Clans of Caledonia ist ein Wirtschaftsspiel für bis zu vier Spieler. Der Name Caledonia wurde von den Römern geschaffen, die viele Jahre vergeblich versuchten, den nördlichen Teil Britanniens zu erobern. Thematisch im Schottland des 19. Jahrhunderts angesiedelt, wird mit Gütern wie Wolle, Käse und natürlich Whisky gearbeitet. Jeder wählt anfangs einen Clan mit speziellen Fähigkeiten, baut Produktionsketten auf, belegt hierfür Gebiete auf dem zentralen Plan und handelt über den Markt, leider nicht mit den Mitspielern, um Aufträge zu erfüllen. Nach fünf Runden wird beim Brettspiel Clans Of Caledonia von Juma Al-JouJou (Karma Games) abgerechnet.
Eingängige Aktionen bei Clans Of Caledonia
Die sieben Aktionsmöglichkeiten sind sehr eingängig. Ich baue Grundlagengewerbe wie Milchvieh oder Kornfelder, Weiterverarbeitendes wie Bäckereien oder Gelderzeugendes wie Sägewerke zu Fixkosten plus variablen Geländekosten. Das darf immer nur angrenzend zu Eigenem, Bestehendem passieren. Also interessiert mich eine Erhöhung meiner Reichweite. Da kommt die Schifffahrt ins Spiel, die mich auf den mit Flüssen und Seen durchsetzten Hexfeldern des zentralen Spielplans übersetzen lässt. Auf dem Markt können die sechs Waren des Spiels gehandelt werden. Nach einem einfachen Prinzip steigen und fallen die Preise pro Kauf und Verkauf. Allerdings ist der Handel durch die Anzahl meiner Händler limitiert, die ich aber erhöhen kann. Das Annehmen und Erfüllen von Exportaufträgen ist das A und O der Punktegenerierung. Dafür benötige ich die Waren in unterschiedlicher Stückelung. Die letzte Möglichkeit besteht in der technischen Verbesserung meiner gelderzeugenden Holzfäller und Bergarbeiter und damit deren Einkünfte.
Am Rundenende gibt es eine Bonusausschüttung an Siegpunkten für z. B. die Anzahl der aktuellen Arbeiter oder der bebauten 5er- und 6er-Gebiete. Diese zufällig gezogenen Marker liegen von Beginn an offen und sind somit planbar. Erfüllte Exportaufträge geben neben direkten Siegpunkten und Geldwerten immer eine der drei Importwaren. Diese werden am Spielende nach einem Häufigkeitsschlüssel mit drei, vier oder fünf Punkten multipliziert.
Clans Of Caledonia – Gute Mischung aus bekannten Komponenten macht ein Top-Spiel
Was sich bis hierhin vielleicht knochentrocken liest, ist eingebettet in eine sehr schöne Ausstattung an Holzfiguren und graphisch wunderbar gestaltetem Material sowie mit einem sehr spannenden Spielsystem versehen. Ein hoher Grad an Variabilität ist gegeben durch den doppelseitigen, vierteiligen Spielplan, die Clanfähigkeiten, unterschiedliche Startressourcen und Bonuswertungen.
Es ist nie ganz klar, ob der direkte Warenerwerb auf dem Markt mich günstiger fahren lässt oder die zeitaufwändigeren Eigenproduktionen, da diese immer erst in der nächsten Runde zur Verfügung stehen. Den Käse nur auf dem Markt zu kaufen, ist kostenintensiver, als früh ein Käseimperium aufzubauen. Offen bleibt, ob dann auch in den nächsten Runden genügend Aufträge mit Käsebedarf kommen? Tatsächlich lässt sich die Wertigkeit der Importgüter, die ein Teil der Gewinne aus den Aufträgen darstellen, in der Schlusswertung kaum genau vorher bestimmen, aber das macht einen wichtigen Teil der Spannung des Spiels aus.
Ich erlebte Clans of Caledonia ob zu zweit, zu dritt oder zu viert als gleichermaßen fesselnd. Je mehr Grübler am Tisch sitzen, umso länger kann es dauern, besonders im Spiel zu viert. 75 Minuten zu zweit und 125 Minuten zu viert als reine Spielzeit war der Durchschnitt zuzüglich der Regelerklärung von guten 40 Minuten. Das angebotene Solospiel stellt eine besondere Herausforderung dar, hierbei auf viele Punkte zu gelangen, bedarf einer intensiven Optimierung.
Was gefiel mir nicht an Clans Of Caledonia?
Die Interaktion ist begrenzt und besteht im Wegschnappen der lukrativsten Aufträge und Bauplätze, sowie im Nachbarschaftsbonus, welcher beim Bau in der Nähe anderer Spieler ausgelöst wird und vergünstigten Erwerb von bestimmten Waren ermöglicht.
Im Zweierspiel ist der verkleinerte Spielplan schwer zu unterscheiden vom restlichen Gelände. Die Siedlungswertung am Schluss beschert einen ordentlichen Punkteberg. Diese ist leider wenig eingängig und durch die zu berücksichtigenden Schiffsverbindungen ist es schwer, eine Übersicht zu gewinnen.
Mittelkomplexes Brettspiel
Dieses Spiel ist im oberen Bereich der mittelkomplexen Spiele einzuordnen. Der Zugang ist leicht, was Einsatz und Wirkung der eigenen Möglichkeiten angeht. Trotzdem wird es Erstspielern einiger Hinweise bedürfen: Die Clanfähigkeiten sollten tunlichst genutzt werden, sonst geht Potenzial verloren. Der rasche Aufbau von Geldeinkünften ist ein Schlüssel, die konzentrierte Erfüllung von Aufträgen ein zweiter. Die Spielräume dafür sind breiter, als es den Anschein hat. Der wichtigste Weg, um viele Siedlungen für die Schlusswertung zu haben, besteht im Schlachten der Tiere, da so Zwischenräume auf dem Gelände entstehen. Eine langfristige Planung ist dafür von Nöten, immer wieder abwechselnd die Tiere auf den Spielplan aufzustellen und dann aber auch Aufträge zu nehmen, für welche selbige gebraucht werden.
Viele der Aktionen im Spiel wirken bekannt. Die Puritaner schreien, das habe ich als Mechanismen doch schon hier gesehen und das dort. Geschenkt. Das Risiko für Autor und Verlag besteht doch immer in der Beliebigkeit und damit im raschen Vergessen durch die folgenden Spiele. An die römischen Straßen erinnert sich jeder, was die Folgestaaten aus ihnen machten, wie sie gepflegt und verbessert wurden, darüber weiß nur der Spezialist Bescheid. Ich will damit sagen, es ist ein süßes Gift, auf vieles bekannt Bewährte zuzugreifen und damit vielleicht wieder rasch vergessen zu werden. Mir gefiel jede Partie Clans of Caledonia, und der Reiz, es erneut zu spielen, ist groß!
Infos zu Clans Of Caledonia
- Titel: Clans Of Caledonia
- Verlag: Karma Games
- Autor: Juma Al-JouJou
- Spieleranzahl (von bis): 1-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
- Dauer in Minuten: 30 pro Spieler
- Jahrgang: 2017
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