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Gulli-Piratten

Gulli-Piratten von Reich der Spiele

Der Schrecken der Kanalisation

Zähnefletschend mit erhobenen Schwert blickt uns die Ratte von der Spieleschachtel an, nicht unbedingt ein Spiel, das die Oma ihrem Enkel zu Weihnachten schenken würde. Harte Schale, weicher Kern, denn die Gulli-Piratten entpuppen sich als ein familienfreundliches, taktisches Lauf- und Sammelspiel. „Leckere Schätze“ verbergen sich in der Kanalisation (andere nennen dies Zivilisationsmüll) und die wollen diese Freibeuter des Untergrundes natürlich einheimsen. Die vierköpfige Crew besteht aus unterschiedlichem Getier. Neben den naheliegenden Ratten kommen bei Gulli-Piratten auch Kakerlaken, Kröten, Schnecken, Wiesel und Waschbären zum Zuge und bringen alle ihre persönlichen Stärken zum Tragen.

Die Schätze treiben immer in Treibguthaufen durch die stinkende Brühe. Um ein Teil der Beute abzubekommen müssen die Piratten einen Platz auf kleinen engen Schiffchen ergattern. Den drei Piratten-Fregatten ist jeweils ein Symbol zugeordnet, die sich auf den Talismankarten wiederfinden. Mittels dieser Karten, die sie vorher vom verdecktem Stapel oder aus der offenen Auslage in die Finger bekamen, gelangen die Piratten auf die Boote. Jedes Boot hat vier frei Plätze, wobei der Sitz im Bug dem Kapitän vorbehalten ist. Um sich auf dem Schiff zu bewegen, muss für jedes freie Feld eine passende Karte gespielt werden, das heißt, um von außen direkt hinter das Kapitänsfeld zu gelangen, kostet dies bei einer leeren Fregatte drei Karten, sind die Plätze davor von anderen Piratten belegt lediglich eine. Auf das Kapitänsfeld hüpfen kann eine Figur nur dann, wenn alle Plätze davor belegt sind oder sie sich auf dem Feld direkt dahinter befindet.

Ist zu Beginn eines Zuges bei Gulli-Piratten eine eigene Figur der Kapitän einer Fregatte, sticht sie in See. Danach wird die Beute gerecht aufgeteilt, der Kapitän nimmt sich das Bonusplättchen des Haufens und hat die erste Wahl unter den Schätzen. Im Anschluss folgt der Rest der Crew. Bei Vollbesetzung geht zwangsläufig eine Figur leer aus, darf dafür aber als Entschädigung auf dem Schiff bleiben und ein Feld vorrücken. Alle Kloaken-Kostbarkeiten haben einen unterschiedlichen Wert und richtig wertvoll sind sie, wenn sich dazu noch der passende Bonusmarker im Besitz befindet. Pommes schmecken vor allem richtig gut mit einer Ladung Ketchup, China-Nudeln verlangt es nach der Schärfe feuriger Chili-Schoten, Burger flutschen besser mit einem Milchshake, um Lösegeld für ein Kuscheltier zu ergaunern braucht es einen Papagei als Dolmetscher und um den größten Schatz, die Konservendose, zu öffnen benötigt man einen Dosenöffner, ansonsten bringen sie überhaupt keine Punkte. Sobald kein neuer Treibguthaufen mehr gebildet werden kann, endet Gulli-Piratten.

Gulli-Piratten verbindet einfachen Zugang mit taktischer Spieltiefe. Um viele Punkte zu machen, muss man schon sehr gezielt sammeln und in erster Linie die Bonusplättchen im Auge behalten. Ein gutes Timing und Kartenmanagement sind da das A und O. Zudem bringen die Spezialfähigkeiten der Tiere ordentlich Würze in dieses Brettspiel. So kann die Ratte doppelt absahnen, die Kakerlake sich billiger auf dem Schiff bewegen, Kröten können auf dem Schiff bleiben und den nächsten Treibguthaufen ansteuern, Schnecken mit etwas Glück ein Feld extra kriechen, Wiesel zwei Aktionen durchführen und der Waschbär lässt sich nur gegen Bezahlung überspringen.

Als einziger Kritikpunkt sind die nur bedingt hilfreichen Spielhilfen von Gulli-Piratten zu nennen, da sie zum einen die abgebildeten Tiere nur auf den zweiten Blick zuordnen lässt, zum anderen unnötigerweise eine schwer zugängliche Symbolsprache benutzt. Das bei fünf potentiellen Piratten-Mannschaften nur zwei Spielhilfen enthalten sind, erschließt sich auch nicht unbedingt. Da das Brettspiel trotzdem leicht zu bewältigen ist, sollte das aber niemanden abhalten. Thematisch ist das Spiel sehr launig umgesetzt, insgesamt für ein Familienspiel vielleicht etwas düster, aber dafür mit viel ironischem Witz. Die Schiffe von Gulli-Piratten sind sehr witzig gestaltet, die Figuren wundervoll modelliert und vor allem die Schatzplättchen strotzen nur so vor Anspielungen auf unsere Wegwerfkultur mit Junkfood und Dosenfraß. Gulli-Piratten sind kurzweilig und allein durch die sechs verschiedenen Tiere ist für genügend Abwechslung gesorgt. Wer es etwas einfacher mag kann auf die Fähigkeiten verzichten, noch mehr Taktik bietet die optionale Heuer, bei der die Mannschaftsmitglieder versteigert werden. Ein gutes, schnelles Spiel für die ganze Familie.

Infos zu Gulli-Piratten

  • Titel: Die Gulli-Piratten
  • Verlag: Heidelberger Spieleverlag
  • Autor: Andreas Pelikan
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 60
  • Jahrgang: 2012

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