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Bernd Eisenstein über sein Spiel Porto Carthago

Porto Carthago von Irongames

Konkurrenzlos einen Platz im Palast sichern

Bernd, letztes Jahr hast du mit Peloponnes dein erstes Spiel im eigenen Verlag vorgelegt. Scheinbar war die Entscheidung richtig, das Spiel selbst zu veröffentlichen? Welches Fazit ziehst du aus einem Jahr Eigenverlag?
„Es war natürlich viel Stress, aber es hat sich wirklich gelohnt. Sicher, das Risiko war groß, aber ich war 100-prozentig überzeugt von dem Spiel und die Resonanzen waren überwiegend positiv. Ich konnte ins Verlagsleben reinschnuppern, sehe jetzt Spieleproduktion und Preisgestaltung mit anderen Augen.
Es ist faszinierend von Anfang bis Ende die Entstehung eines Brettspiels zu gestalten. Ich habe während der Prozesse vieles gelernt, mache aber immer noch Fehler und lerne weiter hinzu.“

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In Essen wirst du das Spiel Porto Carthago präsentieren. Wieder ist das Setting im Mittelmeer der Antike angesiedelt. Was reizt dich an diesem Thema? Warum kein Mittelalter oder etwas ganz anderes?
„Schon wenn ein Spiel entsteht, denke ich in der Antike. Ich liebe diese Zeit und verschlinge alle Beiträge über die Verstrickungen, über die frühen Errungenschaften dieser Völker. Was da bereits großes geleistet wurde, mit solch technisch limitierten Mitteln ist Wahnsinn. Vielleicht wird das ja zum Markenzeichen von Irongames, wer weiß. Das Mittelalter ist nach wie vor attraktiv und auch ich kann mich dessen Reiz kaum entziehen, wenn neue Spiele in diesem Setting erscheinen. Die Moderne dagegen finde ich ziemlich ‚unsexy‘ als Spielthema. Ganz selten spricht mich aus der Sparte ein Spiel an.“

Um was geht es im Spiel inhaltlich, was ist Aufgabe der Spieler?
„Fremde Schiffe kommen im Hafen von Karthago an und wollen mit bestimmten Waren beliefert werden. Dafür erhalten die Spieler Handelspunkte und Geld. Eine weitere Möglichkeit Geld und Handelspunkte zu bekommen ist das Ausschicken eigener Schiffe, was allerdings mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Wer dieses Risiko minimieren will, schmälert so seinen Erlös. Das eigentliche Ziel der Spieler ist allerdings sich Plätze im Palast zu sichern. Dazu benötigt man den Großteil des Geldes.“

Mit welchen Mechanismen setzt du dieses Thema um? Wie funktioniert der Ablauf?
„Die Aktionen laufen über ausliegende Aktionskarten. Zum Ausführen muss man seine Untertanen einsetzen. Im Gegensatz zu anderen ‚Worker placement‘ Spielen sind hier die meisten Plätze nicht limitiert, allerdings kommt man selbst mehr und mehr in Bedrängnis, dass man über zuwenige Untertanen verfügt. Das Figurenmanagement macht die Sache so interessant. Dazu muss man wissen, dass nicht eingesetzte Figuren Einkommen generieren. Man muss sich deshalb genau überlegen, was man mit seinen Untertanen anstellt.“

Gegenüber Peloponnes scheint das Spielstrategischer und etwas mehr ein „Freakspiel“ zu sein. Wer wird es mögen, wer sollte es meiden?
„Ja, Porto Carthago ist schon ein wenig komplexer als Peloponnes. Es bietet mehr Tiefe, allerdings ist es dabei nicht wesentlich komplizierter als Peloponnes. Ich denke, die meisten Leute, denen Peloponnes gefallen hat, werden Porto Carthago auch mögen.
Man hat eine größere Entscheidungsgewalt und muss das Geschehen sehr genau beobachten. Vielleicht wird aber gerade das den Spielern, die leichte Kost bevorzugen, zu hart sein. Wer an Peloponnes vor allem die durchs Spiel bestimmten Vorgaben gemocht hat, sollte versuchen, Porto Carthago erstmal anzutesten, bevor er blind zuschlägt.“

Kannst du bitte den Spielern für ihre erste Partie einen Tipp geben, worauf sie besonders achten sollen, um möglichst erfolgreich zu sein?
„Da man auf zwei Arten zu Geld und Handelspunkten kommen kann, ist es wichtig, nicht das zu tun, was alle tun. Wenig Konkurrenz zu haben, ist sehr wichtig. Es gibt einen Pfad (Intrigepfad), mit dessen Hilfe kommt man ebenfalls zu Plätzen im Palast, die für den Sieg wichtig sind. Diesen sollte man nicht vernachlässigen, auch wenn in manchen Partien sich den Spielern der Sinn nicht gleich erschlossen hat. Manchmal gibt es hier aber auch eine richtige Gruppendynamik.
Beobachten ist natürlich sehr wichtig – welche Privilegien haben die Spieler noch zur Verfügung, und will ich Startspieler sein in der neuen Runde, um bestimmte Aktionen als erster durchführen zu dürfen.“

Porto Carthago soll Anfang Oktober erhältlich sein. Sollten Besucher der Spiel sich dennoch ein Exemplar reservieren lassen?
„Für mich als Verleger sind Vorbestellungen ganz wichtig, um weiter (mit Blick auf 2011) zu kalkulieren. Um dafür den Anreiz zu erhöhen, gibt es die neue Peloponnes Hellas-Erweiterung und eine noch geheime Minierweiterung (ebenfalls für Peloponnes) kostenlos dazu, wenn jemand vorbestellt.
Gut, ausverkauft wird Porto Carthago nicht gleich sein, aber es zeichnet sich wohl ab, dass es dieses Mal schneller geht. Von Peloponnes liegen die letzten paar Exemplare hier.“

Die erste 300 Exemplare werden mit Hellas, einer Erweiterung für Peloponnes, verkauft. Was beinhaltet diese Erweiterung?
„Nein – die ersten 300 Exemplare werden mit einer noch geheimen Erweiterung geliefert. Hierzu möchte ich noch nichts sagen. Die Hellas-Erweiterung gibt es offiziell zu erwerben und wird den Vorbestellern gratis beigelegt. Die Hellas-Erweiterung beinhaltet drei neue Zivilisationen (Syrakus, Delphi und Theben), zwei neue Seeplättchen (für die erste See-Erweiterung) und weitere Gebäude (Koloss, Münzpräge und Orakel) und Landschaften. Das Spiel verläuft eine Runde länger. Das entzerrt etwas die Katastrophen. Die neuen Gebäude erlauben Punktmodifizierungen. Das gibt dem Spiel neue Spannung und einen weiteren interessanten Aspekt.“

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1 Kommentar

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Leser 28. August 2010 at 07:42

Ich nehme an, Bernd meinte Vorbestellungen seien nicht ganz unwichtig… 🙂

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