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Alien Frontiers

Alien Frontiers von Hendrik Breuer

Der Weltraum, unendliche Weiten. Genug Platz für alle, könnte man meinen, und doch wird wieder nur um die Kolonisierung eines ganz bestimmten (namenlosen) Planeten gewetteifert.

Irgendwo am Rande des uns Menschen bekannten Universums liegt dieser Himmelskörper, der beim Spiel Alien Frontiers besiedelt werden soll. Zwei bis vier Spieler kämpfen darum, ihre Kolonien möglichst schnell in den acht Territorien des Planeten zu errichten, diese Gebiete zu kontrollieren und ihren Einfluss,  der in Siegpunkten gemessen wird, zu mehren. Denn darum geht’s: Auf der Einflussleiste möglichst weit nach oben zu klettern.

Einfluss gewinnt man bei Alien Frontiers also nur, wenn man die Mehrheiten in den Territorien des Planeten nicht aus den Augen verliert und ständig Kolonien nachschicken kann. Der bekannte Mechanismus, Mehrheiten in möglichst vielen Gebieten durch geschicktes platzieren von eigenen Einheiten zu erlangen (neudeutsch: area control), steht bei Alien Frontiers allerdings nicht im Mittelpunkt. Vielmehr ist der Weg das Ziel. Und der Weg besteht in diesem Fall aus vielen bunten Würfeln, Pardon: Raumschiffen.

Jeder Spieler besitzt zu Beginn eine Würfel-Raumschiff-Flotte einer Farbe, die anfangs aus drei Würfeln besteht, aber schnell auf bis zu sieben anwachsen kann. Ist man am Zug, würfelt man und dockt seine Raumschiffe je nach Augenzahlen an eine oder mehrere der zehn Raumstationen an, die den Planeten umkreisen. Nur wer seine Raumschiffe clever einsetzt, kann die eigene Flotte vergrößern, Treibstoff und Mondgestein abbauen (ja, Rohstoffe werden auch gelegentlich benötigt), andere überfallen und ihnen alles Mögliche klauen oder Alien-Technologien in Form von Karten erwerben. Es gibt zudem drei Raumstationen, die auf unterschiedliche Art helfen, Kolonien auf dem Planeten zu gründen. Das Andocken der Schiffe an die verschiedenen Raumstationen ist das Kernstück des Spiels und worker placement vom Allerfeinsten.

Alien Frontiers ist übrigens auch gar nicht so glückslastig. Es gibt eine ganze Reihe an Möglichkeiten, die gewürfelten Augenzahlen so zu manipulieren, dass sie einem besser weiterhelfen. Dies kann allerdings teuer werden. Es müssen also ständig Entscheidungen getroffen werden, denn das Würfelergebnis gibt nur eine grobe Richtung vor.

Natürlich kann nicht jedes Schiff überall andocken und strategisches Denken ist gefragt. Wie gesagt, der Weg ist das Ziel, und es ist durchaus nützlich, zuerst weitere Raumschiffe zu bauen, Technologien zu erwerben oder ein paar Rohstoffe für künftige Aktionen zu horten.

Die Interaktion mit den Mitspielern ist in Alien Frontiers größer als in vergleichbaren Spielen. Raumschiffe bleiben bis zum nächsten Zug an den Stationen, man kann also gewisse Aktionen für die Mitspieler blockieren. Einige Alien-Technologien erlauben es, Kolonien zu versetzen oder anderen Karten zu stehlen. Ganz fies wird es, wenn man zum Raubzug ansetzt und vier Rohstoffe von einem oder mehreren Mitspielern stiehlt.

Vor lauter würfeln und horten sollte man den Planeten und seine acht Territorien allerdings nicht zu lange aus den Augen lassen, denn jede Kolonie und jede Mehrheit bringt sofortigen Einfluss sowie Vergünstigungen an den Raumschiff-Stationen. Einfluss und Vergünstigungen kann man natürlich auch wieder verlieren, sodass es auf der alles entscheidenden Einflussleiste rauf und runter geht. Wer früh führt, sieht sich oft einer Schar von Verfolgern gegenüber, die, wenn sie zusammenarbeiten, eine klare Führung in kürzester Zeit pulverisieren können.

Das alles sollte man vor allem gegen Ende des Spiels im Hinterkopf behalten, denn sobald ein Spieler die sechste (bzw. achte, in der Partie zu zweit) Kolonie gegründet hat, ist das Spiel vorbei. Es kann also durchaus ratsam sein, Schiffe und Rohstoffe für die große Schlussoffensive zu sammeln und dann vom hinteren auf den vordersten Platz zu schießen.

Alien Frontiers ist ein großartiges Worker-Placement-Spiel, das thematisch sehr stimmig ist, in allen Besetzungen gut funktioniert und schnell von der Hand geht. Endloses Grübeln entfällt, da man zwar unter verschiedenen, aber eben nicht unübersichtlich vielen Möglichkeiten wählen kann.

Es kommt echte Weltraumatmosphäre auf, was auch an der grandiosen grafischen Gestaltung des Spiels liegt! Es ist im Retro-Science-Fiction-Stil gehalten, also ungefähr so, wie man sich vor über fünfzig Jahren die Zukunft vorgestellt hat. Passend dazu werden Sci-Fi-Fans einige ihrer Legenden in den Namen der Territorien wiedererkennen. Da gibt es unter anderem einen (Isaac) Asimov Crater, die (Stanislaw) Lem Badlands, und das (Ray) Bradbury Plateau.

Allerdings muss man sich trotz aller Strategie manchmal von den Würfeln leiten lassen. Wem das schon ein zu großes Glückselement ist, der ist mit Alien Frontier eventuell nicht so gut bedient. Das gilt auch für Spieler, die es nicht gut verkraften können, wenn ihnen einmal Erworbenes wieder gestohlen wird. Allen anderen ist Alien Frontiers wärmstens zu empfehlen, zumal es als eines der wenigen Spiele dieses Genres in den unendlichen Weiten des Weltalls angesiedelt ist. Diese Abwechslung tut besonders gut!

Englische Spielanleitung

Infos zu Alien Frontiers

  • Titel: Alien Frontiers
  • Verlag: Clever Mojo Games
  • Autor: Tory Niemann
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 13
  • Dauer in Minuten: 60 - 90
  • Jahrgang: 2010

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2 Kommentare

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Schwanenritter 8. Februar 2015 at 12:12

Die deutschesprachige Spielregel ist eine Katastrophe – Bleiwüste pur….

Konnte mich daher noch nicht durchringen mich in diese Bleiwüste einzuarbeiten….

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Hendrik Breuer 8. Februar 2015 at 18:45

Als ich diese Rezi geschrieben habe, gab’s noch keine dt. Version des Spiels. Die englische Anleitung war aber ziemlich klar, soweit ich mich erinnere. Wenn man Englisch spricht, kann man sich die vllt runterladen?

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