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Escape Room – Das Spiel

Escape Room - Das Spiel - Foto von Noris Spiele

Escape-Room-Spiele kennt inzwischen vermutlich fast jeder gut informierte Leser. Wenn nicht: Das jeweilige Gesellschaftsspiel adaptiert einen Freizeittrend aus dem echten Leben. Leute lassen sich einen Raum einsperren und müssen – innerhalb von meistens einer Stunde, durch Knacken von Rätseln versuchen zu entkommen. Soweit funktioniert das auch als Gesellschaftsspiel. Nur ist der Raum virtuell. Die Rätsel aber ebenso präsent wie der Zeitdruck. Das zeigen Formate wie Escape The Room: Das Geheimnis der Sternwarte oder die Reihe Exit von Kosmos. Den bisherigen fast schon brutal-schwierigen Höhepunkt des noch jungen Spieletrends bildet jedoch Escape Room – Das Spiel von Noris Spiele.

Worum geht es bei Escape Room – Das Spiel?

Einen groben Einblick in das Spielgefühl habe ich bereits in diesem Artikel gegeben. Kurz gesagt: Die Spieler können vier Fälle lösen. Alle Fälle sind auf eine Stunde angelegt und werden mit einem Decoder überwacht. Dieser zählt nicht nur gnadenlos und mitunter durch einen zu großen Geräuschpegel atmosphärisch unterstützt die Minuten herunter, sondern bietet Lösungshinweise und überprüft die Schlüsselkombinationen. Denn jeder Fall enthält drei Teillösungen, bei denen jeweils vier Schlüssel in das Gerät gesteckt werden müssen. Natürlich gibt es mehr und keiner weiß, ob die Reihenfolge stimmt. Der Decoder übernimmt also so etwas wie die Rolle des Spielleiters. Stimmt es, ertönt ein Signal und es geht weiter. Stimmt die Lösung nicht, müssen die Spieler neu nachdenken.

Auf dem Weg dahin sind kniffelige Rätsel zu lösen. Diese sind fordernd, teilweise wirklich schwer. Aber als erfahrene Rätselexperten haben einige meiner Mitspieler manchmal zu quer gedacht. Einige Lösungen waren nicht so stark um-die-Ecke-gedacht, wie sie vermutet haben. Wo diese Herausforderung bei meinen zahlen- und logikaffinen Mitstreitern extrem viel Freude über die Kopfnüsse hervorgerufen hat, ist Escape Room – Das Spiel bei meinen Familienrunden eine allzu große Rätselhürde gewesen. Sprich: Die Rätsel sind knackig, abwechslungsreich und wirklich nicht auf den ersten Blick zu lösen. Das macht sehr viel Spaß, ist für die klassischen Familienspieler aber ein Problem. Denn die verschrobenen Hirnwindungen der Macher muss man erst einmal nachvollziehen. Möglich ist das, aber etwas Rätselerfahrung ist schon eine hilfreiche Grundlage. Die Rätselfreaks und Logiker unter den Spielern werden dagegen die Lösungen finden, sich aber durchaus gut unterhalten fühlen.

Die Fälle: Escape Room – Das Spiel bietet viermal extreme Herausforderungen

Escape The Room startet mit dem Fall „Prison Break“ brachial los. Die Spieler müssen aus dem Knast ausbrechen. Der Weg bis zum Ziel steckt allerdings voller Rätsel. Dabei ist es durchaus nicht einfach, den Anfang zu finden, denn zum Start gibt es lediglich die grobe Aufgabe und ein paar Hinweise. Was damit zu machen ist, bleibt zunächst völlig unklar. Einen so derben Einstieg in ein Rätsel finde ich genial. Der gesamte Fall ist spannend und fordernd. Mir auf den Keks ging allerdings, dass einige Lösungshinweise so winzig und kritzelig sind, dass wir Mühe beim Entziffern hatten. Nachbesserungspotenzial für eine großartige Spielidee!

Im zweiten Fall „Virus“ sind die Rätsel etwas gradliniger, ohne an Anspruch zu verlieren. Die Lösung im Chemielabor müssen sich die Spieler teilweise regelrecht pseudo-naturwissenschaftlich erarbeiten. Dabei kommen spannende Hilfsmittel zum Einsatz.

Eine der Höhepunkte ist für mich „Nuclear Countdown“. Dieser Fall hat es richtig in sich. Die Spieler müssen eine Bombe entschärfen. Dummerweise wissen sie nicht, wo diese ist. Hier überrascht das Spiel nicht nur mit wirklich guten Rätseln, sondern mit einer großen Überraschung, die zu nennen den Spielspaß nehmen würde. Nur so viel: Das ist einfach genial gemacht!

Haben meine Logiker diese drei Rätsel in der zur Verfügung stehende Zeit gerade so geschafft und dabei die eine oder andere Hilfefunktion genutzt, war das im vierten Fall anders. „Temple Of The Aztec“ ging an meine Familienspielrunde. Ehrlich gesagt muss man schon Indianer Jones oder ein spezialisierter Archäologe sein, um die Herausforderung zu bestehen. Mir persönlich fiel diese am schwersten, meine Mitspieler haben aber sogar kläglich versagt. Schnell war ich der einzige, der Input brachte. Zu wenig, um den Fall in der Zeit zu lösen. Hier zeigte sich noch einmal der enorme Anspruch. Escape Room – Das Spiel ist kein einfacher Rätsel-Ponyhof, sondern ein ernsthafter Angriff auf die grauen Zellen.

Der Decoder – Spieleleiter und Lösungslieferant

Noch ein Wort zum Decoder: Dieses Ding nervt zwar mit seiner Möchtegernatmosphäresoundbreikomposition. Aber als Spielüberwachungsinstrument ist er richtig gut. Im Laufe der Rätsel gibt es immer wieder Geräusche, die zum Nachlesen der Lösungshilfen auffordern oder die Zeitnot deutlich machen. Zugleich enthält er aber auch ein paar Dekodierungshilfen. Das heißt: Er ist direkt in das Spiel eingebunden und liefert wichtige Hilfen. Nicht zuletzt sind dort die Kunststoffschlüssel einzustecken. Stimmen diese nicht, müssen die Spieler weiterrätseln. Stimmen sie, gibt es den nächsten Umschlag oder die „Siegesfanfare“. Durch den Decoder können die Rätsel im Nievau höher angesiedelt werden. Zum einen können sie schwerer sein, zum anderen abwechslungsreicher, weil nicht alles mit Papier lösbar sein muss. Genau deshalb ist Escape Room – Das Spiel so anspruchsvoll. Die Entwickler haben die Möglichkeiten des Geräts ausgeschöpft und bieten den Spielern echte Herausforderungen. So machen Escape-Spiele Spaß.

Lohnt sich Escape Room – Das Spiel?

Bleibt am Ende die Frage: Lohnt sich das Spiel? Gegenfrage: Soll das etwa ein Witz sein? Nachdem ich insgesamt drei Varianten der verschiedenen Escape-Spiele ausprobieren konnte, ist für mich der Ansatz von Noris Spiele (im Original von Identity Games) der beste und überzeugendste. Hier kommen Rätsel, Atmosphäre, eine überraschend dichte Story und sinnvolles Material zusammen. Einziger Kritikpunkt ist wie bereits erwähnt, dass einige für die Lösung wichtige Details so klein sind, dass sie schwer zu lesen sind.

Für mich ist Escape Room – Das Spiel die perfekteste Umsetzung des Escape-Room-Systems in das Reich der Spiele. Falls es noch nicht so deutlich wurde: Für klassische Familienspiele-Fans ist die Herausforderung aber sehr groß. Nicht, weil diese das Spiel nicht verstehen würden, sondern weil die Rätsel schwer zu lösen sind. Nicht aus Zufall ist die Altersangabe mit „ab 16 Jahren“ gewählt.

An der Stelle noch ein Hinweis: Die Spieler müssen an einigen Stellen gleichzeitig spielen, um alles in der Zeit zu schaffen. Das hat zur Folge, dass sie jeder für sich in ihren Teilrätseln vertieft sind. So bekommt nicht jeder alle Lösungswege mit und jeder muss sein Teil zum Gesamtergebnis beitragen. Das steht dem Gedanken eines kooperativen Spiels etwas entgegen. Aber jede Gruppe kann und muss selbst sehen, wie sie die Rätsel angeht.

Ich freue mich auf mehr. Escape Room – Das Spiel bietet alle Zutaten, die ein Escape-Fan sucht. Die vier knackigen Rätsel direkt im Grundspiel bieten hervorragenden Spielspaß. Zukünftig soll es weitere Rätsel geben, die mit dem Decoder aus dem Basisspiel zu lösen sind. Ein Manko hat das Spiel aber. Wie üblich bei Escape-Spielen ist nach einem Durchlauf der Fall gelöst, der Spielspaß also endlich. Ein Verbrechen wird normalerweise ja auch nicht zweimal gelöst. Wer es dennoch versuchen möchte, kann im Internet die Webseite zum Spiel ansteuern, das Spielmaterial für die Rätsel noch einmal herunterladen und ausdrucken. Das ist auch ganz sinnvoll, weil einige kleine Schnipsel vielleicht mehrfach benötigt werden …

Noch einmal meine klare Empfehlung: Escpae Room – Das Spiel ist top. Wer Rätselspiele, kooperative Spiele und Spiele mit Zeitdruck mag, findet hier eine gelungene Mischung, die gegenüber den anderen Escape-Spiel-Ansätzen deutlich mehr Spaß macht.

Webseite zu Escape Rooom – Das Spiel

Infos zu Escape Room – Das Spiel

  • Titel: Escape Room - Das Spiel
  • Verlag: Noris Spiele, Identity Games
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 16
  • Dauer in Minuten: 60
  • Jahrgang: 2016

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