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Eivind Vetlesen über Europa Universalis: The Board Game

Prototyp - Europa Universalis: The Board Game - Foto von Aegir Games

Paradoxes Spielekonzept in die Brettspielsprache übersetzt

Eivind Vetlesen ist verantwortlich für den norwegischen Verlag Aegir Games. Aktuell entwickelt er eine Brettspielversion des PC-Spiels Europa Universalis. Wir haben ihn kurz vor der Spielemesse 208 in Essen zu diesem Vorhaben befragt. Das Spiel ist in Essen zu sehen, soll jedoch erst 2019 über eine Kickstarter-Kampagne realisiert werden.blank

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Eivind, Aegir Games arbeitet an der Aufgabe, Europa Universalis: The Board Game auf den Spieltisch zu bringen. Es ist eine Umsetzung des bekannten Computerspiels Europa Universalis von Paradox Interactive. Wann bist du auf diese Idee gekommen?
„Es ist eigentlich eine ziemlich lustige Geschichte. Sie begann, als ich vor ein paar Jahren einen Paardox-Mitarbeiter im Check-In am Flughafen Düsseldorf nach der Spielemesse in Essen getroffen hatte. Ich erzählte ihm etwas über meine Arbeit der Spieleentwicklung und meine Begeisterung für ihre Computerspiele. Wir sprachen dann über unseren Wunsch, Brettspiele zu ihren Titeln zu sehen. Wir schickten uns dann eine Weile E-Mails hin und her und ich zeigte ihm einige meiner Ideen. Aber Paradox war in dieser Phase noch nicht so weit, sich auf das Thema Brettspiele zu stürzen, da sie sehr stark mit einigen anderen Dingen beschäftigt waren. Dann nahmen sie letztes Jahr erneut Kontakt auf und ermunterten mich, ihnen einen Entwurf für Europa Universalis auf der Basis meiner bisher gezeigten Ideen vorzustellen. Glücklicherweise kam diese Präsentation gut an.“

War es schwer, die Rechte für die Umsetzung von Paradox zu bekommen? Wollten Sie die Entwicklung begleiten oder die endgültige Version sehen?
„Sie haben das Projekt von Anfang an begleitet. Zunächst musste ich einen Protoypen entwerfen und ihnen das Spielsystem vorstellen. Der Tabletop Simulator war dabei ein guter Weg, da sie in Stockholm sitzen und ich in Oslo. Den Vertrag haben wir gemacht, als der Prototyp genehmigt war.“

Bitte erklär unseren Lesern, worum es beim Brettsiel Europa Universalis geht und welche Unterschiede es dabei zum Computerspiel gibt.
„Ich glaube, die grundsätzliche Geschichte entspricht weitgehend der des Computerspiels. Du versuchst, ein Reich aufzubauen. Du startest im 15. Jahrhundert, im Zeitalter der Entdecker, und folgst diesem Ziel bis zur Ära von Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Unterschied ist, dass wir diesen Umfang auf das Medium Brettspiel herunterbrechen müssen. Das bedeutet, die Spieler werden nicht im gleichen Umfang in Details und Mikromanagement hinabtauchen können wie beim Computerspiel. Für die Hauptkampagne haben wir uns außerdem zunächst auf die großen europäischen Mächte als spielbare Nationen konzentriert. Diese Nationen sind etwas ausgefeilter als der Rest – mit mehr individuellen Ereignissen und Zielen. Zusätzlich wird es kürzere Szenarien geben, die asymetrisch sind, verschiedene Siegbedingungen beinhalten und die kleinen Nationen in den Brennpunkt setzen.“

Was ist Aufgabe der Spieler? Welche Mechanismen aus dem Computerspiel habt ihr eingebaut, welche anderen wichtigen Abläufe sind enthalten?
„Es ist ganz klar ein 4X-Spiel* mit einem historischen Kontext. Ziel ist, das Reich auszudehnen durch Erforschen, Führen von Kriegen, Schmiden von diplomatischen Allianzen und dem optimalen Ausnutzen der eigenen Ressourcen. Es wird die ganze Partie über Herausforderungen geben in Form von Ereignissen und den Ambitionen der Mitspieler, aber auch Zwischenziele, welche die Prioritäten für das eigene Reich verändern können.
Europa-Universalis-Spieler werden sich sofort auf der Karte zurecht finden, viele mögliche Aktionen wiedererkennen sowie das Konzept der Herrschermacht und die Art, wie Ratgeber zur Optimierung der Regierung angeworben werden können.“

* 4x-Spiele:
Der Begriff steht für Spiele, die dem Muster „explore, expand, exploit, exterminate“, also „auskundschaften, ausdehnen, ausbeuten und auslöschen“ folgen. Die vielleicht bekannteste PC-Spiel-Reihe dieser Art ist Civilization von Sid Meier.

Das Computerspiel Europa Universalis richtet sich an strategisch denkende Hardcore-Spieler. Wer wird das Brettspiel mögen – und wer nicht?
„Das Brettspiel versucht definitiv, ein Spielgefühl zu vermitteln, das die Fans von der Computerspielreihe kennen und lieben. Es ist ein Spiel der großen Strategie und wird hoffentlich Spielern gefallen, die dieses Genre mögen. Es ist jedoch mitnichten Erfahrung mit dem PC-Spiel Voraussetzung. Das heißt, wir zielen zwar nicht auf Gelegenheitsspieler ab, aber wir wollen ein Spiel veröffentlichen, das noch an einem Abend spielbar ist. Wenn du A Game Of Thrones oder Twilight Imperium magst, könnte das etwas für dich sein.“

Habt ihr Tipps für die erste Partie? Gibt es etwas, das Spieler unbedingt beachten oder vermeiden sollten?
„Achte darauf, was die anderen Spieler Machen. Ziehe nicht in den Krieg, ohne auf die Ressourcen und Prioritäten deiner Nachbarn zu schauen. Vergewissere dich, dass du die Ressourcen hast, um den Konsequenzen aus dem zu begegnen, was du selbst in Gang setzt.“

Europa Universalis ist ein komplexes Spiel. Gab es Schwierigkeiten, Teile des Computerspiels für das Brettspiel umzusetzen? Gibt es Pläne für Erweiterungen, die fehlende Mechanismen oder neue Ideen in das Spiel bringen?
„Es ist natürlich eine Herausforderung, ein komplexes Spiel wie dieses auf den Spieltisch zu bringen. Das schließt eine Menge harter Entscheidungen und klarer Prioritäten ein. Einige Fans werden alles aus dem Computerspiel im Brettspiel umgesetzt sehen wollen. Andere werden ein geradlinigeres Brettspiel haben wollen, das mehr wie ein entfernter Verwandter wirkt. Wir versuchen, die Teile zu behalten, die unserer Meinung nach die Spielerfahrung bei Europa Universalis ausmachen. Aber wir werden diese Teile in die Brettspiel-Sprache übersetzen.
Ja, wir haben bereits einige Ideen für Erweiterungen. Eine ist die Ergänzung von Gebieten, Spielkarten und Ereignissen, die den Spielern Partien in anderen Teilen der Welt eröffnen.“

Werdet ihr in Essen sein, um Europa Universalis The Board Game zu präsentieren? Wird es eine deutsche Ausgabe geben oder eine deutsche Spielanleitung? Sind Reservierungen erforderlich?
„Wir sind natürlich in Essen. Du kannst uns am Stand von Paradox Interactive finden, in Halle 5, Stand A104. Wir hatten leider keine Zeit, die Spielregeln oder Spielmaterialien für die diesjährige Spielemesse auf Deutsch zu übersetzen. Bei den Testpartien gilt: Wer zuerst kommt, spielt zuerst.
Wer sich für die kommende Kickstarter-Kampagne für das Spiel interessiert, kann unseren Newsletter zu Europa Universlis abonnieren.“

Translation

English version (interview only)

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