Bei manchen Spielen kommt es schon ein wenig auf die richtige Werbung an. Stellt man zum Beispiel Ecogon aus dem Hause Gaia Games vor, dann bekommt man Kinder nicht unbedingt an den Tisch, wenn man ihnen vorschlägt, sich als Ökosystem-Designer zu versuchen. Versucht man jedoch, den Schulkindern ein wenig die Natur näher zu bringen und vielleicht gleichzeitig ein vermeintlich schwergängiges Thema im Heimat-, Welt- und Sachkundeunterricht mit Spaß am Spiel verständlicher zu gestalten, kommt das Interesse daran dann doch zum Vorschein. Erwachsene Mitspieler finden den Zugang dann eher über die schöne und nachhaltige Gestaltung oder den Mechanismus. Was beide Wege am Ende bringen, kann sehr unterschiedlich sein.
Wie spielt man Ecogon?
Dieses Spiel, dessen Titel sich aus Ecology (Ökologie) und Hexagon (Sechseck) zusammensetzt, kann wahlweise kooperativ oder in einem Wettstreit gegeneinander gespielt werden. Das schöne Material bestehend aus 20 Karten, 80 sechseckigen Plättchen mit Lebensräumen und Lebewesen auf ihnen und 80 Samen in unterschiedlichen Arten als Spielmarker macht wirklich einen sehr auffordernden Eindruck.
Egal für welche Variante ich mich entscheide: Ich habe grundsätzlich maximal drei Plättchen auf der Hand und kann so viele davon anlagen, wie ich kann und möchte. Wichtig ist dabei, dass die Lebewesen in Form von Tieren und Pflanzen je nach ihrem natürlichen Lebensraum nur an Wiesen oder Wäldern angelegt werden können, was farblich ersichtlich ist. Die Waldränder – der dritte Lebensraum – fungieren dabei als fließender Übergang und eine Art Brücke bzw. Joker.
Die Pflanzen haben auf ihren Plättchen noch verschiedene Symbole zur Kategorisierung, zum Beispiel der Baumart oder ob sie Blüten und/oder Früchte tragen. Auch die Tiere sind in Kategorien (Größen und Bewegungsart) eingeteilt, haben im unteren Bereich zudem aber Bedürfnisse und oben rechts auch Punkte, die sie einbringen, wenn sie etabliert sind. Um etabliert zu sein, müssen sie an einem passenden Lebensraum angrenzen und jedes ihrer Bedürfnisse (kleinere Tiere, Obst etc.) muss durch jeweils ein angrenzendes Plättchen befriedigt werden. Ist dies geschehen, so wird das Tier mit einem Samen markiert. In der kooperativen Variante bekommen alle die Punkte, im Wettstreit hat jeder seine eigene Samenart. Wer das letzte Bedürfnis anlegt, markiert das etablierte Tier – egal, wer das Tier grundsätzlich ausgelegt hat.
Kooperativ haben wir gewonnen, wenn mindestens doppelt so viele Siegpunkte gesammelt werden, wie Ereigniskarten im Spiel waren. Zwischen 5 und 20 können hier gewählt werden. Sie bestimmen die Länge der Partie und beeinflussen positiv oder negativ unser Ökosystem. Im Wettstreit gewinnt, wer am meisten Punkte, also Tiere, etabliert hat.
Lohnt sich das Brettspiel Ecogon?
Das Brettspiel Ecogon lebt ohne Frage von seinem detailverliebten Design, der schönen Gestaltung und dem nachhaltigen Material in Form von Samen. Wer sich auch nur ansatzweise der Natur verbunden fühlt, der lobt dieses Spiel allein schon aus diesem Gesichtspunkt.
Aber auch der Spielmechanismus weiß in den richtigen Runden durchaus zu gefallen. In meinen Runden war die bevorzugte Variante aber stets die kooperative, da der Wettbewerb immer wieder das Problem hatte, dass ein Karteneffekt immer noch gemeinsam beschlossen werden sollte. Am Ende kann die Person mit den derzeit wenigsten Punkten ein Patt zwar auflösen, wirklich einwandfrei flüssig spielt es sich aber nicht dadurch.
Bauen wir aber gemeinsam an unserem Ökosystem steigt der Spielspaß massiv. Hier sind unsere Plättchen auf der Hand offen auf dem Tisch und ohne aufdringlichen Alphaspieler wird gemeinsam miteinander diskutiert, um das Optimale aus den sich durch weitere Lebensräume und Karteneffekte stetig verändernden Gegebenheiten zu machen. In kurzen Spielen ist es uns immer gelungen, ein stabiles Ökosystem aufzubauen, aber mit steigender Kartenzahl und längerer Spieldauer lässt sich der Schwierigkeitsgrad sehr gut anpassen.
Zu empfehlen ist das Spiel aus meiner Sicht am ehesten mit drei bis vier Spielern. Bei mehr Teilnehmern kann es trotz kooperativer Spielweise auch etwas langatmig werden. In Runden mit Kindern kommt es zudem auch etwas auf das grundsätzliche Interesse für die Natur und deren Zusammenhänge an, da es ansonsten Gefahr läuft, zu sehr zu einem Lernspiel zu werden und mahnende Zeigefinger bei Kindern selten gut ankommen.
Ecogon ist kein Spiel, welches bei jedem Spieleabend zwingend auf den Tisch kommt und auch etwas stärker abhängig ist von der richtigen Zusammensetzung einer Gruppe. Für viele ist es doch ein anderes Spielgefühl, ob Heilmittel gegen Viren gefunden werden, wie bei Pandemie, oder ein funktionierendes Ökosystem aufgebaut werden soll. Beides hat seine Parallelen, aber eben auch andere Mechanismen und Wirkungen auf die Mitspieler.
Wer kooperative Spiele mag und wen das Thema nicht absolut abschreckt, der sollte dieses Spiel aber unbedingt mal probieren – es lohnt sich wirklich. Und auch Kindern kann es in der richtigen Stimmung und mit der richtigen Herangehensweise sehr viel Spaß machen.
Infos zu Ecogon
- Titel: Ecogon
- Verlag: Gaiagames
- Autor: Micha Reimer
- Spieleranzahl (von bis): 1-6
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Dauer in Minuten: 15-120
- Jahrgang: 2015
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