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Amyitis

Amyitis von Reich der Spiele

Die Hängenden Gärten der Semiramis, wer kennt sie nicht und hat nicht schon oft im Schatten ihrer lauschigen Palmenhaine verweilt? Ganz gewiss niemand, denn wie der kultur- und geschichtsinteressierte Leser aus der Anleitung erfährt, wurde das antike Weltwunder vom babylonischen König Nebukadnezar II. zu Ehren seiner Frau Amyitis errichtet. Also nix Semiramis.

Trotzdem Babylon, und deshalb tauchen auch wieder die üblichen Verdächtigen auf: Bauern, Händler, Kamelkarawanen und orientalische Spezialitäten aller Art. Doch langsam: Die Hängenden Gärten sollen gebaut werden. (Dabei handelt es sich übrigens um terrassenförmige Anlagen, keineswegs um schwebende oder übereinander angeordnete Grünzonen.) Dafür sind Pflanzen und bewässerte Felder nötig. Während für die Bewässerung spezielle Ingenieure benötigt werden, müssen die Pflanzen von einer Karawane besorgt werden, die auf einem separaten Plan von Stadt zu Stadt zieht. Kamele erhält man von Händlern und Bauern bringen auf den Feldern die Ernte ein. Mit Priestern dagegen kann man sich in drei verschiedenen Tempeln engagieren und zusätzliche Boni ergattern. Alles klar?

Nein, niemand dürfte das Spiel wirklich verstanden haben, ohne es nicht mindestens zwei oder drei Mal gespielt zu haben. Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwierig, denn in jeder Runde wird eine bestimmte Anzahl Arbeiterkarten in Dreierreihen ausgelegt. Reihum werden diese abwechselnd gewählt und eingesetzt. Zu beachten ist dabei eigentlich nur, dass nur die erste Karte jeder Reihe kostenlos ist und weitere Karten entsprechend bezahlt werden müssen. Am Rundenanfang gibt es somit eine gewisse (zufällige) Auswahl an möglichen Aktionen, doch dann schränkt sich das Angebot schnell ein.

Eine ähnliche Knappheit herrscht auch an anderen Stellen vor. Beispielsweise gibt es fünf verschiedene Handelswaren, die nicht immer alle erhältlich sind. In den von der Karawane besuchten Städten wird aber nicht wild getauscht, sondern stets nach einer bestimmten Sorte Ausschau gehalten. Wie bei den Arbeiterkarten gilt also auch hier: Man muss einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein, die richtigen Leute engagieren und die richtigen Waren einkaufen. Letzteres ist besonders wichtig, denn wer zu viele Warenplättchen hortet und diese nicht eintauschen kann, dem verrotten diese am Rundenende.

In den Städten erhält man Prestigepunkte, Palastausbauten, zusätzliche Einkünfte, Unterstützung bei der Bewässerung und vieles mehr. Kurzum: Dies ist der Knotenpunkt des Spielmechanismus. Doppelt schwierig, denn zum einen muss die Voraussetzung zum Handel in den Städten erfüllt werden, zum anderen muss die jeweilige Stadtaktion auch in die eigene Strategie passen.

Sobald die Gärten dann (nahezu) fertig gestellt sind, zählen natürlich nur noch die Prestigepunkte, die man im Verlauf der Partie ergattern konnte. Zuzüglich eventueller Boni für Palastausbauten und übrig gebliebener Waren.

Amyitis (Ystari Games) ist definitiv keine leichte Kost, sondern eine organisatorische Herausforderung. Für Freunde komplexer Angelegenheiten (=Kameltreiber, die sich auch durch schwer verständliche Anleitungen kämpfen, um ihre Talente zu vermehren) bedeutet dies eine lohnenswerte Arbeit, denn nach einer handvoll Partien wird man mit dem Mechanismus warm und bekommt ein Gefühl für die Handlungsoptionen. Auch wenn die zufällige Kartenauslage nicht allen Spielern gefallen mag, sind die Komponenten doch insgesamt so ausgeglichen, dass sich Amyitis bei jeder Besetzung ähnlich gut spielt. Und deshalb eine ganz klare Kaufempfehlung verdient. Hoffen wir also, dass Amyitis nicht ganz so schnell vergessen sein wird wie Nebukadnezars Frau …

Infos zu Amyitis

  • Verlag: Ystari, HUCH!
  • Autor: Cyril Demaegd
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 90
  • Jahrgang: 2007

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