Der ewige Kampf des Todes um die Seelen der Verstorbenen ist das Thema dieses neuen Werkes aus der „Schwarzen Reihe“ von Sphinx. Als schwarzer und weißer Tod versuchen die Gegenspieler, möglichst viele Personen ins Jenseits zu befördern. Diese Figuren werden zu Beginn kreisförmig ausgelegt – die Totenuhr, um die die Figur des Todes ihren Tanz aufführt. In jeder Runde legen die Spieler zunächst ihre Aktionen fest, meist Bewegungen des Todes oder des Uhrzeigers, und führen diese dann abwechselnd durch. Unter gewissen Bedingungen kann danach noch ausgewürfelt werden, ob eine Person einem der Spieler anheim fällt, wofür dieser dann Punkte erhält. Zusätzlich besitzt jede Person noch eine besondere Fähigkeit, welche ebenfalls im Rahmen einer Aktion aktiviert werden kann … Natürlich nur, solange sie noch unter den Lebenden weilt. Haben alle das Zeitliche gesegnet, endet das Spiel und der Sieger wird ermittelt. Zwei weitere Endbedingungen sind eher technischer Natur und sollen hier nicht weiter behandelt werden.
Totentanz ist vom Autor augenscheinlich als Gesamtkunstwerk konzipiert – das beweisen die Hinweise auf eigene Lyrik zum Thema auf der Webseite des Verlags oder die weiterführenden Links zum Thema aus verschiedenen Bereichen. Das Spiel selbst weist einige hübsche und durchaus neuartige Ideen auf, wirkt aber leider nicht vollständig durchdacht. So gaukelt das verdeckte Auswählen der Aktionen Handlungsfreiräume vor, die de facto kaum existieren (ebenso wie der hierzu eigentlich nötige Sichtschirm). Dass der Tod einer Figur ausgewürfelt wird, konterkariert das vorherige taktische Geplänkel. Zwar lässt sich das Risiko durch entsprechendes Spiel minimieren oder auch völlig ausschalten, doch können andererseits Glückswürfe viele Punkte bringen. Hauptproblem ist aber, dass das Spiel sich in eine Sackgasse manövrieren lässt, wenn bestimmte Personen mit ihren speziellen Eigenschaften nicht mehr leben und die Anordnung der restlichen Karten innerhalb der Totenuhr ungünstig ist. In den Testpartien war es beileibe kein Einzelfall, dass man sich nach langem Hin und Her schließlich auf Unentschieden durch Abbruch einigte.
Letzte Worte: Aufgrund der genannten Schwächen ist Totentanz lediglich für Sammler und Freunde schräger Themen geeignet, trotz der stimmungsvoll gestalteten Karten. Hier fehlt eindeutig eine vernünftige redaktionelle Aufbereitung, um das vorhandene Potenzial auszureizen. In der vorliegenden Fassung wirkt das Spiel jedoch leider unausgereift und ist nicht empfehlenswert.
Gegendarstellung und Spieltipps:
Autor und Hersteller Henning Poehl (Sphinx Spieleverlag) möchte betonen, dass das Spiel Totentanz über ein Jahr von ihm sorgfältig redaktionell bearbeitet wurde. Das Spiel wurde von der Verlagsredaktion unzählige Male getestet, ohne dass die von Frank Biesgen geschilderten Probleme auftraten. Nach Ansicht des Sphinx Spielverlages läuft das Spiel rund, wenn alle Möglichkeiten der Regel genutzt werden.
Die im Text angesprochene so genannte Sackgasse ergibt sich logischerweise aus dem Sterben der Leute und ist ein Mechanismus des Spiels, der besonders deutlich hervortritt, wenn man zur falschen Zeit, die falschen Leute umbringt, weil man Punkte "raffen" möchte. Dass es hier ein "langes hin und her" geben soll, kann von der Redaktion nicht nachvollzogen werden, weil die besagte Sackgasse zwangsläufig dazu führt, dass das Spiel "rasch"(!) zu Ende geht. Der führende Spieler muss lediglich seine Aktionspunkte dazu nutzen, die Uhr möglichst schnell vorzustellen oder selber fleißig auf den Sanduhren der Verstorbenen laufen (dann sollte die Totenuhr aber eine niedrige Uhrzeit zeigen), um das Spiel vorzeitig durch die in der Kritik nicht näher erläuterten anderen Endbedingungen zu beenden. Dieses sind nach Ansicht der Redaktion, die wesentlichen Endbedingungen, mit denen man bei geschickten Spiel schon nach 15 Minuten zum Sieger werden kann.
Die Mechanismen sind so konzipiert, dass das Spiel eigentlich zu einem schnellen Ende führt, wenn es nicht mehr weiter geht. Es ist nicht Ziel des Spiels, alle Personen, die an der Totenuhr ausliegen, zu töten. Das wäre, wie von Frank Biesgen richtig geschildert, ein schwieriges und langwieriges Unterfangen. Das Spiel bietet aber gerade Mechanismen, das Spiel wesentlich früher zu beenden.
Diese Mechanismen sollte ein Spieler, sobald er eine Führungsposition erreicht hat, unbedingt nutzen, um das Spiel zu seinen Gunsten zu beenden. Nutzt er diese Mechanismen nicht, wird das Spiel zunehmend glücksabhängig und schwerfälliger. Augenscheinlich hat Frank Biesgen diese Mechanismen nicht genutzt. Es sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen: Es geht in Totentanz nicht darum, die meisten Toten zu produzieren oder etwa alle Lebenden ins Jenseits zu befördern. Ziel des Spiels ist es zum Spielende, dass auf verschiedene Weisen erreicht werden kann, die meisten Punkte zu haben. Das kann man auch mit einem einzigen Toten, den man zur richtigen Uhrzeit gesammelt hat, schaffen.
Infos zu Totentanz
- Verlag: Sphinx Spieleverlag
- Autor: Henning Poehl
- Spieleranzahl (von bis): 2
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
- Jahrgang: 2005
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