie boardgamer.ru und diced.ru stark kritisiert wird. Auch lehnen manche Geschäfte es ab, die Hai-Version Hey! That’s my Fish! in Russland zu verkaufen. Darunter ist auch ein bedeutender Großhändler. Und das, nachdem das Original Hey! That’s my Fish! von Alvydas Jakelunas und Günter Cornett seinerzeit zu den meist verkauften Spielen dieser Händler gehörte, sie also auf erheblichen Profit verzichten. Andere wiederum unterscheiden auf ihren Webseiten nicht zwischen alter und neuer Version des für sie selben Spieles. Bis Sep. 2011 warb selbst Zvezda auf der Firmenwebseite für die Hai-Version Hey! That’s my Fish! mit den Auszeichnungen, die das Original Hey! That’s my Fish! in den Jahren zuvor erhalten hatte: Berichte über diese Auszeichnungen wurden mit dem Cover der Jahre später erschienen Hai-Version Hey! That’s my Fish! illustriert.
Info + englischsprachige Diskussion auf boardgamegeek.com
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1 Kommentar
… http://www.cliquenabend.de/news/406400-Die-Spiel-Essen-2011-Interview.html Cliquenabend hat das Video-Interview auf der Messe in Essen mit mir geführt.
Ergänzt wird es um einige Text-Infos zur jüngsten Entwicklung seitdem.