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Safehouse

Brettspiel Safehouse - Foto von Moses Verlag

Es ist schon eine Weile her, dass ich einen Blogartikel über Safehouse veröffentlicht habe. Einige Partien weiter, hat sich das Empfinden der atmosphärisch dichten Flucht bestätigt. Spielerisch hinkt dennoch so manches hinterher, was leider auch für das Material gilt. Dennoch ist Safehouse ein sehr gutes Brettspiel für Familien und ambitionierte Spieler. Ein Widerspruch? Nein.

Worum geht es beim Gesellschaftsspiel Safehouse?

Safehouse klingt zunächst wie ein weiteres Escape-Spiel. Ist es aber nicht. Vielmehr handelt es sich um ein Krimispiel, das die Atmosphäre der Werke von Sebastian Fiitzek aus dem Roman auf das Spielbrett übertragen soll. Dafür verantwortlich ist Spieleautor Marco Teubner, der das Spielgeschehen für zwei bis vier Spieler ab 12 Jahre konzipiert hat. Erschienen ist Safehouse beim Moses Verlag.

Die Spieler versuchen gemeinsam vor einem Verbrecher zu flüchten. Dieser hat sie als Zeugen ausgemacht und möchte sie nun mundtot machen. Sie kennen ihr Ziel: Nur das Safehouse kann jetzt Sicherheit bieten. Also laufen sie los und flüchten aus dem Hotelzimmer über den Hafen durch die Stadt und den Wald bis zum Safehouse. Alle Orte sind literarisch mit dem Krimi verbunden als Kapitel bezeichnet. Während der Flucht immer dicht auf den Fersen der Spieler: der Verbrecher. Gemeinsam gilt es nun, unter Zeitdruck kluge Entscheidungen zu treffen.

Wie läuft eine Partie Safehouse?

Im Kern ist Safehouse ein sehr einfaches Kartenablegespiel. Auf jedem Plan müssen die Spieler versuchen, schnellstmöglich vom Start zum Ziel zu kommen, um mit Vorsprung vor dem Verfolger auf dem nächsten Plan zu starten. Das gelingt, indem sie Aufgaben offen ausliegender Kapitelkarten erfüllen. Im Prinzip gilt dabei die einfache Regel: Es sind mehrere Karten abzulegen, deren Zahlenwerte aufsteigen oder gleich bleiben müssen und zudem bestimmte Farbanforderungen erfüllen. Gelingt es den Spielern, nach und nach passende Karten abzulegen, erhalten sie als Belohnung ein paar Schritte auf ihrer Flucht.

Ähnliches gilt für den zweiten Aufgabenbereich. Denn jedes Kapitel hat eine besondere Aufgabe, die etwas fordernder ist, aber mehr Schritte als Belohnung bedeutet. Hier kommt hinzu, dass eine weitere Eigenschaft der Karte passen muss (Kapitelname). In einer der Varianten des Spiels ist übrigens mit den Karten noch der Tathergang zu ermitteln, indem im Ausschlussverfahren Täter, Opfer, Motiv, Waffe und Beweis bestimmt werden.

Die Flucht bei Safehouse

Der wesentliche Mechanismus zur Flucht ist immer gleich: Karte passend ablegen. Das ist so einfach wie banal alles. Aber eben nicht zwingend leicht. Denn neben der Frage der richtigen Karte ist auch die Kooperation mit den Mitspielern wichtig: Was nutzt es, eine Karte zu legen, wenn der nächste Spieler dort nicht weiter anlegen kann? Daher ist eine Abstimmung extrem wichtig – natürlich ohne konkret zu werden … Das alles bleibt bis zu diesem Punkt total leicht. Aber – und darauf kommt es an – es besteht Zeitdruck! Denn der Verfolger rückt in festen Zeitabständen weiter und den Spielern so gefährlich nahe auf die Pelle. Wer nicht legen kann, zieht eine Karte. Hier wartet die nächste Falle. Denn in den so genannten Fluchtkarten verstecken sich Verfolgerkarten, die den Bösen weiter nach vorn katapultieren. Das Problem: Je nach Karte kann die eigentlich komfortable Ausgangsposition kippen. Denn es ist für die Spieler sehr komfortabel, mehrere Kapitelkarten erfüllen zu müssen und so Auswahl zum Ablegen zu haben. Je mehr nicht erfüllte Kapitelkarten jedoch offen liegen, desto schneller kann der Verfolger bei einigen Karten vorrücken. Das alles trägt zu einer extrem packenden Flucht bei, die ich im Spielgfühl-Blog etwas ausführlicher beschreiben habe.

Spielende: gelungene Flucht ins Safehouse?

Wer an der Reihe ist, muss also gut wählen, ob er Aufträge erfüllt, Karten nachzieht oder neue Kapitelkarten spielt. Das funktioniert so lange problemlos, bis irgendwann die Spieler Karten nachziehen müssen und damit die Chance steigt, dass der Verfolger sehr weit aufrückt. So schwitzen die Spieler regelrecht zwischen Zeitdruck durch den vorrückenden Verfolger und der erforderlichen Absprache, wer welche Karten wann und wo am besten ablegt. Klappt alles, erreichen die Spieler rechtzeitig das Safehouse und decken sogar noch den Tathergang auf. Läuft es schlecht, holt sie der Verfolger ein und … Wollen wir lieber nicht drüber nachdenken.

Varianten: für jeden etwas

Das Spiel steuert den Verbrecher per Sanduhr oder App. Entweder drehen die Spieler alle zwei Minuten die Sanduhr um und setzen den Verfolger ein Feld vorwärts oder sie nutzen eine App mit Geräuschuntermalung, die alle zwei Minuten ein akustisches Signal zum Vorrücken des Verfolgers beinhaltet. Beides ist suboptimal, da in der Hitze des Gefechts das Vorrücken untergeht. Arbeitsteilung kann helfen.

Es gibt drei Spielvarianten. In der ersten Variante kommen weniger Verfolgerkarten ins Spiel. Diese Variante ist gut für Einsteiger und Familien mit älteren Kindern machbar – ich halte zwölf Jahre als Altersuntergrenze für zu hoch. Die zweite Variante ist bereits deutlich fordernder, denn auch der Tathergang ist zu rekonstruieren, wodurch weniger Ressourcen zur Flucht bleiben. In der dritten Variante holen selbst Profis tief Luft. Dann sind zusätzlich mehr Verfolgerkarten im Spiel.

Lohnt sich das Brettspiel Safehouse zu den Fitzek-Krimis?

Safehouse ist ein ungewohntes und ungemein spannendes Spiel. Zugegeben: Es gibt auch Runden, die überschaubarer verlaufen, und es gibt Spieler, an denen die spannende Hektik und der Drang zum schnellen Handeln abperlt. Die Mehrheit meiner Mitspieler hatte jedoch viel Spaß mit Safehouse – gerade weil das Spiel Adrenalin freisetzt. Es ist schier unglaublich, wie es ein Brettspiel schafft, die Leute zum hektischen Treiben zu bringen, Absprachen schnell und ungenau werden zu lassen und so zu Fehlern zwingt. Die fortschreitende Zeit und der teilweise extrem schnell näher rückende Verfolger sind ein extrem gelungenes Druckmittel, das erheblich zum Spielspaß beiträgt.

Spielerisch ist das Ablegen von Karten im Grunde so banal wie langweilig. In Kombination mit dem kooperativen Gedanken der gemeinsamen Flucht, dem Verfolger und dem Zeitdruck entsteht jedoch ein Spielerlebnis, das sehr nahe an eine echte Flucht heranreicht. Für mich ist dieser Aspekt des Spiels einerseits prägend, andererseits ein Alleinstellungsmerkmal erster Güte. Durch den zugänglichen Mechanismus ist Safehouse zudem für Einsteiger leicht verständlich.

Safehouse leider mit Materialschwächen

Der Einstieg ist allerdings durch die etwas schwafelnde Anleitung etwas erschwert. Ich hätte mir hier eine komprimierte Darstellung des eigentlichen Mechanismus gewünscht. Denn so musste ich selbst nach einigen Partien immer wieder suchen, wo jetzt welche der wenigen Detailregel zu finden ist. Aber dennoch erläutert die Spielregel alles verständlich und gründlich.

Leider geht die Kritik beim Material weiter. Die Spielkarten sind von überaus mäßiger Qualität, sodass bereits während der ersten Partie die ersten deutlich sichtbaren Wellungen auftraten. Ein Kritikpunkt gibt es auch für den Spielplan. Dieser ist als optisch ansprechendes und fast schon von der Idee her sensationell anmutendes Buch gestaltet. Die Spieler schlagen also beim Erreichen der Zwischenetappen um und gelangen so zum nächsten Kapitel. Das ist cool – und irgendwie unpraktisch. Zum einen verrutschen die beiden Spielsteine auf dem glatten Karton schnell, zum anderen hat ein Buch den Nachteil, dass die aufgeschlagenen Seiten nie exakt gerade liegen. So gehören Wellen und abschüssige Seiten dazu. Für ein Spiel, bei dem es auf jedes Feld ankommt, ist das keine optimale Lösung. Hinzu kommt das atemberaubend gelungene 3D-Safehouse im letzten Kapitel. Dieses faltet sich beim Aufklappen automatisch auf. Leider zulasten einer geraden Fläche als Spielbrett. Da hilft es nur, Kapitelseiten des Plans zu beschweren, damit diese halbwegs eben liegen. So ist der Plan zwar sehr schön, auf das Wesentliche reduziert, die Idee prima einfangend – aber eben im Spiel unpraktisch.

Die App zum Spiel bietet eine atmosphärische Geräuschkulisse. Das ist gelungen, allerdings geht das Signal zum Vorrücken des Verfolgers etwas unter. Gleiches geschieht ebenso bei der Sanduhr. Welche Alternative die Spieler auch wählen – beides ist keine Spitzenlösung. Allerding sind beide die vielleicht bestmöglichen. Denn die Ablenkung ist dem Spiel geschuldet, nicht der wie auch immer gearteten Zeitmessung.

Zurück zur Ausgangslage: Kann bei solchen Schwächen des Materials das Spiel dennoch eine klare Empfehlung sein? Ja! Denn die atmosphärisch gelungene Umsetzung aus der Krimiwelt, das für jedermann verständliche Spielprinzip und die extrem packende Flucht sind definitiv Garanten für Spielspaß. Die Einschränkungen durch das Material sind zwar unschön, lassen sich so jedoch verkraften. Für mich ist Safehouse fast schon ein sensationelles Spiel, das an zwei, drei Ecken verbessert werden könnte, aber in seiner schlichten Ausgangslage immer wieder einen extrem spannenden Spielverlauf bietet. Safehouse ist für mich eine klare Kaufempfehlung.

Kurze Zusammenfassung zur Rezension zu Safehouse

Safehouse ist ein Fluchtspiel, das die Krimi-Atmosphäre von Sebastian Fitzeks Romanen erstklassig auf das Spielbrett bringt. Die einfachen Mechanismen, der kooperative Ansatz und die unfassbar gut umgesetzte Flucht gepaart mit Zeitdruck und einer mehrstufigen Herausforderung machen dieses Gesellschaftsspiel zum Top-Tipp für alle Spielergruppen.blank

 

Infos zu Safehouse

  • Titel: Safehouse
  • Verlag: moses.Verlag
  • Autor: Marco Teubner
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 30
  • Jahrgang: 2017
  • Video:
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