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Knisterkiste

Knisterkiste - Ausschnitt - Foto von ATM Gaming

Für Paare

Traditionell ist es nicht einfach, bei uns einen Rezensenten oder gar eine Rezensentin für „Erwachsenenspiele“ der anderen Art zu finden. Also bleibt es meistens Chefsache. So auch hier, denn das Kartenspiel Knisterkiste von ATM Gaming ist wieder einer dieser Titel. Der Name deutet es schon an: Es geht – zumindest auch – um das, was erwachsene Menschen miteinander so treiben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Autoren Felix und Nico gehen dabei einen gewagten Balanceakt zwischen Kennenlernspiel und tendenziell erotische Inhalte ein. Der Spaß ist für zwei Personen ab 16 Jahren und dauert bis zu einer Stunde.blank

Vorab das Fazit für die schnelle Leserschaft

Knisterkiste ist ein Medium, das zwei Menschen die Möglichkeit bietet, sich näher kennenzulernen. Die Fragekarten eröffnen Schlachtfelder der Kommunikation, die zwischen Banalität und erotischem Knistern pendeln. Gegenüber Titeln wie Privacy – Scharf wie Chili, Lustprinzip, My Love oder Traumpaar Gesucht kann es phasenweise gut bestehen, setzt aber zu wenig eigene Akzente. Ein Tipp für Paare, die ohne Hilfsmittel nicht verbal die Tiefen des Gegenübers auszuloten vermögen.

Was ist das Ziel von Knisterkiste?

Der Titel ist Programm. Durch neckische Fragen soll sich das Paar zum gegenseitigen Kennenlernen treiben. Ähnlich wie bei My Love stellen sich mit Unterstützung der Karten beide Fragen. Diese Fragen enthalten teilweise Aufforderungen für mäßig heikle Aktionen. Durch diese Fragen sollen sich beide besser kennen und lieben lernen. Ob das gelingt, hängt aber wie bei den meisten dieser Paarspiele extrem davon ab, ob beide ehrlich sind und sich auf dieses Spiel einlassen.

Knisterkiste - die Rubriken der Karten - Foto von Michael Weber

Wie funktioniert das?

Mechanisch bietet Knisterkiste überhaupt nichts, was irgendwie nennenswert wäre. Die Karten liegen in der Schachtel bereit. Gegenseitig stellt sich das Paar jeweils eine Frage. Daraus soll ein Gespräch stattfinden, an dessen Ende ein Fazit von beiden folgen soll. Das war es dann auch schon, was die Regeln angeht. Gewinner ist die Zweisamkeit.

Karten für verschiedene Stimmungen und Themen

In der Praxis bedeutet das, sich Zeit füreinander zu nehmen. Beide suchen sich ein paar Fragen aus und stellen sich diese dann. Damit die Kärtchen auch zur Stimmung und zum Fortschritt des Kennenlernens passen, sind diese zweifach eingeteilt. Zum einen in drei Stimmungen: „Flirt“, „Leidenschaft“ und „Einklang“. Bei „Flirt“ geht es teilweise bereits in die Tiefen und bei Leidenschaft wird es theoretisch prickelnd. Außerdem erfolgt die Einteilung in fünf Themengruppen, die sich in allen Kategorien wiederfinden: „Über mich/dich“, „Unsere Beziehung“, „Stell dir vor“, „In der Kiste“ und „Überraschung“. Erklärungsbedürftig ist in erster Linie die Gruppe „Überraschung“. Diese Karten enthalten Gutscheine, die die andere Paarhälfte bei passender Gelegenheit einlösen kann. Beispiel: „Gutschein für aufregende Liebe an einem ungewöhnlichen Ort“. Die Ausgestaltung ist dann wieder Sache des Paares.

Knisterkiste - Karten mit Stimmung Leidenschaft - Foto von Michael Weber

Die Karten und ihre Texte

An diesem Beispiel wird der entscheidende Punkt deutlich: Die Qualität der Kartentexte bleibt der Knackpunkt. Das gilt für Knisterkiste ebenso wie für andere Paar-Kennenlernspiele. Um einen groben Überblick zu behalten, liste ich ein paar Kartentexte auf:

  • Gutschein für das Ausprobieren einer neuen Aktivität (Theater, Tanzen, Sport)
  • Welche Erfahrung sollte jeder Mensch mindestens einmal im Leben machen?
  • Was hältst du von sexy Rollenspielen?
  • Würdest du dich beim Sex filmen lassen?
  • Wie habe ich mich verändert, seitdem wir uns kennen?
  • Was bringt dich in Stimmung?
  • Beschreibe den perfekten Samstagabend

Knisterkiste - Karten mit Stimmung Flirt - Foto von Michael Weber

Damit ist das Pendeln zwischen Banalität und Erotik bereits angedeutet. Wer mehr herausfinden möchte, muss sich Knisterkiste einfach zulegen. Was deutlich wird: Die Karten sollen Gespräche und vielleicht auch die eine oder andere Aktion befeuern. Das festigt die Beziehung und fördert das Kennenlernen. In der Theorie klingt das auch alles ganz schön. Zumal ja beide Beteiligten sich die Karten aussuchen können, also gezielt nach bestimmten Bereichen fragen dürfen.

Zeit miteinander verbringen und kommunizieren

Ein Paar sollte eigentlich in jeder Phase der Zweisamkeit in der Lage sein, sich zumindest behutsam verbal auszutauschen und dabei auch tendenziell brenzlige Themen anschneiden können. Aber: Natürlich ist das auch eine individuelle Sache. Nicht alle öffnen sich so leicht. Ob im Zweifelsfall Karten wirklich helfen oder eher als Druck empfunden werden, ist eben aber offen. Für Paare kann Knisterkiste daher eine Bereicherung sein und den Weg zu mehr Vertrautheit öffnen.

Knisterkiste - Karten mit Stimmung Einklang - Foto von Michael Weber

Auf Knisterkiste einlassen oder nicht?

In der Praxis allerdings wirken die meisten Fragen entweder zu beliebig oder sind je nach eigener Einstellung möglicherweise grenzwertig. Es kann funktionieren, damit das Kennenlernen oder die Partnerschaft aufzupeppen. Allerdings denke ich, dass dies nur in wenigen Fällen wirklich nachhaltig funktionieren wird. In der Frühphase einer Beziehung oder beim Kennenlernen müssen beide ausreichend Vertrauen haben und sich öffnen wollen. Das ist meistens noch nicht der Fall. In der gefestigten Beziehung sind diese Fragen nur in Ausnahmen zielführend. Aber am Ende ist es wie bei anderen Erotik- und Kennenlernspielen bei vorhandener Bereitschaft individueller „Geschmack“, ob dieses Prinzip funktioniert und Spaß macht.

Gewinner ist das Wir

Knisterkiste - Schachtel mit Karten - Foto von ATM Gaming

Bleibt noch ein Punkt herauszustellen: Bei Knisterkiste ist der Weg das Ziel. Es gibt keine weiteren Regeln, außer Karten auszusuchen und Antworten zu geben. Es gibt daher auch keine Punkte, keinen Sieger. Aber es gibt einen Gewinner, wenn alles funktioniert: das Wir. Wer sich auf diese Art von Spielen einlässt, erhält ein Fundus für die weitere Kommunikation über und unter der sinnbildlichen Gürtellinie. Allerdings fehlen eigene Kniffe, die es gegenüber Titeln wie My Love oder Liebesgeflüster heraushebt. Als Spiel überzeugt Knisterkiste daher nicht. Als Anreiz zum Kennenlernen kann das dagegen ganz anders aussehen. Voraussetzung ist eben, sich einzulassen und zu öffnen.

Infos zu Knisterkiste

  • Titel: Knisterkiste
  • Verlag: ATM Gaming
  • Autor: Felix, Nico
  • Spieleranzahl (von bis): 2
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 16
  • Dauer in Minuten: 15-60

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1 Kommentar

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Axel Bungart 13. Mai 2022 at 10:56

Das erinnert mich an ein Buch „Alles über uns“, das denselben Zweck in Buchform erfüllt(e). Das war damals aber tatsächlich irgendwie ein witziges Ding, das in der Kennenlernphase durchaus zu Nähe mehr führt. Aber wie Du schon sagst: Wenn man es will. Insofern glaube ich, dass das auch als Spiel funktionieren kann.

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