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Ulysses

Ulysses von Winning Moves

So kann’s gehen: Eben noch gefeierter Kriegsheld, nun ein heimatlos Umherirrender auf dem Mittelmeer – der Fluch Poseidons hat Odysseus hart getroffen. In Ulysses übernehmen bis zu fünf Spieler die Rollen von Göttern, die sich einen Spaß daraus machen, die Irrfahrt nach eigenem Gutdünken zu lenken – und zu verlängern …

Auf einer schön illustrierten Karte des Mittelmeeres sind, kreuz und quer durch ein Linienwirrwarr verbunden, die Schauplätze gemäß Homers Odyssee abgebildet. Jeder Spieler bekommt (verdeckt) vier davon zugelost und versucht, Odysseus‘ in Troja startendes Schiff während der langen Reise nach und nach zu diesen Punkten zu führen. Wann immer einer der Zielorte erreicht wird, deckt der Spieler die betreffende Karte auf. Motor des Geschehens sind Aktions-Karten, von denen jeder Gott zu Beginn und beim Wechsel des aktiven Spielers eine bestimmte Anzahl auf die Hand bekommt.

Ist man am Zug, kommt es zunächst zum "Stärken der eigenen Position": Hier spielt man beliebig viele seiner Karten aus, zunächst bevorzugt Tempel-Karten, da es für jeden erbauten Tempel pro Runde eine Karte vom Nachziehstapel gibt; andere wirken wie Joker, oder verhelfen sofort zu zwei weiteren Karten. Auch können Orte mittels einer Plage blockiert werden – im zweiten Teil des Zuges schlägt man nämlich ein Ziel vor, zu dem Odysseus gelotst werden soll. Sind die Mitspieler damit einverstanden, wird das Schiff entsprechend versetzt. Allerdings kann auch durch Ausspielen einer Einspruch-Karte protestiert und ein alternatives Reiseziel vorgeschlagen werden. In diesem Fall haben die übrigen Spieler zu entscheiden, ob sie sich auf die Seite eines der Streithähne schlagen oder passen. Sind die Fronten geklärt, werden solange Einspruch-Karten gespielt, bis eine der Parteien die Mehrheit errungen hat, und Odysseus‘ Schiff wird weiterbewegt. Danach kann der aktive Spieler per Wind-Karte weiter am Zug bleiben oder es geht im Uhrzeigersinn und mit dem Nachziehen neuer Karten weiter.

Was sich innovativ und vor allem schön interaktiv anhört, entpuppt sich in der Praxis leider als nicht ausgereift: Da die Zahl der Tempel begrenzt ist, versucht man zunächst, möglichst viele davon zu errichten, um im weiteren Verlauf nicht unter Kartenmangel zu leiden. Danach sammeln die Spieler hauptsächlich Karten, bis sie sich "stark" genug fühlen, um ihr gewünschtes Ziel durchzusetzen – die folgenden Kartenschlachten sind zwar nicht ohne Reiz, erinnern aber durchaus an die 70er Jahre-Würfelorgien beim guten alten Risiko. Von der angekündigten Mischung aus Taktik und Bluff bleibt spätestens dann nichts mehr übrig, wenn ein Mitspieler vorgeprescht ist und nur noch einen letzten Zielort erreichen muss: Er wird in der Folge, trotz der Möglichkeit des Zielkartentauschs, zum Spielball seiner Mitspieler, da niemand mehr auf seine Vorschläge eingehen mag – auch eine Methode, die Irrfahrten des Odysseus authentisch nachzuvollziehen …

Eine nette Idee, deren Umsetzung unter einigen spieltechnischen Mängeln (und einer auch in der Neubearbeitung stellenweise nicht klar formulierten Regel) leidet. Wer jedoch bei TransAmerica schon immer die Möglichkeit vermisste, seinen Mitspielern Steine in den Weg legen zu dürfen, kann das auf einer ähnlichen Grundidee beruhende Ulysses gerne einmal antesten. Wie das Spiel allerdings in nur 45 Minuten beendet sein soll, wissen die Götter – die doppelte Zeit scheint eher angemessen.

Infos zu Ulysses

  • Verlag: Winning Moves
  • Autor: Andrea Angiolino, Piergiorgio Paglia
  • Spieleranzahl (von bis): 3 - 5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2001

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