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Fredericus

Fredericus von

Kaiser Friedrich II. war im 13. Jahrhundert eine Ausnahmegestalt, sein zeitgenössischer Beiname „stupor mundi“, das Staunen der Welt, erscheint im Rückblick mehr als verdient. Er beschäftigte sich in seiner Freizeit unter anderem mit der Beizjagd und der Architektur, wir verdanken ihm das Buch „Von der Kunst mit Vögeln zu jagen“ und das Castel del Monte.

Alle diese hochklassigen Elemente werden im vorliegenden Spiel aufgegriffen. Das handtellergroße Spielbrett stellt besagte achteckige Burg dar, die von den Falknern des Kaisers gegen antike und mittelalterliche, flugfähige Fabelwesen verteidigt wird. Soweit die Grundidee des Spiels und genauso weit trägt sie auch nur: bis zum Einleitungstext.

Die Schachtel im Kleinformat enthält den klappbaren Spielplan, der das Castel del Monte in der Draufsicht zeigt. Darauf tummeln sich die Beizvögel, von denen jeder Spieler einen hohen hölzernen Spielstein, den Falken, und einen niedrigen, den Habicht erhält. Dazu kommen die Wettchips. Wetten, bei der Verteidigung einer Burg mit Greifvögeln? Der Spielplan an sich ist ansprechend gestaltet, leider ist die Faltung des Testexemplars so, dass der Spielplan nur mit Gewalt flachliegt. Weiteres Spielmaterial liegt als Karten bei. Dazu gehören Landschaftskarten als Bäume oder Himmel, kaiserliche Siegel, Falknerkarten zur Zuordnung der Spielfarbe zum Spieler, eine Anfangsspielerkarte und eine Spielendekarte, die eine romantische Profildarstellung des Kaisers ziert. Zusätzlich noch die 24 Auftragskarten und die 32 Fabelwesenkarten, die die Angreifer zeigen.

Acht verschiedene Monstrositäten greifen die Burg an, Wesen obskurster Herkunft, die nur eins gemeinsam haben, sie sind flugfähig. Man muss dem Rechercheur des Verlags schon Respekt zollen, eine solche dubiose Ansammlung verlangt schon Arbeit. Dem geneigten Leser möchte ich sie hier aufzählen: Basilisk, Lindwurm, Cockatrix, Peryton, Jaculus, Stinfalus, Strix und Anfisbena. Was dem Autor und dem Verlag vielleicht entgangen ist, kaum eines dieser mythischen Wesen kann auch nur im Entferntesten von einem Beizvogel erlegt werden.

Die grafische Darstellung der Karten reiht sich ein. Die Landschaftskarten sind pastellfarben, die Fabelwesen dafür sehr modern und farblich "knallig". Die Falknerkarten eröffnen mit ihrem realistischen Stil eine neue Richtung ebenso wie die romantisierende Darstellung des Kaisers. Dafür sind die Siegel realistisch dargestellt. Ein bunter Stilmix wie das Spiel selbst.

Doch zum Spielablauf. Begonnen wird mit der Landschaft rund um das Castello. Dazu werden die Baum-, Himmel-, Siegel- und Fabelwesenkarten zusammengemischt und in acht Säulen sternförmig rund um das Spielbrett ausgelegt. Jeder Spieler erhält die Falknerkarte und die Spielfiguren, zwei Vögel und den Wettstein, seiner Farbe. Die Auftragskarten werden gemischt und jeder Spieler zieht verdeckt eine. Unter die letzten vier Karten des Stapels wird noch die Spielendekarte gemischt und die Spieler verteilen ihre Vögel auf dem Wehrgang der Burg. Der Startspieler erhält die Startspielerkarte und Rückhand den Auftragsstapel.

Ist ein Spieler an der Reihe muss er vier Aktionen durchführen. Er kann die Landschaft verändern. Dazu verschiebt er die Karte am äußersten Ende einer Reihe an das Ende einer benachbarten Reihe. Er kann aber auch einen seiner Beizvögel um ein Feld auf dem Wehrgang bewegen. Als dritte Möglichkeit kann er gegnerische Greifvögel verkappen, sie also für diese Runde von der Jagd ausschließen. Dazu müssen die äußersten Karten der benachbarten Reihen Bäume zeigen. Verkappte Vögel kommen in den Hof. Unabhängig davon stehen ihm noch drei weitere Optionen offen, die nicht zum Vier-Aktionen-Limit zählen: Zeigen die beiden äußersten Karten der benachbarten Reihen Himmel und die Reihe ein Fabelwesen, in der der eigene Falke steht, so wird dieses geschlagen und der Spieler erhält die Karte. Zeigen die beiden äußersten Karten der benachbarten Reihen je einmal Himmel und Bäume und die Reihe ein Fabelwesen, in der der eigene Habicht steht, so wird dieses geschlagen und der Spieler erhält die Karte. Zeigen die beiden äußersten Karten der benachbarten Reihen kaiserliche Siegel, kann der Spieler die dazwischen liegende Reihe von innen nach außen umdrehen und erhält dafür zwei extra Aktionen und eine Auftragskarte. Am Ende seines Zuges kann der Spieler schließlich eigene, verkappte Vögel wieder aktivieren und zurück auf den Wehrgang setzen.

Nun ist auch die Zeit für den Wettchip gekommen. Der Spieler legt den Chip auf den Turm der Reihe, von der er glaubt, dass einer der anderen Spieler einen Fang macht. Glaubt er nicht an einen Fang im Verlauf der Runde, legt er den Chip in die Mitte des Bretts. Gewinnt er, erhält er eine Auftragskarte. Nun ist der nächste Spieler an der Reihe. Solange bis der Kaiser gezogen wird oder ein Spieler sein achtes Fabelwesen erlegt. Jetzt werden die Siegpunkte verteilt. Für jedes Fabelwesen und für jede Auftragskarte gibt es einen Punkt, für die Spielendekarte zwei und für die Paarungen Auftragskarte-Fabelwesen aufsteigend Punkte. Damit können maximal 56 Punkte erreicht werden. Bei weniger als vier Spielern werden die Karten entsprechend vermindert.

Insgesamt funktioniert der Mechanismus, richtige Spannung will aber keine aufkommen. Dem individuellen Missbrauch historischer Persönlichkeiten sind ja leider keine Grenzen gesetzt, die Kombination von Fabelwesen, Beizjagd, Wetten, Aufträgen, Verteidigung und Friedrich II. wirkt aufgesetzt und konstruiert. Leider eine verlorene Gelegenheit für den Mechanismus und den Themenkomplex um das „Staunen der Welt“. Wolfram Troeder

Unser Tipp Es gibt zum Herunterladen von der Website des Herstellers eine strategische Variante, bei der offene Auftragskarten ausliegen.


Infos zu Fredericus

  • Verlag: DV Games
  • Autor: Eligio Cazzato
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 40
  • Jahrgang: 2005

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