Bei Hab & Gut versuchen die Spieler durch möglichst günstiges Kaufen und Verkaufen sechs verschiedener Waren (Aktien) ihr Vermögen zu vermehren, um so am Schluss als reichster Spieler zu gewinnen. Was sich anhört wie ein (weiteres) Spiel der Gattung „Börsensimulation", ist es auch – mit Einschränkungen.
In zwei Spielabschnitten, die jeweils nochmals unterteilt werden in vier Runden à zwei Phasen (…) können die Spieler Preise der Waren aktiv erhöhen, verringern, Aktien kaufen und verkaufen, und außerdem sollte man unbedingt etwas spenden. In Phase eins jeder Runde kann jeder Spieler bis zu drei Aktien kaufen oder verkaufen. Hat dies jeder getan, beginnt Phase zwei, in der alle Spieler nacheinander die Preise verändern.
Dazu nimmt sich der Spieler je eine Karte von den rechts und links neben ihm stehenden Kartenhaltern mit je acht Karten und spielt sie sofort aus. Jeder Kartenhalter wird dabei von zwei benachbarten Spielern eingesehen und verwendet, sodass zwei Spieler sich einen Kartenhalter teilen. Die Karten zeigen jeweils eine der Waren sowie einen Zahlenwert zwischen -6 und +6. Das bedeutet beispielsweise, dass man mit einer Karte für Tee mit dem Wert +4 deren Preis um vier Schritte anhebt. Die Preise werden auf einem Spielbrett mit einer Skala von null bis 250 (Euro) abgetragen.
Ein Spieler weiß dadurch in etwa, was ihn bezüglich der Kursentwicklung seiner Waren erwartet, was sein Kauf-/Verkaufverhalten beeinflusst. Allerdings kann er nicht alle Kartenhalter einsehen und demzufolge die Entwicklung des Kurses nicht genau vorhersagen. Eine der beiden Karten muss er zudem nur zur Hälfte ausführen, also zum Beispiel aus einer +/- 4 eine +/- 2 machen.
Nach jeder Handelsphase (Kauf/Verkauf) sollte der Spieler dann möglichst auch noch eine Aktie spenden. Sie wird auf sein separates Spendentableau gelegt. Jeweils nach Abschluss der Spielabschnitte werden diese Aktien aufgedeckt, und der Spieler erhält den aktuellen Gegenwert ausgezahlt. Allerdings zählt – da Spende – dieses Geld nicht zu seinem Vermögen, das am Ende den Sieger bestimmt. Es dient einzig und allein dazu, den geizigsten Spieler zu ermitteln, der dafür am Schluss ausscheidet – ungeachtet dessen, wie reich dieser Spieler am Ende war. Es gewinnt (von den restlichen Spielern) der mit dem größten Vermögen.
Hab & Gut funktioniert regeltechnisch recht gut. Die Regel ist vollständig und eingängig, sieht man mal von der in der Theorie etwas verwirrenden Dreifachunterteilung in Abschnitte, Runden und Phasen ab. Das übrige Material ist einwandfrei, solide. Auch die Grafik ist durchweg gelungen.
Durch die eingangs erwähnte strikte Trennung der Spielphasen (nur kaufen/verkaufen beziehungsweise nur Preise ändern) wird der Spielablauf etwas zäh. Gerade in den Handelsphasen muss sich der Spieler ab und an Gedanken machen, was er nun am besten kauft beziehungsweise verkauft. Etwas zögerliche Naturen können gerade hier den Spielablauf erheblich in die Länge ziehen, was sich ungünstig auf die gefühlte Spieldauer auswirkt. Ein wenig taktieren kann man zumindest dann in der Phase, in der die Karten gezogen und damit die Preise verändert werden. So nimmt man auch lieber mal eine negative Karte einer eigenen Aktie, damit man wenigstens deren schädliche Auswirkung minimieren kann, in dem man sie nur zur Hälfte ausführt. Damit hat sich’s dann aber auch mit dem Einflussnehmen.
Insbesondere die Tatsache, dass man mindestens einen Kartenhalter nicht kennt (bei drei Spielern), bedeutet, dass man ab und an von einer Kursentwicklung überrascht wird. Bei zunehmender Spieleranzahl wird dieser Effekt freilich immer größer, da es mehr Karten im Spiel gibt die man nicht kennt. Ohnehin sind nicht immer alle Karten im Spiel, was ein weiterer unkalkulierbarer Faktor bei der Kursentwicklung ist.
Zäh heißt aber insbesondere, dass die Zeit zwischen Aktion (Preisveränderung) und Reaktion (Kauf/Verkauf) einfach zu groß ist. Da ein Spieler in einem Spielzug nicht gleichzeitig kaufen und verkaufen kann, sondern immer nur eines von beidem, kann es durchaus passieren, dass man auf eine Kursentwicklung erst zwei Runden später reagieren kann. Das passt nicht zusammen. Da stört es auch nur am Rande, dass die Kursentwicklung ohnehin vom Kaufverhalten der Spieler unabhängig vonstatten geht, was unlogisch ist und jegliche Dynamik vermissen lässt.
Zwar kommt Mitte des zweiten Abschnitts sogar etwas wie Spannung auf, die sich aber eher darin entlädt, ob man nun genug gespendet oder sowieso schon verloren hat. Definitiv aber dauert das Spiel für das, was in den anderthalb Stunden passiert, einfach zu lange. Damit soll auch gesagt sein, dass die angegebenen 45 Minuten Spielzeit in keiner Besetzung eingehalten werden können.
Wer ein einfaches Spiel mit börsenähnlichen Elementen sucht, sollte es ruhig mal ausprobieren. Aber es gibt bessere Spiele des Genres.
Infos zu Hab & Gut
- Verlag: Winning Moves
- Autor: Carlos A. Rossi
- Spieleranzahl (von bis): 3 - 5
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 45
- Jahrgang: 2008
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