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Zu positive Kritiken?

Warum wir manchmal (zu) gut über Spiele berichten

Uns erreichen relativ viele Lesermeinungen zu unserer Seite. Viele davon loben uns als Einkaufsführer, andere finden Spiele zu schlecht bewertet. Eine hat uns aber richtig stutzig gemacht. Darin warf der Absender uns vor, wir würden fast alle Spiele in unseren Besprechungen loben. Nein, das kann nicht sein, dachte ich mir, gerade erst sind doch zwei, drei „Verrisse“ online gegangen. So positiv sind doch unsere Kritiken gar nicht? Oder kann es doch? Nach etwas Nachdenken komme ich aber zu einem anderen Schluss: Es kann. Und das hat Gründe.

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Zum einen gibt es da einen ganz simplen und nachvollziehbaren Grund. Ein nicht unwesentlicher Teil der Spiele wird von den Rezensenten besprochen, die dieses Spiel mögen und fast zwangsläufig trotz angemerkter Kritik zu positiven Gesamtwertungen kommen (müssen). Dennoch sind die negativen Aspekte in aller Regel genannt, sodass bei allem Jubel die Vor- und Nachteile zumindest aufgelistet sind.

Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Punkt ist, dass sich die Qualität der Spiele-Veröffentlichungen insgesamt auf einem sehr hohen Niveau bewegt. Ein richtiges „Heruntermachen“ kommt folglich deshalb zumindest aus handwerklichen Gründen nur selten in Betracht. Es wäre ja auch ungerecht.

Nun meinte unser Leser, einen möglichen Grund gefunden zu haben: Verlagsabhängigkeit. Denn wenn wir die Spiele umsonst bekommen, müssten wir ja positiv darüber berichten. Dazu kann ich stellvertretend für alle Mitarbeiter im Reich der Spiele klipp und klar schreiben: Es ist mitnichten so, dass wir uns in einer Verlagsabhängigkeit befinden! Ja, wir bekommen Rezensionsexemplare, aber es ist weder in unserem Interesse, noch in dem der Verlage und schon gar nicht in dem unserer Leserschaft, dass wir in unseren Besprechungen darauf Rücksicht nehmen. Im Gegenteil, ein kritisches Miteinander von Herstellern, Online-Magazin und Lesern ist eine Selbstverständlichkeit und ganz nebenbei Grundvoraussetzung für die Qualität unseres Angebots, für unseren durchaus vorhandenen Erfolg und letztlich auch für den Nutzen für Verlage und Konsumenten, also den Spielern. Umso erfreulicher finde ich, dass wir solche kritischen Lesermeinungen bekommen. Und ich stehe dafür ein, dass wir lieber schreiben, wie schlecht ein Spiel des Verlags X ist, als irgendwelche faulen Kompromisse einzugehen.

Einer der Hauptgründe, warum einige Rezensionen positiver ausfallen oder klingen, als es das Spiel vielleicht auf den ersten Blick verdient, ist aber ein ganz anderer. Wir versuchen in unseren Besprechungen nämlich, dem Spiel als gesamtes, also auch vor dem Hintergrund seiner eigentlichen Zielgruppe, gerecht zu werden. Häufig werden ja Familienspiele von Freakspielern abgewertet, weil sie zu glücksbetont sind. Aber gerade das macht mitunter ein gutes Familienspiel aus. Deshalb testen wir solche Spiele – so gut es möglich ist – nicht nur mit passenden Spielertypen und möglichst in verschiedenen Runden, sondern versuchen auch dem Anspruch dieser Zielgruppen gerecht zu werden. Da kann ein Spiel, das für „Freaks“ nichts taugt, für Familien schon mal ein echter Renner sein.

Diese Diskrepanz zwischen den verschiedenen Erwartungen von Spielertypen versuchen wir durch Hinweise auf die Zielgruppe gerecht zu werden. Und natürlich ist so schon das eine oder andere Spiel zu einer positiveren Bewertung gekommen, als es der Rezensent getan hätte, wenn er (oder sie natürlich) nur nach persönlicher Vorliebe gehen würde. Aber gerade das macht eine Rezension im Reich der Spiele aus: Stärken und Schwächen analysieren wir vor dem Hintergrund der Zielgruppe. Und mal ganz ehrlich, wir dürfen nicht die Masse der Gelegenheitsspieler und ihre Vorlieben vergessen. ich mag auch kein Uno, aber das spielen weit mehr Menschen als zum Beispiel das unumstrittene Top-Spiel Puerto Rico

Auch wenn diese Erläuterungen nicht umfassend sind, hoffe ich, dass unsere Vorgehensweise verstanden wird. Trotz allem bleibt aber etwas, denn diese Lesermeinung hat das gesamte Team von Reich der Spiele dazu veranlasst, unser eigenes, ganz persönliches Wertungsverhalten zu reflektieren. Der eine oder die andere von uns werden sicher zukünftig stärker polarisieren, anderen fällt es seit je her nicht schwer, auch mal ein Spiel zu verreißen. Wieder anderen liegt so etwas nicht und sie werden weiter eher sachlich und vielleicht auch wohlwollend den Spielen gerecht werden. Insgesamt werden wir alle aber weiterhin kritisch bleiben und an der einen oder anderen Stelle noch stärker auf negative Aspekte eines Spiels hinweisen. Und wir alle hoffen, dass unsere Leserinnen und Leser uns dabei weiter ebenfalls äußerst kritisch auf die Finger schauen. Denn letztlich ist Reich der Spiele eben für genau die da – für all die an Spiele und am Spielen interessierten und begeisterten Menschen.

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