Lizenz zur entschiedenen Fiesheit
Michael, bei Kosmos veröffentlichst du zur Spiel in Essen Der Pate. Das klingt nach einem Mafia-Thema. Wie kamst du auf dieses Thema?
„Auf Anfrage. Kosmos hat sich um die Lizenz bemüht und ist dann auf mich zugekommen. Ich habe es ja ganz gern, wenn ich mich mit einem konkreten Thema ‚spielerisch’ beschäftigen kann. In diesen Luxus bin ich nun schon öfter gekommen, auch wenn das nicht automatisch bedeutet, dass am Ende immer ein Spiel von mir daraus wird. Das Thema Mafia hat mich sofort gefesselt, und ich bin froh, dass es geklappt hat.“
Kannst du uns bitte in zwei, drei Sätzen sagen, um was es inhaltlich geht? Was ist Aufgabe der Spieler?
„Jeder Spieler verkörpert als Pate das Familienoberhaupt einer Mafiafamilie. Wie nicht anders zu erwarten, geht es um Geld. Wer am Ende das meiste davon hat, gewinnt. Allerdings gibt es eine Einschränkung, die die Spieler im Auge behalten müssen. Für eine erfolgreiche Mafiafamilie spielen auch Ansehen in der Bevölkerung und Einfluss auf die Entscheidungsträger der Stadt eine wichtige Rolle. Wer dies außer Acht lässt, läuft Gefahr zu scheitern. Da nützt dann auch das viele Geld nichts mehr.“
Wie funktioniert das im Spiel? Welche Mechanismen setzt du ein, um die Geschichte von ‚Der Pate‘ aufs Brett zu bekommen?
„Motor des Spiels sind vier verschiedenfarbige Würfel. Diese legen die Spieler während ihres Spielzuges auf ihrem eigenen Tableau ab. Die Tableaus zeigen vier Aktionsleisten, die wiederum in verschiedene Aktionsfelder unterteilt sind, auf denen die Würfel abgelegt werden. Zuerst würfelt der Spieler mit allen vier Würfeln, legt einen davon in die erste Zeile. Dann würfelt er die verbleibenden drei Würfel neu und legt einen davon in der zweite Zeile ab usw. Während in der ersten Zeile nur die Augenzahl von Bedeutung ist, hängen die jeweiligen Aktionen in den anderen drei Zeilen auch davon ab, welche Farbe der dort abgelegte Würfel hat. Das macht einen wesentlichen Teil des Spielreizes aus. Wenn ich beispielsweise in der ersten Zeile den weißen Würfel ablege, nehme ich dafür in Kauf, dass ich weiter unten meinen Bankier nicht mehr nutzen kann, weil ich dafür den weißen Würfel brauche. Jeder Würfel steht für eine familienpolitische Entscheidung, die ich als Pate zu treffen habe. Ich denke, man taucht schnell in die Gangsterwelt ein und hat wirklich das Gefühl, die Geschicke der eigenen Familie zu leiten. Das wird nicht zuletzt durch die tollen Illustrationen von Franz Vohwinkel und die bekannten Zitate aus dem Film auch atmosphärisch sehr gut transportiert.“
Gibt es für Spieler einen Tipp, worauf sie beim ersten Spiel achten sollten?
„Naja, ich habe an dieser Stelle ja schon mal erwähnt, dass ich es eigentlich besser finde, wenn die Spieler ein Spiel zunächst einmal entdecken müssen. Fehler zu machen, gehört aus meiner Sicht dazu. Wer aber gleich in der ersten Partie gut spielen will, sollte sich vorher sein Tableau genau ansehen. Es ist schon hilfreich, wenn man sich vorher damit beschäftigt, welche Aktionen mit welcher Würfelfarbe möglich sind. Wenn sich beispielsweise gerade viele meiner Figuren im Gefängnis befinden, kann es sinnvoll sein, den roten Würfel bis zum Schluss (vierte Aktionszeile) aufzuheben, um sie mit einem Anruf bei der Staatsanwältin wieder freizubekommen. Da muss man unter Umständen vorher auch mal einer lukrativen Verlockung widerstehen können. Oder auch nicht. Grundsätzlich schränke ich mit jedem Würfel, den ich ablege, die weiteren Möglichkeiten in meinen Spielzug ein. Da ist es natürlich von Vorteil, wenn ich die Zusammenhänge verinnerlicht habe. Ich denke aber, das wird spätestens bei der zweiten Partie ohnehin so sein.“
Das Thema ist zwar nicht gerade verbraucht, aber es gab in den letzten Jahren immer wieder Mafia-Spiele. Worin unterscheidet sich deiner Meinung nach Der Pate von anderen Mafia-Spielen?
„Um ehrlich zu sein, kenne ich nur Capone und mein eigenes Lemming-Mafia-Spiel. Letzteres ist ja vor allem ein NichtLustig-Spiel und sicher nicht mit Der Pate zu vergleichen. Mit Capone gibt es vor allem Parallelen im Setting. In beiden Spielen geht es primär darum, den Reichtum der eigenen Familie zu mehren, mit mehr oder weniger feinen Mitteln. Damit erschöpfen sich aber auch schon die wesentlichen Gemeinsamkeiten. Capone ist ja vor allem kartenbasiert, während bei Der Pate die Würfel das Geschehen auf dem Spielplan vorantreiben.“
Das Thema ist nicht unbedingt typisch familienfreundlich. Kosmos ist aber ein Verlag, der die typischen Familienspiele-Spieler in großer Zahl anspricht. Wen siehst du für Der Pate als Zielgruppe?
„Über Zielgruppen mache ich mir als Autor gar nicht so viele Gedanken. Ich will ein gutes Spiel entwickeln. Wenn ‚Der Pate’ das Thema sein soll, muss es auch ein echtes Mafiaspiel sein, um thematisch glaubwürdig zu sein. Je mehr Spieler dann hinterher daran Spaß haben, desto mehr freut es mich natürlich. Was den Mechanismus betrifft, ist das Spiel nicht sonderlich kompliziert und hat einen eingängigen Ablauf. Wenn man einmal erlebt hat, welche Möglichkeiten die einzelnen Würfel bieten, ist das Spiel in knapp einer Stunde gespielt. So gesehen ist das Spiel auf jeden Fall familientauglich, bezogen auf das etwas rauere Thema sollte das aber jeder für sich selbst entscheiden.
Ich persönlich finde es toll, dass es mir gerade wegen des Themas erlaubt war, endlich mal ein Spiel zu machen, bei dem man mal wieder jemanden rausschmeißen kann. Das sollte man sich aber gründlich überlegen, denn das kann einen schon mal teuer zu stehen kommen.“
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1 Kommentar
Hallo, auf der Seite 4 der Sielregel "Der Pate" hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen. Es darf nicht Einkommen, sondern Einfluss heißen. Der Freund der Familie darf zwei Felder Ansehen oder Einkommen ist falsch. Gemeint ist wohl Einfluss. Viele Grüße Arnold Fuck P.S. Ultra-tolles Spiel