Die Gnome von Zavandor von Lookout Games
Reich der Spiele Rezension Die Gnome von Zavandor

Die Gnome von Zavandor

von Silke Groth
3 Minuten Lesedauer

Infos zu Die Gnome von Zavandor

  • Titel: Die Gnome von Zavandor
  • Verlag: Lookout Spiele
  • Autor: Thorsten Landsvogt
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 90
  • Jahrgang: 2011

Die Gnome von Zavandor, Liebhaber extravaganter Kopfbekleidung und Kinn- und Backenbärte (zumindest die männliche Gnombevölkerung), brauchen nur drei Dinge zum Glücklichsein: Edelsteine (vorzugsweise in Form schöner Schmuckstücke), wundersame Artefakte und von beidem mehr zu besitzen als alle anderen Gnome. Dafür wird kräftig an der Edelsteinbörse geschachert, mit windigen Handelsvertretern Tauschgeschäfte gemacht oder Schürfrechte besorgt, um mit eigener Hände Arbeit die funkelnden Steinchen zu erlangen.
 
Um das Leben eines Gnomes bei Die Gnome von Zavandor zu verstehen, vorab ein paar Informationen. Zentrum der Gnomenaktivität ist das Minenstädtchen Diamantina und die fünf umher liegenden Schürfgebiete in denen Diamanten, Rubine, Saphire und Smaragde zu finden sind. Gold spielt nur eine untergeordnete Rolle und findet nur an der Edelsteinbörse Verwendung, andernorts bekommt man für Gold nicht einmal einen Blumentopf geschweige, denn Schürfrechte, Schmuckstücke oder Artefakte.
 
Ein normaler Tag eines Gnomes besteht aus mehreren Tätigkeiten. Allerdings ist er nicht unbedingt eine Arbeitsbiene, sondern begnügt sich drei dieser Aktivitäten pro Tag auszuführen, bevor die Edelsteine der eigenen Minen eingesammelt werden. Einige gewitzte Gnome lassen zusätzlich einen Gnomunculus für sich arbeiten und können so ein oder zwei Aufgaben mehr erledigen. Der liebste Zeitvertreib der Gnome ist das Kaufen und Verkaufen. An der Edelsteinbörse werden die Glitzersteinchen zu einem bestimmten Goldwert gehandelt. Kauft ein Gnom, erhöht sich der Preis der Edelsteinsorte um ein Goldstück (unabhängig von der umgesetzten Menge), allerdings nicht direkt sondern erst am Ende des Tages. Bei einem Verkauf läuft es analog, nur spiegelverkehrt.
 
Hat der Gnom genug Edelsteine angesammelt, können auch Schürfrechte und Gegenstände erworben werden. Ein bisschen Bürokratie muss bei Die Gnome von Zavandor aber sein: Es stehen ausschließlich Schürfrechte aus Diamantina oder der Mine, in der sich der Herr vom gnomischen Ordnungsamt befindet, zum Verkauf. Dieser Wandergnom läuft jeden Tag eine Mine im Uhrzeigersinn weiter. Da Minen in der Regel unter Tage liegen, können die Gnome für ein geringes Entgelt Bodenproben nehmen, um nicht die Katze im Sack kaufen zu müssen. Jede Mine erwirtschaftet genau einen Edelstein einer der vier Sorten, diamantinische Minen zusätzlich einen Joker-Edelstein.
 
Beim Kauf von Gegenständen (Artefakte und Schmuckstücke) handelt es sich entweder um Dinge, die der Gnom sich in einer vorherigen Aktion reserviert (auf die Hand genommen) hatte oder um das aktuelle jeweils drei Karten umfassende Verkaufsangebot. Schmuckstücke sorgen einzig und allein für weiteres Renommee und neidische Blicke der Nachbargnome. Artefakte sind hingegen von zusätzlichem Wert: Neben dem oben erwähnten Gnomunculus gibt es noch vier weitere mysteriöse Maschinchen, die zum Beispiel Einkaufsrabatte gewähren oder ein stetes Goldeinkommen garantieren. Alle Einkäufe haben ebenso Einfluss auf den Edelsteinpreis der kommenden Runde. Für jeden  Edelstein der als Zahlungsmittel herhalten musste, erhöht sich der Zielpreis um eine Stufe.
 
Hin und wieder ist es günstiger einfach Edelsteine zu mauscheln, und dazu holen sich Gnome gerne einen Händler als Hausgast in die eigene Butze und können fortan sein Angebot, das immer zwei bestimmte Edelsteinsorten tauschen lässt, nutzen. Als letztes Mittel, den Tag zu nutzen, bleibt noch der Gang zur Hausbank, die einem netterweise immer vier Goldtaler ausschüttet, wenn man freundlich danach fragt. Wieso klappt das im realen Leben nicht auch so einfach?
 
Am Ende des Tages bei Die Gnome von Zavandor macht jeder Gnom seinen Gang durch die Minen, um seine Edelsteine einzusammeln. Dabei ist es effizienter, mehrere Minen einer Sorte zu besitzen, da jede weitere Mine einen zusätzlichen Edelstein abwirft. Jeder produzierte Edelsteine lässt die Preise an der Börse wieder absinken. Nach dem Schürfen wartet schon ein neuer Tag auf die Gnomenschar und das Spiel beginnt von vorn. Zumindest so lange, bis ein Gnom genügend Renommee angesammelt hat und sich fortan mit dem Titel erfolgreichster Mogul des Edelsteinhandels schmücken darf.
 
Mit den Gnomen von Zavandor verschlägt es Lookout Games bereits zum vierten Mal in das sagenhafte Land Zavandor. Das Material ist mit kleineren Einschränkungen sehr gut: Die Startspielerfigur, mit der der Verlag ob ihrer stattlichen Größe (circa 15 cm) ins Guinness Buch der Rekorde einziehen könnte, verliert bei Weitergabe andauernd ihre Füße. Hilfreich wären zudem ein Rundenanzeiger für die Aktionsphase und ein paar Übersichtskarten, was aber beides leider fehlt. Optisch fügt sich das Brettspiel wieder perfekt in die Zavandorfamile ein.
 
Der Einstieg in die Gnomenwelt fällt relativ leicht, die Spielregel von Die Gnome von Zavandor ist gut aufgebaut und lässt keine Fragen offen. Die Schwierigkeit liegt zum einen in der Tatsache, mit nur drei Aktionen auskommen zu müssen, die wohl überlegt sein wollen, zum anderen verzeiht das Spiel kaum Fehler. Gerade zu Spielbeginn gibt es einige Fallstricke, sich frühzeitig ins Aus zu schießen. Und wer den Start verschläft, hat nur wenige Möglichkeiten, den Anschluss wieder herzustellen. Das Brettspiel kommt dabei ohne nennenswerten Glücksfaktor aus, einzig die nachgezogenen Artefakte und Schmuckstücke können ein gewisses Ungleichgewicht ins Spiel bringen.

Eigentlich gibt es wenig an Die Gnome von Zavandor auszusetzen. Es besitzt gute Zutaten wie den Aufbaucharakter durch die Artefakte und Minen, viele taktische Optionen und variable Spielverläufe. Ein Wirtschaftsthema nicht gar so trocken in Szene zu setzen, gelingt aber auch den Gnomen trotz Fantasy-Themas nur bedingt und dies ist der Hauptgrund, dass sie es nicht in die Herzen aller Spieler schaffen. Fluch und Segen zugleich ist dabei der einfache, aber interessante Börsenmechanismus, der Kern und Motor des Spieles, dessen Handhabung jedoch sehr mühsam ist. Jeder kleinste Kauf oder Verkauf sorgt dafür, dass der Zielpreis angepasst werden muss. Zudem spielt es sich vor allem zu Beginn etwas zäh und kommt erst spät so richtig auf Touren. Schade!

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1 Kommentar

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Thomas 14. September 2022 - 09:05

Tolles Spiel, immer wieder spannend bis zum Schluss. Die Umsetzung auf Board Game Arena würde dem Spiel einen weiteren Vorteil bringen, wenn der Verwaltungsaufwand automatisiert wird.

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