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Machi Koro

Spielaufbau Machi Koro - Foto von Reich der Spiele

Machi … Was? So mag ein unbedarfter Spieler fragen, was es denn mit diesem Spieltitel auf sich hat. Ich kenne die Übersetzung nicht, weiß nur, dass es Japanisch ist. Denn da kommt dieses Spiel her. Nach einigen Jahren ist es bei Kosmos gelandet, die es im Herbst 2014 auf Deutsch veröffentlichten.

Worum geht es bei Machi Koro?

Machi Koro ist ein Städtebauspiel mit Karten und Würfeln. Die Anleihen bei anderen Spielen sind unübersehbar. Wesentlicher Punkt dabei: Die Siedler von Catan. Denn einen (manchmal zwei) Würfel  werfen, dafür Einkommen (hier: Geld statt Rohstoffe) erhalten und dann bauen, das klingt vertraut. Ebenso vertraut klingen Kartencombos, wie sie seit Jahren immer mal wieder bspw. bei San Juan oder Race For The Galaxy oder mit anderer Zielrichtung sogar bei Magic The Gathering auftreten. Motto: „Hast du eine Karte von XYZ, bekommst du für diese jetzt (auch) Geld“. So einfach ist es, einem Spiel Optionen zu geben. Letztlich sind die Spieler dabei, nur mit einem Weizenfeld und einer Bäckerei ausgestattet ihre Stadt zu erbauen. Ziel: Vier Großprojekte als erster Spieler zu stemmen.

So wird Machi Karo gespielt

Bei Machi Karo geht es zügig zur Sache. Wer an der Reihe ist, würfelt. Das Ergebnis zeigt an, für welche Karten es Geld gibt (analog Die Siedler von Catan). Dazu haben die Karten einen Würfelwert. Wird dieser getroffen, bringen grüne Karten Geld aus der Kasse bei eigenen Würfen, blaue Geld aus der Kasse bei Würfen aller Spieler, rote bringen Geld, das aber der Spieler am Zug zahlen muss, und lilafarbene bringen bei eigenem Würfelwurf Kohle von einem beliebigen (oder allen) Mitspielern. Nachdem das ausgewertet ist, darf der aktive Spieler noch ein Bauwerk bauen. Entweder eins seiner Großprojekte (die meisten sind recht teuer) oder eins aus der offenen Auslage (je nach Variante liegen dort alle Bauwerke oder jeweils nur zufällig nachgezogene) wandert vor den Spieler und ergänzt dort seine Stadt. Das kostet natürlich das sauer verdiente und oft genug von den Mitspielern eingeforderte Geld (Cafe und Restaurant lassen grüßen).

Die Taktik bei Machi Karo

Jeder Spieler versucht, so schnell wie möglich an viel Geld zu kommen. Denn Geld ist der Baustoff für neue Karten. Der Weg dorthin ist auf dem Papier sehr vielfältig, im Spiel fehlen die Münzen aber meist, um gewünschte Strategien durchzuziehen. Aber theoretisch bringen Kombos satt Kohle: Bauwerke wie Molkerei bieten eben nicht nur einen neuen „Würfelwert“ (um sicher an Einkommen zu gelangen), sondern eben Geld für andere Karten wie die Bauernhöfe. Alternativ bringen Möbelfabriken für Wald und Bergwerke oder Markhallen für Weizenfelder und Apfelplantagen Geld.

Damit Geld auch wandert, sind rote Karten sowie die besonderen Bauwerke in Lila dabei. Diese locken den Mitspielern das Geld aus der Tasche und schaffen ein Mindestmaß an Interaktion. In voller Besetzung ist das ein wichtiger Teil des Spiels, dessen Spielspaß bei weniger Mitspielern deutlich abnimmt.

Klar ist aber auch: Wer auf Bauwerke setzt, deren Zahlen zu einseitig sind, fordert das Würfelglück heraus. Das wird bei Machi Koro eh schon arg strapaziert und bei gewählten Kombos noch extremer: Entweder gibt es gar nichts oder heftig viel Geld. So scheinen viele Wege zum Ziel zu führen, aber ehrlich gesagt geht dies nur mit Würfelglück.

Wie gut ist Machi Koro?

Machi Koro geistert als Tipp durch die Spieleszene. Der Spaß soll groß sein, das Spiel einfach toll: Kurz, leicht verständlich, schöne Mechanismen und grafisch hübsch – eben einfach gut. Bis zum Gedankenstrich widerspreche ich auch nicht. Aber gut? Nein! Machi Koro ist ein Spiel, das auf vielerlei Ebenen Spaß verspricht. Faktisch verkommt es auf dem virtuellen Spielbrett zu einem reinen Glücksspiel mit Ärgerfaktor, bei dem die Taktik eine untergeordnete Rolle spielt. Es gaukelt viel vor, hält aber wenig.

Das Würfelglück kann durch geschicktes Kartenkaufen zwar reduziert werden, aber letztlich bleibt Machi Koro ein Spiel mit starkem Einfluss durch das schicksalhafte Würfelglück. Hinzu kommen zwar hübsch gezeichnete Karten, aber ein paar Unzulänglichkeiten wie schwer zu unterscheidende Symbole für Kartenkombos – bspw. bei Bauernhof und Bäckerei. Außerdem ruft das Kartenspiel das Gefühl hervor: Da fehlen einfach weitere Kartenarten … Es wirkt unvollständig oder in den Möglichkeiten stark limitiert – zu klein ist die Auswahl an spannenden Karteneigenschaften.

Für wen ist Machi Koro geeignet?

So stellt sich bei Machi Koro die Frage: Für wen ist es? Denn das Gesellschaftsspiel bleibt zwischen Fisch und Fleisch – bezogen auf die Zielgruppe und den Mechanismus. Der Mechanismus ist einfach und schnell zu spielen, aber zugleich wenig spannend. Es ist eine Würfelorgie, die von Geldtausch und Kartenauswahl durchbrochen wird. Das gegenseitige Stibitzen des Geldes ist zwar ein Ärgerfaktor, dieser führt aber schnell zu Frust oder Geldmangel. Da bei Machi Koro der Teufel auf dem dicksten Haufen macht, kann das einzelne Spieler regelrecht abhängen. Denn ohne Geld keine Großprojekte – so einfach ist das Problem.

Mögen das „Vielspieler“? Vielleicht, ich habe in meinen Testrunden jedenfalls keine gefunden. Der Tenor war eher: pures Glücksspiel, zu wenig Möglichkeiten. Mögen das vielleicht „Wenigspieler“? Auch hier dieses Vielleicht. Mit dem Hinweis: Die Wenigspieler, die sich mit mir an Machi Koro probiert haben, fanden es einerseits stinklangweilig und andererseits unübersichtlich. Denn der eigene Kartenausbau nimmt idealerweise nach und nach große Dimensionen an. Da muss bei jedem Würfelwurf erst einmal die eigene Zahlenreihe erfasst werden. Also: An beiden Zielgruppen vorbeigeschrammt.

Gute Alternativen zu Machi Koro

Am Ende bleibt also die Frage nach dem Warum: Warum sollte ich jemandem empfehlen, Machi Koro zu kaufen? Ich würde gern Gründe finden. Ehrlich! Ich habe sogar lange danach gesucht. Allein, es fällt mir keiner ein … Zumal die Alternativen spannend sind: Das Kartenspiel The City oder das Brettspiel Suburbia sowie das Aufbauspiel City Tycoon enthalten ähnliche Spielideen und ihre Autoren setzen diese mit mehr Tiefgang um.

Spielanleitung zu Machi Koro

Infos zu Machi Koro

  • Titel: Machi Koro
  • Verlag: Kosmos
  • Autor: Masao Suganuma
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8-
  • Dauer in Minuten: 30
  • Jahrgang: 2014

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5 Kommentare

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Michael Weber 3. November 2014 at 11:35

Ich beschäftige mich normalerweise nicht mit Schachtelrückseiten. Ebenso wenig mit Presseinfos („Waschzettel“). Daher habe ich übersehen, dass dort als Übersetzung für Machi Koro „Stadt würfeln“ erklärt ist. Also, dann heißt es Stadt würfeln. Danke für den Hinweis, Brigitte.

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Axel Bungart 4. November 2014 at 09:32

Was in der Rezension schon angedeutet wurde, hat mich bei meiner Partie zu dritt am meisten gestört: Der Monopoly-Effekt, wenn ein Spieler sich mal einen größeren Vorteil erspielt hat. Auch wenn z. B. Cafés und Restaurants ungleich verteilt sind, kommt man u. U. nur noch schwer hinterher, weil es einen zu oft das rundenlang gesparte Geld kostet. Ich brauche keine weitere Partie.

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Karsten 4. November 2014 at 12:32

Ich weiß gar nicht, was ihr habt. Machi Koro ist einfach geil! Ich spiele es fast jeden Tag mit unterschiedlichen Leuten. Kollegen, Freunde, Kinder. Alle mögen das Spiel, nur ihr tanzt aus der Reihe. Habt ihr das überhaupt richtig gespielt? Machi Koro ist das beste Spiel seid Siedler!

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Svenja 4. November 2014 at 15:13

Was kannst du denn daran falsch spielen? Langweilige Würfelei… Ich find den Spieletest richtig gut. Bei uns kam Machi Koro auch ganz schlecht an…

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Frank Riemenschneider 29. November 2014 at 06:02

Ganz ehrlich: Ich war froh als als die Partie vorbei war. Nach ein paar Minuten war klar wer gewinnt. Nur was macht man, wenn jemand seinen kommenden Sieg bis zur letzten Karte auskosten möchte (und es dann doch noch versaut)? War echt eine zeitliche Quälerei.    

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