Infos zu Die Prinzen von Machu Picchu
- Verlag: PD Verlag
- Autor: Walther Mac Gerdts
- Spieleranzahl (von bis): 2 - 5
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
- Dauer in Minuten: 90 - 120
- Jahrgang: 2008
Bevor die Spanier Machu Picchu fanden, war alles gut. Morgens konnte der gläubige Inka in Ruhe ein koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk schlürfen und nachmittags wurde alles, was nicht als Kleidung getragen oder als Zwischenmahlzeit verspeist werden konnte, mit einem hauchdünnen Film Gold verziert. Zwischendurch wurde immer mal wieder irgendetwas oder -jemand dem Sonnengott Inti geopfert – schließlich musste der Herr Sonnengott ja auch bei Laune gehalten werden. Doch mit diesem beschaulichen Kleinstadtleben ist nun Schluss, denn die Spanier kommen! Da hilft nur eins: Noch mehr opfern und auf himmlische Unterstützung hoffen. Vielleicht finden die Spanier den Weg ja nicht ..
Die Spieler schlüpfen in die Rollen bedeutender Inkas adligen Geschlechts und hasten durch die weitläufige Tempelanlage, um in höchstens neun Tagen insgesamt fünfzehn Lamas zu opfern. Gelingt ihnen dies, lassen sich die Spanier tatsächlich nicht blicken – andernfalls interessieren sie sich sehr für das Gold der Inkas, doch dazu später mehr. Zunächst müssen erst einmal ein paar Lamas aufgetrieben werden. Und jemand, die sie auch im Tempel opfert. Das macht nämlich nicht jeder, da wird schon ein richtiger Priester oder eine (alte) Jungfrau benötigt. Wahrscheinlich haben noch nicht alle Inkas die Zeichen der Zeit erkannt, denn kein Priester hat Lust, ein zweites Opfer durchzuführen. Für jedes Opfer muss ein neuer Henker angeworben werden!
Und das Anwerben eines Priesters beziehungsweise einer Jungfrau ist kostspielig. (Wie es sich für eine anständige Religion gehört …) So ein Hohepriester braucht auf jeden Fall neue Klamotten und einen schönen neuen Krug. Und natürlich etwas zum Koksen, pardon: Kauen. Deshalb darf ein großes Coca-Blatt nicht fehlen. Anders könnte man die vielen Zeremonien vermutlich auch gar nicht ertragen …
Frische Lamas und die benötigten anderen Rohstoffe erhält der umtriebige Inka-Prinz, indem er in die benachbarten Stadtteile zieht und die dort verfügbaren Ressourcen mitnimmt. Diese werden auf wundersame Weise über Nacht stets nachgefüllt, am Tage heiß es dann wieder: Wer zuerst (vorbei) kommt …
Neben den sehr schön gestalteten (Holz!) Lamas, Keramik, Tuch und Coca-Blättern darf aber auch der Mais nicht vernachlässigt werden, denn Mais ist hier die Währung. Jedes Mal, wenn ein Prinz eines der fünf Produktionsfelder betritt, dürfen dort ansässige Inka-Arbeiter aller Spieler zusätzliche Waren produzieren. Außer auf dem Maisfeld kostet dies stets einen Maiskolben, den man fast immer bezahlen sollte, um etwas schneller voran zu kommen. Denn auch um neue Arbeiter einsetzen zu können, müssen in den entsprechenden Tempelanlagen spezielle Waren abgegeben werden. Der Warenkreislauf also als Hauptmotor der Gebetskette.
Konnten alle Priester von den Spielern erworben werden oder endet der neunte Tag, ist es an der Zeit Bilanz zu ziehen und Siegpunkte zu zählen. Diese gibt es für die eigenen Arbeiter und Priester. Wie viele Punkte es für jeden einzelnen gibt, hängt davon ab, wo er sich befindet. Zu Spielbeginn sind alle Inkas zwar noch null Punkte wert, doch dies ändert sich durch häufige Opferungen. Denn jedes Mal, wenn ein Inka-Prinz eine der vier Tempelanlagen betritt, dürfen alle Priester des jeweiligen Tempels ein Lama opfern. Auf dem separaten "Inka-Pfad" wird ein Läufer vorwärts bewegt, der seinen Besitzer bei Erreichen des zwanzigsten Feldes eine Karte ziehen lässt, bevor er wieder von vorne beginnt. Jede Karte markiert zwei mögliche Inka-Typen (fünf Ressourcen und drei verschiedene Tempel) und erhöht den Wert der dort befindlichen Inkas jeweils um eins. Nur über diesen Opferweg lassen sich Siegpunkte erzielen!
Sollte es nicht für alle fünfzehn Priester gereicht haben, kommen die Spanier. Doch statt den Spielern ihr Gold abzunehmen, belohnen sie diejenigen, die das meiste Gold sammeln konnten. Dieses findet sich ebenfalls auf den gesammelten Karten, die damit umso wertvoller werden. Und diese Belohnung ist beachtlich: Der Spieler mit dem meisten Gold bekommt seine Siegpunkte verdreifacht, der Zweitbeste verdoppelt. Während die normale Siegpunktmenge der Spieler meist eng zusammen liegt, entscheidet das Zählen des Goldes ziemlich eindeutig über den Sieg.
Trotz des gemeinsamen Zählens der Priester ist Die Prinzen von Machu Picchu kein kooperatives Spiel, denn am Ende gewinnt immer nur ein Spieler. Ob es überhaupt gelingt, die Spanier fernzuhalten, hängt im Wesentlichen davon ab, wie bestrebt die Mitspieler sind, dieses Ziel zu erreichen. Ein Spieler, der sich frühzeitig ans Sammeln der Karten macht, wird kein Interesse daran haben, auf das Zählen des Goldes am Spielende zu verzichten. Überhaupt ist dies der kritische Punkt, den die Spieler abwägen müssen: Wann schwenke ich vom reinen Investieren in die Produktionskette zum Erwerb von Priestern und beginne Karten zu sammeln? Durch die vielen Handlungsmöglichkeiten und das stets wechselnde Verhalten der Mitspieler bietet Die Prinzen von Machu Picchu viel Abwechslung für kurzweilige neunzig Minuten und ist eines der Top-Spiele seines Jahrgangs.
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